Weniger Lust auf lange Wege

 

Weniger Lust auf lange Wege: Freizeitziele müssen näher rücken

In einer Zeit, in der das eigene Zuhause zunehmend an Bedeutung gewinnt, nimmt die Bereitschaft der Bürger ab, lange Wege für Freizeitaktivitäten in Kauf zu nehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der gemeinnützigen Stiftung für Zukunftsfragen, für die über 3.000 Personen ab 18 Jahren repräsentativ befragt wurden.

Besonders bei kulturellen und sozialen Veranstaltungen ist ein deutlicher Rückgang der Anfahrtszeiten zu beobachten. Zwar nehmen Musicalbesucher weiterhin knapp eine Stunde Fahrtzeit in Kauf, doch dies entspricht fast einer halben Stunde weniger als vor zehn Jahren. Auch für Open-Air-Konzerte (-22 Minuten), Sportveranstaltungen (-19 Minuten) und Theaterbesuche (-11 Minuten) zeigen sich die Bürger zunehmend weniger bereit, längere Zeit im Auto, Zug oder Bus zu verbringen.

Auch die Bereitschaft, weite Strecken zu Verwandten (-16 Minuten) oder Freunden (-13 Minuten) zurückzulegen, ist gesunken, bleibt aber relativ hoch. Denn für keine andere Aktivität investieren die Bürger mehr Fahrtzeit. Die durchschnittliche Dauer hat dennoch abgenommen, was unter anderem auf die Nutzung digitaler Kommunikationsmittel zurückzuführen ist, die persönliche Treffen teilweise ersetzen.

Im Gegensatz zu den meisten Freizeitaktivitäten weisen einige Ziele eine stabile oder sogar leicht gestiegene Anfahrtsdauer auf. So hat sich die durchschnittliche Anfahrtszeit zu Naherholungsgebieten und Bars leicht erhöht, und zu Restaurants ist sie mit einem Plus von acht Minuten sogar deutlicher gestiegen.

Einordnung des wissenschaftlichen Leiters, Professor Dr. Ulrich Reinhardt:

„Die Analyse der Anfahrtszeiten zu verschiedenen Freizeitaktivitäten verdeutlicht die Verdichtung und Attraktivität der Angebote im Alltag vieler Bundesbürger. Lange Anfahrtszeiten müssen durch einen entsprechenden Mehrwert gerechtfertigt sein, was nicht immer der Fall ist. Gleichzeitig zeigen sich Veränderungen in den Präferenzen der Bürger: Während fast alle kulturellen und sozialen Aktivitäten an Attraktivität verlieren, gewinnen lokale und naturbezogene Freizeitmöglichkeiten an Bedeutung. Diese Entwicklungen spiegeln das Bedürfnis vieler Bürger nach Effizienz, aber auch nach Erholung, Bequemlichkeit und häuslicher Gemütlichkeit wider – getreu dem Motto: Schnell hin, und noch schneller zurück aufs Sofa.“