Vernetzte Gesellschaft

Keine Innovationen ohne Informationen: Datengetriebene Geschäftsmodelle auf der Überholspur

von Bernhard Haselbauer

Ob Videoschalte im Homeoffice, Englischstunden per Klassenchat oder der tägliche Skype-Anruf mit der Familie: Die Pandemie hat sich vom ungewollten Stresstest zum Turbolader der Digitalisierung aller Lebens- und Arbeitsbereiche entwickelt. Ihretwegen haben zudem viele Menschen und Unternehmen ihre digitalen Skills verbessert. Doch das reicht noch nicht, um die digitale Transformation zu meistern. Der momentane Teil-Lockdown im Lande macht sehr deutlich, wie wichtig gepflegte Datenbestände sind. Der stationäre Handel beispielsweise ist mehr denn je gefordert, neue digitale Absatzkanäle zu bespielen. Zudem steht das Weihnachtsgeschäft vor der Tür und viele Handelsunternehmen hoffen zumindest auf starke Onlineumsätze. Ein wichtiger Aspekt ist dabei: die Registrierung der Kunden beim Onboarding, doch genau daran scheitern sehr viele Onlinegeschäfte. Durch komplizierte Registrierungsprozesse springen bis zu 80 Prozent der Onlinekunden ab. Innovative Lösungen werden heute über einfach zu integrierende „Software as a Service“(SaaS)-Dienste realisiert. Der interne IT-Aufwand der Unternehmen, die Sorge um Aktualität und die Kosten für eine effektive Customer Journey sinken durch den Cloud-Ansatz auf ein Minimum.

„Solche Systeme sorgen dafür, dass Onlinekunden, die speziell jetzt in der Coronakrise und im Weihnachtsgeschäft dringend gebraucht werden, nicht irgendwo am Weg verloren gehen“, erklärte uns Bernhard Reiterer, Gründer von SignD Identity. Ist der Onboarding-Prozess erledigt, wird aus jedem weiteren Click „Kunden-Know-how“. Aus jedem Schritt auf der Customer Journey, mit jeder Transaktion, lernt das Unternehmen seine Kunden besser kennen und kann bestimmen, was die nächste beste Aktion auf dem Verkaufsweg ist: „Upselling, Cross-Selling, Rabatt, Bonus, Service-Anruf? Aus Sicht der Kunden wird die Kommunikation so erheblich werthaltiger. Damit steigen die Kundenbindung, die Reputation des Anbieters und der Umsatz“, erklärte uns Martin Brahm, CSO bei der Schober Information Group. „Unternehmen müssen schnell lernen, die vielfältigen neuen Datenquellen zu beherrschen und die Vielfalt der Daten für sich zu nutzen. Wer diese Aufgabe nicht meistert, fällt hinter den Wettbewerb zurück und wird einfach nicht mehr wahrgenommen“, fügte er noch hinzu.


Mit Data Governance zum langfristigen ErfolgCloud: die Kosten im Griff
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Datenmanagement und die Cloud

Auch nach Covid-19 wird uns der Umgang mit Daten und Repositorien beschäftigen. Unternehmen, unabhängig von Markt oder Mission, müssen Daten verwalten, das Datenrisiko minimieren und datenorientierte Compliance-Anforderungen erfüllen. Dies bedeutet Regeln, allgemeine Übereinstimmung über Regeln und Durchsetzung von Regeln – mit anderen Worten, die Implementierung eines Data-Governance-Framework ist die Zeit und die Mühen wert. In diesem Kontext können Cloud-Daten-Plattformen schon heute zum Einsatz gebracht werden. Neue Geschäftsmodelle mit neuen Technologien rund um KI und maschinelles Lernen können so zügig an den Start gebracht werden. Außerdem ergeben sich neue Partnerschaften und Geschäftschancen, wenn man Daten teilt.

Die Ausgaben für Cloud-Dienste und Infrastrukturen (IaaS) erreichten durch die Pandemie im 1. Quartal 2020 ein neues Rekordhoch. Der Einstieg in die „Cloud-Welt“ ist mittlerweile recht einfach, doch diverse „Vendor Log-ins“ machen vielen Unternehmen das Umsteigen und Aussteigen noch schwer. Dabei sollten doch Datensilos vermieden werden, um von einem einheitlichen Datenbestand zu profitieren. Ziel sollte es sein, über mehrere Cloud-Anbieter und Regionen hinweg im gesamten Unternehmen nahtlos mit den Datenbeständen operieren zu können.

„Das Potenzial, das sich daraus ergibt, Daten innerhalb eines Unternehmens und auch über dessen Grenzen hinweg nutzbar zu machen, ist faszinierend“, bestätigte uns ebenso Veit Brücker, Vice President Central Europe bei Snowflake. „Damit das in der Praxis funktionieren kann, ist es von zentraler Bedeutung, Daten nicht nur innerhalb eines Unternehmens, sondern auch darüber hinaus nutzbar zu machen – beispielsweise mit Kooperationspartnern, Kunden oder dem gesamten relevanten Ökosystem. Nur wer Zugriff auf die Informationen hat, die er für neue Innovationen braucht, kann diese mit seinen eigenen Daten überblenden und neue Erkenntnisse gewinnen. Das eröffnet Unternehmen und deren Abteilungen ganz neue Möglichkeiten und Einkommensquellen“, verdeutlichte uns dazu Veit Brücker.

Wer gleich auf mehrere Cloud-Anbieter setzt, verringert das Risiko und macht sich weniger abhängig von Preisschwankungen. Es fällt leichter, einzelne Arbeiten, „Loads“ genannt, zwischen den Anbietern hin und her zu schieben, um günstige Preise zu nutzen. Denn auch Cloud-Computing mit seinen diversen Kosten und Gebühren kann gehörig ins Geld gehen, wenn z. B. Datenströme nicht optimiert werden. Unternehmen benötigen daher Transparenz bzgl. der Geräte, Apps, Daten, Datacenter-Infrastrukturen, von Cloud-Workloads und deren Abhängigkeiten zueinander. Dinko Eror bei Matrix42 erklärte uns dazu: „Inzwischen sind entsprechende Technologien auf dem Markt, die hier unterstützen: Sie können die Datenströme zwischen jeder Art von Endgerät erkennen und inventarisieren oder analysieren Anwendungen hinsichtlich Kommunikation und Performance. Idealerweise können sie an ‚Enterprise Service Management‘- und ‚Secure Unified Endpoint Management‘-Lösungen angekoppelt werden. Dadurch ergibt sich für die IT-Verantwortlichen eine breite Palette an Use-Cases.“

Plattformökonomie und digitale Ökosysteme

Dr. Holger Schmidt, Speaker und Autor zum Thema digitale Ökonomie, beschreibt Plattformen als Gamechanger der digitalen Ökonomie mit vielen Chancen für B2B-Unternehmen. „Die klassischen linearen Geschäftsmodelle werden zunehmend von Plattform-Modellen ersetzt. Außerdem trägt die Digitalisierung dazu bei, dass zum herkömmlichen Produktgeschäft immer mehr datengetriebene Services hinzukommen und es zum Teil ablösen.“ Es ist erwiesen, dass mittlerweile der gewinnt, der Daten richtig einsetzt. „Wer einsteigen will, sollte sich gleich mit den Plattformen der dritten und vierten Generation auseinandersetzen und die generierten Daten intelligent nutzen“, macht Dr. Schmidt deutlich. Für jedes Unternehmen ist jetzt die Zeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Diese sollen wohl überlegt sein, aber es ist auch gewiss, die Zeit spielt dagegen und der Wettbewerb schläft nicht. Gute Erklärungen zum Thema finden Sie auf den Glossar-Seiten des Bundesverbands Industrie Kommunikation e.V.

Top-100-Plattformen der Welt

Die großen Player der Plattformökonomie sitzen in den USA und Asien. Deutschland und Europa müssen ihre Anstrengungen forcieren, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Auch nach Corona und im „New Normal“ werden digitale Geschäftsmodelle und die digitale Transformation für deutsche Unternehmen und Institute immer wichtiger. Die Einsicht, das eigene Unternehmen und Geschäftsmodell zu transformieren, hat sicherlich durch die Pandemie noch zugenommen und geht schneller vonstatten. Wie die digitale Transformation gemeistert werden kann, zeigt sich gut am Beispiel der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Internationale Hightech-Unternehmen machen den traditionellen Banken mit mobilen Zahlungsdiensten längst schon Konkurrenz und die tradierten Geschäftsmodelle der Branche ziehen nicht mehr. Um neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen, wur­den bis Ende 2019 alle rund 400 Banken, die bisher mit der Lösung „bank21“ gearbeitet haben, auf die neue Lösung „agree21“ umgestellt und migriert. Die Umstellung auf agree21 ist somit das größte Migrationsprojekt in der Geschichte der Genossenschaftsbanken. Mehr als 450 Anwendungsentwickler setzen ihr ganzes Know-how ein, damit die Umstellung fristgerecht und zuverlässig läuft. Martin Beyer, Vorstandssprecher der Fiducia & GAD IT AG, der als IT-Dienstleister das Migrationsprojekt verantwortet, erklärte uns dazu: „Sowohl die schnelle Integration neuer Banking-Services als auch der Zugriff auf banknahe oder -fremde Mehrwertdienstleistungen erfordern eine technologisch offene Omnikanal-Plattform: Offen in dem Sinne, dass die Plattform in der Lage ist, das Portfolio von Banken mit einem ergänzenden Leistungsangebot von Partnern flexibel zu vernetzen. Auf dieser Basis lassen sich dann maßgeschneiderte Angebote bündeln und über die digitale Kundenschnittstelle situationsgerecht bereitstellen.“

Damit verändert sich die Rolle der bisherigen Hausbank fundamental: Sie wird zum proaktiven Partner und omnipräsenten Begleiter, der den momentanen Bedarf der Kunden antizipiert und je nach Situation mit personalisiertem Service darauf antwortet. Martin Beyer fährt fort: „Dazu aber ist es notwendig, das Thema Smart Data Analytics noch stärker in die IT und in das Mindset der Banken zu bringen. Erst damit entsteht dann das erwähnte Serviceuniversum, das somit eben kein Alleinstellungsmerkmal der großen Hightech-Player mehr bleibt.“


Die Zukunft der Banken? Mehr als Banking!Universal Data Orchestration leicht gemacht
https://www.trendreport.de/die-zukunft-der-banken-mehr-als-banking/trendreport.de/udo

Security und Cybercrime

Während und nach der Pandemie bleibt das Thema Sicherheit im Netz und bei der IT wichtiger denn je. Corona hat die Verletzlichkeit unserer IT-Infrastruktur aufgezeigt. Die Arten von Betrügereien scheinen sich angepasst zu haben. Aktuell häufen sich die Attacken auf uns Remote Worker.
Die Bedrohungen durch Cyberangriffe entwickeln sich ständig weiter. Hacker agieren dabei höchst agil, um von aktuellen Trends und dem gegenwärtigen Nutzerverhalten zu profitieren, berichtete uns Kai Grunwitz von NTT. Mit dem Ausbruch von Covid-19 wurden innerhalb kürzester Zeit nicht nur Tausende von „offiziellen“ Webseiten in Betrieb genommen, auch Cyberkriminelle erstellten ihre eigenen Ratgeber-Seiten, um verunsicherte Menschen auf der Suche nach Informationen anzulocken. Hilfe gibt es allerdings nicht, vielmehr wurden in die Webseiten Malware, Spyware und Trojaner eingebettet oder E-Mail-Phishing-Kampagnen gefahren.

In diesem Kontext spricht Karl Werner, der seit Oktober als Country Manager für den Vertrieb des IT-Anbieters Ivanti in der DACH Region verantwortlich ist, über die Immunisierung der IT. „Die Leitlinie für IT-Security-Experten muss daher lauten: sich rechtzeitig anzupassen, also gegen die Bedrohung immun werden. Eine Self-Securing-Strategie lässt sich gewissermaßen mit einer Stärkung des Immunsystems vergleichen. Schwachstellen werden automatisch identifiziert und be­seitigt. Insbesondere durch den Einsatz von Automatisierung und maschinellem Lernen können IT-Teams schneller auf aktuelle Bedrohungen reagieren – ihnen möglichst zuvorkommen.“

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