Innovationen & Automatisierung

Die Automatisierung hat bisher fast alle Lebensbereiche erreicht, ob privat mit NFC-Tags und Mobiltelefon oder durch diverse Software- und Industrieroboter in Unternehmen. Wer nicht automatisiert, bleibt als Unternehmer:in in Deutschland schnell auf der Strecke.

Da heißt es, wegkommen von langweiligen, eintönigen und stupiden Arbeiten und hin zu mehr Kreativität und Innovationen. In diesem Zusammenhang müssen Mitarbeitende aber auch weiter qualifiziert werden, um die „gut gemachte“ Zeit auch sinnvoll im Unternehmen einzubringen. Wie sehr KI und die Automatisierung tatsächlich den Arbeitsmarkt umwälzen werden, ist noch weitestgehend unerforscht. Klar ist, wir müssen unsere Tätigkeiten, Qualifizierung und Denkweisen verändern, damit wir die neuen Lösungen auch zum Einsatz bringen können. Nur wie viele von uns sind dafür noch nötig?

Sieht man sich in diesem Kontext die aktuelle Diskussion und den Denkansatz der Politik an, so wird in der Ampelkoalition die Forderung laut, den Einsatz von KI-Technologie zu besteuern. „Grundsätzlich kann man darüber nachdenken“, sagte der Co-Chef der SPD-Linken, Sebastian Roloff, im Juni erst dem Handelsblatt. „Die Idee der KI-Steuer gleicht dem Konzept der Maschinensteuer, die auch bisher schon ins Spiel gebracht wurde, wenn technischer Fortschritt Arbeitsplätze und damit Einnahmen des Staates wegfallen lässt.“ Ob das der richtige Zeitpunkt ist, das Thema anzuschneiden, ist fraglich. Gerade jetzt, wo doch die „Fabrik der Zukunft“ und Industrie 4.0 die Chancen bieten, den Industriestandort Deutschland wieder fit zu machen. Übrigens auch im Hinblick auf die Möglichkeiten, die durch KI und ML für unseren Standort und neue Geschäftsmodelle entstehen. Die Verunsicherung ist groß für alle Unternehmen, die sich gerade auf der digitalen Reise befinden. Aber wahrscheinlich werden uns US-Konzerne mit KI versorgen, was die Steuer legalisiert, um die finanzielle und digitale Kluft etwas einzudämmen.

Fakt ist, wir kommen am Industrie-standort Deutschland nicht mehr ohne KI und Automatisierung aus. Hohen Löhnen sowie Materialkosten, dem Fachkräftemangel und der Inflation, muss ja irgendwie begegnet werden. Malte Dieckelmann von Rockwell Automation erklärte uns dazu: „Smart Manufacturing nimmt als Thema für Unternehmen eine stetig wachsende Bedeutung ein. Wer ein profitableres Wachstum erzielen, seine Qualität steigern oder auch nachhaltiger produzieren will, der kommt um datenbasierte Intelligenz in der Fertigung nicht mehr herum. Entscheidend ist hier vor allem ein performantes Produktionsleitsystem, also ein Manufacturing Execution System.“

Immer wichtiger werden auch „digitale Zwillinge“ für die Industrie. Die Technologie ist für die Industrie 4.0 und die Digitalisierung der Fertigung essenziell. Willi Ruopp von CNC24, verdeutlichte das unserer Redaktion so: „Digitale Zwillinge unterstützen die richtigen Entscheidungen in risikobehafteten Umfeldern mit komplexen Produktionsstrukturen. Das Streben nach Effizienz soll Kosten reduzieren und Ressourcen schonen – mit dem Ziel, den geringsten Material-, Mann- und Maschinenaufwand für das bestmögliche qualitative Ergebnis einzusetzen. Gerade für die Produktion von Serien ist dies relevant. Den Transfer auf Prototypen und Kleinserien werden wir auch hier dank ML und KI meistern, um den unaufhaltbaren Automatisierungs- und Robotisierungstrend kontinuierlich mit den notwendigen mechanischen Komponenten beliefern zu können.“ Willi Ruopp hat es sich mit CNC24 zur Aufgabe gemacht, den Markt für Industrie- und Maschinenbauteile zu digitalisieren.

Am Rand notiert

Tax for Bots?
Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt revolutionieren, doch in welchem Maß, ist noch relativ unerforscht. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus dem Jahr 2021 arbeiten hierzulande gut ein Drittel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berufen, die theoretisch automatisiert werden könnten. Das ruft die Politik auf den Plan. In der Ampelkoalition wird die Forderung laut, KI zu besteuern, um den drohenden Verlust von Staatseinnahmen auszugleichen. In der Branche stoßen deren Vorschläge auf erheblichen Widerstand. Und nicht nur von da. Die Suche nach neuen Geldquellen wird wohl weitergehen oder droht Deutschland eine Innovationsarmut?

Die Automatisierung transformiert seit längerem schon unsere Routineaufgaben am Arbeitsplatz und im Büro und Mitarbeitende können ihr Potenzial besser für das Unternehmen zum Einsatz bringen. Robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA) ist eine Softwaretechnologie, die von jedem leicht zur Automatisierung digitaler Aufgaben eingesetzt werden kann. Mit RPA erstellen Nutzer Softwareroboter oder „Bots“, die lernen, nachahmen und anschließend regelgestützte Geschäftsprozesse ausführen können, Dank KI und ML kommt dann richtig leben in die Bots. Die intelligente Prozessautomatisierung (IPA) kombiniert klassische, regelbasierte Automatisierungssoftware mit künstlicher In­telligenz, Machine Learning und Natural Language Processing. Die RPA-Software wird somit um kognitive Komponenten ergänzt. IPA ermöglicht es Unternehmen, fortschrittliche Automatisierungsszenarien zu realisieren, und den Nutzen so weiter zu steigern.
Doch wie viel Know-how brauchen Unternehmen, um die ersten Software-roboter im Unternehmen in Schwung zu bringen? Annette Maier, von UiPath betonte dabei im Gespräch mit unserer Redaktion: „Es ist hilfreich, wenn Mitarbeitende grundlegende Kenntnisse in der Prozessautomatisierung und eine gewisse IT-Affinität mitbringen – das ist aber kein Muss. Low-Code- und No-Code-Funktionalitäten machen es Angestellten auch ohne technischen Hintergrund möglich, die neue Technologie zu nutzen. Sie können zum Beispiel per Drag-and-drop Prozesse optimieren und über Programmierschnittstellen Machine-Learning-Algorithmen trainieren. Viel von der gängigen Businesssoftware kann in eine Automatisierungsplattform integriert werden. Unternehmen können Schulungen und Zertifizierungen von Automatisierungsanbietern wie UiPath nutzen, um ihre Mitarbeiter:innen auf die Arbeit mit der Plattform vorzubereiten.“ Entscheidend ist jedoch laut Annette Maier, Mitarbeitende von Anfang an mit auf die Automatisierungsreise zu nehmen und sie über alle Schritte auf dem Laufenden zu halten. „Ziehen dann alle Mitarbeitenden an einem Strang, können Automatisierungsprojekte richtig Fahrt aufnehmen“, betonte Maier abschließend.

Auch die neusten Trends der Automatica (27. bis 30. Juni 2023) zeigten intelligente Robotiklösungen für Probleme wie den Fachkräftemangel. Trends wie Digitalisierung und KI, Zukunft der Arbeit und nachhaltige Produktion, standen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Außerdem stand der Trend Mensch-Roboter-Kollaboration mit Cobots im Fokus der Besucher. Und es sind unsere Pioniere wie zum Beispiel Alwin Heerklotz von Innok Robotics, die sich nicht von neuen Steuern und noch mehr Bürokratie aufhalten lassen, um neue Nischen sowie Märkte zu finden. Alwin Heerklotz entwickelt Transportroboter für Outdoor- und Indooraufgaben und besetzt eine übersehene Nische im Outdoorbereich mit seinen Robotern. „Wir können Missionen rein outdoor, rein indoor oder im kombinierten Einsatz, wie bei unserem Kunden TotalEnergies, durchführen: Also in Halle A an einer Maschine mit Material starten, über den Betriebshof und dann in Halle B an die nächste Bearbeitungsmaschine, zum Beispiel eine CNC-Fräsanlage, fahren. Auf der Heros Plattform basieren aber auch weitere Lösungen, wie der stark nachgefragte Innok Rainos, der von immer mehr Friedhöfen und Gärtnereien zum robotergestützten, autonomen Bewässern von Gräbern eingesetzt wird“, verdeutlichte uns Heerklotz. Klar ist: Sichere und leistungsfähige autonome mobile Roboter mit KI werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten im Alltagsleben so normal werden und eine Durchdringung haben wie andere erfolgreiche disruptive Technologien auch. Im Hinblick auf den aktuellen und zukünftigen Fachkräftemangel sowie auf die geopolitischen Risiken, sollten neue Technologien favorisiert werden, die einfach in der Anwendung sind und dabei einen messbaren Effizienzgewinn generieren. Ziel sollte es sein, einen geschäftlichen Mehrwert zu schaffen ohne sehr teure Entwicklungsressourcen einsetzen zu müssen. RPA und Low-Code-Technologien sind daher aktuelle Mög­lichkeiten, die Kosten in den Griff zu bekommen.

Am Rand notiert

EU will KI bändigen
Verhandlungsposition zum Gesetz über künstliche Intelligenz: KI, die in Europa entwickelt und eingesetzt wird, soll in vollem Umfang mit den Rechten und Werten der EU im Einklang stehen, einschließlich menschlicher Aufsicht, Sicherheit, Datenschutz, Transparenz, Nichtdiskriminierung sowie sozialem und ökologischem Wohlergehen. Die Vorschriften folgen einem risikobasierten Ansatz und legen Verpflichtungen für Anbieter:innen und Anwender:innen von KI-Systemen fest, die sich nach dem Grad des Risikos richten, das die KI erzeugen kann.
https://www.trendreport.de/eu-will-ki-baendigen

von Bernhard Haselbauer
b.haselbauer@trendreport.de

CC BY-SA 4.0 DE

 
 
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