Daisy – die virtuelle KI-Seniorin bekämpft lästige Scam-Anrufe

Was ist Daisy?

„Daisy“ ist eine virtuelle Seniorin, die mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt wurde, um Telefonbetrüger – sogenannte Scammer – zu beschäftigen und so deren Möglichkeiten einzuschränken, echte Opfer zu erreichen. Daisy spricht wie eine ältere Dame, erzählt von ihrem Alltag, stellt scheinbar harmlose Fragen und wirkt dabei bewusst etwas orientierungslos. So glaubt der Betrüger, ein leichtes Opfer gefunden zu haben, während er in Wahrheit nur wertvolle Zeit verschwendet.

Herkunft und Technologie

Hinter Daisy stehen ein großer europäischer Telekommunikationsanbieter sowie Partner aus der Kreativ- und Technologieszene. Entwickelt wurde sie, um die zunehmende Bedrohung durch Telefonbetrug einzudämmen.

Die Technologie basiert auf mehreren Bausteinen:

  • Spracherkennung, die eingehende Gespräche in Echtzeit transkribiert.

  • KI-Sprachmodelle, die passende Antworten generieren – stets in der Rolle der vermeintlich älteren Dame.

  • Text-zu-Sprache-Systeme, die diese Antworten in eine glaubwürdige Seniorinnenstimme verwandeln.

  • Persönlichkeitsmodell, das Daisy zu einer „charaktervollen“ Gesprächspartnerin macht: vergesslich, freundlich und manchmal ein wenig abgelenkt.

Einsatz und Erfolge

Daisy ist seit Ende 2024 im Einsatz und wurde in Großbritannien gestartet. Sie verfügt über eigene Telefonnummern, die gezielt in Kanäle eingeschleust werden, welche Betrüger für ihre „Opferlisten“ nutzen. Ruft ein Scammer an, landet er automatisch bei Daisy.

Bisher konnte Daisy bereits hunderte Anrufe abfangen. Manche Betrüger blieben über eine halbe Stunde in Gesprächen gefangen, bevor sie frustriert auflegten. Jeder dieser Anrufe bedeutet wertvolle Zeit, die nicht für den Kontakt zu echten Menschen genutzt werden kann. Darüber hinaus liefert Daisy Einblicke in typische Muster und Tricks der Täter – ein Nebeneffekt, der für Prävention und Aufklärung genutzt wird.

Wie funktioniert das System im Detail?

  1. Anrufannahme: Geht ein Betrügeranruf ein, übernimmt Daisy automatisch.

  2. Gesprächssteuerung: Sie reagiert mit kleinen Verzögerungen, Rückfragen und Anekdoten.

  3. Täuschung: Daisy spielt die vermeintlich leichtgläubige Seniorin und gibt hin und wieder bewusst falsche Informationen.

  4. Zeitfalle: Während der Betrüger versucht, sensible Daten zu erlangen, läuft seine Zeit ab – ohne Aussicht auf Erfolg.

Was ist Scam überhaupt?

Das englische Wort „Scam“ bedeutet Betrug. Ein „Scammer“ ist also jemand, der durch Täuschung Geld oder Daten ergaunern will. Die Methoden sind vielfältig:

  • Falsche Bankanrufe: Betrüger geben sich als Bankmitarbeiter aus und drängen zur sofortigen Überweisung.

  • Technik-Support-Betrug: Anrufer behaupten, ein Computer sei gehackt, und wollen Fernzugriff erlangen.

  • Paket- oder Lieferdienst-Trick: Opfer sollen für angebliche Sendungen zahlen oder Links anklicken.

  • Liebes- und Romance-Scams: Über Onlinekontakte wird Vertrauen aufgebaut, bevor Geldforderungen gestellt werden.

  • Investment-Fallen: Lockangebote mit angeblich sicheren Renditen, die am Ende nur Verluste bringen.

Besonders ältere Menschen sind gefährdet, da sie oft weniger vertraut mit digitalen Betrugsmaschen sind und Betrüger gezielt auf diese vermeintliche Verletzlichkeit setzen.

Schutz für ältere Menschen

Neben Initiativen wie Daisy gibt es weitere Maßnahmen, um Seniorinnen und Senioren zu schützen:

  • Aufklärung: Informationskampagnen, Workshops und Broschüren über typische Betrugsmuster.

  • Technische Hilfen: Spam-Filter und Call-Blocker, die verdächtige Anrufe erkennen und blockieren.

  • Rechtliche Rahmenbedingungen: Strengere Regeln gegen Anrufernummern-Spoofing und internationale Strafverfolgung.

  • Familienunterstützung: Angehörige sollten regelmäßig nachfragen, ob ungewöhnliche Anrufe oder E-Mails eingegangen sind.

Stärken und Grenzen von Daisy

Daisy zeigt, wie KI kreativ eingesetzt werden kann: Sie schützt indirekt, klärt auf und dokumentiert die Vorgehensweisen von Betrügern. Allerdings verhindert sie nicht, dass Scammer grundsätzlich weiter agieren. Auch ist sie bislang nicht direkt für Privatpersonen verfügbar, sondern Teil einer größeren Präventionskampagne.

Ausblick

Die Idee hinter Daisy könnte Schule machen. Denkbar sind Aboservices, die verdächtige Anrufe automatisch an KI-Bots weiterleiten. Ebenso könnten internationale Kooperationen zwischen Netzbetreibern entstehen, um solche Systeme flächendeckend einzusetzen. Mit jeder Stunde, die Scammer durch Daisy verlieren, sinkt deren Effizienz – und steigt der Schutz potenzieller Opfer.

Textlizenz:

https://creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de