Digitaler Wandel für die Gesellschaft

Der Mensch im Fokus der Digitalisierung

von Kai Grunwitz, Geschäftsführer der NTT Ltd. in Deutschland

Im vergangenen Jahr hat NTT seine weltweit 28 Tochtergesellschaften zusammengeführt. Wir können jetzt Unternehmen Komplettlösungen von der Infrastruktur bis zur Applikation anbieten, und wir tun das mit eigener Konnektivität und eigenen Netzen. Für mich als Geschäftsführer von NTT Deutschland bedeutet diese Umstrukturierung, im Zentrum eines großen Wandels zu stehen. Und gleichzeitig die Verantwortung zu haben, den digitalen Wandel in der Gesellschaft zu unterstützen. Denn dass wir den digitalen Wandel brauchen, zeigt sich in der aktuellen Corona-Krise. Auch wenn es uns schon immer bewusst war, dass die Digitalisierung voranschreitet – jetzt sehen wir dringender als zuvor den enormen Bedarf.

Kai Grunwitz

Auch wenn Cyber-Security nach wie vor mein Steckenpferd ist, werden die Themen meines Blogs den neuen Aufgabenbereich widerspiegeln. Denn die Geschwindigkeit, mit der sich Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen und ihre Anwendungsmöglichkeiten weiterentwickeln, ist extrem hoch und stellt Unternehmen wie auch jeden einzelnen Menschen in seinem Alltag vor Herausforderungen.

Gerade die gesellschaftliche Akzeptanz ist die Grundvoraussetzung, um die sogenannte Society 5.0 erfolgreich zu gestalten. Unsere bisherige Technologiegetriebenheit ist der falsche Ansatz, so lässt sich kein Vertrauen in die Möglichkeiten digitaler Lösungen herstellen. Vielmehr muss der Mensch bei der Diskussion um das Für und Wider rund um neue Technologien in den Mittelpunkt gerückt werden. Nur wenn Risiken offen angesprochen und noch stärker der Nutzen von intelligenten End-to-End-Prozessen für jeden einzelnen in den Mittelpunkt gestellt wird, können Unkenntnis, Unentschlossenheit und Unbehagen aus dem Weg geräumt werden und die Digitalisierung in Deutschland nimmt endlich an Fahrt auf.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Gesundheitswesen, neue Verfahren können die Medizin besser und effizienter machen: So verhindern elektronische Patientenakten Doppeluntersuchungen und gefährliche Wechselwirkungen von Arzneimitteln, verbindet Telemedizin Patienten ortsunabhängig mit medizinischen Experten, unterstützen Gesundheits-Apps chronisch Kranke, hilft KI bei der Auswertung medizinischer Bilder, von Gen-Sequenzen oder Gewebeproben und übernehmen vielleicht irgendwann Roboter die Pflege demenzkranker Patienten. Der Alltag in deutschen Praxen und Kliniken ist allerdings bislang ein ganz anderer: Informationen werden überwiegend auf Papier ausgetauscht, nur wenige Patienten profitieren von digitalen Ansätzen.

Das liegt an zögerlichen Umsetzungen seitens Politik und Industrie, aber auch an einem fehlenden Vertrauen in den Schutz der eigenen Daten und in die Entscheidungsgewalt von Robotern. Society 5.0 bedeutet zunächst einmal, dass erhebliche Mengen persönlicher Informationen erhoben und systemübergreifend geteilt werden. Das Ergreifen adäquater Sicherheitsmaßnahmen ist hier ein absolutes Muss. Nur so kann das Vertrauen der Menschen in die Einhaltung des Datenschutzes und der Wahrung der Datenintegrität gestärkt werden.

Auf dem Weg zur vollständigen Umsetzung einer Society 5.0 sind zwar noch etliche Hürden zu überwinden, aber die Weiterentwicklung zu einem Gesellschaftsmodell, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt, wird unumgänglich sein, um künftige soziale und ökonomische Herausforderungen zu bewältigen

Kai Grunwitz

Gleichzeitig braucht es für mehr Akzeptanz ethische Richtlinien. Durch Algorithmen, die zunehmend komplexere Entscheidungen treffen und deren Entscheidungsfindung nicht immer transparent ist, ergeben sich etliche Fragen, auf die schnell Antworten gefunden werden müssen: Vertraut man der Maschine? Welche Entscheidungskompetenz räumt man ihr ein? Wann ist ein menschliches Eingreifen erforderlich?

Auf dem Weg zur vollständigen Umsetzung einer Society 5.0 sind zwar noch etliche Hürden zu überwinden, aber die Weiterentwicklung zu einem Gesellschaftsmodell, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt, wird unumgänglich sein, um künftige soziale und ökonomische Herausforderungen zu bewältigen. Das schließt die Politik mit ein, die nicht in Überregulierung verharren darf, wenn Deutschland nicht den Anschluss verpassen soll. Es beinhaltet den Aufbau von Vertrauen, dass einerseits persönliche Daten sicher sind und andererseits alles getan wird, um Arbeitsplätze, die durch KI wegfallen, zu ersetzen. Folglich werden Fortbildungen und Umschulungen sowie die Weiterentwicklung digitaler Skills auf Mitarbeiterseite unumgänglich.

Unternehmen wiederum müssen sich an die Herausforderungen, die die digitale Transformation mit sich bringt, anpassen. Alles zusammen lebt davon, dass man vertrauensvolle Infrastrukturen aufsetzt. Und hier schließt sich der Kreis: Eine digitale Transformation lebt von Daten, die Bereitstellung von Daten erfordert Vertrauen, weshalb Digitalisierung ohne einen End-to-End-Ansatz in der Cyber-Sicherheit nicht funktioniert. Sie werden also an dieser Stelle immer wieder auch zu Themen rund um Security lesen.

Weiterführende Informationen
www.hello.global.ntt