Digitalisierung: Treiber der Intralogistik
Dr. Martin Böhmer, Vice President Global Technology bei SSI Schäfer, erläutert der TREND-REPORT Redaktion die steigende Bedeutung einer Logistikorganisation, die mit der digitalen Transformation geht. SSI Schäfer unterstützt Unternehmen darin, ihre Logistikprozesse effizient und zukunftsfähig zu gestalten.
Wie macht sich die digitale Transformation in der Logistik bemerkbar?
Wir befinden uns mittendrin in der digitalen Transformation. Ging es zunächst um die Nutzung digitaler Technologien und die Optimierung bestehender Prozesse, rückt nun schon die zweite Welle der digitalen Transformation an, in der die komplette Wertschöpfung digitalisiert oder sogar neue Geschäftsmodelle eingeführt werden. Digitalisierung ist endgültig auf der Strategieebene angekommen. Dies führt zu einem radikalen Strukturwandel mit neuen Möglichkeiten.
Automatisierung und Digitalisierung verändern die Strukturen der Intralogistik für Industrie und Handel – und zwar in allen Größenordnungen, von den kleinen bis mittelständischen Unternehmen bis hin zu den großen Global Playern. Technologische Neuheiten ziehen ins Lager ein, wie autonome mobile Roboter, fahrerlose Transportsysteme und stationäre Roboter für die verschiedensten Anwendungen. Doch die Entwicklungen gehen immer weiter – mit zum Beispiel innovativen Wearables wie Exoskeletten, Cobots – also Roboter, die mit Menschen im gleichen Raum ohne Zäune zusammenarbeiten – und Drohnen für Transporte innerhalb und außerhalb der Lager.
Dr. Martin Böhmer erklärt: „Der Einsatz von KI erreicht in der Intralogistik zur Optimierung von Prozessen, Energieverbrauch und Wartung eine neue Dimension.“
Wird die mobile Robotik künftig zum Gamechanger im Lager?
Heute erfolgt der Materialfluss und damit auch die physikalische Synchronisation zwischen Lager, Auftragsbehältern und Kommissionierstationen oftmals durch aufwändige Fördertechnik, durch Sorter oder mehrstufiges Handling. Im Lager der Zukunft erobern zunehmend schwarmartig organisierte mobile Transportroboter das Feld. Die Intralogistik von heute und morgen ist untrennbar mit hochmoderner Software verknüpft, die mittels Echtzeit- Analysen, smarter Datenverarbeitung und Optimierungsalgorithmen die komplexen Prozesse im Lager optimal steuert und lückenlose Transparenz gewährleistet. Durch die Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz und der ganzheitlichen Vernetzung werden Roboter in Zukunft auch komplexe Aufgabenstellungen in der Logistik zuverlässig ausführen können.
Welche Rollen nehmen das Internet of Things und die künstliche Intelligenz in der Intralogistik ein?
Durch das Internet der Dinge (IoT) können unter anderem die Logistikdaten wie z. B. Prozess-, Produkt- und Maschinendaten in Echtzeit analysiert werden. Das bedeutet also, dass die Digitalisierung die Auftragsabwicklungs- und Logistikprozesse signifikant verbessern wird. Plattformen für Logistikdaten und der entsprechende Datenaustausch erlauben die Steuerung und Koordination der Supply Chain. Der Einsatz von KI erreicht in der Intralogistik zur Optimierung von Prozessen, Energieverbrauch und Wartung eine neue Dimension. Im Vergleich zu klassischen Optimierungsmethoden können nun viel komplexere Zusammenhänge und Einflussfaktoren in Bezug gesetzt und optimale Entscheidungen getroffen werden.
Bei den digitalen Prozessen ist Cybersecurity eine grundlegende Notwendigkeit, oder?
Ja, Datensicherheit ist Grundvoraussetzung in der Intralogistik, hier gilt es, höchsten Standards zu entsprechen. Denn je stärker Prozesse, Maschinen und Produkte vernetzt sind, desto mehr Daten erzeugen sie. Ein orchestrierter Datenaustausch steigert die Prognosefähigkeiten in der Logistik und ermöglicht autonome KI-basierte Entscheidungen innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette, wovon alle Akteure profitieren.
Wie sieht die Zukunft des Arbeitens aus?
Der Mensch rückt verstärkt ins Zentrum der neuen Arbeitswelt. Neue Technologien sollen den Menschen nicht ersetzen, sondern ihn entlasten, ihm neue, gesundheitlich weniger belastende Tätigkeiten und qualitativ höherwertige Aufgaben zuweisen. In der Intralogistik der Zukunft plant und überwacht der Mensch die Prozesse, er schleppt keine Pakete mehr. Dies bedeutet aber auch teils geänderte Beschäftigtenprofile, Organisationsveränderungen und Weiterbildungsbedarf.
Im Porträt:
Seit dem 1. April 2022 verantwortet Dr.- Ing. Martin Böhmer als Vice President Global Technology das weltweite Innovations- und Technologiemanagement der SSI Schäfer Gruppe. Von 2010 bis 2022 war er beim Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) zuständig für das Management von Logistik-IT und das betriebliche Informationsmanagement in logistischen Ökosystemen, zuletzt als Leiter der Abteilung „Informationslogistik und Assistenzsysteme“. Davor war Martin Böhmer bei einem großen, australischen Logistikdienstleister und einem IT-Consulting-Unternehmen in Bochum tätig. Sein Studium an der Technischen Universität Dortmund schloss er mit einem Diplom in Informatik und einem Diplom in Logistik ab. Im Anschluss erfolgte berufsbegleitend die Promotion an der Fakultät Maschinenbau der TU Dortmund.
CC BY-ND 4.0 DE
https://creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de#
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