Beachtenswerter Lebensweg eines Unternehmers mit Behinderung
Erstmals Auszeichnung „Beachtenswerter Lebensweg eines Unternehmers mit Behinderung“ von der Stiftung Lebensspur e.V. vergeben.
Gemeinsam viel bewegen: Zusammen mit der Bürgermeisterin von Köln, dem Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, dem Schirmherrn der Auszeichnung und dem Vorstand der Stiftung Lebensspur e. V. sowie der Dr. Jürgen Rembold Stiftung wurden am 28. August 2015 zwei wichtige Preise vergeben.
Damit setzt die Stiftung Lebensspur e. V. konsequent ihre Ziele um, Menschen mit Behinderung zu entdecken, ihre Potentiale zu fördern und auf beeindruckende Persönlichkeiten gezielt aufmerksam zu machen. Im Rahmen der Veranstaltung zur Preisverleihung wurden ebenfalls ein spannender Impulsvortrag und ein wissenschaftlicher Blick in die Zukunft geboten.
Köln, 28. August 2015. Wichtiges Anliegen der Stiftung Lebensspur e.V. mit Sitz in Köln ist es, Menschen mit Behinderung über alle Lebensabschnitte und verschiedene Behinderungsformen hinweg in der Entfaltung und Erhaltung ihrer individuellen Potenziale zu unterstützen. Am heutigen Freitag feierten daher auf Einladung von Dr. Barbara Breuer und Prof. Dr. Dr. h.c. Norbert Szyperski zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Menschen mit Behinderung und sie unterstützende Organisationen eine besondere Premiere: Im Börsensaal der IHK Köln wurde in Kooperation mit der Dr. Jürgen Rembold Stiftung erstmals die Auszeichnung „Beachtenswerter Lebensweg eines Unternehmers mit Behinderung“ an zwei Preisträger vergeben, die mit individueller Förderung im Gegenwert von jeweils 5.000 Euro dotiert ist. Bundesweit hatten sich Unternehmerpersönlichkeiten auf die Ausschreibung beworben. Zwei von ihnen haben die fachkundige Jury besonders überzeugt.
Saliya Kahawatte und Michael Kempf sind die beiden Persönlichkeiten, die für ihren beeindruckenden Weg in die Selbstständigkeit ausgezeichnet worden sind. Sie haben immer für ihre Ziele gekämpft und niemals den Glauben an sich selbst verloren, auch wenn andere sie dafür belächelt oder sogar ausgelacht haben. Ihre Geschichten machen Mut und zeigen beispielhaft, wie sich eigene Potenziale erkennen und unternehmerisch nutzen lassen.
Wer zum ersten Mal das modern eingerichtete Büro des gefragten Business-Coachs, Unternehmensberaters und Buchautors Saliya Kahawatte in Hamburg-Altona betritt, begegnet einem selbstbewussten, dynamischen Mann. Dass der 45-Jährige aufgrund seiner hochgradigen Sehbehinderung, eines schweren Hüftschadens und einer vorangegangenen Krebserkrankung zu einhundert Prozent schwerbehindert ist, glaubt ihm auf den ersten Blick niemand. Dabei macht der Chef zweier erfolgreicher Unternehmen heute kein Geheimnis mehr aus seinem Handicap. Fast 15 Jahre lang arbeitete der ausgebildete Hotelfachmann in noblen Restaurants und Bars. Dass ihr Top-Mitarbeiter nahezu blind ist und alles dafür tat, um seinen vermeintlichen Makel zu vertuschen, merkte keiner seiner Vorgesetzten. Erst als Saliya Kahawatte beinahe an seiner Lebenslüge zerbrach und nach einer Reihe gescheiterter Suizidversuche in der Psychiatrie landete, begann er, seine Behinderung anzunehmen und die daraus entstehenden Chancen und Potenziale gezielt zu nutzen. Der Weg von der Gründung aus Hartz IV heraus zum Aufbau zweier erfolgreicher Unternehmen war nicht nur lang und entbehrungsreich, sondern hat Saliya Kahawatte zudem viel Spott eingebracht. Dass er trotzdem für seine Vision gekämpft und seinen Weg gemeistert hat, verdankt der 45-Jährige dem unerschütterlichen Vertrauen in sich selbst. „Das, was ich heute bin, ist das Ergebnis von 30 Jahren harter Arbeit, mein Charakter die Summe der gesammelten Erfahrungen“, sagt er. „Ich bin dankbar und demütig für alles, was ich erreicht habe.“
Dass Michael Kempf einmal in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters treten und den Familienbetrieb weiterführen würde, war für den heutigen Zimmerermeister schon als Kind klar. Ein anderer Beruf kam für ihn nie in Frage. Als der junge Geselle im Alter von 20 Jahren beim Ausmessen eines Dachstuhls in die Tiefe stürzte, schien sein Traum zunächst gescheitert. Dass ein Querschnittgelähmter einen Handwerksbetrieb führen könnte, war für sein Umfeld unvorstellbar. Michael Kempf selbst hat zu keinem Zeitpunkt daran gezweifelt. „Mir war sofort nach dem Unfall klar, dass ich in meinem Beruf weiterarbeiten werde“, sagt der heute 51-Jährige. Das Umschulungsangebot der Berufsgenossenschaft zum Kaufmann lehnte er strikt ab und stürzte sich stattdessen mit vollem Eifer in die Rehabilitationsphase. Nach einem halben Jahr kehrte der Geselle in den elterlichen Betrieb zurück und arbeitete sich in die planerischen und betriebswirtschaftlichen Aufgaben ein, bevor er seine Ausbildung zum Meister machte. Nach dem Tod seines Vaters übernahm der gebürtige Saarländer das erfolgreiche Familienunternehmen in St. Ingbert, das in diesem Jahr 90- jähriges Bestehen feiert. Von seinem Handicap lässt sich der leidenschaftliche Segler auch privat nicht einschränken. Er hat es als Teil seines Lebens akzeptiert, der auch seine Persönlichkeit geprägt hat. Indem er sein berufliches Ziel trotz widriger Umstände nie aus den Augen verloren und stets fest an die eigenen Fähigkeiten geglaubt hat, hat Michael Kempf neben seiner natürlichen Zielstrebigkeit auch einen enormen Kampfgeist entwickelt.
Mediale Ausstellung und hochkarätiges Festprogramm
In einer medial gestalteten Ausstellung sind unter anderem die Lebensspuren der beiden Preisträger gewürdigt worden. Ausdrucksvolle Fotografien fangen die Unternehmer ein. Zum Nachlesen schildert eine Journalistin ihre beachtenswerten Wege in die Selbstständigkeit in sehr persönlichen, bewegenden Texten.
Insgesamt erwartete die geladenen Gäste der Veranstaltung ein spannendes Programm mit hochkarätigen Rednern: Die beiden Wegbereiter der Stiftung Lebenspur, Dr. Barbara Breuer und Prof. Norbert Szyperski, begrüßten die zahlreich erschienen Gäste im Börsensaal der IHK Köln. Ulf Reichardt, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Köln, die der Stiftung Lebensspur als Kooperationspartner auch dieses Jahr wieder zur Seite steht, hob in seiner Begrüßung hervor: „Viele Studien und individuelle Erfahrungen zeigen, dass Unternehmen besonders gut funktionieren, wenn sie das individuelle Potenzial von Menschen erkennen, fördern und in Teams einbringen, die durch ihre Vielfalt flexibel und leistungsstark sind“.
Auch die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes lobte in ihrem Grußwort, dass dieses Jahr beachtenswerte Leistungen von Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die unternehmerisch tätig sind. „Und so wie sonst bei den Auszeichnungen der Stiftung sind die Preisträger auch diesmal gute Beispiele, die Andere ermutigen können, es ihnen gleich zu
tun. Solche Ermutigungen sind äußerst wichtig und wertvoll. Ich hoffe jedenfalls, dass sich tatsächlich viele Menschen mit Behinderung davon anstiften lassen!“, betonte die Bürgermeisterin.
Das Ziel, andere zu ermutigen und ihnen zu helfen, verfolgt auch die Rollstuhlfahrerin Angelique Marten mit ihrer bewegenden und motivierenden Rede, in der sie von ihrer Ausbildung zur Sanitäterin berichtete. Im folgenden spannenden Impulsvortrag „Unternehmertum und Behinderung“ zeigten die beiden Vorstandsmitglieder Dr. Barbara Breuer und Joachim Sandner die Chancen auf, die durch Unternehmensgründung und – führung von Menschen mit Behinderung entstehen, und machten auf bestehende Hindernisse aufmerksam, die aus dem Weg geräumt werden müssen: „Jeder Mensch mit Behinderung soll von seinem Umfeld unterstützt werden, seine Potenziale zu finden und zu entfalten. Die bekannten Hindernisse in den Köpfen und in den gesetzlichen Regelungen sind bundesweit abzubauen.“
Im feierlichen Rahmen des IHK-Börsensaals wurden anschließend die beiden Unternehmerpersönlichkeiten Saliya Kahawatte und Michael Kempf für ihren vorbildhaften Weg in die Selbstständigkeit geehrt. Der Schirmherr der Lebensspur-Auszeichnung, Prof. Dr. med. Tilman Sauerbruch, dankte den beiden für ihre Bereitschaft, anderen Menschen mit ihrer Lebensspur Mut zu machen.
Gemeinsamer Blick in die Zukunft
In einem Perspektivwechsel schilderten Dr. Jürgen Rembold von der Dr. Jürgen Rembold Stiftung und Prof. Norbert Szyperski aus ihrer persönlichen Sicht, was sie dazu bewegt, sich für die Stiftung Lebensspur e.V. und damit für mehr Potentialentfaltung für Menschen mit Behinderung stark zu machen.
Der anschließende Vortrag regte Gäste zum Nachdenken an: Prof. Dr. Martin HofmannApitius vom Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen (SCAI) skizzierte anschaulich, wie in der digitalisierten Welt von heute aus einer Datenspur schnell eine Lebensspur werden kann.
Zum Abschluss des öffentlichen Veranstaltungsteils stellten Dr. Barbara Breuer und Prof. Norbert Szyperski die Aktivitäten der Stiftung Lebensspur e. V. vor und berichteten über die angebotenen Selbstbehauptungskurse für Menschen mit Behinderung. „Die Kurse werden sehr nachgefragt und viel gelobt. Die Teilnehmer gehen nach einem Kurs mit erhobenem Haupt nach Hause, ihnen macht es Spaß, sie sind sehr dankbar“, freute sich Dr. Barbara Breuer über die bisher durchweg positive Resonanz.
Zum Abschluss lud Prof. Norbert Szyperski alle Freunde und Förderer zur ersten Benefizveranstaltung des jungen Stiftungsvereins ins Kölner Senftöpfchen-Theater ein: Am 15. September werden Dipl.-Kfm. Joachim Sandner und Karl Ferdinand Prinz von Thurn und Taxis ausgewählte Loriot´sche Dialoge des einzigartigen Humoristen und FormulierungsKünstlers Vicco von Bülow vortragen. „Wir würden uns sehr freuen, Sie im September alle wieder zu einem unterhaltsamen Abend in Köln begrüßen zu dürfen. Denn gemeinsam zu lachen, macht am meisten Spaß“, bekräftigte Prof. Norbert Szyperski in seiner Einladung.
Nach dem offiziellen Programm tauschten sich Gäste, Redner und Preisträger bis in den Abend bei angeregten Gesprächen am Buffet sowie in der begleitenden Ausstellung und Themenwelt aus. In der Themenwelt waren neben den Lebenspuren der beiden Preisträger 2015 auch die bereits im Vorjahr ausgezeichneten Lebensspuren ausgestellt. Die dazu professionell eingesprochenen Texte waren zudem über Tablet-PC und Smartphone über die kostenlose App der Stiftung abrufbar.
Darüber hinaus hielt die Themenwelt auch Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten für Existenzgründer mit Behinderung bereit. Ergänzend informierte die IHK Köln mit einem Informationsstand über bestehende Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung von Menschen mit Behinderung.
Die Stiftung Lebensspur e.V. mit Sitz in Köln unterstützt Menschen mit Behinderung ab einem Alter von 16 Jahren über alle Lebensabschnitte und Behinderungsformen hinweg. Ziel ist es, Wege aufzuzeigen, wie Menschen mit Behinderung sowohl im privaten aber auch beruflichen Umfeld z.B. mit geeigneten Hilfsmitteln und Angeboten unterstützt werden können, um ihre innewohnenden Fähigkeiten zu erkennen, entwickeln bzw. entfalten und lange zu bewahren. Denn mit Erkennen und Nutzen der eigenen Fähigkeiten bieten sich für Jüngere und Ältere mit Behinderungen neue Möglichkeiten, aktiv am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilzunehmen, um so ihre Lebensqualität und Berufsfähigkeit insgesamt erhöhen oder erhalten zu können.
Ziel der Dr. Jürgen Rembold Stiftung zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements ist es, Bürgerinnen und Bürger dabei zu fördern, selbst Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen und zur Verbesserung der Lebensqualität und des Miteinanders im unmittelbaren gesellschaftlichen Umfeld beizutragen. Die Stiftung mit Sitz in Rösrath will gemeinnützige Projekte fördern, die bürgerschaftliches Engagement und gemeinwohlorientiertes Handeln anstoßen und unterstützen sowie insbesondere durch die Vergabe von Preisen für effiziente Projekte, Organisationen und Personen zur Vermehrung und Nachahmung des Engagements ermutigen. Hilfe zur Selbsthilfe ist dabei das vorrangige Ziel.
Dies ist eine Pressemitteilung der Stiftung Lebensspur e.V.
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