Buy Now, Pay Later – Bequem shoppen mit Risiken

Der Onlinehandel boomt – und mit ihm wächst auch der Trend zu flexiblen Zahlungsmethoden. „Buy Now, Pay Later“ (BNPL) hat sich in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten Zahlungsarten entwickelt, insbesondere bei jungen Konsumenten. Der Begriff bedeutet so viel wie „jetzt kaufen, später bezahlen“ und beschreibt ein Modell, das es Kunden erlaubt, Produkte sofort zu erhalten und den Kaufpreis erst zu einem späteren Zeitpunkt oder in Raten zu begleichen. Anbieter wie Klarna, Riverty (ehemals AfterPay), PayPal oder Mollie haben diese Form des Zahlungsaufschubs in Europa etabliert und damit den klassischen Ratenkredit in eine digitale, oft nahtlos in den Checkout-Prozess integrierte Lösung verwandelt.

Wie funktioniert Buy Now, Pay Later?

Das Prinzip ist einfach: Der Kunde wählt beim Onlinekauf BNPL als Zahlungsmethode aus, erhält die Ware sofort, und der Händler bekommt sein Geld meist umgehend vom BNPL-Anbieter. Dieser übernimmt das Ausfallrisiko und kümmert sich um die spätere Zahlung des Kunden. Der Käufer hat dann eine bestimmte Frist, meist 14 bis 30 Tage, um die Rechnung zu begleichen oder in Raten zu zahlen. Manche Anbieter bieten auch flexible Modelle an, bei denen der Betrag in monatlichen Teilzahlungen abbezahlt werden kann – oft verbunden mit Gebühren oder Zinsen, wenn die Rückzahlung sich verlängert.

Für den Handel ist BNPL attraktiv, weil es die Kaufbereitschaft der Kunden steigert und die Conversion Rate im Online-Shop deutlich erhöht. Konsumenten schätzen die Einfachheit und den vermeintlichen finanziellen Spielraum, den BNPL schafft. Doch gerade hier beginnen die Probleme: Der kurzfristige Liquiditätsvorteil kann leicht in eine Schuldenfalle führen, wenn mehrere BNPL-Käufe parallel laufen und die Übersicht über fällige Zahlungen verloren geht.

Vorteile für Konsumenten und Händler

BNPL gilt als kundenfreundlich, weil es finanzielle Flexibilität schafft. Es ermöglicht Käufern, Produkte zu testen, bevor sie bezahlen, was vor allem im Mode- oder Elektronikbereich beliebt ist. Zudem entfallen oft Bonitätsprüfungen oder komplizierte Kreditverträge, was den Kaufprozess beschleunigt. Händler profitieren von höheren Warenkorbwerten, weniger Kaufabbrüchen und einer Verbesserung der Kundenzufriedenheit.

Aus Sicht der Anbieter eröffnet BNPL zudem wertvolle Daten über das Kaufverhalten der Nutzer. Diese Informationen fließen in Risikoanalysen, Marketingstrategien und neue Finanzdienstleistungen ein – ein Aspekt, der BNPL zu einem datengetriebenen Geschäftsmodell macht, das weit über einfache Zahlungsabwicklung hinausgeht.

Die Schattenseiten: Schuldenfalle und Intransparenz

Trotz der Vorteile mehren sich die Stimmen, die BNPL kritisch sehen. Verbraucherschützer warnen, dass insbesondere junge Erwachsene und Menschen mit geringem Einkommen durch die scheinbare Einfachheit dieser Zahlungsmethode zu übermäßigen Ausgaben verleitet werden. BNPL kann die Illusion vermitteln, man habe mehr Geld zur Verfügung, als tatsächlich vorhanden ist.

Hinzu kommt, dass einige Anbieter mit unübersichtlichen Gebührenstrukturen arbeiten. Wird eine Zahlung verpasst oder verlängert, fallen oft hohe Mahn- oder Zinskosten an. Auch die Bonitätsprüfung ist häufig weniger streng als bei klassischen Krediten, was die Gefahr von Zahlungsausfällen erhöht. In manchen Fällen wird die Schuld später an Inkassounternehmen weitergegeben – ein Prozess, der für Verbraucher teuer und belastend werden kann.

Regulierung durch EU und nationale Aufsichtsbehörden

Lange war BNPL ein rechtlicher Graubereich, weil es formal nicht immer als klassisches Kreditgeschäft galt. Doch die EU und nationale Regulierer wie die deutsche BaFin haben inzwischen erkannt, dass BNPL ähnliche Risiken birgt wie Konsumentenkredite. Deshalb wird der rechtliche Rahmen schrittweise verschärft.

Mit der neuen EU-Verbraucherkreditrichtlinie (Consumer Credit Directive 2, CCD2), die ab 2026 in nationales Recht überführt werden soll, werden erstmals auch kurzfristige oder zinsfreie Kredite – wie BNPL-Modelle – erfasst. Anbieter müssen künftig die Kreditwürdigkeit der Verbraucher prüfen, klare Vertragsinformationen bereitstellen und transparente Gebühren ausweisen. Damit soll verhindert werden, dass Verbraucher unbewusst Schulden anhäufen, die sie nicht bedienen können.

Auch in Deutschland arbeitet die BaFin an strengeren Vorgaben für BNPL-Dienstleister. Unternehmen, die Zahlungsaufschub oder Ratenmodelle anbieten, sollen künftig unter das Kreditwesengesetz fallen und eine entsprechende Lizenz benötigen. Damit wird BNPL in den Bereich des beaufsichtigten Kreditgeschäfts verschoben – ein Schritt, der mehr Verbraucherschutz, aber auch höhere Compliance-Kosten für Anbieter bedeutet.

Zukunft des BNPL-Marktes – zwischen Innovation und Regulierung

Der BNPL-Markt befindet sich an einem Wendepunkt. Während das Modell weiterhin als Wachstumstreiber im E-Commerce gilt, zwingt die regulatorische Entwicklung Anbieter dazu, ihre Geschäftsmodelle anzupassen. Kooperationen wie die zwischen Mollie und Riverty zeigen, dass sich der Markt professionalisiert. Mollie, ein Zahlungsdienstleister für Unternehmen, integriert Rivertys BNPL-Angebot in seine Plattform, um Händlern eine rechtssichere und zugleich kundenfreundliche Lösung anzubieten.

Langfristig wird BNPL stärker an klassische Banken- und Kreditstrukturen heranrücken. Anbieter müssen Kreditwürdigkeitsprüfungen implementieren, DSGVO-konforme Datenverarbeitung sicherstellen und transparente Kundenkommunikation gewährleisten. Für Verbraucher bedeutet das mehr Sicherheit und Klarheit, für Anbieter jedoch höhere operative Kosten.

Komfort mit Verantwortung

Buy Now, Pay Later ist ein Symbol unserer digitalen Konsumgesellschaft – schnell, bequem und scheinbar risikolos. Doch wie bei allen Kreditformen gilt: Die Verantwortung liegt letztlich beim Verbraucher. Wer BNPL nutzt, sollte die Übersicht über seine Finanzen behalten und Zahlungsfristen genau einhalten. Für den Handel bleibt BNPL ein Wachstumstreiber, doch Regulierung und Compliance werden in Zukunft den Rahmen dafür setzen, wie flexibel dieser Komfort wirklich bleibt.