Arbeitswelt im digitalen Umfeld

Prof. Dr. Thomas Träger, Hochschullehrer an der Steinbeis Hochschule Berlin, erläutert im Gespräch mit der Redaktion, wie die digitale Transformation hin zu Arbeiten 4.0 gelingen kann

 

 

Herr Prof. Dr. Träger, wie wird sich unsere Arbeit im Zuge der Digitalisierung oder besser, im Kontext der digitalen Transformation verändern?

Die Digitalisierung und ihre Möglichkeiten veränderndie Arbeit in vielfältiger Weise: Die Wertschöpfungsketten der Unternehmen werden zerlegt und neu kombiniert – das betrifft jeden, der daran arbeitsteilig mitwirkt. Die Arbeitswelt im digitalen Umfeld verlangt Flexibilität, die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen und die permanente Entwicklung der eigenen Kompetenzen. Nur wer diesen Dreiklang beherrscht, bleibt beschäftigungsfähig.

Die Transformation betrifft auch die Arbeit der Führungskräfte: Die Zusammenarbeit in den Unternehmen wird zunehmend globaler geordnet. Klassische Organisationsgrenzen lösen sich auf, Hierarchien werden flacher. Führungsarbeit aus einer hierarchischen Positionsmacht heraus gibt es da kaum noch, gefragt sind echte Experten und Spielmacher ihres Teams. Führungskräfte sollen ihre Mitarbeiter beim Kompetenzerwerb unterstützen und ihnen die Freiräume schaffen, damit sie ihre Kompetenzen optimal in den Arbeitsprozess einbringen können.

 

Welche Herausforderungen kommen auf die Unternehmen und auf die Mitarbeitenden zu?

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Unternehmenskultur an die Digitalisierung anzupassen. Das betrifft zum Beispiel die gemeinsamen Werte, sich auf die Chancen der Digitalisierung offen einzulassen. Dies geht hinunter bis zu den Regelungen zur Nutzung privater digitaler Endgeräte oder einem „Code ofConduct“ für den Umgang mit sozialen Medien. Und es erfordert, alle Mitarbeiter in dieser Kultur zu vereinen und einer eventuellen Spaltung in Befürworter und Verhinderer der Transformation vorzubeugen.

Mitarbeiter sind gefordert, „digitale Kompetenzen“ zu entwickeln, damit sie Unternehmensstrategien begleiten können, die auf der digitalen Transformation aufbauen. Techniken zur Zusammenarbeit in virtuellen Teams, die Navigation in der digitalen Informationsflut und Techniken zum Schutz sensibler Daten sowie das richtige Verhalten bei Cyberattacken sind Beispiele von durch die Digitalisierung geprägter Kompetenzen.

 

Ihre Meinung: Digital Game-based Learning mehr Hype als Trend?

Game-based Learning hat gewaltige Potenziale. Es verbindet die Bildungsinteressen des Unternehmens mit dem Wunsch des Individuums nach Spiel, Wettbewerb und Anerkennung. Gut umgesetzt schafft es einen Anreiz für Mitarbeiter, sich „nebenbei“ in der Freizeit fortzubilden. Allerdings ist es schwer, für alle Weiterbildungserfordernisse einen passenden Handlungsrahmen in Form eines Spiels zu schaffen. Das heutige Game-based Learning wird ein Teil im Methodenkoffer der Personalentwickler sein, neben anderen klassischen Instrumenten.

Technisch gesehen ist Game-based Learning jedoch das Samenkorn einer neuen Generation von Personalentwicklungswerkzeugen. Wir werden die Fortschritte der künstlichen Intelligenz und die Grafik-Engines aus Computerspielen mit den Möglichkeiten neuer Mensch-Maschine-Schnittstellen nutzen, um Lernen und Weiterbildung stärker zu virtualisieren. Wer je eine VR-Brille ausprobiert hat, weiß im selben Moment, dass diese Technikdie Personalentwicklung nachhaltig verändern wird.

 

Mitarbeitende werden in den meisten Projektmanagement-Software-Lösungen noch als reine Ressource festgehalten und erfasst, warum nicht auch mit den jeweiligen Softskills?

„Softskills“ gibt es im Projektmanagement nicht: Jedes Mitglied der Projektgruppe ist auf die Leistung aller anderen angewiesen und muss sich bestmöglich integrieren, um ein funktionierendes Hochleistungsteam zu bilden. Kommunikations- und Verhandlungskompetenz, Empathie und Kompromissfähigkeit sind damit unabdingbare „harte“ Anforderungen. Tatsächlich stellt die Messung von Kompetenzen und deren Nutzung in der Personaleinsatzplanung uns noch immer vor methodische Probleme. Es ist daher verständlich, wenn viele Softwarelösungen nur in „Mitarbeitermonaten“ und „Full-Time-Equivalents“ denken. Langfristig führt jedoch kein Weg daran vorbei, auch eine kompetenzorientierte Projektplanung zu implementieren.

 

 

Prof. Dr. Thomas Träger, Hochschullehrer an der Steinbeis Business Academy, einer School der Steinbeis-Hochschule Berlin (SHB).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiterführende Informationen:  Steinbeis Business Academy