Nachhaltige Beleuchtung: Ein Leitfaden für die Zukunft unserer Umwelt
Entdecken Sie, wie moderne Beleuchtungslösungen nicht nur Ihr Zuhause oder Ihr Unternehmen erleuchten, sondern auch die Erde schützen können.
Autor Markus Braun, Experte für nachhaltige Beleuchtung bei Lumina Design Studio, zeigt Ihnen die innovativen Technologien, Maßnahmen und Materialien, die für mehr Nachhaltigkeit in der Beleuchtung stehen.
Hintergrund: Was genau ist unter Nachhaltigkeit in der Beleuchtung zu verstehen?
Wirklich nachhaltige Beleuchtungskonzepte verknüpfen die Leitgedanken Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und soziale Aspekte miteinander. Das bedeutet konkret. Die Anforderungen an Nachhaltigkeit bei der Beleuchtung geht weit über das klassische Ziel der Effizienzsteigerung hinaus. Gefordert sind hier vor allem die Hersteller von Lampen, Leuchten und Beleuchtungsanlagen. Schließlich müssen auch die einzelnen Produkte und Komponenten nachhaltig produziert werden, um generell die Nachhaltigkeit in der Beleuchtung zu steigern. Diese 6 Aspekte stellen dabei die Basisfaktoren respektive die wesentlichen Voraussetzungen dar:
1. Leuchten sollten immer eine zirkuläre Produktentwicklung durchlaufen.
Werden wieder verwertbare Materialien wie Glas und Aluminium genutzt, schont dies wertvolle Ressourcen. Diesen Aspekt müssen Sie bereits bei der Produktentwicklung einbinden. Empfehlenswert ist diesbezüglich der Designansatz der zirkulären Produktentwicklung (hier: Circular Design). Im Gegensatz zum traditionellen linearen Design denkt der jeweilige Hersteller beim zirkulären Ansatz von Fertigungsbeginn an darüber nach, was aus dem hergestellten Artikel am Ende des Produktlebenszyklus wird. Gerade im Hinblick auf den Einsatz von wiederverwertbaren Materialien für Leuchten respektive Beleuchtungssystemen.
2. Es werden nur recycelbare und schadstoffarme Komponenten genutzt.
Beleuchtung bzw. Leuchten basieren bestenfalls ausschließlich auf recycelbaren und schadstoffarmen Komponenten. Dadurch ist es gewährleistet, dass am Ende der Lebensdauer alle Komponenten wieder dem Stoffkreislauf zugeführt werden. Ob Lampen und ganze Beleuchtungssysteme diese Anforderungen erfüllen, erkennen Sie zum Beispiel an EPDs (Environmental Product Declaration) oder zertifizierten Öko-Labels. Das bietet zusätzlich eine gute Orientierung bei der Kaufentscheidung.
3. Die Beleuchtungsprodukte bestehen bestenfalls aus austauschbaren Komponenten.
Beleuchtungsanlagen sollten bestenfalls komplett aus austauschbaren Komponenten bestehen. Das vereinfacht sowohl die Reparatur als auch die Modernisierung. So können Sie zum Beispiel genutzte Betriebsgeräte, energieintensive Lampen oder auch ältere LED-Module gegen neue, leistungsfähigere Komponenten austauschen. Weiterer Positivfaktor: Der Einsatz von austauschbaren Komponenten verlängert gleichzeitig die Lebenszeit des Beleuchtungssystems.
4. Es muss ein möglichst hoher Leuchtenwirkungsgrad erreicht werden.
Ein hoher Leuchtenwirkungsgrad reduziert im Zusammenspiel mit einer langen Lebensdauer die Auswirkungen auf die Umwelt. Zudem wirkt ein hoher Leuchtenwirkungsgrad auch immer stromsparend und reduziert die Wartungskosten.
5. Das Modernisierungsintervall wird verlängert.
Eine bessere Haltbarkeitsdauer und Langlebigkeit von Leuchten, anderen Lichtquellen oder auch Betriebsgeräten entlastet nicht nur die Umwelt, sondern verlängert gleichzeitig auch das Modernisierungsintervall. Das kommt neben der Umwelt auch Ihrem eigenen Geldbeutel zugute.
6. Eine hohe Lichtqualität sorgt für eine positive Wirkung beim Menschen.
Die Lichtqualität der Beleuchtungsprodukte sollte stets so hoch wie möglich sein. Denn sie vereint visuelle Qualität in Form von guten Sehbedingungen sowie emotionale Qualität durch eine angenehme Lichtatmosphäre. Zudem steht eine hohe Lichtqualität für die biologische Qualität nach dem HCL-Konzept. Dadurch wird der Lichtqualität ebenfalls eine positive Wirkung auf Körper und Gesundheit zugeschrieben.
Diese innovativen Technologien steigern die Nachhaltigkeit in der Beleuchtung.
Die Einführung der LED-Technologie stellt einen Meilenstein für die Nachhaltigkeit im Beleuchtungssektor dar. LEDs verbrauchen im Vergleich zu herkömmlichen Glühlampen bis zu 80 Prozent weniger Energie. Das sorgt für eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes sowie gleichzeitig für erhebliche Kosteneinsparungen. Vorteilhaft hinzu kommt die lange Lebensdauer einer LED. Das vermeidet wiederum Abfall. Teilweise sind mehr als 25.000 Betrieb möglich, bevor Sie eine LED auswechseln müssen.
LED- und Solartechnologie als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit
LEDs gelten daher berechtigterweise als Gamechanger in Sachen Nachhaltigkeit von Beleuchtungsszenarien. Aber auch solare Lampen stellen eine innovative Lösung dar. Sie absorbieren während des Tages via Photovoltaikzellen die Sonnenenergie und wandeln diese anschließend in elektrische Energie um. Diese wird in Akkus gespeichert, um nach Sonnenuntergang Licht zu erzeugen. Laufende Stromkosten gibt es hier nicht. Zudem reduziert die Solartechnologie den CO2-Ausstoß deutlich. Allerdings beschränkt sich der Einsatz von Solarlampen vorzugsweise auf den Outdoor-Bereich.
Auch diese Technologien haben viel Zukunftspotenzial
Neben diesen beiden Technologien stehen aber noch einige weitere innovative Lösungen bereit oder zumindest in den Startlöchern, die Beleuchtungsszenarien noch nachhaltiger, umweltfreundlicher und effizienter machen können. Dies sind die innovativen Technologien mit dem größten Nachhaltigkeits- und Zukunftspotenzial:
– OLED (Organic Light Emitting Diode)
OLED hat als Technologie das Potenzial, die Beleuchtung der Zukunft zu revolutionieren. Vom Aufbau her handelt es sich hierbei um schichtförmige, aus organischen halbleitenden Materialien bestehende Beleuchtungskomponenten, die zwischen Glasscheiben eingekapselt sind. Wenn elektrischer Strom hindurchfließt, entsteht Elektrolumineszenz.
Im Gegensatz zu LEDs strahlt OLED aber keine UV-Strahlen ab. Zudem basiert diese neue Technologie auf geschichteten Oberflächen und erzeugt keine Blendung. Das hat viel Zukunftspotenzial. So könnten OLEDs später beispielsweise auf Decken, Tapeten oder Fenster als zusätzliche Schicht aufgetragen werden. Noch steckt diese innovative Technologie allerdings in den Kinderschuhen. Im Vergleich zu LED-Beleuchtungskomponenten fehlt es noch an Langlebigkeit und Effizienz. Außerdem können OLEDs bislang nur weißes Licht produzieren.
– Reflektor- und Linsentechnologie
Es gibt inzwischen Verfahren, um die Reflektor- und Linsentechnologie zu optimieren. Dadurch lenken Leuchten mit optimierter Reflektor- und Linsentechnologie das Licht präziser genau auf die Areale, die auch tatsächlich beleuchtet werden sollen. Das minimiert zum einen die Lichtverluste und steigert zum anderen Effizienz und Nachhaltigkeit.
– Digitale Lichtsteuerung
Auch hinsichtlich der digitalen Lichtsteuerung sind die nächsten Entwicklungsschritte bereits vollzogen oder zumindest eingeläutet. Das Zusammenspiel von LED-Technik und digitaler Steuerung bietet einen hohen Beleuchtungskomfort, Präsenzkontrolle und eine perfekte Abstimmung auf das Tageslicht. Auf diese Weise ermöglicht die Kombination aus LED-Technik und digitaler Steuerung variable Lichtszenen auf effizienter und nachhaltiger Basis. Laut Experten lässt sich durch moderne LED-Systeme, die von spezifisch ausgerichteten Lichtmanagementsystemen gesteuert werden, der Energieverbrauch um bis zu 80 Prozent verringern. Diese Effizienz schont die Umwelt und das eigene Budget.
Welche Materialien sorgen für eine nachhaltige Beleuchtung?
Bei Beleuchtungsszenarien geht es nicht nur um die Lichtquellen selbst, sondern auch um die Materialien, die für das Design und die optische Gestaltung genutzt werden. Jede einzelne Materialgruppe weist dabei Vor- und Nachteile im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit, Gewicht, Langlebigkeit, Pflege, Kosten und optische Attraktivität auf. Wir haben die diesbezüglich wichtigsten Aspekte für Sie aufbereitet.
Holz: In Sachen Nachhaltigkeit eine gute Entscheidung
Holz bietet optisch eine wunderbar natürliche Ästhetik. Leuchten und Lampen mit einem Holz-Design geben Ihrem Zuhause immer ein warmes und heimisches Gefühl. Um die optische Attraktivität und die Langlebigkeit langfristig zu erhalten, benötigt Holz allerdings gelegentliche Pflege. In Bezug auf die Nachhaltigkeit punktet Holz deutlich gegenüber anderen Materialien. Denn es handelt sich hierbei um einen nachwachsenden Rohstoff, der biologisch komplett abbaubar ist. Gerade in Bezug auf den Lebenszyklus bringt dies klare Vorteile. Grundsätzlich gilt: Wenn Sie Holz als Material für das Lampendesign nutzen, fördern Sie über Material- und Energiesubstitution die Entlastung der Atmosphäre.
Rattan (Korbgeflecht): Die langen Transportwege verhageln eine noch bessere Öko-Bilanz
Materialien dieser Art werden häufig für dekorative Leuchten verwendet. Das natürliche, leichte und flexible Material sorgt dabei für eine rustikale und gemütliche Atmosphäre. Ebenso wie Holz baut sich auch der nachwachsende Rohstoff Rattan biologisch ab. Bereits nach rund zwei Jahren ist die Rotangpalme bereit für die Ernte. Die Palme wird dabei nicht gefällt! Als Naturmaterial ist Rattan zudem auch recycelbar. Das alles wirkt sich positiv auf die Ökobilanz aus. Einen kleinen Dämpfer erhält die Nachhaltigkeit dann aber durch die weiten Transportwege. Diese Holzart wird vorwiegend aus Indonesien, Malaysia und den Philippinen importiert. Durch die langen Wege kommt es dann leider doch zu CO2-Emissionen.
Textilstoffe: Natürliche Fasern sind jederzeit zu bevorzugen
Textile Lampenschirme lassen sich harmonisch in viele verschiedene Einrichtungsszenarien integrieren. Dabei erzeugen sie in der Regel ein weiches, diffuses Licht. Textilstoffe selbst sind in der Regel leicht und flexibel, gelten aber als problematisch: Die Klima- und Umweltbilanz der klassischen Textilindustrie ist teilweise verheerend. Daher ist hier zwingend darauf zu achten, dass die Textilstoffe für Lampen auch nachhaltig produziert werden. Zudem ist es wichtig, dass natürliche Fasern verwendet werden. Denn Fasern dieser Art sind biologisch abbaubar und reduzieren dadurch die Belastung der Umwelt. Außerdem lassen sich Materialien wie Baumwolle, Leinen, Hanf oder auch Schafwolle recyceln. Entscheiden Sie sich dann noch für Bio-Naturfasern als Ausgangsmaterial, mildert dies die ökologischen Nachteile noch einmal massiv ab. Behalten Sie auch die Länge der Transportwege im Blick. Sind diese zu lang, schmälert dies die Nachhaltigkeit in empfindlicher Form.
Weitere Materialien: Auch bei Kunststoffen setzt eine Trendwende ein
- Heu und Blüten: Symbol für ein umweltbewusstes Design aus nachwachsenden Rohstoffen, ist zudem biologisch abbaubar, steht für eine moderne und umweltfreundliche Wohnkultur.
- Glas: kann recycelt werden, ist aber nicht biologisch abbaubar, bietet eine klare, saubere Optik, viele verschiedene Finishes und Farben.
- Metalle: häufig genutzt werden Aluminium, Edelstahl, Nickel, Chrom und Gusseisen, sehr widerstandsfähig und langlebig, sehr energieintensive Herstellung mit einem hohen CO2-Verbrauch, können aber recycelt werden (reduziert die graue Energie).
- Kunststoffe: sehr leicht, vielseitig nutzbar und kosteneffizient in der Herstellung, zudem eine gute Formbarkeit und viele Farboptionen, recyclingfähig, sind aber nicht biologisch abbaubar, können die Umwelt bei nicht ordnungsgemäßer Entsorgung belasten. Aber: Mittlerweile gibt es neue, umweltfreundlichere Kunststoffalternativen, die biologisch abbaubar sind und aus nachwachsenden Ressourcen hergestellt werden.
Nachhaltigkeit muss in jedem einzelnen Bereich stattfinden
Abschließend sollten Sie berücksichtigen, dass die Nachhaltigkeit in der Beleuchtung nur dann vollends gesteigert werden kann, wenn alle Bereiche reibungslos zusammenarbeiten. Die Wertschöpfungskette beginnt bereits bei der Materialauswahl und der möglichst lokalen Beschaffung. Danach folgt eine effiziente und ressourcenschonende Produktion mithilfe von Energiemanagementsystemen.
Auch der Transport muss durch effiziente Logistik, kurze Wege und alternative Transportmittel dem Nachhaltigkeitsanspruch gerecht werden. Wenn Sie als Nutzer von Beleuchtungsprodukten verantwortungsvoll mit dem Energieverbrauch umgehen, ist ein bedeutender Schritt in Richtung nachhaltiger Beleuchtung getan.
Infos zum Autor:
Name: Markus Braun, Senior Designer bei Lumina Design Studio
Markus Braun, Jahrgang 1978, absolvierte sein Studium im Bereich Industriedesign an der FH Pforzheim mit dem Schwerpunkt auf Beleuchtungsdesign. Seit über 12 Jahren ist er bei Lumina Design Studio tätig, wo er innovative Beleuchtungslösungen für kommerzielle und private Räume entwickelt.
Weiter Infos unter: https://www.lumina.it/de/