Taking Back Control?
Der Alte Botanische Garten in München galt lange als grüne Oase im Herzen der Stadt – doch in den vergangenen Jahren entwickelte er sich zunehmend zu einem Brennpunkt für Drogenhandel, Gewalt und Unsicherheit. Immer häufiger sprachen Bürgerinnen und Bürger von einer „No-go-Area“. Die Stadt reagierte mit einem Bündel an Maßnahmen: mobile und feste Kameras zur Überwachung, verstärkte Polizeipräsenz, Rückschnitt von Sträuchern, mehr Beleuchtung und strenge Verbote für Alkohol, Cannabis und Waffen. Ziel ist es, die Aufenthaltsqualität zu steigern und den Park wieder für Familien, Spaziergänger und Touristen nutzbar zu machen.
Was sagen die Daten und Beobachtungen konkret
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Rauschgiftdelikte & Kriminalstatistik
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In der Kriminalstatistik 2023 wurden 790 Rauschgiftdelikte allein im Alten Botanischen Garten gezählt – eine fast Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr. Süddeutsche.de
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Weitere häufige Delikte dort: Rohheitsdelikte (z. B. Körperverletzung) Risi München+1
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Der Park wird offiziell in Berichten als „Szenebrennpunkt“ geführt. Süddeutsche.de+1
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Sicherheits- und Ordnungmaßnahmen der Stadt / Polizei
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Es gibt ein umfassendes Maßnahmenpaket: Videoüberwachung, bessere Beleuchtung, Rückschnitt von Gehölzen und Unterholz, Sitzbänke in bestimmten Bereichen wurden entfernt, Polizei & kommunaler Außendienst verstärkt unterwegs. Bayerisches Staatsministerium des Innern+3Süddeutsche.de+3Süddeutsche.de+3
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Verbot von Alkohol, Cannabis, Messern/Waffen im Alten Botanischen Garten und seinem Umgriff wurde erlassen. Stadt München+1
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Wahrnehmung / Sicherheitsgefühl
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Viele Anwohnerinnen und Anwohner sagen, sie würden sich tagsüber im Park noch unsicher fühlen. Besonders bei bestimmten Treffpunkten nahe dem Neptunbrunnen oder in abgelegeneren Ecken. Süddeutsche.de+2Süddeutsche.de+2
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Abends / nachts wird der Park vielfach gemieden. Weniger Passanten-Dichte, höhere Dunkelheit, weniger Menschen unterwegs. Süddeutsche.de+2Süddeutsche.de+2
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Effekte bisher
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Laut Mitteilungen der Stadt und Polizei ist die Aufenthaltsqualität rund um den Alten Botanischen Garten sichtbar gestiegen. Beleuchtung und Sichtverhältnisse haben sich verbessert, Reinigungszyklen wurden erhöht, neue kulturelle bzw. Freizeitelemente (Streetballplatz, Skateanlage etc.) eingeführt. Stadt München
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Die Stadtregierung spricht in ihrer Bilanz davon, dass der Park „sicherer, heller, lebendiger“ geworden sei. Stadt München
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Einschätzung: Für Familien heute – wie ist es?
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Ja, tagsüber und besonders in den helleren Zeiten des Nachmittags ist der Park für Familien wieder deutlich besser geeignet als noch vor einigen Jahren. Die Verbesserungen bei Beleuchtung, Sichtbarkeit, Überwachung und Präsenz von Polizei / Außendienst machen einen Unterschied.
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Kinder und Familien werden sich wahrscheinlich wohler fühlen, wenn sie auf stark frequentierten Wege bleiben, nicht in abgelegenen Gebüschen oder Randbereiche gehen, und idealerweise vorher schauen, wie beleuchtet ein Weg ist.
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Nachts und bei Dunkelheit bleibt Vorsicht angebracht. Einige Bereiche bleiben potenziell riskant, sowohl wegen mangelnder Sicht als auch weil die Kriminalitätsrate spürbar höher ist, und weniger Zeugen unterwegs sind.
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Für besonders sensibles Publikum (z. B. Familien mit kleinen Kindern, Menschen, die leicht verunsichert sind) wäre es ratsam, eher Tageszeiten zu wählen und gut sichtbare Routen zu nehmen.
Offizielle Maßnahmen & Wirkung
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Seit Januar 2025 gilt eine Verordnung: In und um den Alten Botanischen Garten sind Alkohol, Cannabis, Messer, Waffen verboten. Verstöße können Bußgelder und Betretungsverbote nach sich ziehen. Stadt München+2Radio Arabella+2
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Die Stadt München und die Polizei haben Beleuchtung verbessert, Büsche/Gehölze zurückgeschnitten (um Sichtverhältnisse zu verbessern), Videoüberwachung ausgebaut, Reinigungszyklen erhöht sowie Streetwork-Angebote verstärkt. Stadt München+2defus.de+2
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Neue Freizeitangebote: Skate-Anlage, Streetballfeld, Fußballkleinfeld, Veranstaltungen wie ein Kulturbiergarten am Neptunbrunnen. Diese sollen den Park lebendiger machen und mehr „positive Nutzer*innen“ anziehen. Stadt München+1
Bekannte Kosten
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Die Installation von drei stationären Kameras (inklusive Infrastruktur) rund um den Neptunbrunnen hat die bayerische Polizei ca. 100.000 Euro gekostet. Süddeutsche.de+1
Wenn man bedenkt:
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die 100.000 € für die Kameras plus
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Ausgaben für Beleuchtung, Rückschnitt, Personalaufwand für Polizei / Außendienst / Ordnungsamt / Streetwork, Absicherung etc., dann dürfte die Gesamtsumme bereits im sechsstelligen bis niedrigen siebenstelligen Bereich liegen. Ob Bayern oder die Stadt München den Großteil trägt, hängt davon ab, wie die Aufgaben aufgeteilt sind.
Für München ist die Entwicklung im Alten Botanischen Garten mehr als nur eine Frage der öffentlichen Sicherheit. Die konsequenten Maßnahmen von Polizei und Stadt haben die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert und das Image des Quartiers gestärkt – ein Pluspunkt für Anwohner, Geschäftsleute und Touristen gleichermaßen. Ein sicherer Park steigert nicht nur das Wohlbefinden von Familien, sondern wirkt sich auch positiv auf den Wert umliegender Immobilien, den Einzelhandel und die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts München aus. Gleichwohl bleibt der Garten ein sensibles Areal: Nur durch dauerhaftes Engagement und eine enge Verzahnung von Sicherheitsbehörden, Stadtpolitik und Zivilgesellschaft kann das Areal langfristig wieder zu einem Aushängeschild im Herzen der Metropole werden.













