Innovationstreiber Rechenzentren

Rechenzentren als Innovationstreiber und zuverlässige Basis einer zukunftsfähiger IT-Infrastruktur

Wer kann sich heute noch vorstellen, eine Reise offline zu planen, mit den Kollegen nur per Brief und Festnetzanschluss zu kommunizieren oder eine Rechnung mit einem Print-Überweisungsformular zu bezahlen? Die Digitalisierung hat nach und nach jeden Bereich unseres Lebens durchdrungen. Und die Geschwindigkeit, mit der diese Entwicklung inzwischen fortschreitet, ist atemberaubend – ebenso die Menge an Daten, die dafür gespeichert, gesichert und in Sekundenschnelle um die Welt geschickt werden muss. Und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen: Bis 2025 soll die Menge der Daten auf 175 Zettabytes anwachsen.

Damit diese Datenmengen auch verarbeitet werden können, muss die IT-Infrastruktur mit der Weiterentwicklung der Technologien Schritt halten. Während der Ausbau der Datenübertragung beispielsweise mit Diskussionen um 5G in aller Munde ist, führt die Frage „Wie können wir auch künftig unsere Datenmengen sinnvoll speichern?“ ein relatives Schattendasein. Und dass, obwohl sie für Wirtschaft und Gesellschaft von eklatanter Bedeutung ist. Datenspeicherung findet vor allem in Rechenzentren statt. Wie also sieht es aus, das Rechenzentrum der Zukunft? Und welche Faktoren werden dieses beeinflussen?

Einfluss durch Nutzer und Marktumfeld

Neben der bereits angesprochenen reinen Menge an Daten beeinflussen noch andere Faktoren die Marktdynamik im digitalen Umfeld. Eine große Rolle spielt beispielsweise die Erwartungshaltung der Nutzer: Niemand will heute mehr zwei Minuten warten, bis sich eine gesuchte Webseite aufbaut, schon gar nicht auf mobilen Endgeräten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass rasche Übertragungsraten und eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit für jeden ein absolutes Muss sind, der seine Kunden oder User behalten möchte.

Gleichzeitig sind auch die Anforderungen an die Datensicherheit und Skalierbarkeit noch einmal deutlich gestiegen. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen nutzen und speichern Verbraucher sowie Unternehmen inzwischen viel häufiger sensible Daten virtuell. Zum anderen haben sich gleichzeitig die Hackerangriffe vervielfacht: So sind laut einer bitkom-Studie in den vergangenen zwei Jahren 75 Prozent der befragten Unternehmen Opfer eines Cyberangriffs geworden[1]. So müssen auch die Rechenzentren dafür sorgen, in punkto Sicherheit stets dem „State of the Art“ zu entsprechen.

Nachhaltigkeit nimmt künftig zentrale Position ein

Während die Bereiche Geschwindigkeit und Sicherheit seit den Anfängen der Digitalisierung immer schon Fokusthemen waren, wird in den nächsten Jahren ein weiteres mehr Gewicht erhalten: Nachhaltigkeit. Dank Fridays for Future & Co. ist der Klimawandel endlich in der Gesellschaft und Politik präsent. Langfristig werden nur die Unternehmen erfolgreich sein, die nachhaltig denken, wirtschaften und handeln. Und das betrifft eben nicht nur die Produktwelt, sondern auch die gesamte Infrastruktur – angefangen bei der IT. Denn diese ist mit ihrem enormen Stromverbrauch tatsächlich eine Herausforderung. Umweltverträgliche Rechenzentrums-Konzepte sind ein Schlüssel zu einem kleineren CO2-Abdruck von Unternehmen und haben den Nebeneffekt, dass sie auch die IT-Kosten senken können. Der Einsatz von Ökostrom ist eine Möglichkeit für mehr Nachhaltigkeit.

Aber es gibt noch weitere Stellschrauben, die ein Datacenter umweltverträglicher machen. So sorgt beim Bau eines neuen Rechenzentrums ein modulares Konzept für eine rasche Umsetzung und damit eine geringe Umweltbelastung, denn die Standardmodule lassen sich nachhaltiger herstellen.  Auch moderne Klimatisierungskonzepte helfen, Ressourcen zu sparen. So kann über flächendeckende Kaltgang-Einhausungen – eine zentrale Maßnahme zur Optimierung der Kühlung – mit Sensoren die Klimatisierung optimal gesteuert werden. Die dabei entstehende Warmluft wird über Wärmepumpen zum Beheizen des Gebäudes genutzt. Das spart CO2 und hält die Betriebskosten gering.

Der Standort als Politikum

Wenn der Kapazitätsbedarf steigt, werden auch mehr Rechenzentren benötigt. Zu klären bleibt, wo man diese am besten platziert. Und hier sind nicht nur die Betreiber der Zentren gefragt, sondern auch die Kommunen. Die Flächen in Ballungszentren, die auch den größten Kapazitätsbedarf haben, ist begrenzt und teuer. Als wäre das nicht fordernd genug, muss auch die BSI-Richtline beachtet werden. Diese sieht zwischen zwei Rechenzentren eine Distanz von mindestens 200 km vor, damit im Falle von Naturkatastrophen wie beispielsweise Erdbeben nicht alle Standorte der Region gleichermaßen betroffen sind. Diese Vorgabe wirft bei Unternehmen und Rechenzentrumsbetreibern zusätzliche Fragen auf – und generiert wahrscheinlich neuen Bedarf an Rechenzentrumsflächen.

Bei all diesen Themen sind politische Lösungen nötig, das Engagement der Verantwortlichen hält sich derzeit allerdings noch in maßvollen Grenzen. Und das obwohl inzwischen klar sein dürfte, wie wichtig eine zukunftsfähige flächendeckende IT-Infrastruktur für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist. Ebenfalls zu klären ist, wie der steigende Strombedarf sinnvoll und ressourcenschonend zu decken ist.

Rechenzentren sollen Stabilität in einem extrem dynamischen Umfeld bieten. Klar ist, dass dies nur mit Anlagen gelingen kann, die so konzipiert sind, dass sie sich an Veränderungen möglichst einfach sowie kosten- und umweltschonend anpassen können. Nicht umsonst geht der Trend inzwischen zu den wendigeren Micro- und Edge-Rechenzentren mit Colocation-Angeboten. Unternehmen finden hier ein Umfeld, das für jede ihrer notwendigen Entscheidungen die passende Infrastruktur bietet – und sie so zukunftsfähig macht.

Über den Autor:

Wolfgang Kaufmann verantwortet die Planung, den Bau und Betrieb von Rechenzentren. In seiner Funktion hat er das erste in komplett modularer Bauweise errichtete Rechenzentrum in Deutschland realisiert und entscheidend mitgestaltet. In über 20 Jahren Branchenerfahrung hat Wolfgang Kaufmann mehr als 20.000 qm Rechenzentrumsfläche gebaut und betrieben. Sein Spezialgebiet ist der stetige Einsatz von innovativen und energieeffizienten Infrastrukturlösungen.


[1] bitkom: Spionage, Sabotage und Datendiebstahl –Wirtschaftsschutz in der vernetzten Welt (Studienbericht 2020)

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