Die digitale Transformation meistern
Die TREND-REPORT-Redaktion sprach mit Stephan Preuss über den Standort Deutschland und erfolgreiche Digitalisierungsprojekte.
Herr Preuss, Sie haben in den letzten Jahren zahlreiche Unternehmen bei der Digitalisierung begleitet. Warum tun sich gerade deutsche Unternehmen damit so schwer?
Zum einen haben in unserer deutschen Mentalität Sicherheit und Perfektion hohe Stellenwerte. Digitale Innovationen sind jedoch viel zu schnell und neuartig dafür. Der zweite Faktor sind überholte Managementmethoden, wie Lastenhefte und Top-Down-Projekte, mit denen versucht wird, digitale Innovationen zu realisieren. Und drittens werden die Ziele von digitalen Projekten maßlos überfrachtet. Im Silicon Valley arbeitet man nur nach dem Prinzip des digitalen Darwinismus. Man startet kleinere Projekte und lässt sie sich entsprechend den Nutzeranforderungen entwickeln.
Haben Sie Beispiele erfolgreicher Digitalisierung in Deutschland erlebt?
Natürlich. Vom regionalen Energieversorger bis zu Deutschlands größten Verkehrsunternehmen gibt es auch erfolgreiche Projekte. Die Manager, mit denen wir dort zusammenarbeiten, sehen sich zum Beispiel weniger als Lenker, sondern als Ermöglicher. Sie entfachen Innovationen über aktive Mitarbeiterbeteiligung. Weiterhin werden die Projekte anders aufgesetzt. Zum Beispiel steht der Nutzer als wichtigster Erfolgsfaktor im Mittelpunkt. Und es wird mit kleinen Prototypen gearbeitet, um die Anforderungen klarer zu definieren und das Projekt allen Beteiligten wieder greifbar zu machen.
Was sind Ihre drei Tipps für die Digitalisierung deutscher Unternehmen?
Erstens: Starten Sie jede digitale Veränderung beim Nutzer. Er entscheidet über den Erfolg Ihres digitalen Projekts. Zweitens: Kopieren Sie nie analoge Abläufe eins zu eins in digitale. Denken Sie die Lösung stattdessen komplett neu. Oftmals entwickeln sich dabei erstaunlich einfache Lösungen. Und drittens: Nutzen Sie den „digitalen Darwinismus“ als Prinzip. Schaffen Sie mehrere kleine Testballone, so genannte „Minimum Viable Products“ (MVP), und filtern Sie über Testläufe das vielversprechendste Produkt heraus.
Weitere Informationen unter:
www.handspiel.net
Stephan Preuss, Geschäftsführer der digitalen Unternehmensberatung Handspiel GmbH, begleitet europaweit Digitalisierungsprojekte. Als Entwickler des Digital Innovation Models beschäftigt er sich monatlich auf dem Whitepaper-Blog www.handspiel.net/insider mit den Herausforderungen des digitalen Zeitalters.