DeFi-Adoption im Krypto-Bärenmarkt
Der weltweite Markt für Kryptoassets ist aktuell von Abverkäufen, Kursrückgängen und Unsicherheit geprägt: Kryptossets verloren an Marktkapitalisierung oder brachen – wie im Falle von TerraUSD und Luna – völlig ein, Krypto-Plattformen stellten ihre Auszahlungen an Kunden ein oder leiden an Liquiditätsproblemen und Miner verkauften ihre Bestände aufgrund steigender Kosten. Eine andere Sphäre des Krypto-Universums zeigt jedoch, dass sinkende Kurse und fundamentale Innovationen kein Widerspruch sein müssen: Der Markt für auf der Blockchain aufbauenden Anwendungen und Dienstleistungen des dezentralen Finanzwesens (DeFi). Das sagt Adrian Fritz, Research Associate des Krypto-ETP-Anbieter 21Shares.
„DeFi-Anwendungen bauen zum größten Teil auf der quelloffenen Blockchain Ethereum auf und sind Teil eines allumfassenden Konzepts eines dezentral strukturieren, plattformunabhängigen und autonomen Internets“, erklärt Fritz. „Die Idee dahinter geht bereits auf die 1970er-Jahre zurück, als eine Reihe von Entwicklern als Reaktion auf den Watergate-Skandal wesentliche Grundsteine zu sogenannten Public-Key-Verschlüsselungsverfahren legten. Letztendlich sollten die Nutzer selbst zur Entschlüsselung, Verschlüsselung und Authenthisierung sensibler Daten ermächtigt werden – eine Dezentralisierung der Infrastruktur bei gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre.“
Dezentrale Organisationen, dezentrale Entscheidungen
Aus diesem Grundgedanken heraus ist neben dem Aufstieg und rasanten Wachstum der Krypto-Branche in wenigen Jahren eine beeindruckendes Aufgebot an Projekten entstanden, das von einer steigenden Zahl an Fachkräften weiter aufgebaut wird. Allein 2021 stieg die Anzahl der Web3-Entwickler um 65 Prozent, auf rund 18.000[1] – die Branche bietet Lösungen für verschiedenste Anwendungsfälle: Sogenannte Smart Contracts ermöglichen schon heute vertrauenswürdige und zuverlässige Abkommen zwischen anonyomen Partnern ohne die Einbindung von Akteuren wie Dritten. „Es ist diesem erlaubnislosen Charakter zu verdanken, dass DeFi-Handelsplätze wie Aave oder Uniswap entstehen konnten. Diese ermöglichen das Tauschen und das Ent- und Verleihen von Assets auf Peer-To-Peer-Basis – ganz wie im gewöhnlichen Bankenwesen, doch ohne die Notwendigkeit einer Bankverbindung“, so Adrian Fritz.
Viele DeFi-Projekte sind zudem als sogenannte dezentrale autonome Organisationen (DAOs) organisiert, die mittels Smart Contracts organisiert und in denen Entscheidungen demokratisch von von allen Mitgliedern getroffen werden. „Obwohl auch DAOs im DeFi-Bereich noch recht jung sind, verwalten sie heute schon ein Vermögen von rund acht Milliarden Dollar“, so Fritz mit Verweis auf entsprechende Daten.[2] Die praktische Anwendung dieses Systems verkörpere das Beispiel Uniswap: Bei jeder Entscheidung der Kryptobörse und größten DAO sind die rund 300.000 Mitglieder abstimmungsberechtigt.
Adoption inmitten des Bärenmarktes
„Sicherlich liegt die weite Verbreitung von DeFi-Angeboten noch in ferner Zukunft“, kommentiert Fritz. „Aufgrund des fundamentalen Potenzials für Demokratisierung, Transparenz und Funktionalität, das die zugrundeliegende Technologie bietet, ist eine breitere Adoption jedoch nur eine Frage der Zeit.“ Das stelle auch die zunehmende Akzeptanz des DeFi-Ökosystems durch institutionelle Akteure inmitten des Krypto-Bärenmarkts eindrücklich unter Beweis. „2021 führte die Regierung der Vereinigten Arabische Emirate eine offizielle ‚Blockchain-Strategie‘ zur Nutzung digitaler Assets und Optimierung öffentlicher Verwaltung ein. Im April kündigte die britische Regierung an, ihr Land zu einem ‚globalen Hub für Kryptoasset-Innovationen‘ zu machen und Stablecoins als gültige Zahlungsform anerkennen zu wollen. Und diesen Monat gab die Zentralbank von Singapur bekannt, gemeinsam mit JP Morgan die Nutzung von öffentlichen Blockchains zur Kreditaufnahme und -vergabe zu erforschen.“
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