Die ID-Verifizierung wird sich schnell entwickeln

1. Herr Rubtsov, inwieweit ist die Akquisition der Verify-U AG abgeschlossen, welche Synergien entstehen und wie wirkt sich das auf Ihren Financial Coach aus?

Die Übernahme von Verify-U steht bereits kurz vor dem Abschluss, und wir haben erste Schritte zur Erneuerung des Unternehmens in die Wege geleitet. Im Vordergrund stehen für uns dabei die Erhaltung der Stärken des Unternehmens – die Verifizierungslösungen und die Mitarbeiter. Wir werden außerdem weitere Ressourcen beisteuern, um das Wachstum des Unternehmens zu unterstützen. Identifikations-Verifizierung ist ein Bereich, der in allen Branchen schnell am wachsen ist. Da Verify-U ein breites Angebot an Lösungen anbietet, sehen wir interessante Synergien mit Zuper, wenn wir unsere Finanz-Coaching und Money-Management-Dienste in ganz Europa ausweiten.

2. Welche neuen digitalen Services sind geplant?

Die ID-Verifikation muss sich so schnell entwickeln, wie es Betrüger und Hacker tun. Ich bin der Meinung, dass wir unseren Fokus hier auf die Anwendung von künstlicher Intelligenz und Deep Learning setzen müssen, um mitzuhalten. Ein enormes Potential besteht dabei in der Integrierung mehrerer Datenquellen, wobei die Methoden von Biometrie über die Analyse sozialer Netzwerke bis hin zur Geolocation reichen. Unsere Roadmap kombiniert das Können unserer Mitarbeiter mit der Power von Maschinenintelligenz, um einen effizienteren und präziseren Prozess zu schaffen. Davon betroffen ist zum Beispiel das Überprüfen der physischen Sicherheitsmerkmale eines Ausweises, wie die holographischen Merkmale, sowie die Gesichtserkennung, um eine Person mit dem Bild auf dem Ausweis abzugleichen.

3. Welche Wachstumschancen sehen Sie für Ihr Haus in den nächsten ein bis zwei Jahren?

Zuper und Verify-U haben sich bisher auf den deutschen Markt konzentriert. Nun ist es aber an der Zeit, dass beide Unternehmen expandieren. Überall besteht ein Bedarf nach Exzellenz in der Verwaltung der Finanzen und Identitätsprüfung. Im Moment arbeiten wir daran, sowohl in die Breite, als auch in die Tiefe zu gehen, neue Märkte zu erschließen und die Kerndienste und das Produkt für beide Marken zu verbessern. Machine Learning ist in beiden Unternehmen eine große Initiative und Partnerschaften spielen auch eine große Rolle in dem kommenden Jahr.

4. Wie garantieren Sie die nötige Sicherheit für Ihre App und Ihre Anwender?

Zuper verwendet Zwei-Faktor-Authentifizierung und Login via PIN/Fingerprint ID, sowie Datenverschlüsselung mit 2048-Bit-SSL Verschlüsselung, lokale Datenspeicherung auf sicheren deutschen Servern und regelmäßige interne und externe Sicherheitstests. Verify-U konzentriert sich auf speziell geschultes Personal und integrierte Risikobewertungen für die Prävention von Betrug, auf End-to-End-Verschlüsselung für Fotos, Videos und die Online-Identitätsprüfung, sowie eIDAS-konforme Standards für eGov-Anwendungen und Online-Signaturen. Wie auch bei Zuper, werden alle Daten auf sicheren deutschen Servern verarbeitet.

5. Welche Perspektiven / Vorteile bieten sich Ihren Kooperationspartnern?

Mit Zuper bauen wir eine Finanz-Plattform auf, daher bevorzugen wir die Beziehungen zu anderen Finanz-, Einzelhandels- und Lifestyle-Partnern, die unsere Vision einer einfachen, transparenten und sicheren Erfahrung für den Nutzer teilen. Die Kundenerwartungen im Finanzsektor entwickeln sich in die gleiche Richtung wie in anderen Branchen. Nutzer erwarten ein hochwertiges Design, vertrauenswürdige Datensicherheit und einfaches Onboarding. Das gilt auch für unsere Partnerschaften. Alles muss sinnvoll sein und eine nahtlose Integrierung darstellen.

6. Welche Möglichkeiten bietet die aktuelle Gesetzesgrundlage PSD2?

PSD2 verspricht mehr Wettbewerb, Innovation und eine neue Ebene der Datenkontrolle von Bankdaten für den Endnutzer. Es ist noch ein langer Weg, bis wir eine vollständige Einführung von Open Banking sehen, aber ich denke, dass PSD2 ein großer Weckruf für die FInanzindustrie ist.Einige Banken scheinen zwar noch abzuwarten, aber sie werden sich entscheiden müssen, ob sie nur ein Bankdienstleister werden wollen oder eine wichtiger Rolle im Leben ihrer Kunden spielen möchten. Aus der Sicht von Zuper sehen wir enorme Chancen für Zusammenarbeit in der gesamten Finanzlandschaft, um ein neues Ökosystem finanzieller Produkte und Dienstleistungen zu kreieren. Für Verify-U eröffnen sich durch PSD2 neue Geschäftszweige in der Identitätsprüfung.

7. Welche digitalen Onboarding-Prozesse sind momentan technologisch möglich und welche Rolle spielt in diesem Kontext die digitale Signatur?

Was uns beim digitalen Onboarding möglich ist, hängt in der ersten Linie von den Regulationen in einer Branche und dem Standort eines Unternehmens ab. Verify-U bietet aus diesem Grund eine Reihe von Dienstleistungen und Lösungen: Foto, Video, Online, eGov und Digitale Signatur. Unsere Kunden wählen dann die Kombination, die ihren Bedürfnissen und ihrem regulatorischen Umfeld entspricht. Die EU hat 2016 mit eIDAS einen rechtlichen Rahmen geschaffen. In der Praxis sind die Kundenerwartungen aber noch immer davon abhängig, wo sie wohnen. Die digitale Signaturtechnologie gehört in Litauen mittlerweile zum Alltag, wird aber in Deutschland kaum genutzt.

8. Welche technologischen Features und Möglichkeiten können heute im Kontext der digitalen Identitätsprüfung zum Einsatz gebracht werden?

KI/Machine Learning bietet eine Analyse biometrischer und physischer Dokumente, wodurch im Jahr 2018 bereits einiges möglich ist. Überraschenderweise stellen wir jedoch fest, dass die Effizienz und Qualität der digitalen Identitätsprüfung durch die unterschiedliche Qualität der Internetanschlüsse in verschiedenen Haushalten beeinträchtigt wird. Sie werden es vielleicht überraschend finden, aber wir bekommen häufig Videoübertragungen zur Ausweisüberprüfung von Studenten aus China oder Indien, die eine bessere Verbindung haben als Personen, die Videoanrufe aus kurzer Entfernung in Deutschland starten. In einem globalen Kontext gibt es auch interessante Arbeit im UN ID2020 Projekt. Die universelle digitale Identität könnte ein Schlüsselfaktor für die weltweite soziale und wirtschaftliche Entwicklung sein. Herzlichen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Bernhard Haselbauer, TREND-REPORT-Redaktion