Smart Buildings als Datenlieferant für Smart Cities

Im Beitrag von Dr. Gerhard Gudergan, Center Smart Commercial Building und Metropolitan Cities MC GmbH und Alexandra Köther, Center Smart Commercial Building sowie Dr. Denis Krechting, Metropolitan Cities MC GmbH wird die zukünftige Rolle von Gebäuden für das „Ökosystem Stadt“ deutlich.

Viele von Ihnen lassen sich regelmäßig von neuen Innovationen im Bereich der Automobilindustrie begeistern – Autos werden zunehmend sicherer, vernetzter und durch ständig wachsende Serviceangebote komfortabler für Nutzer:innen. Auch in anderen Branchen und Bereichen werden die Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt, um datenbasiert Entscheidungen zu treffen und Potenziale zu heben. So wird bereits in einigen Städten den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen wie der Urbanisierung, Knappheit städtischer Ressourcen, Klimawandel, demografischer Wandel und einer weltweiten Pandemie mit digitalen Lösungen begegnet – in sogenannten Smart Cities.

Was ist eine Smart City?

Eine Smart City ist eine Stadt, die mittels neuer Technologien sowie physischer und digitaler Infrastrukturen, insbesondere durch Informations- und Kommunikationstechnologien, die Lebensqualität der Bürger:innen erhöht, die Stadtbetrieb effizienter gestaltet und die urbane Wirtschaft unter besonderer Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsgedankens stärkt. Es entstehen höchst effiziente Flächen- und Energiekonzepte, welche unterstützt durch innovative Mobilitätkonzepte ein nachhaltiges und attraktives Leben in der Stadt ermöglichen.

Welche Bedeutung haben Smart Buildings für eine Smart City?

Der Mehrwert eines Smart Buildings basiert auf Nutzungsdaten, welche es während seines Betriebes sammelt. Diese bieten die Grundlage für eine Optimierung des technischen Gebäudebetriebes sowie weiterer Services, die die Nutzung wirtschaftlicher, sicherer und komfortabler machen. Führt man die Gebäude-Nutzungsdaten einer ganzen Stadt zusammen und konzipiert auf dieser Grundlage angepasste Energie- und Flächenkonzepte sowie Mobilitätsangebote, entsteht eine Smart City. Ohne die Daten der einzelnen Gebäude, können keine übergeordneten Konzepte auf städtischer und kommunaler Ebene entstehen.

Was ist ein Smart Building?

Ein Smart Building zeichnet sich durch folgende Aspekte aus: Wirtschaftlichkeit, Komfort und Transparenz.

Sensorik im Gebäude ermöglicht die Messung von Anwesenheiten, Bewegungsprofilen, Temperaturwerten, Luftqualität, Zuständen, wie z.B. das Öffnen von Fenstern, und vielem mehr. Die hierdurch erfassten Daten erlauben eine Anpassung der Gebäudetechnik an die tatsächliche Nutzung. Räume werden nur dann beheizt, belüftet und beleuchtet, wenn diese nachweislich genutzt werden. Auch die Leistungen des Facility Managements können an den tatsächlichen Bedarf angepasst und Räume nur nach entsprechender Nutzung gereinigt werden. Durch vorausschauende Wartung können kostspielige und betriebskritische Ausfallzeiten minimiert oder sogar verhindert werden und damit die Wirtschaftlichkeit einer Immobilie gesteigert werden.

Durch die Sensorik erfassten Daten lassen sich der Gebäudebetrieb sowie teilweise (anonymisiertes) Nutzerverhalten visualisieren und analysieren. Betreiber und/oder Nutzer des Gebäudes erhalten die maximale Transparenz über den Gebäudebetrieb und die genutzten Ressourcen. Dies macht wiederum neue Geschäftsmodelle, wie „as-a-Service“-Modelle oder „pay per Use“-Modelle, möglich. Hierbei wird nur die Leistung abgerechnet, die tatsächlich und nachweislich erbracht wurden.

Hinzu kommt ein gesteigerter Komfort, den ein Smart Building durch Services wie einer nahtlosen In- und Outdoor-Navigation, der Personalisierung von Umgebungsparametern, dem Orten von Gegenständen und vielem mehr bietet. Die Services können für jede Immobilie anders aussehen und sollten an den Bedarf der Nutzer:innen angepasst sein. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, eine digitale Paketbox im Gebäude zur Verfügung zu stellen, um kontaktlose und zeitlich flexible Paketlieferungen zu ermöglichen. Ebenso wächst der Bedarf nach einer Einbindung der Services rund um das elektrische Laden in das Gebäudemanagementsystem.



Welche Herausforderungen entstehen bei der Umsetzung von Smart Buildings?

Es beginnt bei den Normen und Richtlinien für die Auslegung von Gebäuden, welche auf den bisherigen Erfahrungswerten beruhen und für traditionelle Gebäude ausgelegt sind. Durch die Digitalisierung ergeben sich jedoch neue Rahmenbedingungen, die fortan zu berücksichtigen sind. Es bedarf daher neuer Standards, welche die Auswirkungen der Digitalisierung mitbeachten.

Eine große Unsicherheit besteht bezüglich der Investitionen in digitale Dienstleistungen, da die Mehrwerte und die Amortisationszeit digitaler Services häufig noch unbekannt sind und Referenzprojekte fehlen. Hinzu kommt, dass die digitalen Infrastrukturen, welche für die Services benötigt werden, meist noch nicht den geforderten Sicherheitsansprüchen genügen.

Sowohl die Anforderungen an die Gebäudekonstruktion als auch an die zu implementierenden Services, sind mit den Stakeholdern im Vorfeld ausführlich zu analysieren. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Immobilie den Anforderungen aller Beteiligten gerecht wird. Dabei sind die Anforderungen an eine Immobilie für jede „Persona“, sprich dem Rollenprofil, individuell. Ein/e Büro-Mitarbeiter:in schätzt beispielsweise andere Services am Arbeitsplatz als ein/e Mitarbeiter:in im Gesundheitswesen. Ein Facility Manager hat wieder andere Bedürfnisse – er oder sie benötigt Betriebsdaten, Messgrößen, Störungsprotokolle und diese im besten Fall „on demand“ und in Echtzeit.

Die Realisierung digitaler Services bedarf neuer Geschäftsmodelle. Ein Mietvertrag beinhaltet möglicherweise nicht länger die klassische Kalt- und Warmmiete, sondern eine Auflistung buchbarer Dienstleistungen. Ebenso wären Membership-Prinzipien denkbar, bei den Mitgliedern je nach Mitgliedschaftsstatus unterschiedliche Dienste zur Verfügung stehen. Eine weitere Möglichkeit wäre ein „Space as a Service“-Konzept, bei dem die Gebäudeflächen inklusive nutzerorientierter Services in Form einer Dienstleistung angeboten werden. Flatrate-Lösungen stellen eine weitere Möglichkeit dar.

Um digitale Services gebündelt anbieten zu können sind Kooperationen mit Drittanbietern notwendig, welche die jeweiligen Dienstleistungen realisieren können. Hierdurch wird ein neues Ökosystem rund um die digitale Immobilie entstehen, in dem es sich zukünftig zu positionieren gilt.

Wenn Sie vorbereitet sein möchten auf die Zukunft der digitalen Gewerbeimmobilie und Quartiere, dann nehmen Sie am RWTH-Zertifikatskurs „Digital Real Estate Manager“ teil.

In einem 6-tägigen Kurs vermitteln wir die Skills für die Zukunft des Digitalen Real Estate Managements. Das Programm mit hochkarätigen Referent:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft beinhaltet sowohl theoretische Inhalte als auch eine praxisorientierte Fallstudienarbeit. So qualifizieren Sie sich für Ihre zukünftigen Aufgaben umfassend mit den erforderlichen Grundlagen und anwendbarem Praxiswissen. Der Kurs wird durch die RWTH Aachen International Academy zertifiziert und schließt mit einem Zertifikat der RWTH Aachen Academy ab.

Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier:
https://smart-commercial-building.de/veranstaltungen-2/#Zertifikatskurse

Quellenverzeichnis:

[1] „Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) in Deutschland nach Bundesländern zum 31. Dezember 2017“, Statista 2018, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1242/ umfrage/ bevoelkerungsdichte-in-deutschland-nach-bundeslaendern/.

[2] „Herausforderungen des Corporate Real Estate Managements im Strukturwandel“, Gutachten im Auftrag des Zentraler Immobilien Ausschuss ZIA e.V., 2019.


Creative Commons Lizenz CC BY-ND 4.0

Sie dürfen:

Teilen — das Material in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten und zwar für beliebige Zwecke, sogar kommerziell.

Der Lizenzgeber kann diese Freiheiten nicht widerrufen solange Sie sich an die Lizenzbedingungen halten.


Unter folgenden Bedingungen:

Namensnennung — Sie müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung besonders.

Keine Bearbeitungen — Wenn Sie das Material remixen, verändern oder darauf anderweitig direkt aufbauen, dürfen Sie die bearbeitete Fassung des Materials nicht verbreiten.