Wertschöpfung durch Wertschätzung
Die TREND-REPORT-Redaktion im Gespräch mit Wolfgang Fassnacht. „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ Dieser von Heraklit schon etwa 500 Jahre vor Christus festgehaltene Satz hat sich über die Jahrhunderte immer wieder aufs Neue bewahrheitet.
Allerdings hat sich die Geschwindigkeit des Wandels über die Jahrhunderte um ein Vielfaches erhöht. Davon ist selbstverständlich auch die Arbeitswelt betroffen. Bei SAP versucht man auf diese Entwicklung beispielsweise mit neuen Organisationsformen zu reagieren. Wolfgang Fassnacht, Personalchef SAP Deutschland, erklärt: „In einer pyramidenartigen Organisationsform kommt es alleine schon wegen der Kommunikationswege zu einem Zeitversatz von oben nach unten.“ Entwicklungszyklen bei größeren Produkten dauern so 18 bis 24 Monate. Zu lange in der heutigen Zeit. Zudem hat diese Methode den Nachteil, dass Mitarbeiter nicht den Gesamtzusammenhang des Produkts kennen, an dem sie arbeiten – die Arbeitsteilung ist zu kleingliedrig.
„Mitarbeiter brauchen jedoch den Überblick über die gesamte Wertschöpfungskette, die sogenannte Value-Chain, um innovativ arbeiten zu können“, erklärt Fassnacht. Daher startete der IT-Konzern vor einigen Jahren mit der Einführung von agilen Strukturen. Begonnen wurde damit in der Entwicklungsabteilung. Mit ersten Erfolgen: Die Entwicklungszyklen haben sich mittlerweile auf drei bis vier Monate reduziert. „Bei Cloud-Produkten liefern wir sogar etwa alle vier Wochen ein Update aus“, sagt Fassnacht. Innerhalb der Projekte bilden sich Teams zu Teilprojekten, die dann weitestgehend selbstbestimmt umgesetzt werden. Die Kundenanforderungen sind allen bekannt. Nur: Alle vier Wochen müssen die Teams an einen Stand kommen, an dem sich die Teilprodukte zusammensetzen lassen. „Wir sind nun näher an den Kundenanforderungen dran, die Mitarbeiter verstehen den Beitrag ihres Teilprodukts im Gesamtkontext. Das ist natürlich eine ganz andere Motivation“, sagt Fassnacht.
Wolfgang Fassnacht: „Systematische, individuelle Förderung steht im Mittelpunkt.“
Doch um an diesen Punkt zu kommen, ist ein Umdenken erforderlich. Laut Fassnacht sind Vertrauen, ein coachender Führungsstil und Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern unabdingbar. Und: Man muss sich für die Geschwindigkeit der Umgebung auch mal Zeit nehmen. „Wir saßen beispielsweise drei Tage mit Senior Executives zusammen, um einen vertrauensgebenden Führungsstil zu diskutieren“, sagt Fassnacht. Der wird nun konzernweit kommuniziert. Und ständig weiterentwickelt – auf allen Ebenen. Vertrauensarbeitszeiten, ein Leadership-Trust-Index, zu dem Mitarbeiter einmal im Jahr ihren direkten Vorgesetzten bewerten, Mentoring- und Peer-Learning-Programme oder jederzeit zu unterschiedlichsten Themen virtuell abrufbare Trainings sind außerdem flankierende Maßnahmen. Die nächsten Schritte sind bereits eingeleitet: „Systematische, individuelle Förderung steht im Mittelpunkt. Jeder soll sich die Arbeit suchen können, die zu ihm passt“, gibt Fassnacht einen Ausblick. „Die Menschen sollen nicht von oben verplant werden, sondern, bildlich gesprochen, zur Arbeit fließen.“
Das ausführliche Interview mit Wolfgang Fassnacht:
vertrauen, coachen und wertschätzen
Weitere Informationen unter:
www.sap.com
Kommentare sind deaktiviert.