Wie Unternehmen und Verbraucher nicht auf Rechnung der Umwelt (be)zahlen

Ben Knight, Head of Environmental Sustainability bei GoCardless, zeigt im Sinne von Nachhaltigkeit auf ein unterschätztes Potenzial: den Bezahlvorgang.

Für ein nachhaltigeres Leben ändern viele Deutsche ihre Ernährungsweise (26 Prozent), reisen nicht mehr mit dem Flugzeug (28 Prozent) oder haben ihr Auto verkauft (12 Prozent). Dies zeigt eine Befragung im Auftrag vom Fintech GoCardless unter 2.006 Verbrauchern in Deutschland. Es gibt eine besonders einfache weitere Möglichkeit, um seinen CO2-Fußabdruck zu verringern: Zahlungen. Die Befragung zeigt, dass jeder zweite Konsument (51 Prozent) in Deutschland für eine Verringerung der Umweltbelastung bereit wäre, von seiner derzeit bevorzugten Zahlungsmethode auf eine andere umzusteigen. Wie umweltfreundlicheres Bezahlen funktioniert, welche ESG-Auswirkungen es im Einzelnen hat und ob eine nachhaltigere Zukunft „kartenlos“ sein könnte, dazu mehr in diesem Beitrag.

Environment – Umweltfreundliches Bezahlen

Für die Umweltbelastung von Zahlungen vergleichen wir direkte Bankzahlungen mit Kartenzahlungen. Eine typische Transaktion per Kartenzahlung umfasst acht Zwischenschritte. Im Gegensatz dazu hat die gleiche Transaktion als Konto-zu-Konto-Zahlung nur zwei Zwischenschritte. Bei einer Konto-zu-Konto-Zahlung wird ein Betrag direkt von einem Konto auf ein anderes überwiesen. Zusätzliche Vermittler oder Zahlungsinstrumente, wie sie bei Kartenzahlungen erforderlich sind, werden nicht benötigt.

Durch weniger Schritte wird weniger Energie verbraucht. Kartentransaktionen, wie z. B. Lastschriften und Überweisungen die direkt über Konto-zu-Konto-Zahlungen abgewickelt werden, sparen im Vergleich 75 Prozent der Energie und potenziell damit verbundene CO2-Emissionen. Im vergangenen Jahr hätten – auf Basis von 787 Milliarden Transaktionen – so Emissionen gespart werden können, die mehr als 62.000 Hin- und Rückflügen von London nach Sydney entsprechen.

Aber nicht nur der Energieverbrauch pro Zwischenschritt bei einer Transaktion hat Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch und viel offensichtlicher, die CO2-Emissionen der Kartenhersteller und der mit Karten einhergehende Plastikmüll. Im Jahr 2021 waren weltweit über 17 Milliarden Plastikkarten im Umlauf – das sind 86.000 Tonnen Plastik in unseren Geldbörsen, die meistens sehr schwer zu recyceln sind und deren Produktion so viele Emissionen verursachte, wie ein Dieselauto, das 43.000-mal um die Welt fährt. Interessanter Side Fact: Plastikmüll ist nicht nur eine Bedrohung für die Artenvielfalt in der Tierwelt – eine Million Vögel werden jedes Jahr durch Plastikmüll getötet – auch Menschen nehmen wöchentlich Plastik in der Menge einer Kreditkarte über die Nahrung zu sich.

Ben Knight sieht neben der CO2-Einsparung durch kartenloses Zahlen auch kleinere, lokale Händler im Vorteil, da die Gebühren an Intermediäre entfallen.

Social Impact – Förderung kleinerer Unternehmen und Händler

Aufgrund der geringen Anzahl an Zwischenschritten und Vermittlern bei jeder Transaktion, können über Konto-zu-Konto-Zahlungen nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch Kosten für Intermediäre, wie sie bei Kartenzahlungen anfallen, eingespart werden. Eine echte Alternative ist es Konto-zu-Konto-Zahlungen anzubieten. Gerade kleinere und lokale Unternehmen profitieren von der Einsparung der teuren Kartengebühren bei jeder Transaktion. 17 Prozent der deutschen Konsumenten geben an, dass sie bereit wären, komplett auf Kreditkartenzahlungen zu verzichten, damit Unternehmen keine Gebühren an Intermediäre für die Kartenverarbeitung zahlen müssen. 41 Prozent der deutschen Verbraucher würden die Zahlungsweise wechseln, wenn dadurch ein größerer Teil des Geldes, den sie ausgeben, im Unternehmen bliebe und 53 Prozent wären wechselbereit, wenn ein größerer Anteil ihrer Ausgaben der lokalen Wirtschaft zugute käme. Der Trend des bewussten Konsums zeigt sich also nicht nur in Hinblick auf den Einfluss einer Kaufentscheidung auf die Umwelt, sondern auch im Hinblick auf die Unterstützung kleiner und lokaler Anbieter und Geschäfte.

Governance – Zusammenarbeit mit nachhaltigen Zahlungs-Partnern

Unternehmen sollten bei der Wahl von Zahlungsanbietern und anderen -Dienstleistern darauf achten, dass sich diese der Nachhaltigkeit verpflichtet haben. Wichtig ist, dass der Anbieter präzise Messungen der mit der Nutzung eines Dienstes verbundenen Kohlenstoffemissionen durchführt und bereitstellen kann, um Greenwashing zu vermeiden. Eine transparente Berichterstattung zu den CO2-Einsparungen ist auch wichtig für die Entwicklung und Gewährleistung nachhaltiger und verantwortungsvoller Lieferketten.

GoCardless hat sich aktiv verpflichtet, bis 2035 wissenschaftsbasiert Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Zur Erreichung dieser Ziele ist GoCardless der Initiative „Science Based Targets“ (wissenschaftlich fundierte Ziele) beigetreten. Die Initiative bietet Unternehmen und Finanzinstituten einen klar definierten Weg zur Verringerung der Treibhausgasemissionen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Und nicht zuletzt: Auch Kunden freuen sich, wenn sie über eine gewählte Zahlungsoption etwas für die Umwelt tun, somit fördert die Auswahl eines nachhaltigen Zahlungsdienstleisters auch nachhaltig die Kundenbindung.

ESG-Payments – Klimaneutrale Zukunft könnte kartenlos sein


Unternehmen und Verbraucher sollten nicht auf Rechnung der Umwelt bezahlen. Natürlich ist es wichtig, dass Unternehmen aktiv werden, und die Kaufentscheidungen der Verbraucher haben großen Einfluss – aber die Nutzung direkter Bankzahlung benötigt wesentlich weniger Energie als für eine Kartenzahlung. Zudem kann CO2 und Plastikmüll eingespart werden, wenn Karten nicht mehr produziert werden müssten. Die Abkehr von Plastikkarten hat nicht nur weitreichende Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch einen sozialen und unternehmerischen Impact. Zum einen können Verbraucher durch ihre Bezahlweise kleinere und lokale Unternehmen fördern, die die hohen Transaktionsgebühren für Kartenzahlungen sparen können. Dadurch können sie ihre Margen erhöhen oder wettbewerbsfähigere Preise bieten. Und zum anderen können Unternehmen durch die Wahl von nachhaltig arbeitenden Zahlungsdienstleistern zugleich einen eigenen Beitrag für den Umweltschutz leisten. Sie sollten jedoch darauf achten, dass die Nachhaltigkeit des angebotenen Service des Dienstleisters messbar ist, um Green Washing zu vermeiden.

Um den eigenen CO2-Fußabdruck nachhaltig zu reduzieren, sollten Verbraucher und Unternehmen nicht nur darauf achten, was sie kaufen – sondern auch darauf wie sie bezahlen: Zahlen Sie wann immer möglich kartenlos bzw. bieten Sie kartenlose Bezahlmöglichkeiten für Ihre Kunden an.


Bildquelle / Lizenz Aufmacher:

Photo by Clay Banks on Unsplash


Creative Commons Lizenz CC BY-ND 4.0

Sie dürfen:

Teilen — das Material in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten und zwar für beliebige Zwecke, sogar kommerziell.

Der Lizenzgeber kann diese Freiheiten nicht widerrufen solange Sie sich an die Lizenzbedingungen halten.


Unter folgenden Bedingungen:

Namensnennung — Sie müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung besonders.

Keine Bearbeitungen — Wenn Sie das Material remixen, verändern oder darauf anderweitig direkt aufbauen, dürfen Sie die bearbeitete Fassung des Materials nicht verbreiten.