Das neue Gesellschaftsmodell Society 5.0 ist technologiebasiert, auf den Menschen fokussiert und umfasst eine Vielzahl „smarter“ Anwendungsszenarien. Der ursprünglich von der japanischen Regierung geprägte Begriff Society 5.0 steht für eine intelligente, vollständig vernetzte und nachhaltige Gesellschaft. Oberste Ziele der Society 5.0 sind eine Verbesserung der Lebenswelt und Erhöhung der Lebensqualität. Das Fundament der Society 5.0 bilden digitale Infrastrukturen, Plattformen und Services. Sie basieren auf smarten Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Robotik, Internet of Things (IoT) und Blockchain, aber auch auf Augmented und Virtual Reality oder Robotic Process Automation (RPA). Diese Technologien haben inzwischen einen Reifegrad erreicht, der die größten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umwälzungen seit der industriellen Revolution ermöglicht.

Die verstärkte Nutzung smarter Technologien im Zuge der Society-5.0-Einführung hat direkte Konsequenzen für den einzelnen Menschen. In der Arbeitswelt verändern oder erweitern KI und Digitalisierung das menschliche Tätigkeitsspektrum. Typisches Beispiel sind Branchen, in denen verstärkt Maschinen und Roboter zum Einsatz kommen – wie in der Fertigungsindustrie. Das heißt, traditionelle Arbeitsplätze fallen künftig weg, sodass Fortbildungen und Umschulungen unumgänglich werden. Smarte Technologien werden das Fundament unterschiedlichster Anwendungsfälle bilden: für die Vernetzung unserer Fortbewegungsmittel mit „Smart Mobility“, für eine nachhaltige Ressourcennutzung mit „Smart Resources“, für einen höheren Bewohnerkomfort in der „Smart City“, für den Aufbau hochmoderner Produktionsumgebungen in der „Smart Factory“, für einen schlanken Staat mit „Smart Government“ und für eine intelligente Gesundheitsfürsorge mit „Smart Healthcare“.

Umsetzung

Bei der Umsetzung der Society 5.0 gibt es drei zentrale Aufgaben: die Schaffung der gesellschaftlichen Akzeptanz, das Vorantreiben der Nutzenargumentation und die Anpassung der Bildungssysteme. Die gesellschaftliche Akzeptanz ist die Grundvoraussetzung, um die Society 5.0 erfolgreich zu gestalten. Dazu ist in erster Linie eine Nutzenargumentation unabdingbar. Es muss gezeigt werden, welche generellen Chancen und konkreten Vorteile die Society 5.0 bietet. Vor allem auch das Bildungssystem muss auf die neue Society 5.0 ausgerichtet werden – und zwar in Forschung und Lehre gleichermaßen. Durch die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung der Lebenswelt stehen Universitäten wie Schulen in der Pflicht, ihre Bildungsprogramme für Digital Natives anzupassen, gerade auch hinsichtlich der Qualifizierung der nächsten Generation für den Arbeitsmarkt von morgen.

Selbstverständlich dürfen auch die Kritikpunkte an Society-5.0-Modellen nicht unberücksichtigt bleiben. Vor allem muss klargestellt werden, dass eine reine Technologie- und Innovationsgläubigkeit der falsche Ansatz ist. Gesellschaftliche, ethische und juristische Fragen müssen beantwortet und entsprechende Leitlinien vorgegeben werden. Eine KI sich selbst zu überlassen und Algorithmen maximale Entscheidungsbefugnis einzuräumen, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Es sind folglich klare Regelungen zu finden, Richtlinien aufzustellen und umzusetzen. Selbstverständlich muss dann auch ihre Einhaltung kontrolliert und überwacht werden. Die immensen ethischen und juristischen Herausforderungen zeigen sich gerade bei den Entwicklungen rund um das autonome Fahren.

Klare Verhaltensregeln sind das eine, die Sicherheit das andere. Society 5.0 bedeutet auch, dass erhebliche Mengen persönlicher Daten erhoben und systemübergreifend geteilt werden. Das Ergreifen adäquater Sicherheitsmaßnahmen ist hier ein absolutes Muss. NTT Security etwa nimmt die fortschreitende Society-5.0-Entwicklung zum Anlass, neue Lösungen und Services für die zunehmend vernetzten Systeme und Applikationen zu konzipieren: von der IoT- bis zur Cloud-Sicherheit.

Eines steht fest: Die weitere Digitalisierung ist nicht aufzuhalten – und ebenso wenig die Society 5.0. Eine offene und kritische Auseinandersetzung mit der digitalen Zukunft ist für Politik, Gesellschaft und Industrie deshalb eine absolute Notwendigkeit und zwar nicht irgendwann, sondern hier und jetzt.

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