Gerade jetzt die Gesundheit der Mitarbeiter schützen

Der ehemalige Unternehmensberater Dr. Magnus Kobel gründete 2016 das InsurTech YAS.life. Zuvor war er 10 Jahre lang in der Versicherungsbranche tätig, u.a. als Unternehmensberater für Krankenversicherungen. Im Interview mit der TREND REPORT-Redaktion zeigt er einen Ansatz für Unternehmen und Versicherungen gerade jetzt auf.

Sie führen ein InsurTech in Berlin – wie gehen Sie und Ihr Team mit der aktuellen Situation um? Was machen Sie im Moment?
Das YAS.life-Team arbeitet seit mehreren Wochen von Zuhause aus und wir verabreden uns regelmäßig zu Videokonferenzen. Ich gehe tatsächlich als Einziger noch in unser frisch bezogenes Büro. Die Internetverbindung ist einfach sehr viel besser als bei mir zu Hause, ich habe außerdem nur einen kurzen Fußweg und begegne kaum Menschen.

Wie beurteilen Sie als Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Berater für Personenversicherungen die aktuelle Lage?
Ich halte es für wichtig, die Pandemie einzudämmen, um unser Gesundheitssystem nicht zu überfordern und den Menschen zu signalisieren, dass die Situation mittelfristig und unter gewissen Einschränkungen kontrollierbar wird. Das hilft auch, um die Unsicherheit, die die Bevölkerung und damit auch die Wirtschaft plagt, so weit wie möglich zu reduzieren, denn diese schadet uns am meisten. Große wie kleine Unternehmen verschieben wichtige (Finanzierungs-)Entscheidungen und stornieren Aufträge, um Handlungsspielraum zu gewinnen. Daraus entwickelt sich schnell eine negative Kettenreaktion, bei der wiederrum Dienstleister und Subunternehmer Verträge sicherheitshalber aufkündigen. Am Ende dieser Kette stehen tausende Jobs auf dem Spiel. Um eine tiefe Rezession abzuwenden, begrüße ich es, dass der Staat diverse Hilfsprogramme aufwartet, die die wirtschaftlichen Folgen abfangen und für Planbarkeit sorgen. Sobald wir die Pandemie „steuern“ können – indem wir die Reproduktionszahl ausreichend reduzieren und für genügend Tests und Schutzmasken sorgen – kann auch die Wirtschaft langsam wieder aufleben, Unternehmen planen, Geschäfte wieder öffnen und eine gewisse Normalität zurückkehren.

Dr. Magnus Kobel: „Von den aktuellen Herausforderungen verspreche ich mir, dass Prävention und ein gesundheitsbewusster Lebensstil stärker in unser Bewusstsein rücken.“

Der Besuch von öffentlichen Trainingseinrichtungen und das Sporteln in großen Gruppen ist derzeit untersagt. Werden sich die Menschen Ihrer Meinung nach während Corona weniger bewegen, als vorher? Oder bewirkt die Krise gar einen gegenteiligen Effekt?
Jetzt ist jeder Einzelne gefragt: Aktiv zu bleiben und einen gesunden Lebensstil beizubehalten, ist mindestens so wichtig, wie vor der Krise. Wer sich ausreichend bewegt und gut ernährt, unterstützt ein normales Immunsystem, stärkt Stoffwechsel und Kreislauf und beugt einem „Lagerkoller“ sowie übermäßigem Stress vor. Viele Menschen haben Existenzsorgen, Handlungsunfähigkeit und betreuungspflichtige Kinder und Familienmitglieder fordern dabei zusätzlich. Dadurch ist vor allem in der Breite der Bevölkerung mit einem Rückgang der sportlichen Aktivität zu rechnen. Das wiederrum würde drastische Folgekosten im Gesundheitssystem nach sich ziehen. Ein aktiver Lebensstil ist daher von großer Bedeutung. Aus eigenem Interesse, aber auch zu wirtschaftswissenschaftlichen Zwecken haben wir eine Umfrage zum Bewegungsverhalten via Social Media gestartet. Das Ergebnis macht uns stolz: 70% der Nutzer unserer Präventions-App YAS sowie den funktionsgleichen Kunden-Apps gaben an, dass sie sich genauso viel oder sogar mehr bewegen, als vor der Krise. Die täglich getätigten Schritte blieben konstant. Die Anzahl manueller Eingaben zu Yoga- und Meditationseinheiten hat zugenommen. Unsere Präventions-Apps schaffen es also selbst in Zeiten von Social Distancing und diversen Beschränkungen, zu einem Mindestmaß an Bewegung zu motivieren. Bei der Vergleichsgruppe, die aus Nicht-YAS-Nutzern besteht, zeigt sich ein deutlicher Unterschied: 58% der Deutschen bewegen sich zu wenig, mit der Tendenz zu (noch) weniger.

Wie können Unternehmen und Arbeitgeber ihre Mitarbeiter motivieren, um einer gesunden Lebensweise trotz aktueller Einschränkungen gerecht zu werden?
Über digitale Gesundheits- und Präventionsangebote inspirieren, unterstützen, zu gemeinsamen Stay At Home-Challenges aufrufen, die niedrigschwellig ansetzen und für jeden machbar sind. Vor allem aber sollten Unternehmen signalisieren und transparent kommunizieren, dass alle im selben Boot sitzen und mit denselben Herausforderungen zu kämpfen haben. Digitale Tools lassen uns jetzt nicht nur umdenken und neu organisieren, sondern stellen ineffiziente Strukturen auf die Probe und ebnen den Weg für neue Ideen. Dabei können Arbeitgeber und Führungskräfte auf neue Weise Wertschätzung zeigen und die interne Kommunikation verbessern, was sich wiederrum positiv auf die Unternehmensproduktivität auswirkt. Ein Beispiel für eine Anwendung, die über multiple Aspekte zu einem ausgeglichenen und gesunden Lebensstil motiviert, ist unsere YAS-App. Die kostenlose Anwendung trackt Aktivitäten wie Laufeinheiten oder Schritte und wandelt diese in Punkte um, die in zahlreichen Online-Shops in geldwerte Prämien eingetauscht werden können.

Datenschutz und Sicherheit

  • Abfrage von persönlichen Gesundheitsdaten im minimalen Konsens:
  • zur Identitätsklärung
  • zur Zustellung von Prämien
  • Verschlüsselung der Daten und Sicherung auf Servern in der EU.
  • Keine Weitergabe personenbezogener Daten – auch nicht an den Auftraggeber. Lediglich Bestätigung über erfolgreiche Teilnahme an Bonusprogramm-Challenges

Wie steht es dabei um die häufig diskutierten Themen Datenschutz und Datensicherheit?
Der Schutz der Personenbezogenen Daten bildet den Kern unserer Präventions-App, die wir B2B als White Label Bonusprogramm für Arbeitgeber und Versicherungen einsetzen. So werden Daten nur im minimal notwendigen Umfang abgefragt, verschlüsselt auf Servern in der EU gespeichert. Personenbezogene Daten werden zu keinem Zeitpunkt an Dritte weitergegeben – auch nicht an den Arbeitgeber oder Versicherer. Diese erhalten lediglich die Info, dass ein Nutzer sich für einen Bonus qualifiziert hat, nicht aber, in welchem Umfang dieser Nutzer aktiv war. Jede weitere Eingabe von Gesundheitsdaten ist freiwillig und bedarf einer expliziten Zustimmung des Nutzers, so zum Beispiel bei unserem Gesundheitsziel „Prävention“: Mittels Fragenkatalog prüft das Feature, ob Vorsorgemaßnahmen empfohlen werden können.

Ich denke, dass Politiker, Versicherer, Ärzte und Investoren nun deutlich motivierter und aufgeschlossener sind, die Digitalisierung zum Wohle der Gesellschaft voranzutreiben.

Dr. Magnus Kobel

Viele sagen dem Gesundheitssektor nach, dass diese Branche in Puncto Digitalisierung stark hinterherhänge und Innovationen gegenüber defensiv eingestellt ist. Werden die Herausforderungen der Corona-Krise die Digitalisierung im E-Health begünstigen?
Meiner Meinung nach, ja. Ich denke, dass Politiker, Versicherer, Ärzte und Investoren nun deutlich motivierter und aufgeschlossener sind, die Digitalisierung zum Wohle der Gesellschaft voranzutreiben. Schon jetzt sind digitale Lösungen zur gesundheitlichen Abklärung gefragter, denn je und werden sowohl von Patienten als auch gerade genannten Beteiligten positiver wahrgenommen. Die Sorge darüber, ob digitale Tools zur Gesundheitsversorgung geeignet sind und ausreichend Datenschutz bieten, ist nur noch zweitrangig – es ist klar geworden, dass Apps und Telemedizin das Gesundheitsmanagement in Deutschland verbessern und an vielen Stellen sinnvoll ergänzen können. Und dass es genügend Verschlüsselungssysteme in der EU gibt, die den Schutz der Daten sicherstellen. In Zukunft wird man sich eher Sorgen darüber machen, dass Daten NICHT ausreichend genutzt werden.

Wie stellen Sie sich die digitale Entwicklung im Bereich Prävention für Unternehmen und Krankenversicherungen vor? Was würden Sie sich wünschen?
Von den aktuellen Herausforderungen verspreche ich mir, dass Prävention und ein gesundheitsbewusster Lebensstil stärker in unser Bewusstsein rücken. Manchmal fehlt der beherzte Schubs in die richtige Richtung und die zusätzliche Motivation – und die können private Versicherer, gesetzliche Krankenkassen und Arbeitgeber liefern. Die Gesundheit der Versicherten und Mitarbeiter kommt ihnen schließlich ebenfalls zu Gute – weniger Fehlzeiten, eine höhere Motivation und Mitarbeiterbindung zählen zu den Vorteilen. Smartphones und Fitness-Tracker besitzt heutzutage jeder Vierte in Deutschland. Intuitive Engagement-Apps, wie zum Beispiel unsere YAS-App, die niederschwellig zu einem aktiven und gesunden Lebensstil motivieren, sprechen die Breite der Gesellschaft an, bilden die digitale Schnittstelle und den Kontaktpunkt zwischen Arbeitgeber/Versicherer und Mitarbeiter/Versicherungsnehmer. Nutzer sorgen aktiv für ihre Gesunderhaltung und erhalten Zugang zu Prämien als Belohnung – und beide Seiten profitieren langfristig von einem besseren Austausch. Zukünftig können Präventions-Apps und digitale Vorsorge-Tools auch eine Schnittstelle zu Telemedizin-Angeboten sein und die Kommunikation, Vorbereitung und Nachsorge mit Ärzten und Versicherern verbessern.

Weitere Informationen unter:
https://yas.life/