Augmented Reality in der Fabrik
Augmented Reality in der Fabrik: Mit Datenbrillen mehr Durchblick
Digitale Technologien wie Augmented Reality (AR) können viele Abläufe und Tätigkeiten effizienter machen – dies gilt auch für kleine Unternehmen mit begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen. Bei Augmented Reality wird die sichtbare Realität um virtuelle Elemente erweitert. In das eigentliche Sichtfeld lassen sich Informationen in Form von Bildern oder Texten einblenden – etwa mit Hilfe eines Tablets oder eines Smartphones.
Darin liegt auch der wesentliche Unterschied zur Virtual Reality (VR): Während bei der VR-Technologie das Sichtfeld komplett durch ein neues, künstliches Bild ersetzt wird, kann der AR-Nutzer seine Umgebung weiterhin wahrnehmen. Das Blickfeld wird stattdessen computergestützt um zusätzliche virtuelle Elemente ergänzt.
Intelligente Datenbrillen gewinnen an Bedeutung
Privat wird Augmented Reality meist über Geräte wie Tablets oder Smartphones dargestellt – prominentes Beispiel ist die App Pokémon GO. Im industriellen Kontext besitzen intelligente Datenbrillen ebenfalls großes Potenzial.
Datenbrillen mit AR-Technologien werden eingesetzt, um dem Nutzer alle arbeitstechnisch relevanten Informationen direkt in das Sichtfeld einzublenden. Diese Informationen können Warnhinweise, Anleitungen oder Messdaten sein, die den Mitarbeitern auf allen Ebenen bei ihrer Arbeit helfen.
Die Vorteile von AR-Brillen liegen auf der Hand: Träger der Brillen haben beide Hände für Tätigkeiten an der Maschine frei und gleichzeitig alle wichtigen Informationen im Blickfeld. Statistiken, Anleitungen oder Hinweise auf Papier werden überflüssig. Die vollständig digitale Beschreibung des gesamten Arbeitsprozesses spart Kosten und Zeit gegenüber der bisherigen papierbasierten Dokumentation.
AR-basierte Smart Services im Mittelstand
AR-Technologien können insbesondere in Verbindung mit intelligenten, plattformbasierten Dienstleistungen großen Nutzen für Firmen stiften. An solchen Smart Services arbeiten aktuell verschiedene Forschungsprojekte des Technologieprogramms Smart Service Welt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird.
Eines dieser Projekte ist Glass@Service. Das Projekt entwickelt neben einer intelligenten Datenbrille auch eine Integrationslösung, um sicher auf Unternehmenssysteme zuzugreifen. Die Datenbrille ist ein Prototyp, konzipiert für den industriellen Einsatz. Dabei erkennt die smarte AR-Brille, so die Vision, selbstständig die Produktionsanlage, an der der Techniker Arbeiten durchführen soll und stellt alle maschinenspezifischen Informationen bereit.
Nun kann die Datenbrille den Träger automatisch bei den anstehenden Arbeitsschritten begleiten, auszutauschende Bauteile anzeigen und gegebenenfalls Warnungen einblenden. Mithilfe der intelligenten AR-Brille können auch ungeübte Techniker sicher durch den Arbeitsprozess geführt werden.
AR-Lösungen nach dem Baukastenprinzip
Einen anderen Ansatz verfolgt ein weiteres Projekt aus dem Forschungsprogramm Smart Service Welt: AcRoSS entwickelt eine Plattform für Augmented-Reality-Services, die sich die Unternehmen nach einem Baukastenprinzip selbst zusammenstellen und modular kombinieren können.
So werden Kosten und Aufwand für die Erstellung einer passenden AR-Anwendung maßgeblich gesenkt. Das Software-Werkzeug zur Verknüpfung der Bausteine ist intuitiv gestaltet, dass auch Personen ohne spezifisches Expertenwissen in der Lage sind, AR-Anwendungen zu erstellen. Durch die Offenheit und Erweiterbarkeit der Plattform können Bausteine durch Unternehmen ergänzt und über die Plattform anderen angeboten werden.
Damit leisten die Forschungsprojekte einen Beitrag dazu, Augmented Reality auch kleinen und mittleren Unternehmen zugänglich zu machen. Damit wird langfristig die Konkurrenz- und Zukunftsfähigkeit des deutschen Mittelstands gesichert.
Weitere Informationen über die Forschungsprojekte von Smart Service Welt finden Sie unter: http://www.digitale-technologien.de/DT/Navigation/DE/Foerderprogramme/Smart_Data/smart_data.html
Autoren:
Daniel Röltgen
Daniel Röltgen studierte Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau an der Universität Paderborn und ist Gruppenleiter am Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM in Paderborn. In dem Fachbereich Produktentstehung von Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu verantwortet er das Thema Innovationsmanagement. Seit März 2016 leitet er das Forschungsprojekt AcRoSS, das im Technologieprogramm Smart Service Welt vom BMWi gefördert wird.
Dr. Frank-Peter Schiefelbein
Dr. Schiefelbein studierte an der TU Dresden (Dipl.-Ing. Gerätetechnik) und promovierte anschließend zum Dr.-Ing. auf dem Gebiet Verfahrenstechnik der Elektrotechnik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seitdem ist er für verschiedene Geschäftsbereiche der Siemens AG in Entwicklung, Fertigung und Forschung tätig. Zudem leitet er seit März 2016 das Forschungsprojekt Glass@Service. Das Projekt ist Teil des Technologieprogramms „Smart Service Welt“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird.
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