Autonome Fahrzeuge werden nicht nur die Automobilbranche revolutionieren

Weltweit befindet sich die Transportbranche in einem tiefgreifenden Umbruch. Ein Haupttreiber dieser Transformation ist das Aufkommen autonomer Fahrzeuge. Auf den ersten Blick mag das verwundern, weil diese Fahrzeuge außerhalb eng umgrenzter Pilotprojekte zumindest in Deutschland noch nicht auf öffentlichen Straßen unterwegs sind. Aber Analysten wie die Boston Consulting Group prognostizieren ein enormes Wachstum: Bis zum Jahr 2035 sollen jährlich mehr als 12 Millionen vollautonome und mehr als 18 Millionen teilautonome Fahrzeuge verkauft werden. Während der Markt sich noch in der Entstehungsphase befindet, läuft die Forschung im Hinblick auf die Einsatzmöglichkeiten autonomer Fahrzeuge auf Hochtouren.

Beispiele? Anfang des Jahres haben sich eine der größten Fast-Food-Restaurantketten und ein multinationaler US-Automobilhersteller zusammengetan, um Pizzen in Ann Arbor, Michigan, auszuliefern. Zufällig ausgewählte Kunden wurden dabei ein Teil der fahrerlosen Fahrzeugabnahmeprüfung. In Ruanda liefern autonome Drohnen medizinische Versorgungsgüter und Blut für Transfusionen in entlegene Gebiete und verhindern lebensbedrohliche Verzögerungen. Taucher werden bald in der Lage sein, mit einer winzigen Unterwasser-Drohne die Tiefen des Ozeans vor dem Tauchgang zu erkunden, was die Sicherheit verbessern könnte. Und wenn es nach Dubai geht, wird es Ende des Jahres die erste Stadt mit unbemannten Luft-Taxis sein, so berichtet Newsweek.

Fahrzeugherstellern und ihren Partnern in der Wertschöpfungskette bietet sich hier eine große Chance: Sie können zu den Verwaltern – und Treibern – der größten und anspruchsvollsten On-the-Go-Computing-Umgebungen werden.

Was wird sich ändern?

Soviel ist klar: Autonome Fahrzeuge werden die bestehenden sozialen und geschäftlichen Normen verändern. Eine kurze und schnelle Auflistung zeigt den zu erwartenden Wandel:

  • Autonome Fahrzeuge ermöglichen neue Geschäftsmodelle rund um „Mobility as a Service“ (MaaS).
  • Cybersecurity wird im Mittelpunkt stehen, wenn sich Fahrzeuge miteinander und mit einer Reihe von Online-Systemen von Drittanbietern verbinden und interagieren.
  • Da die meisten autonomen Fahrzeuge aller Voraussicht nach elektrisch angetrieben werden, wird Druck auf das Öl- und Gasgeschäft ausgeübt, in erneuerbare Energiequellen zu investieren.
  • Autonome Fahrzeuge können in schwierigem und/ oder gefährlichem Gelände eingesetzt werden. Aus diesem Grund werden Anzahl und Vielfalt der Sensoren ansteigen, die Daten erzeugen, etwa im Bergbau.
  • Über die Lieferung von Lebensmitteln und die Erfüllung des E-Commerce hinaus werden sich autonome Fahrzeuge in der Logistik- und Konsumgüterbranche durchsetzen. Die Technologie wird den Transport von Gütern und Waren über weite Strecken auf der Straße, in der Luft und auf dem Seeweg erleichtern.
  • Regulierungsbehörden müssen Compliance-Anforderungen neu formulieren, um sicherzustellen, dass neue Registrierungsprozesse mit den sich entwickelnden Technologie- und Leistungsstandards Schritt halten. Im Falle von Unfällen oder illegalen und betrügerischen Ereignissen brauchen die Aufsichtsbehörden einen Weg, um Haftungsfragen zu klären.

Autonome Fahrzeuge haben das Potential, nicht nur die Automobilindustrie, Autohäuser, Kraftstofflieferanten und -versorger zu beeinflussen, sondern auch Anbieter von Software und mobilen Anwendungen, Spezialisten für Cybersecurity und künstliche Intelligenz (KI), Cloud-Provider, die Halbleiterindustrie, Telekommunikations- und Kommunikationsanbieter, Sensorhersteller, Versicherer, Anbieter von Parkflächen und viele mehr. Dies wird zu neuen Akteuren, Produkten, Lieferketten, Buy-outs und Partnerschaften im Ökosystem führen. Insbesondere in drei Schlüsselbereichen bieten sich neue Chancen:

  • Wertschöpfungsketten: Die größte Disruption wird die gut definierte, traditionelle Wertschöpfungskette der Automobilindustrie betreffen. Heute dominieren hier Erstausrüster (OEMs) die Branche. Da die Wertschöpfungskette jedoch immer mehr softwarebasiert und defragmentiert wird, gehört die Zukunft denen, die Software, integrierte Komponenten, Sensoren, Content- und Power-Management-Tools anbieten. Tatsächlich wird allein die Software 35 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen, der durch das Wachstum im Segment der autonomen Fahrzeuge generiert wird. Vorbild hierfür könnte der Wandel in der Smartphone-Industrie sein, wo sich der Fokus innerhalb eines Jahrzehnts von Hardware-Herstellern zu Software- und Content-Anbietern verschoben hat.
  • Sensoren und V2X: LIDAR-Sensoren, Radargeräte und Kameras bieten die Möglichkeit, das Geschehen in der Welt rund um die autonomen Fahrzeuge zu beobachten. In Kombination mit einer Karte geben diese Daten den Fahrzeugen einen Kontext, der es ihnen ermöglicht, auf verschiedene Ereignisse zu reagieren. Häufig werden Sensoren mit ähnlichen Fähigkeiten eingesetzt, um Datenredundanz zu gewährleisten. Auf diese Weise können Fahrzeuge mit Problemen umgehen, die sich aus einem Sensorausfall ergeben. Zukünftige Sensorhersteller werden sich in puncto Robustheit und Kosten differenzieren. Die nahtlose Verbindung zu Einheiten außerhalb des Fahrzeugs ist entscheidend für das reibungslose Funktionieren autonomer Fahrzeuge. Dieser Bedarf wird das Wachstum der Vehicle-to-Infrastructure (V2X)-Technologien vorantreiben. Tatsächlich wird V2X das Herzstück der Next-Gen-Infrastruktur mit Edge-Computing-Fähigkeiten sein. In diesem Bereich wird die Entwicklung der 5G-Infrastruktur die Realisierung von Geschäftsanwendungen beschleunigen.
  • Mobility-as-a-Service-Anbieter: Während frühere Generationen stolz darauf waren, mit 18 den Führerschein zu erhalten und ein Auto zu besitzen, zeigt die aktuelle Generation einen anderen Trend. Millennials wollen sich nicht mit Eigentum belasten und treiben die Nachfrage nach Mobilität als Dienstleistung voran. Aus diesen „Ride-Share”-Diensten ergeben sich Chancen für sekundäre Anbieter in Form von Design und Wartung, mobilen Plattformen, Cloud-Diensten und Zahlungsmanagement.

Schneller vom Prototypen zur Marktreife

Man kann die kommende Revolution aus zwei Blickwinkeln betrachten: Als Turbulenzen und Störfaktoren für die Industrie oder als Chance, sich zu weiter zu entwickeln. Die Verkaufszahlen traditioneller Fahrzeuge werden ohne Zweifel zurückgehen. Aber wenn die Hersteller bereit sind, die Möglichkeiten durch verbundene Services zu nutzen, wird es großes Wachstum geben. Diejenigen, die ihre Abhängigkeit von Motoren und Achsen für den Umsatz aufgeben und zu Power Management, Ride-Sharing, Location Based Content etc. wechseln, um Komfort und Erfahrung zu verbessern, werden langfristig Loyalität und wachsende Einnahmequellen sehen.

Wipro hilft Unternehmen mit seiner Referenzplattform für autonomes Fahren bei dieser Transformation. Die Lösung bietet eine sichere Testumgebung, in der sich verschiedene Szenarien und Randbedingungen mit einem eigenen Prototypen simulieren lassen, der dazu modernste KI- und Machine-Learning-Technologie nutzen kann. Vorhandene Assets wie Software zur Motorsteuerung, Karten und Navigation, Sensoren und viele mehr lassen sich problemlos einbeziehen. Dies verkürzt die Entwicklungszeit bis zur Marktreife und verschafft Anbietern einen Vorteil gegenüber ihrem Wettbewerb.

Weitere Informationen unter:
www.wipro.com