Wenige neue Technologien dürften vergleichbare Wachstumspotenziale bieten wie die künstliche Intelligenz.

von Dr. Ralf Magagnoli

Künstliche Intelligenz“ – wie kaum ein anderer weckt gerade die­ser Begriff Ängste und Hoffnun­gen, die Vorstellung von utopi­schen Welten, in denen der Einzelne seinen Neigungen und Interessen nachgehen kann, während intelligente Maschinen alle mühsa­men und ungeliebten Tätigkeiten überneh­men, oder die Vorstellung einer Dystopie, in der die Maschinen die Macht überneh­men und schließlich den nutzlos gewordenen Menschen beseitigen.

Dr. Ralf Magagnoli

Der Begriff selbst (engl. Artificial Intelligence, AI), der als eine geni­ale Marketingidee verstanden werden kann, geht auf einen Juniorprofessor der Mathema­tik am Dartmouth College in Hanover, New Hampshire, namens John McCarthy zurück. McCarthy definierte 1955 das Wissensgebiet der KI als einen Prozess, in dem es darum geht, „Maschinen zu entwickeln, die sich ver­halten, als verfügten sie über menschliche In­telligenz“. Wie gesagt, McCarthy schrieb dies Mitte der 1950er-Jahre, als man mithilfe von Intelligenztests glaubte, Intelligenz und einen sogenannten Intelligenzquotienten – also die relative Intelligenz einer Person im Verhältnis zu einer Bezugsgruppe – genau ermitteln zu können.

Heutzutage ist man skeptischer: Zum einen, weil neben mathematisch-logischen, visuellen, sprachlichen Tests, die im Mittel­punkt der klassischen IQ-Tests standen, die Erkenntnis Raum greift, dass es auch so etwas wie eine motorisch-rhythmische, eine ethi­sche oder eine „naturalistische“ Intelligenz gibt. So schlägt der Entwicklungspsychologe Howard Gardner eine achtdimensionale The­orie der Intelligenz vor. Aber natürlich ist es denkbar, dass sich weitere Formen oder Di­mensionen der Intelligenz erkennen lassen. Zum anderen, da es schwierig sein dürfte, die­sen Quotienten genau zu bemessen: Könnte man wirklich feststellen, dass Marie elf Punk­te intelligenter als Kevin ist?

Versucht man Intelligenz allgemein zu definieren, könnte man sich Jerry Kaplan, einem der Pioniere der KI-Forschung, anschließen, der sie fol­gendermaßen definiert: „Das Wesen der KI – und wohl auch das Wesen der Intelligenz – liegt darin, anhand einer begrenzten Da­tenmenge rasch passende Schlüsse zu ziehen oder Verallgemeinerungen zu formulieren. Je größer der Einsatzbereich und je schneller auf einem Mindestmaß an Informationen basie­rende Rückschlüsse gewonnen werden, desto intelligenter ist das Verhalten.“

Intelligenz hat also viel mehr mit Mustererkennung (Pat­tern Recognition) zu tun, also der Fähigkeit, „in einer Menge von Daten Regelmäßigkeiten, Wiederholungen, Ähnlichkeiten oder Gesetz­mäßigkeiten zu erkennen. Dieses Leistungs­merkmal höherer kognitiver Systeme wird für die menschliche Wahrnehmung von Kogniti­onswissenschaften wie der Wahrnehmungs­psychologie erforscht, für Maschinen hinge­gen von der Informatik. Typische Beispiele für die zahllosen Anwendungsgebiete sind Spra­cherkennung, Texterkennung und Gesichts­erkennung, Aufgaben, die die menschliche Wahrnehmung andauernd und offensicht­lich mühelos erledigt. Die elementare Fähig­keit der Klassifizierung ist jedoch auch der Grundstein von Begriffsbildung, Abstraktion und (induktivem) Denken und damit letztlich von Intelligenz, sodass die Mustererkennung auch für allgemeinere Gebiete wie die Künst­liche Intelligenz (…) von zentraler Bedeutung ist.“ Mustererkennung und selbstständiges Lernen anhand dieser Muster sind also unab­dingbare Bedingungen sowohl für menschliche als auch für künstliche Intelligenz…

Den kompletten Beitrag finden Sie im Open-Content-Buchprojekt „Handbuch Künstliche Intelligenz“ veröffentlicht.
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