Die digitale Transformation verändert unsere Wirtschaft und Gesellschaft, durch immer leistungsfähigere Technologien.
Technologien rund um Quantencomputing, KI und Machine Learning (ML) bilden die neue digitale Basis für die Transformation im Sinne unserer nachhaltigen Entwicklung. Wir stehen heute vor der Herausforderung unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft und unser Leben umweltgerecht zu gestalten. Der rasante technologische Fortschritt vernetzt Kühlschränke, Industriemaschinen, Autos, Uhren und damit unser Leben. Stichworte wie IIoT, digitale Währungen, Industrie 4.0, e-Agriculture, Blockchain, Künstliche Intelligenz und disruptive Geschäftsmodelle bestimmen auch im Umweltsektor zunehmend den Diskurs. Zum Beispiel wäre eine nachhaltige Immobilienwirtschaft ohne digitale Werkzeuge nicht möglich. Damit effiziente Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudesektor identifiziert und umgesetzt werden können, ist eine gute Datenbasis und -analyse unerlässlich. Um zum Beispiel die geforderten ESG-Ziele zu formulieren und zu erreichen, sollten Unternehmen auf neue Technologien wie Machine Learning und Künstliche Intelligenz zurückgreifen. Datenbasierte und zukunftsgerichtete Entscheidungen können so besser getroffen werden.
ESG-getriebene Anlagekriterien transformieren auch gerade den Finanzsektor und das Investmentbanking. Ziel der EU ist es, bis 2030 jährlich 180 Milliarden Euro in nachhaltige Geldanlagen umzulenken. Für die Finanzindustrie geht es darum, Environmental-, Social-, und Governance-Faktoren, kurz ESG, als Standard im Risikomanagement zu verankern sowie Transparenz und Langfristigkeit am Kapitalmarkt zu fördern. „Es entstehen auch neue Chancen durch das ESG Reporting für die Finanzbranche“, betont Lisa Scharrer im Gespräch mit unserer Redaktion. „Denn jetzt wird durch ein fundiertes ESG Reporting der Grundstein für eine Zukunft gelegt, in der Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle spielt. Während man also aktuell versucht, immer mehr ‚das Richtige‘ zu tun, kann man sich ganz nebenbei dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen“. Als Bereichs- wie auch Projektleiterin bei der BIG.Cube GmbH betreut Lisa Scharrer aktuell Implementierungsprojekte für ESG-Reporting-Anforderungen im Finanzumfeld, vor allem in SAP-Technologien. Mit ESG kommt dem Management von Daten eine noch bedeutendere Rolle zu und das routinierte Datenmanagement wird zur Pflicht. Denn letztlich müssen hier Umweltauswirkungen und soziale Kriterien in messbaren Werten festgehalten und auf Basis von Standards bis zur Kommunikationsreife gebracht werden. Das ist für jeden in der Branche eine Herausforderung.
Das der digitale Reifegrad und die Digitalisierung im Finanzsektor im Hinblick auf die neuen ESG-Regularien eine große Rolle spielen, bestätigt uns auch Stefan Mock, von matrix technology: „Was uns ehrlich gesagt selbst noch Kopfzerbrechen bereitet, ist die Tatsache, dass die Rahmenwerke auf EU-Ebene auf einzelne Unternehmen abzielen. Wir stecken aber alle in Wertschöpfungsketten und in Dienstleisterbeziehungen über mehrere Instanzen hinweg, vom Kunden über den Serviceprovider bis hin zum Rechenzentrumsbetreiber. Wer hier was wann nach welchem Standard berichtet, das ist trotz der Dringlichkeit, die neue Gesetze vorgeben, noch längst nicht klar. Wir müssen in diesem Kontext noch einen kollektiven Reifegrad entwickeln.“ Eines ist sicher laut Mock: „Die Cloud und insbesondere die Virtualisierung haben Fortschritte gebracht, weil wir jede Hardware heute viel besser auslasten können als zuvor. Das ist unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ein Plus.“
Im Hinblick auf die Digitale Transformation haben Unternehmen durch die Verbindung und Verknüpfung neuer Technologien rund um Cloud, Blockchain, IoT, ML sowie KI, sehr gute Chancen, ihre Geschäftsmodelle zu verändern und neu auszurichten. Klar ist, dass uns Technologien wie ML und KI verändern werden, nur wie, ist durch die aktuellen regulatorischen Anstrengungen der EU, noch nicht ganz sicher. Wie uns in Zukunft KI und Automatisierung helfen können Routineaufgaben zu erledigen, erklärte uns Tobias Bäumler, Founder von Vitas, anhand seines Geschäftsmodells.
Seine SaaS-Plattform bietet zahlreiche Vorteile, wie etwa das effiziente Bewältigen des Anrufaufkommens sowie die Steigerung der Kundenzufriedenheit. Kundenanfragen können so schnell und zuverlässig bearbeitet werden. Das spart Zeit und Ressourcen und ermöglicht es, sich auf wertschöpfende Aufgaben zu konzentrieren. „Unsere Lösung basiert auf modernsten KI-Technologien und nutzt Machine Learning sowie Natural Language Processing, um Anrufe zu verstehen und zu bearbeiten. Die Plattform ist so konzipiert, dass sie sich an das jeweilige Unternehmen und dessen individuelle Anforderungen anpassen kann. Dazu wird der digitale Assistent mit Daten trainiert, die speziell für das Unternehmen relevant sind. Durch den Einsatz von KI kann der Telefonassistent die natürliche Sprache verstehen und darauf reagieren“, verdeutlichte uns Tobias Bäumler.
Der Launch von ChatGPT Ende 2022 und das gigantische Wachstum der Userbasis hat praktisch alles im Feld der Künstlichen Intelligenz verändert. Unternehmen und Innovatoren fragen sich nun nicht mehr, ob, sondern wie sie diese Technologie in ihre Anwendungen, Plattformen und Prozesse integrieren können. „Die Anwendungsmöglichkeiten der Sprachmodelle sind sehr breit und umfassen fast alle Bereiche im Unternehmen, bei denen sprachliche Information oder Kommunikation prozessiert werden kann“, so Maximilian Vogel, Vordenker und Co-Founder von Big Picture in Berlin. Aber wie fängt man am besten an, die Tools zu implementieren? Für den KI-Spezialisten ist die Identifikation des passenden Anwendungsbereichs der erste zentrale Schritt. Fragen wie z. B., wo ich die größten Mehrwerte in Bezug auf Customer Experience oder Automatisierungsgrad schaffen kann oder was geeignete Anwendungsfälle sind und was nicht, müssen zunächst gestellt und beantwortet werden. „Der zweite Schritt ist ein Proof of Concept. Kann ich auf Basis realer Daten und Anwendungsfälle in einem Bereich Fragen richtig beantworten, Dokumente richtig analysieren? Dieser PoC muss noch nicht an Unternehmenssysteme angebunden sein. Wenn der PoC in der Evaluation schließlich meine Erfolgskriterien erfüllt, muss er – am besten Stück für Stück – in die IT-Landschaft integriert werden. So wird eine produktive Plattform geschaffen, die wachsen kann und flexibel ist – vom inhaltlichen Umfang her, der Ausrollbarkeit in meine Märkte sowie der verwendeten Services von Drittanbietern“, verdeutlichte uns Maximilian Vogel. der Automatisierungsgrad schaffen kann oder was geeignete Anwendungsfälle sind und was nicht, müssen zunächst gestellt und beantwortet werden.
Am Rande notiert
ChatGPT List of Lists
Der Launch von ChatGPT hat praktisch alles im Feld der künstlichen Intelligenz verändert. Unternehmen und Innovatoren fragen sich, wie sie diese Technologie in ihre Anwendungen, Plattformen und Prozesse integrieren können. Nach nur vier Monaten auf dem Markt hat sich ein nicht gerade kleines Ökosystem von Tipps, Prompts, Anbindungen und Umsetzungsbeispielen rund um die Technologie entwickelt. Maximilian Vogel, Co-Founder von BIG PICTURE und Praktiker, betont: „In der Anwendung von KI und großen Sprachmodellen haben wir mit der ChatGPT List of Lists eine der wichtigsten Ressourcen über ChatGPT geschaffen.“ User finden hier spannende Anregungen und einen kuratieren Überblick in Bezug auf die Technologie. Mehr dazu unter:
https://medium.com/mlearning-ai/8b14c35eb
Die Twin Transformation
Vier Optionen, wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammengedacht werden können, stellt Prof. Alexander Brink in seinem Gastbeitrag auf trendreport.de vor. Der Terminus Twin Transformation (dt. Zwillingstransformation) wurde 2021 von der Unternehmensberatung Accenture eingeführt. Twin Transformer sind in einem doppelten Sinne einzigartig: Sie zeichnen sich durch folgende fünf Merkmale aus. Mehr dazu online unter:
https://www.trendreport.de/die-zwillingstransformation/
Im Fokus: EU AI Act
„In einer ‚Europäischen KI-Philosophie‘ liegt in der Tat eine große Chance“, betont Dr. Andreas Liebl, Experte für Künstliche Intelligenz, im Interview über den geplanten EU AI Act. Lesen Sie was notwendig ist damit die Chance das Risiko überwiegt. Erfahren Sie, wie wir die Innovationskraft der europäischen Industrie in der KI stärken und weiter vorantreiben können. Mehr dazu online unter.
https://www.trendreport.de/eu-ai-act-chance-oder-risiko/
Neue ESG-Studie
ESG-Kriterien als Kernstück der Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen: Die Studie „Global Impact at Scale“ untersucht, inwieweit Unternehmen ESG-Nachhaltigkeitskriterien bereits in ihre Strategien integriert haben. Erfasst werden Trends und Entwicklungen in der Umsetzung sowie zum sozialen Investieren und Engagement. Lesen Sie weiter unter:
https://www.trendreport.de/esg-studie-global-impact-at-scale
Auch wenn es momentan so aussieht, dass Deutschland und die EU das Rennen um große KI-Modelle schon verloren haben, können uns digitale Innovationen wieder schnell an die Spitze führen. Planqc zum Beispiel baut Quantencomputer, die Informationen in einzelnen Atomen speichern – den besten Qubits der Natur. Quanteninformation wird verarbeitet, indem diese Qubits in hochskalierbaren Arrays angeordnet und mit präzise gesteuerten Laserpulsen manipuliert werden. Die einzigartige Kombination von Quantentechnologien ist der schnellste Weg, um auf tausende von Qubits zu skalieren, eine Voraussetzung für einen industrierelevanten Quantenvorteil. Das Start-up vermarktet die im Munich Quantum Valley entwickelten Neutralatom-Quantentechnologien. „Unser ehrgeiziges Ziel ist es, einen digitalen, vollständig programmierbaren und fehlerkorrigierten Quantencomputer zu realisieren, der außerhalb von künstlichen Laborumgebungen arbeiten kann“, sagt Sebastian Blatt, CTO und Mitgründer von planqc. Ein solches vollständig digitales Gerät wird viele Branchen wie die pharmazeutische und die chemische Industrie umkrempeln.
Der Quantencomputer könnte helfen, Katalysatoren zu entwerfen und zu verbessern, die für alle Aspekte des modernen Lebens unerlässlich sind – von der Herstellung neuer Medikamente bis zur Entwicklung neuer Kunststoffe. Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist die Simulation komplexer neuer Materialien, die für die Entwicklung von Batterien mit höherer Leistung, kürzeren Ladezeiten und längerer Lebensdauer erforderlich sind. Hier schließt sich der Kreislauf aus Innovationen und Technologien für eine nachhaltigere Welt.
von Bernhard Haselbauer
b.haselbauer@trendreport.de