Michael Hochgürtel, codecentric AG

Vom Start-up lernen

Interview mit Michael Hochgürtel, Vorstand der codecentric AG,
ungekürzte Fassung.

 

Die „digitale Transformation“ muss als Prozess begriffen werden, der ständigen Evolutionen unterliegt. In diesem Kontext erläutert Michael Hochgürtel, Vorstand der codecentric AG, im ausführlichen Interview mit der TREND-REPORT-Redaktion anschaulich die Philosophie der „agilen Software­entwicklung“.

Herr Hochgürtel, was verbindet die Begriffe und Themen Social Web, agile Softwareentwicklung, Cloud und Big Data im Kontext der Digitalisierung?
Ohne auf jedes einzelne Thema eingehen zu wollen, so könnte man die Digitalisierung mit einem Zehnkampf vergleichen. Hier gilt es nicht nur eine sondern mehrere Disziplinen zu beherrschen, und um eine Top-Position einzunehmen, in jeder Disziplin möglichst eine Höchstleistung zu erbringen. Denn, das kommt erschwerend dazu, man tritt nicht gegen lokale Wettbewerber, sondern häufig gleich gegen die Welt-Elite an.

Auch wenn Vergleiche häufig hinken, so muss man auch bei der Definition und Umsetzung der Digitalisierungsstrategie viele Werkzeuge und Methoden beherrschen.

Und damit kommen wir zu dem wesentlichen Erfolgsfaktor: Menschen mit den Fähigkeiten, die Strategie zu definieren, Tools und Methoden zu kennen, zu bewerten und zu implementieren. Der „War for Talents“ hat längst begonnen!

Welcher Trend bestimmt aus Ihrer Sicht die nächsten Jahre?
Bei der Vielzahl der Themen sind hier Propheten gefragt, oder die, die sich dafür halten. Auch wenn das Thema Cloud Computing schon abgenutzt erscheinen mag, so wird es meiner Meinung nach gerade auch für große Unternehmen deutlich an Bedeutung gewinnen – unabhängig ob Private oder Public Cloud! Es ist teilweise unglaublich, welche Open-Source-Lösungen verfügbar sind, um z.B. Server-Konsolidierung oder SAN-Konzepte nicht nur günstiger sondern auch besser umzusetzen.

Können Sie uns hierzu ein spezifisches Kundenprojekt benennen?
Eine unserer Referenzen für eine erfolgreiche Cloud-Lösung ist CenterDevice. Speziell im B2B-Umfeld bietet CenterDevice den sicheren Austausch und das sehr komfortable Wiederauffinden von Dokumenten. Erwähnenswert für die Datenschützer ist, dass es sich hierbei um eine ausschließlich deutsche Lösung handelt!

Immer kürzere Produktionszyklen treiben den Unternehmer. Wie unterstützen Sie mit Ihren Lösungen moderne, technologie-getriebene Unternehmen (time to market)?
Letztendlich muss es das Ziel eines Unternehmens ja sein, in möglichst allen Disziplinen selbst zu starten. Aber unsere Rolle als externer Dienstleister ist die des Coach oder die des Trainingspartners. Anders als beim Zehnkampf können wir aber auch einzelne Disziplinen für unsere Kunden übernehmen: den Betrieb oder die Software-Entwicklung.

Bei der Softwareentwicklung befürworten Sie agile Entwicklung. Wie passt dies in das Bild?
Neben Performance-Management ist die agile Softwareentwicklung das Thema, mit dem sich die codecentric seit ihrer Gründung vor nunmehr zehn Jahren beschäftigt und seither bei vielen Unternehmen auch Pionierarbeit geleistet hat.
Agilität nur auf die Entwicklung zu beziehen wäre zu kurz gedacht! Kontinuierliche Bereitstellung (Continuous Delivery) neuer und getesteter Funktionen ohne Betriebsunterbrechung ist das Ziel. Dazu müssen neben der Entwicklung mindestens auch die Fachbereiche und der IT-Betrieb mit einbezogen werden.
Hürden zwischen diesen Bereichen beginnen zu schrumpfen, nicht zuletzt auch unterstützt durch wirkungsvolle Tools – beispielsweise zur Automatisierung von Tests, Deployment.

Gibt es aus Ihrer Sicht einen idealen Einstieg in die Digitalisierung?
Das ist nicht eindeutig zu beantworten. Für ein Startup ergeben sich andere Herausforderungen und auch Chancen als für ein etabliertes Unternehmen. Auch ist die Motivation über ein neues Geschäftsmodell nachzudenken sehr unterschiedlich: Für die einen ist es der Wettbewerbsdruck, für die anderen buchstäblich ein Erdbeben – nehmen Sie beispielsweise die Energieunternehmen.
Dennoch ist das Vorgehen im Sinne von Lean Startup eine Empfehlung, die wir unseren Kunden machen. Eine Umgebung zu schaffen, bei der Ideen schnell umgesetzt und im Markt getestet werden, und das durchaus auch mit der Chance zu scheitern!
Stellten früher die enormen Hard- und Softwarekosten Gründe dar, dieses Vorgehen zu verhindern, so bieten sich heute u.a. dank Cloud-Technologien und dank sehr mächtiger Open-Source-Produkte ideale Voraussetzungen für diesen Ansatz. Erstaunlich für mich ist, wie viele unserer Kunden diesen Weg gehen und dabei bereit sind, sich von starren und teuren Standard-Lösungen zu trennen.

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