BGM: Führungskräfte sind Multiplikatoren
Die Arbeitsbelastung in den Unternehmen steigt signifikant, analog die Zahl der Erkrankungen. Grund genug für Unternehmen, die krankmachenden Faktoren in der Arbeitswelt anzugehen. Dazu sprach die TREND-REPORT-Redaktion mit Prof. Dr. Bernd Siegemund, Vorsitzender der Geschäftsführung der B∙A∙D GmbH.
Professor Siegemund, Ihr Unternehmen betreut Betriebe vor allem in den Bereichen Arbeitsschutz und Gesundheitsvorsorge. Sie brauchen keine Sorge zu haben, dass Ihnen die Arbeit ausgeht?
Nein, die Belastungen am Arbeitsplatz nehmen kontinuierlich zu. Ursachen sind vielfach Leistungsdruck aufgrund von hohen Termin- und Qualitätsanforderungen, Multitasking oder konflikthaften Arbeitsbeziehungen. Die Etablierung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) kann hier ein erster Schritt sein.
Wie gehen Sie vor?
Zu Beginn sichten wir die verfügbaren Informationen wie zum Beispiel Ergebnisse von Mitarbeiterbefragungen, Gesundheitsberichte der Krankenkassen sowie Erkenntnisse aus der betriebsärztlichen Betreuung und den Gefährdungsbeurteilungen. Das vorhandene Material kann ggf. durch weitere Befragungen oder durch eine auf Basis der Fehlzeiten ermittelten Fehlzeitenanalyse ergänzt werden. Auf dieser Grundlage ist es dann möglich, Ziele zu definieren.
Welche Zielgruppe haben Sie?
Vor allem Führungskräfte, denn diese sind Multiplikatoren in den Betrieben und nehmen eine Vorbildfunktion ein. Wenn Führungskräfte von der Notwendigkeit eines BGM überzeugt sind und dies aktiv mitleben, dann klappt es. Sind sie es nicht und setzen es nur ein, weil andere Betriebe es auch machen, dann funktioniert es in der Regel nicht. Führungskräfte kann man aber auch mit wirtschaftlichen Argumenten, z. B. einem positiven Return on Investment (ROI) überzeugen. Studien weisen einen durchschnittlichen ROI von 1:2,5 auf. Das heißt, für jeden für BGM-Maßnahmen ausgegebenen Euro flossen im Durchschnitt 2,5 Euro zurück. Bei manchen Betrieben lag der ROI sogar bei 1:10, bei anderen hingegen vielleicht „nur“ bei 1:1,5.
Haben Sie ein konkretes Beispiel?
Einer unserer Kunden ist die Dow Corning GmbH, ein Unternehmen, das zur US-amerikanischen Dow Corning Corporation gehört. In einem Strategieworkshop haben wir zunächst gemeinsam die Ziele eines BGM formuliert. Im Vordergrund stand sowohl, die Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter zu stärken, als auch, die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz zu erhöhen. Als Informationsquellen für Analysen standen Mitarbeiterbefragungen, Gefährdungsbeurteilungen, das Betriebliche Vorschlagswesen oder die Rückmeldung von Führungskräften und Mitarbeitern zur Verfügung. Daraufhin konnten konkrete Maßnahmen ergriffen werden. Voraussetzung war die Einbindung von Führungskräften und Geschäftsführung in ein ganzheitliches BGM-System. Mit Verbesserungen in der Administration und Produktion, Bewegungs- und Gesundheitsangeboten oder Ergonomiehilfen am Arbeitsplatz konnte im Unternehmen bereits viel erreicht werden.
Was ist bei der Umsetzung des BGM zu beachten?
Auch wenn das grundsätzliche Vorgehen bei der Einführung und Etablierung eines BGM gleich ist, so hängen die Ziele und daraus resultierenden Maßnahmen vom jeweiligen Unternehmen ab. Jedes Unternehmen hat seine spezifischen Strukturen, seine eigene Kultur. Darauf müssen Ziele und Maßnahmen abgestimmt sein. Dann ist es ganz wichtig, dass es nicht um Einzelmaßnahmen geht, sondern um ein Gesamtsystem. BGM hat gesundheitsfördernde Prozesse und eine gesunde Organisation zum Ziel. Schließlich muss den Führungskräften und Beschäftigten klar sein, dass betriebliches Gesundheitsmanagement nicht ausgelagert werden kann, es muss vom Unternehmen und seinen Mitarbeitern selbst gelebt werden. Natürlich beraten und begleiten wir von der B∙A∙D GmbH die betreffenden Unternehmen, sowohl beim Aufbau als auch beim Betrieb eines BGM-Systems. Es muss verbindlich vereinbart, langfristig aufgesetzt und Teil der Unternehmenskultur werden – oder es wird nicht die gewünschten Wirkungen erzielen.
Und welchen Nutzen haben die Unternehmen darüber hinaus?
Wichtig dabei ist auch die Kommunikation. Und zwar sowohl nach „innen“ als auch nach „außen“. „Du als Mitarbeiter bist mir wertvoll“, könnte die Botschaft lauten. Zunächst einmal im Sinne interner Kommunikation an die Mitarbeiter, dann aber auch an die Stakeholder, also die gesellschaftlich relevanten Gruppen, und – was immer wichtiger wird – an die Gruppe der „Potentials“. In Zeiten des Fachkräftemangels können sich viele Hochschulabsolventen ihre Arbeitgeber heute aussuchen. Viele zieht es zu den „großen Namen“ der Dax-Konzerne. Ein kleineres oder mittelständisches Unternehmen kann mit einem BGM bei den Absolventen durchaus punkten.
Und Sie gehen mit gutem Beispiel voran?
Wir sind nicht der Schuster, der selbst die schlechtesten Schuhe trägt. Wir haben als eines der ersten Unternehmen unser BGM zertifizieren lassen und werden regelmäßig als Top-Job-Unternehmen gelistet. Wir versuchen auch, die entsprechende Kultur zu leben. Ganz wichtig dabei ist für uns, dass die Mitarbeiter nicht nur einen Sinn in ihrer jeweiligen Tätigkeit sehen, sondern auch einen Sinn im Unternehmen bzw. in dem wofür wir als Unternehmen stehen.
Weitere Informationen unter:
www.bad-gmbh.de
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