Verschenkte Arbeitszeit im Konferenzraum
Studie zur Meetingkultur in Deutschland: Zwei Drittel der Arbeitszeit, die Beschäftigte in Meetings verbringen, sind aus ihrer Sicht vergeudet
Freiburg, März 2025. Geschäftliche Meetings dauern oft zu lange, führen vielfach zu Stress und verursachen Überstunden. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie, die das HR-Software-Unternehmen HR WORKS in Auftrag gegeben hat. Für die Studie wurden 1.040 Beschäftigte zur Meetingkultur in ihrem Arbeitsalltag befragt. Demnach findet fast die Hälfte der Arbeitnehmenden (48 %), dass Besprechungen im Job mit Kollegen oder Kunden zu lange dauern. Die Hälfte von ihnen verspürt erhöhten beruflichen Stress dadurch. Bei deutlich mehr als einem Drittel (38 %) führen die zeitlich schlecht geplanten Meetings zu zusätzlichen Überstunden. Die Zahlen zu dieser missglückten Meetingkultur in deutschen Unternehmen: Im Durchschnitt haben die Deutschen pro Woche 4,4 Meetings, von denen sie 2,9 für verzichtbar halten. Dafür investieren sie 4,7 Stunden ihrer wöchentlichen Arbeitszeit, von denen sie 3,2 Stunden für verschenkt halten. 26 % der Befragten haben zudem nach dem beruflichen Austausch das Gefühl, dass ihre Teilnahme daran nicht notwendig gewesen wäre.
Männer mehr als doppelt so häufig wie Frauen im Meeting
Gut ein Viertel der Beschäftigten (23 %) „meetet“ täglich zu Job-Themen, 13 % sogar mehrfach an einem Arbeitstag. Dabei dominieren interne Meetings: Von 4,4 Besprechungen sind 2,6 unternehmensinterner Natur, während 1,8 mit externen Partnern oder Kunden geführt werden. Besonders hoch ist die Taktung der Meetings für Beschäftigte mit akademischem Hintergrund. Von ihnen berichten insgesamt 33 % von täglichen Treffen. Zudem interessant: Meetings scheinen vielfach ein echter Männersport zu sein. Denn während 32 % der Männer tägliche Besprechungen haben, liegt der weibliche Meeting-Anteil bei nur 14 %. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen deutlich, dass ineffiziente Meetings nicht nur Zeitfresser sind, sondern auch die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeitenden beeinträchtigen können. Eine klare und zielführende Meetingkultur sollte daher das Ziel für Arbeitgeber sein. Dazu gehören weniger und kürzere Besprechungen mit klaren Agenden und fest definierten Verantwortlichkeiten. So lassen sich nicht nur Überstunden und Stress reduzieren, sondern auch echte unternehmerische Mehrwerte schaffen“, sagt Ivana Baumann, Director HR & Recruiting bei HR WORKS zu den Ergebnissen der Studie. Dazu passt: Jeder vierte Befragte (24 %) klagt darüber, dass die Meetings bei seinem aktuellen Arbeitgeber nie oder selten eine klare Agenda hätten. 31 % geben zudem an, dass keine konkreten Entscheidungen bei solchen Treffen getroffen werden.
“Back-To-Office” auch in der Meetingkultur
Hinsichtlich des Meeting-Ortes gilt in vielen Unternehmen das Motto “Back-to-Office“, denn mehr als die Hälfte der Meetings (55 %) findet in Präsenz statt, während 37 % online aus dem Homeoffice abgewickelt werden. Produktiver sind aus Sicht der Arbeitnehmenden ganz klar Konferenzen in Präsenz. Das schätzen 56 % der Befragten so ein, während „nur“ 28 % virtuelle Meetings ergiebiger finden. Wenig überraschend ist indes die Tatsache, dass sich bei 51 % der Beschäftigten die Anzahl der Online-Meetings im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie, also vor etwa fünf Jahren, erhöht hat. Bei sechs von zehn Befragten hat das die Anzahl der Geschäftsreisen reduziert, bei 43 % sogar die Arbeitsbelastung insgesamt. Trotzdem würde mehr als die Hälfte der Befragten – wenn sie zwischen Online- und Präsenzmeetings wählen könnte – immer persönliche Besprechungen im Unternehmen wählen.
Über die Studie
Für die Studie zur Meetingkultur in Deutschland befragte das Marktforschungsunternehmen bilendi im Auftrag von HR WORKS 1.040 Beschäftigte. 51 % von ihnen waren weiblich, 49 % männlich. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden betrug zum Zeitpunkt der Befragung im Februar 2025 44,5 Jahre.