Digitale Neugier

Gastbeitrag von Nina Herten und Jens Becker

 

„Digitale Neugier” als Mitarbeiterkompetenz: Entscheidender Faktor in der Transformation im Mittelstand

Die digitale Transformation ist ein unaufhaltsamer Wandel, der Unternehmen aller Branchen und Größenordnungen betrifft. Studien und Umfragen konzentrieren sich häufig auf den Stand der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft. Sie kommen immer wieder zu dem Ergebnis, dass kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) die Möglichkeiten der Digitalisierung nicht ausreichend erkennen und umsetzen – und das obwohl digitale Transformationsprojekte sich häufig durch einen unmittelbaren Effizienzgewinn und einen klar messbaren Return on Investment auszeichnen und somit eine klare, positive ökonomische Perspektive sind. Eine erfolgreiche digitale Transformation der Wirtschaft erfordert eine systematische Digitalisierung der KMU, immerhin machen KMU 99,4 Prozent des Unternehmensbestands in Deutschland aus (Quelle: Bundesnetzagentur).

In diesem Kontext hebt LEVACO Chemicals, ein mittelständisches Chemieunternehmen, nicht nur die technologischen Aspekte der digitalen Transformation hervor, sondern setzt einen klaren Fokus auf den oft übersehenen, aber entscheidenden Faktor Mensch.

„Inmitten von Fachkräftemangel und dem Bestreben, die Kostenstruktur im Blick zu behalten, wird der intelligente Einsatz digitaler Lösungen zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor.“

Wertschöpfung durch Digitalisierung steigern

Insbesondere für wachsende mittelständische Unternehmen stellt die Digitalisierung im Verwaltungsbereich einen der wichtigsten Hebel dar, um in der Organisation die Basis zur Bewältigung immer breiter werdender Aufgabenspektren und Prozesse zu gewährleisten. Inmitten von Fachkräftemangel und dem Bestreben, die Kostenstruktur im Blick zu behalten, wird der intelligente Einsatz digitaler Lösungen zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor.

Ein konkretes Beispiel aus dem Bereich Kundenmanagement verdeutlicht die Relevanz: In der Anfangsphase von Unternehmen – bei kleinen Teams und überschaubaren Vertriebsaktivitäten – genügen pragmatische Excel-Listen und das Controlling als zentraler Ansprechpartner für Auswertungen aller Art. Mit zunehmender Komplexität, Geschäftswachstum und Internationalisierung steigt jedoch der manuelle Aufwand für Analysetätigkeiten überproportional. Intelligente CRM- und Analysesysteme ermöglichen die Bewältigung dieser manuellen Tätigkeiten und schaffen so Kapazitäten für zusätzliche Aufgaben, die durch das Wachstum entstehen. Nicht-wertschöpfende Tätigkeiten werden somit von digitalen Tools übernommen und lassen mehr Zeit für Kunden- und Projektbetreuung – trotz gleichbleibendem Overhead.

Durch die Einführung der cloud-basierten CRM Lösung von SAP bei der LEVACO gelingt es, alle Schlüsselinformationen zu Kunden, Projekten und möglichen Potentialen an einer zentralen Stelle digital und 24/7 zur Verfügung zu stellen. Gerade neue Mitarbeitende schätzen die Möglichkeiten, sich auf Basis der im System vorhandenen Informationen schnell befähigt zu werden, in das operative Tagesgeschäft einzusteigen. Durch den „Single-Point-of-Truth“ und eine nahtlose Integration in des ERP System, entfällt nach weniger als einem Jahr nach Go-Live ein Großteil der manuellen Auswertungen, da diese im System einsehbar sind und Standard-Analysen durch einfache Filter und nutzerfreundliche Bedienbarkeit selbst erstellt werden können. Selbstverständlich werden durch intelligente Berechtigungssysteme und DSGVO-konformer Ablage dabei auch die Sicherheitskriterien an ein solches System erfüllt.

Bei der Implementierung dieser Lösung wurde im laufenden Prozess deutlich, dass es dabei nicht nur auf die technologischen Aspekte selbst ankommt – auch das frühzeitige Einbinden der Mitarbeitenden in die Entwicklung der Lösung sowie kontinuierliche Schulung sind zwingend notwendig, um solche Tools effizienzsteigernd zu implementieren.

Dabei wird deutlich, dass die „digitale Neugier“ der Mitarbeitenden zum Erfolgsfaktor zählt. Angestellte sollen nicht nur passive Konsumenten von Lösungen sein, sondern aktive Gestalter digitaler Innovationen. Ein Schlüsselelement ist dabei die digitale Affinität der Mitarbeitenden. Diese wird als unerlässlich betrachtet, um Abteilungsprozesse erfolgreich zu digitalisieren und somit die Grundvoraussetzung für eine gelungene Transformation zu schaffen.

„Anstatt Anforderungen dezidiert in überbürokratisieren Lasten- und Pflichtenheften festzulegen, erfordert die Implementierung digitaler Tools eine agile Herangehensweise:“

Digitalisierung erfordert ein Umdenken

Der digitale Transformationsprozess nimmt eine beträchtliche Zeitspanne in Anspruch. Projekte werden häufig nicht zeitgerecht abgeschlossen, und digitale Lösungen werden mitunter in unzureichender Qualität bereitgestellt. Diese Verzögerungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden hinsichtlich der digitalen Lösungen, sondern werfen auch ein Licht auf grundlegende Herausforderungen.

Die Ursachen dafür liegen häufig in der traditionellen Herangehensweise bei der Entwicklung neuer, digitaler Lösungen. Anstatt Anforderungen dezidiert in überbürokratisieren Lasten- und Pflichtenheften festzulegen, erfordert die Implementierung digitaler Tools eine agile Herangehensweise: Gemeinsam erarbeitet das Projektteam in Iterationen Stück für Stück ein Lösungskonzept was die Bedürfnisse des Users in den Vordergrund stellt. So ist es möglich, während der Entwicklung von Systemen auf neue Anforderungen flexibel reagieren zu können, anstatt sich an starre, festgelegte Strukturen und Anforderungen zu halten.

Diese Herangehensweise erfordert auch, dass die Mitarbeitenden in so einem Projektteam Zeiträume haben, um sich mit dem Tool zu beschäftigen und ihre Anforderungen klar formulieren zu können. Fehlende „digitale Kompetenz“ führt außerdem häufig zu einer Informationsasymmetrie und Missverständnissen zwischen der IT und den Nutzenden.

Um die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen und als Learning aus vergangenen Projekten, setzt die LEVACO auf die Entwicklung eines Rahmenwerks für die Umsetzung von agilen Projekten und unterstützt die Organisation durch ein zentrales Projektmanagement sowie Key User und Product Owner in den Fachbereichen.

„Daher sollten Unternehmen bei der Digitalisierung im Blick haben, dass Mitarbeitende diese Kompetenzen mitbringen und diese aktiv fördern.“

Digitale Kompetenzen fördern

In der Praxis wird oft übersehen, ob die Mitarbeitenden, die an der Digitalisierung von Abteilungsprozessen beteiligt sind, über die notwendige digitale Affinität verfügen. Das bedeutet, dass die Mitarbeitenden in der Lage sind die richtigen Fragen stellen und das Zusammenspiel verschiedener Schnittstellen in digitalen Prozessen verstehen zu können. Daher sollten Unternehmen bei der Digitalisierung im Blick haben, dass Mitarbeitende diese Kompetenzen mitbringen und diese aktiv fördern.

Die Führungskräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie die richtigen Freiräume und Tools zur Verfügung stellen, um die digitale Transformation im Unternehmen zu unterstützen. Wie diese Förderung gelingt, zeigt sich z.B. beim Thema Künstliche Intelligenz: Die LEVACO fördert ihre Mitarbeitenden aktiv, sich mit KI-Tools auseinanderzusetzen und herauszufinden, wie diese gewinnbringend im Alltag eingebracht werden können. Ganz pragmatisch wurde so ein neuer Folienmaster durch den Einsatz von KI-gestützten Designtools entwickelt.

Freiräume für Mitarbeitende schaffen zahlt sich also aus. Als innovativer Mittelstand legt die LEVACO besonderen Wert darauf, Vorreiter zu sein und fördert so den Pioniergeist der Mitarbeitenden.

 “ Die LEVACO ist sich bewusst, dass nur durch erfolgreiches Change Management die Transformation gelingen kann und setzt daher auf Weiterbildung und das Schaffen von kreativen Freiräumen, um dem zentralen Element – der menschlichen Komponente – gerecht zu werden.“

Change Management und Chancen

LEVACO Chemicals geht über die allgemeinen Herausforderungen der digitalen Transformation hinaus und analysiert spezifische Aspekte, die oft übersehen werden. Die Komplexität von Digitalisierungsprojekten, die oft zu Verzögerungen und unzureichenden Ergebnissen führt, wird detailliert betrachtet. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem notwendigen Umdenken in Projekten und Prozessen, um den Anforderungen der digitalen Transformation gerecht zu werden. Die LEVACO ist sich bewusst, dass nur durch erfolgreiches Change Management die Transformation gelingen kann und setzt daher auf Weiterbildung und das Schaffen von kreativen Freiräumen, um dem zentralen Element – der menschlichen Komponente – gerecht zu werden. Die mangelnde digitale Kompetenz wird als ein Engpass identifiziert, der nicht nur zu ineffizienten Prozessen, sondern auch zu Missverständnissen und letztendlich wirtschaftlichen Schäden führen kann. Das Unternehmen unterstreicht die Notwendigkeit, Mitarbeitende in den Transformationsprozess einzubeziehen, ihre digitalen Kompetenzen zu fördern und so eine Win-Win-Situation zu schaffen.

 

Ausblick

Der Weg zur erfolgreichen digitalen Transformation ist komplex. Ein ganzheitlicher Ansatz, der Technologie und Mensch gleichermaßen berücksichtigt, ist jedoch erfolgversprechend.

Trotz der vielversprechenden Effizienzgewinne sieht sich gerade auch der Mittelstand in den wirtschaftlich herausfordernden Zeiten gezwungen, Investitionen in die digitale Transformation einmal mehr begründen und priorisieren zu müssen. Die LEVACO sieht jedoch in der Transformation auch ein Vehikel, die angestrebten Wachstumsziele durch Digitalisierung und Automatisierung zu unterstützen und somit auch die Wirtschaftlichkeit am Standort Deutschland zu sichern. Der richtige Digitalisierungsgrad muss für jedes Unternehmen individuell betrachtet werden – es gibt kein allgemeingültiges richtig oder falsch. Die LEVACO sieht einen besonderen Mehrwehrt darin, durch Digitalisierung Transparenz zu schaffen und die Mitarbeitenden zu befähigen, durch digitale Tools im besten Sinne des Unternehmens handeln zu können. Durch den Wegfall einfacher, nicht-wertschöpfender können die Ressourcen entsprechend neu verteilt werden. Wenn so Freiräume für Innovation und kreative Arbeit entstehen und diese Ressourcen für das Kerngeschäft – die Entwicklung und den Vertrieb von Prozesschemikalien – noch konzentrierter eingesetzt werden können, ist das ein großer Mehrwehrt. Diejenigen, die die digitale Transformation als einen umfassenden Wandel im Denken und Handeln verstehen, werden die Zukunft der Unternehmen bestimmen.

 

 

Über die Autoren

 

Nina Herten

Jens Becker

Nina Herten, Projektmanagerin und Assistenz in der Geschäftsleitung, setzt bereichsübergreifend Projekte zur digitalen Transformation um. Jens Becker ist Chief Financial Officer bei LEVACO Chemicals. Im Unternehmen verantwortet er das finanzielle Risikomanagement sowie die gesamte Finanzierung und Finanzplanung. Aber auch die Themen Arbeitgebermarke/HR, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Einkauf und Compliance liegen ihm am Herzen.

 

Weiterführende Informationen:
https://www.levaco.com/

 

 

 

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