Ungeahnte Energieeinsparpotenziale entdecken

TREND-REPORT-Interview  mit Olaf Kipp, Geschäftsführer des Energiedienstleisters ÖKOTEC und Director Business Development Industrial Synergies bei Veolia Deutschland, zum Thema Energieeffizienz.

Was unterscheidet die Leistungen von ÖKOTEC vom herkömmlichen Energiemanagement in Unternehmen?

Es ist vor allem die Ganzheitlichkeit des Ansatzes: Wir betrachten nicht nur einzelne Anlagen oder Teilprozesse, sondern verknüpfen Energiemessungen mit umfassenden produktionsrelevanten Daten. Dafür haben wir mit der Energieeffizienzsoftware EnEffCo ein äußerst wirkungsvolles Instrument geschaffen. Die Software kann dabei schnittstellen-offen auf bereits vorhandene Daten, z.B. aus der Anlagensteuerung, zurückgreifen.  Nicht die Visualisierung bestehender Verbräuche ist dabei das Ziel, sondern die Ermittlung einer Effizienzkurve, die uns Einsparpotenziale deutlich aufzeigt.  In der Praxis entwickeln wir deshalb EnEffCo kontinuierlich weiterund passen es individuell an Kundenbedürfnisse an.

Mit Hilfe des Umweltdienstleisters Veolia erweitert ÖKOTEC sein Leistungsspektrum von reiner Energieeffizienz in Richtung Ressourceneffizienz. Welche Lösungen sollen künftig verstärkt betrachtet werden?

Neben den Energiedaten sollen verstärkt auch Verbrauchsdaten weiterer Medien einbezogen werden, etwa Wasser und Rohstoffe, im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung eines Werkes. Darüber hinaus arbeiten wir konzeptionell an der Planung und Umsetzung von alternativen Energiequellen. Zum Beispiel können organische Stoffe im Abwasser in Klärgas und über Verstromung in selbst genutzte Energie für das Werk umgesetzt werden, oder anfallende Abfallstoffe in den Prozess zurückgegeben bzw. energetisch genutzt werden. Auf Wunsch kann das mit Veolias Unterstützung bis hin zur Betriebsführung der Anlage reichen, so dass der Kunde sich ganz auf den Kernprozess konzentrieren kann.  Dabei können wir im Sinne der ISO 50001 alle Prozesse von der Planung über Beschaffung und Betrieb bis zur Instandhaltung im Rahmen unseres Ressourcen-Controllings abbilden.

 

Welche weiteren Ansatzpunkte für effizientere Energieversorgung in der Industrie und bei Kommunen könnten sich in den kommenden Jahren noch ergeben?

Alternative Energien sind mehr als nur Photovoltaik oder Wind, denn  Klärschlamm, Ersatzbrennstoffe oder Reststoffe aus der Produktion sind wertvolle, aber größtenteils noch nicht ausreichend genutzte Quellen zur Energiegewinnung. Wir sollten versuchen, das Potenzial von wirklichen Stoff- und Ressourcenkreisläufen sowohl in der Industrie als auch in den Kommunen stärker zu heben. Auch das Zusammenspiel von beiden Sektoren ist sehr interessant, denn es gibt vielerorts ungenutzte Abwärme aus der Industrie, die Kommunen zur Verfügung gestellt werden könnte – auch hier ist Veolia übrigens bereits tätig. Wir müssen daher weg vom Denken einer klassischen Energieversorgung, sondern zunächst betrachten, wo noch ungenutzte Energien darauf warten,  sinnvoll und wirtschaftlich eingesetzt zu werden.

Deutschland hat sich in Sachen Energieeffizienz schon auf den richtigen Weg begeben, doch wo sehen Sie gesamtgesellschaftlich noch Potenzial und Steuerungsmöglichkeiten?

Die Politik hat mit der Formulierung des Leitprinzips Efficiency first bisher viele Maßnahmen auf den Weg gebracht und damit die Wichtigkeit des Themas auch für die kommenden Legislaturperioden unterstrichen. Uns ist wichtig, dass die positiven Anreize aus diesem Ansatz heraus weiter ausgebaut werden. Einsparmaßnahmen in Unternehmen sind vorrangig wirtschaftlich getrieben, selbst Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit voran stellen, sind hier nicht ausgenommen.  Am Ende des Tages geht es um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in seinem relevanten Markt. Energie- oder Ressourcen einzusparen, das unterstützt genau diesen Ansatz.  Der Euro, der für eine Maßnahmenumsetzung zur Einsparung von Energie oder Ressourcen ausgegeben wird, muss sich nach einer definierten Zeit wieder rentieren, und das tut er auch. Der erste wichtige Schritt, d.h. die Transparenz über den Energie- oder Ressourcenverbrauch in den Unternehmen zu erlangen, ist  bereits  in den Unternehmen vollzogen.  Dazu muss man sagen, dass dies bereits häufig im Bewusstsein der Werksleiter oder Produktionsleiter stand, dann aber häufig als reine Darstellung von Verbräuchen oder mit recht intransparenten KPI durchgeführt wurde. Hier wäre die Energieeffizienz-Software EnEffCo eine echte Unterstützung beim Kunden. Auf der anderen Seite sehen wir auch, dass identifizierte Umsetzungsmaßnahmen nicht angegangen werden, häufig aus Zeitgründen.  Auch hier sollten sich Industriekunden besser das notwendige Know-how extern besorgen, denn es geht neben der erwähnten Nachhaltigkeit vor allem um bares Geld, das Monat für Monat liegen gelassen wird.

Über ÖKOTEC:

Der Energiedienstleister ÖKOTEC Energiemanagement GmbH ist seit 1999 auf dem Markt und betreut seitdem mit rund 35 Beschäftigten Projekte  an über 800 Industrie- und Gewerbestandorten im In- und Ausland. Seit 2016 ist das Unternehmen Teil der Veolia-Gruppe in Deutschland. Mehr unter www.veolia.de und www.oekotec.de

 

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