Open Innovation fürs Caravaning

Wir sprachen mit Alexander Wottrich, CEO der Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG, über den Einzug von smarten Lösungen und Open Innovation ins Camping.

Welche Möglichkeiten und Features haben Mobilisten mit Ihrer neuen Systemlösung iNet X?
Das Truma iNet X System ermöglicht die zentrale Steuerung von verschiedenen Geräten unterschiedlicher Hersteller im Fahrzeug. Es ist aber gleichzeitig – und das ist viel wichtiger –, der Schlüssel zu unserer Technologie und damit zu einem smarten Fahrzeug.
Wir arbeiten an intelligenten Geräten, Systemen und Services, die sukzessive auf den Markt kommen und dem System hinzugefügt werden können, beispielsweise über Cloud-Dienste und zukünftig Over-The-Air.
Truma möchte den Kund:innen eine Lösung aus einer Hand bieten und eine native Anbietung unserer Lösungen ermöglichen. Durch unseren kundenzentrierten Ansatz versuchen wir Lösungen für Alltagssituationen während der Reise zu finden: Wir wollen das Reisen in Zukunft noch komfortabler machen, z.B. mit Checklisten für eine schnelle und stressfreie Abfahrt, Routing gemäß Füllstand, Wlan-Hotspot etc. 
Wir haben das System gerade auf dem Caravan Salon in Düsseldorf präsentiert und das Feedback sowohl auf B2B-Ebene als auch von den Camper:innern war wirklich großartig. Wir konnten unsere Caravaning-Community von den Möglichkeiten überzeugen, die in der Lösung langfristig stecken.


„Ein Unternehmen mit digitalen Produkten und Prozessen muss anders geführt werden, als das klassische, analoge Modell von vor 20 Jahren“,

berichtet Alexander Wottrich, CEO der Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG.


Sie bieten momentan eine offene System-Architektur als Grundlage Ihrer Lösung an, welche Vorteile haben Ihre Kunden, Partner und User dadurch?
Mit dem Truma iNet X System werden sich in Zukunft immer mehr Produkte, Services und Programme zentral steuern lassen und das Reisen somit sicherer, komfortabler und intelligenter machen. Die schnittstellen-offene Architektur hat den großen Vorteil, dass Geräte unterschiedlichster Hersteller angeschlossen werden können. 
Der  Truma Systemlösung liegt eine  kundenzentrierte Entwicklung zugrunde. Wir haben dafür den Begriff der Open Innovation geprägt. Auf Basis von Interaktion mit der Camping-Community wird das Truma iNet X System laufend weiterentwickelt, denn wir möchten im Dialog mit den Reisenden deren Bedürfnisse und Wünsche identifizieren und mit unseren Entwicklern neue und passende Lösungen für unterschiedliche Reisesituationen finden. Denn Camper:innen wissen am besten, was sie sich im Campingalltag wünschen und welche Herausforderungen ihnen regelmäßig während des Reisens begegnen. Diese Wünsche und Anregungen werden wir prüfen und nach einem Evaluierungs- und Produktentwicklungsprozess im optimalen Fall auch umsetzen.

Open Innovation und Collaboration: Bis wann und wo kann man sich mit seinen Vorschlägen bei Ihnen melden?
Wir laden unter der Web-Adresse https://www.truma-inet-x-system.com/open-innovation die Camping-Community dazu ein, uns Ihre Wünsche und Anregungen mitzuteilen. Diese erste umfassende Umfrage läuft noch bis zum 30. September. Es werden aber weitere Surveys, Kundengespräche und interaktive Formate im direkten Endkundenkontakt folgen. Denn das Truma iNet X System zeichnet sich dadurch aus, dass es ständig weiterentwickelt wird – im direkten Austausch mit der Community. Daher freuen wir uns über jede Zuschrift per Mail, Chat, Brief oder telefonisch, und das auch außerhalb der Aktion.

Ab wann ist die Lösung für Ihre Kunden und Partner verfügbar?
Schon jetzt wird dass Truma iNet X Pro System in die Fahrzeuge einiger Partner verbaut, darunter zum Beispiel bei Knaus mit ihrer Marke Weinsberg, bei Trigano mit dem Roller Team Modell Zefiro und dem CI Modell Magis. Und auch einige Modelle von der Marke Malibu konnten wir bereits für unsere Systemlösung gewinnen. Sehr positive Gespräche mit weiteren Partnern haben wir gerade auf dem Caravan Salon in Düsseldorf geführt. Unser Ziel ist es, das iNet X System den Kunden verschiedenster OEMs flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Und wer sein jetziges Fahrzeug nachrüsten will, kann das mit dem iNet X geplant ab nächster Saison 2022 tun.

Herr Wottrich, wieviel Potential steckt für Ihr Haus und Ihre Produkte im Thema  „Car Connectivity“ ?
Ein Freizeitmobil bildet doch im Prinzip die spannende Schnittstelle zwischen Car und Home Connectivity. Das Thema „Vernetzung“ ist somit auch für Truma elementar. Doch Camper:nnen haben sehr individuelle Anforderungen, die übliche Lösungen im Bereich Car Connectivity nur teilweise befriedigen. Wir haben somit in diesem technologischen Spielfeld die Möglichkeit Standards setzen.
Das Thema Konnektivität bietet für Truma große Chancen, Kunden immer wieder neu zu begeistern. Wir entwickeln zielgruppenspezifische Lösungen wie intelligente Systeme, dank derer die Camper unbeschwerter und entspannter in Richtung pure Freiheit fahren können. Das Truma iNet X System ist das beste Beispiel dafür. Über ein Panel hat der Nutzer eine Vielzahl unterschiedlichster Geräte bequem über die App unter Kontrolle. Und falls ein neues Device – egal von welchem Hersteller – hinzukommt, kann dies bequem über ein Update integriert werden. Denn das schnittstellen-offene iNet X System ist genau darauf ausgelegt, sich flexibel an wachsende Bedürfnisse und eine zunehmend technologische Camping-Ausrüstung anzupassen.

Welche Möglichkeiten und Chancen bieten sich für Ihr Haus im Kontext der „digitalen Transformation“?
Als mittelständisches Familienunternehmen ist es essentiell, immer anpassungsfähig zu bleiben. Agilität ist für uns kein Buzzword, sondern strategische Notwendigkeit. Daher nutzen wir natürlich auch die Chancen, die sich aus der Digitalisierung ergeben. Doch gerade in einer sehr schnellen durchdigitalisierten Welt ist oft nicht klar, vor welchen Möglichkeiten und Herausforderungen wir morgen stehen. Das kann ein enormer Kraftakt werden, wenn man darauf nicht vorbereitet ist und in starren Strukturen festsitzt. Truma begegnet diesen Herausforderungen mit agilen Arbeits- und Organisationsstrukturen und einer ausdifferenzierten Gruppen-Architektur in der Truma Group. Unser Weg vom reinen Produktunternehmen zu einem Systemanbieter startete mit der Vernetzung. Das hat Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Unternehmensbereiche: angefangen bei der IT, über den Service, die Supply Chain, Forschung und Entwicklung, bis hin zur Vermarktung am POS. Alles Units werden in ihrer Arbeit von der Technologie und einer noch stärkeren Kundenorientierung beeinflusst und das gilt selbstverständlich auch für die Unternehmensführung. Denn ein Unternehmen mit digitalen Produkten und Prozessen muss anders geführt werden als das klassische analoge Modell von vor 20 Jahren.  

Welche neuen Geschäftsmodelle und Services sind entstanden oder werden gerade umgesetzt?
Mit dem Truma iNet X System, das als Branchenlösung konzipiert und als partnerschaftliche offene Systemarchitektur gebaut ist, haben wir bereits einen neuen Geschäftsbereich eröffnet. Denn damit treiben wir das Thema Vernetzung von Freizeitfahrzeugen nachhaltig und mit Tempo voran. Durch das innovative System ergeben sich komplett neue Möglichkeiten der Vernetzung – sowohl, was Geräte als auch was den Service anbelangt. So haben wir mit dem Produkt auch gleichzeitig „Truma Assist“ gelauncht: Digitalisierte und automatisierte Prozesse führen zu einem besseren und schnelleren Service. Damit reduzieren wir den zeitlichen Aufwand bei Kunden und Servicepartnern erheblich. Und Service ist traditionell einer unserer Kernwerte bei Truma.
Der Deutsche Caravaning Handels-Verband (DCHV), dem 320 Fachhandelsbetriebe angehören, zeichnete Truma in der Kategorie „Zulieferer“ hierfür erst kürzlich mit dem Partnerschaftspreis „LUPO“ 2021 aus – „für die vorbildliche Unterstützung der Servicepartner bei der Wartung und Instandhaltung der Produkte“. So eine Auszeichnung freut uns natürlich sehr und macht uns stolz.  
Wir werden daher nicht nur die neuen digitalen Geschäftsfelder, sondern auch unseren prämierten Service immer weiter ausbauen und Kooperationen mit anderen Anbietern verschiedenster Produkte ins Visier nehmen. Die Zukunft steht uns und der Camper-Community weit offen.

Weitere Informationen unter:
www.truma.com

 

 

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Foto von Kampus Production: https://www.pexels.com/de-de/foto/paar-frauen-sitzung-dach-7476233/

Die Post-Corona-Stadt

Eike Becker erläutert in seinem Gastbeitrag, warum die „Post Corona Stadt“ unterschiedlichen Anforderungen genügen muss und wie der Umbau gelingen kann.

Vor ein paar Jahren noch wirkte die benötigte Neu- und Umgestaltung unserer Städte – vor dem Hintergrund der drohenden Klimakatastrophe und voranschreitenden Digitalisierung – für viele wie ferne Zukunftsmusik. Doch die vergangenen anderthalb Pandemiejahre haben das auf einen Schlag geändert: Corona wirkte wie ein Katalysator, der plötzlich zum Handeln zwang, bereits bestehende Entwicklungen beschleunigte sowie eine Vielzahl neuer hervorbrachte. Die Pandemie hat uns schonungslos gezeigt, an wie vielen Stellen unsere Städte neu gedacht werden muss. Auch, damit unsere Städte künftige, noch unbekannte Krisen überdauern können. Es stellt sich also die Frage, wie eine solche Architektur aussehen muss, damit sie zu einer nachhaltigen, digitalen, menschlichen und widerstandsfähigen Stadt beitragen kann.

Nutzungsneutrale Flächen müssen Standard werden

Im vergangenen Jahr hat sich das Bild unserer Städte maßgeblich und für alle spürbar verändert. Neben Pop-up-Radwegen fallen dem gelegentlichen Besucher mittlerweile immer häufiger auch leerstehende Büro-, Hotel- und Einzelhandelsflächen ins Auge. Diese sorgen vielerorts für Sorgenfalten, zeugen sie doch in vielen Fällen von einem grundlegenden Fehler der vergangenen Jahre: Gebäude wurden nur für eine spezifische Nutzungsart geplant und entworfen. Doch ein Gebäude, das nicht umgenutzt werden kann – beispielsweise von Hotel zu Wohnen oder zu Büro – ist jetzt und in Zukunft schlicht nicht flexibel genug. Das hat die Pandemie deutlich gezeigt. Ein Plan B und C sollte deshalb fortan von Anfang an mitgedacht werden. Denn nutzungsneutrale Tragwerke und Geschosshöhen machen Gebäude krisenfester und dauerhafter. Das bestätigt auch ein Blick zurück in die Vergangenheit: Die robusten Gewerbehöfe des 19. Jahrhunderts sind flexible, umnutzungsfähige Gebäude. Heute werden viele von ihren weiträumigen Etagen mit Begeisterung als Loftbüros, zur Produktion oder zum Wohnen genutzt. Gebäude dürfen also nicht mehr nur für einen Zeitraum von 20 Jahren geplant werden – wir brauchen Projekte, Konzepte und Strukturen, die auch in 200 Jahren noch nutzbar sind.

In seinem Gastbeitrag wirbt Eicke Becker um eine Stadt, die ein nachhaltig vernetzter „Lebensraum“ ist. Das bedeutet weit mehr als nur Arbeiten und Wohnen. Bildquelle: Sebastian Wells / Ostkreuz

Mehr digitale, statt mechanische Gebäudetechnik

Dazu beitragen kann auch eine weitestgehend digitale Gebäudetechnik. Ohnehin können viele häusliche Alltags-Vorgänge bereits jetzt über Smartphones und Co. vom Nutzer selbst gesteuert werden. Mit digitalen Gebäudezwillingen können wir schon heute bspw. den Energie-Bedarf und -Verbrauch von Gebäuden umweltschonend optimieren. Die pandemie-bedingte Beschleunigung der Digitalisierung – sei es beim Einkaufen, der Arbeit oder beim Arzt – hat die Akzeptanz von digitaler Vernetzung nochmals schlagartig erhöht. Das bedeutet auch, dass wir in Zukunft statt auf klassische, mechanische Gebäudetechnik – die schnell altert und hohe Wartungskosten verursacht –, auf eine sich ständig weiterentwickelnde Hardware/Software setzen sollten. Dadurch eröffnet sich die Chance, nicht nur einzelne Gebäude, sondern auch ganze Stadtteile digital miteinander zu vernetzen und energetisch zu optimieren. 

Auch in der Vernetzung von ländlichen und urbanen Räumen liegt ein elementarer Bestandteil unserer zukünftigen Stadtplanung. Sie ist der Grundbaustein u. a. einer nachhaltigen Mobilität oder der Möglichkeit des dezentralen Arbeitens – und hat so das Potenzial, auch den großen (städtischen) Problemen unserer Zeit, wie bspw. dem Wohnraummangel, entgegenzuwirken. Denn egal ob Smart-Home, Smart-Mobility oder Smart-Government – Digitalisierung und Vernetzung endet nicht an der eigenen Ortsgrenze. Stadtentwicklung ist heute weit mehr als kurzfristig Wohn- und Arbeitsraum zu schaffen. Es geht darum, innovative, digitale und sozial vernetzte, nachhaltige Lebensräume zu schaffen, die auch für die folgenden Generationen noch attraktiv sind und bedarfsgerecht weiterentwickelt werden können.

Holz ist das Baumaterial der Zukunft

Doch die innovative, nachhaltige Stadt der Zukunft beginnt nicht bei der besten digitalen Vernetzung oder bei sorgfältig ausgeklügelten Mobilitätskonzepten. Am Anfang steht die Frage nach den eingesetzten Baumaterialien. Aktuell ist die Bauindustrie für unglaubliche 40 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dazu kommt, dass ein Großteil der verwendeten Ressourcen weder recycelt noch nach Abriss wiederverwendet werden. Dabei könnte es ganz anders laufen: Mit Holz gibt es eine natürliche, nachhaltige und auch nachwachsende Ressource, die eine zukunftsweisende Lösung für all diese Probleme bietet. Nicht nur ist eine hochwertige Wiederverwendung problemlos möglich, auch die enormen Treibhausgasemissionen des Bausektors können dank der einzigartigen Fähigkeit der Bäume, das CO2 der Atmosphäre in Holz zu verwandeln, merklich gesenkt und für hunderte von Jahren in der Bausubstanz eingelagert werden. 

Trotzdem ist ein Gebäude in Holzhybridbauweise noch 5 Prozent teurer als eines aus Stahlbeton. Denn noch nicht materialgerechte Brandschutzbestimmungen, mangelndes Wissen, nicht ausreichende Kapazitäten sowie vehementes Lobbying der konventionellen Betonindustrie verzögern aktuell eine massenhafte Verwendung. Was in der Diskussion jedoch häufig untergeht ist, dass es nicht darum geht, die bekannten Baumaterialien sofort und komplett zu ersetzen. Eine Hybridbauweise, bei der man neben Holz auch reduziert auf Stahl und Beton zurückgreift, bietet zurzeit eine pragmatische und sofort umsetzbare Lösung. Aber die Wende zeichnet sich ab: In Wien, Hamburg, München, Wolfsburg und Amsterdam laufen ernst zu nehmende Planungen für große Holzhybrid-Bauten und in der hessischen Wirtschaftsmetropole Frankfurt realisieren wir gerade das erste Holzhybrid-Haus der Stadt nach Hochhausverordnung. Noch handelt es sich hierbei zwar um einzelne Projekte, doch sobald die ersten zehn Vorhaben gebaut sind, ist mit einer Systematisierung und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren zu rechnen.

Stadtplanung muss gesellschaftlichen Visionen folgen

Der Bau von attraktiven, zukunftsweisenden Städten mit lebendigen Quartieren ist gewiss eine anspruchsvolle Aufgabe. Stadtplaner und Entwickler von Quartieren müssen sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein – denn Stadtplanung und Städtebau haben gesellschaftlichen Visionen zu folgen. Und das bedeutet, für die großen Themen unserer Zeit – von der Digitalisierung über die Klimaneutralität bis hin zur sozialen Stadt – neue Wege zu gehen. Damit der herausragend gute Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen, eine sich immer wieder erneuernde Modellstadt für das gute Zusammenleben aller, Wirklichkeit wird.

Über Eike Becker

Eike Becker, geboren 1962 in Osterholz-Scharmbeck, hat in Aachen, Paris und Stuttgart studiert und ist heute ein vielfach ausgezeichneter Architekt und Designer. 1999 gründete er zusammen mit Helge Schmidt in Berlin Eike Becker_Architekten, eines der renommiertesten Architekturbüros Deutschlands. Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt den urbaner Zentren mit ihren Menschen, öffentlichen Räumen, Hochhäusern, Büros und Wohnprojekten. Zu ihren gestalterischen Leistungen zählen Stadtplanungen, Neubauprojekte, Konversionen, Innenarchitektur und Produktdesign. Weitere Informationen zu den Projekten von Eike Becker_Architekten sind auf der Website www.eikebeckerarchitekten.com abrufbar.

Kunden erwarten Omnichannel-Angebote

Für den nachhaltigen Erfolg im Einzelhandel reicht ein guter Onlineshop nicht mehr aus. Die Kunden verlangen begeisternde Einkaufserlebnisse – und zwar über alle Kanäle hinweg. Omnichannel ist daher das Gebot der Stunde, vom Marketing über das Kaufgeschehen bis hin zum Cross- und Upselling.

In puncto Digitalisierung des Handels hat die Pandemie als gewaltiger Treiber gewirkt. In den letzten fünf Monaten hat sich mehr getan als in den gesamten fünf Jahren davor. Inhaber von stationären Geschäften sollten sich bewusst sein: Eine normale Rückkehr zu Vor-Corona-Zeiten wird es nicht geben. Denn Kunden möchten die Annehmlichkeiten digitalen Einkaufens nicht mehr missen – und mit den Vorteilen des stationären Handels verbinden. Die Vorteile des Onlineshops sind jedem längst klar. Womit kann aber der stationäre Händler überzeugen? Der vertraute Händler von nebenan punktet mit persönlicher Beratung von Angesicht zu Angesicht, der Möglichkeit, die Waren vor dem Kauf zu sehen bzw. zu testen, sowie unkomplizierten Bezahlvorgängen und Retournierungen. Zudem liegt vielen Verbrauchern die Attraktivität ihrer Innenstädte durchaus am Herzen – Stichwort ROPO-Effekt (Research online, purchase offline).

„Die Digitalisierung des Handels ist ein Muss.“

Autor:
Ralf Haberich,
CEO der Shopgate GmbH

Wer zu spät kommt, den bestraft der Markt

Die Zeit läuft ab, in der sich Händler den digitalen Möglichkeiten verschließen konnten, ohne deshalb Kunden zu verlieren. Mehr noch: Der anhaltende Trend geht klar in Richtung Omnichannel. Das heißt: Es genügt nicht, einzelne Kanäle zu bedienen, sondern es müssen alle sein – vom klassischen Point of Sale und Onlineshop über digitale Marktplätze, Apps sowie Suchmaschinen bis hin zu Social Media. Indem sie ihre Kunden an jedem ihrer Touchpoints treffen und für eine herausragende Customer Experience sorgen, stärken sie die Kundenbindung und erhöhen ihre Umsatzmöglichkeiten via Cross- und Upselling. Stationäre Händler generieren über die Webseite acht bis zwölf Prozent zusätzlichen Umsatz mit Upselling – so die Erfahrungswerte zahlreicher Filialisten.

Kunden fordern kanalübergreifendes Shopping

Darum gilt: Content, Angebote und Produktinformationen müssen kanalübergreifend konsistent und aktuell sein. Das gelingt mit einem digitalen Omnichannel-Ökosystem, das in Echtzeit mit dem zentralen Warenwirtschaftssystem verbunden ist. Fulfillment ist gefragt, bei dem alle Prozesse kanalunabhängig miteinander verzahnt sind und reibungslos sowie weitestgehend automatisiert ablaufen. Dazu gehören neben der Bestellannahme, dem Verpacken und Versenden auch die Lagerhaltung und Kommissionierung sowie die finanzielle Abwicklung und das Retourenmanagement. Nicht zu vergessen: Die gesamte Kundenbetreuung einschließlich After-Sales-Dienstleistungen und Marketing sollte ebenfalls Bestandteil einer Gesamtlösung sein.

Individuelle Lösung oder Marktplätze – das ist hier die Frage

Zahlreiche Händler nutzen etablierte Marktplätze von Amazon, eBay, Rakuten & Co., um von ihrer Bekanntheit und hohen Reichweite zu profitieren sowie um Services wie Transport, Abwicklung, Retournierung zu genießen. Dennoch spricht Einiges dafür, sich als Händler für eine eigene Lösung zu entscheiden. Denn auf der unternehmensspezifischen Plattform ist man nicht einer unter vielen, unterliegt nicht den Vorgaben des Betreibers und profitiert von der kompletten Marge des Produkts.

Einfache Handhabung schlägt Komplexität

Die technologische Umsetzung, alle Kundenkanäle und die eigene IT-Landschaft intelligent miteinander zu verknüpfen, sollte keine Hürde darstellen. Der Markt bietet dafür ausgereifte Omnichannel-Lösungen, die über Schnittstellen oder Middleware die verschiedenen Systeme in Echtzeit miteinander verbinden. So laufen beispielsweise die Warenentnahme im Lager vor Ort und der digitale Bezahlvorgang parallel ab, und die Datenaktualisierung erfolgt unmittelbar sowie auf allen Kanälen. Verfügt der Händler etwa über einen gepflegten Google Merchant Account, sollte sich die Anzahl der lokal verfügbaren Produkte auch in Google Shopping aktualisieren. Dies bietet dem Suchenden eine starke Hilfe und Vereinfachung im Shopping-Prozess. Wichtig ist zudem, dass sich die Lösung für Intercompany-Prozesse eignet, sich also buchungskreisübergreifende Geschäfte abwickeln lassen. Nicht zuletzt sollte sie sich durch eine hohe Nutzerfreundlichkeit auszeichnen. Dazu zählt, dass sie dank entsprechender Apps für jedes Endgerät geeignet ist und sich weitestgehend intuitiv und höchst komfortabel bedienen lässt.

Bereit für Omnichannel

Das kritische Element, wenn es um die Umsetzung eines Omnichannel-Konzepts geht, ist der Mensch. Sprich seine eventuell unzureichende digitale Reife und damit verbundene Vorbehalte im Hinblick auf die Machbarkeit oder den Aufwand. Mit Unterstützung eines erfahrenen Partners lassen sich diese Bedenken erfahrungsgemäß schnell ausräumen. Zumal der Händler in kurzer Zeit selbst positive Erfahrungen machen wird. Zum Beispiel durch das Feedback seiner Kunden, die seine neue Flexibilität schätzen, und gern Angebote wie Click & Collect oder Click & Reserve annehmen. Oder in Form steigender Nachfragen und Umsätze. Kundenfreundliche Anbieter für Omnichannel-Lösungen bieten zudem oft eine Schulung bzw. Beratung vor Ort an. Dabei geht es auch darum, dem Personal bewusst zu machen, welche Chancen Omnichannel bietet, Stichwort Clienteling. Das ist die Kunst, direkt in der Filiale Upselling-Optionen zu nutzen, da man durch die vorliegenden Daten des Kunden besser auf die Bedürfnisse und Präferenzen eingehen kann.


„Im Durchschnitt kann ein Einzelhändler mit einem Online-Umsatz von ein bis zwei Millionen Euro in der Filiale durch die Omnichannel-Lösung zusätzliche 100.000 bis 200.000 Euro erwirtschaften.“


Die Kosten-Nutzen-Rechnung

Eine der größten Sorgen stationärer Händler betrifft die Kosten. Doch gerade diese lässt sich leicht ausräumen: Die Investition in Omnichannel ist kein Kostenblock, sondern ein Garant für zusätzlichen Umsatz über neue Kanäle, der einem Händler sonst entgehen würde. Jeder eingesetzte Betrag wird sich in kurzer Zeit ausgleichen und sogar vervielfachen. Entscheidet man sich für eine Software-as-a-Service fallen keine Investition- oder Wartungskosten an. Erfahrungsgemäß amortisieren sich die anfänglichen Aufwände für Beratung und Schulung bereits in kürzester Zeit, oft schon binnen eines Monats. Die laufenden Lizenzgebühren fallen zudem in der Gesamtheit der Kosten kaum ins Gewicht. Die Praxis zeigt: Im Durchschnitt kann ein Einzelhändler mit einem Online-Umsatz von ein bis zwei Millionen Euro in der Filiale durch die Omnichannel-Lösung zusätzliche 100.000 bis 200.000 Euro erwirtschaften.

Fazit: On- und Offline-Handel verschmelzen

Die fortschreitende Digitalisierung gibt Händlern zusätzliche Impulse, sich noch kundenfreundlicher aufzustellen. Dabei sind insbesondere Fashion, Möbel, Klein- und Kommunikationsgeräte, sowie Spiel- und Sportartikel zu nennen. Auch für Kosmetik/Parfüm, Schmuck und selbst Lebensmittel gibt es mittlerweile entsprechende Angebote. Tendenz steigend. Will der Händler langfristig bestehen, wird er sich den digitalen Kanälen öffnen – und zwar allen, auf denen seine Zielgruppen unterwegs ist. Die Praxis zeigt jedoch, dass in zahlreichen Branchen stationäre Geschäfte selbst auf lange Sicht ihre Daseinsberechtigung haben. Man denke nur an besonders erklärungsbedürftige Produkte. Kunden schätzen hier die kompetente Beratung durch den Fachhändler vor Ort. Auch bei exklusiven und Luxusgütern möchten sich viele Verbraucher vorab im Laden ein eigenes Bild machen. Ganz normale Gartenschuhe sind schnell im Webshop bestellt. Handelt es sich jedoch um 200-Euro-Schuhe, dann möchte sich die Kundin ihrer Wahl ganz sicher sein. Es ist des Weiteren anzunehmen, dass es die meisten Käufer bei besonders sperrigen oder schweren Artikeln vorziehen, die online ausgewählte Ware vor dem Kauf im Geschäft zu begutachten. Schließlich ist es unnötig zeitraubend, ein angeliefertes Sofa oder Fahrrad wegen Nichtgefallen wieder zu verpacken und zurückzuschicken. Für das Fortbestehen der Läden vor Ort spricht auch der Trend, dem Einkauf in den Innenstädten einen Erlebnischarakter zu verpassen und so die Attraktivität der City zu steigern. Shoppen wird zum Event – auch dank Omnichannel.

www.shopgate.com

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Der Weg in die Infrastruktur-Automatisierung

Autor: Thomas Bludau*

„Warum dauert die Bereitstellung so lange?“ und „Warum ist das nicht automatisiert?“ sind Stimmen, die – wenn man ganz genau hinhört – häufig im Büro hinter verschlossenen Türen ertönen. Der Umstand, dass neue Ressourcen oder Services häufig noch manuell bereitgestellt werden und nicht automatisiert sind, kann den Unmut eines ganzen Teams auf sich ziehen. Um dem entgegenzuwirken, kann man proaktiv Türen öffnen und einen gemeinsamen Weg anbieten – nämlich die Infrastruktur-Automatisierung mit Ansible.

Der erste, und damit bekanntlich auch der schwerste Schritt, ist durch die einfache Installation und Konfiguration von Ansible sehr schnell gemacht. Von nun an können bereits kleine Aufgaben unter Linux, Windows oder weiteren Komponenten automatisiert und somit schneller umgesetzt werden. Sie bieten direkt mit der ersten Nutzung einen erheblichen Vorteil gegenüber der manuellen Umsetzung. Die nächsten Schritte bestehen aus der iterativen Optimierung vorhandener Prozesse, während man durch die steile Lernkurve bei der Ansible-Nutzung fortwährend ein besseres Verständnis erreicht. Bereits nach einer kurzen Strecke merkt man, dass es viel spannender und auch hilfreicher ist, den Weg gemeinsam zu gehen. Hierbei hilft die Einführung einer neuen oder die Nutzung einer vorhandenen Versionsverwaltung, um die erstellten Inhalte im Rahmen von Ansible Playbooks abzulegen und zu verwalten.

Welche Richtung eingeschlagen wird, sollte durch verschiedene agile Arbeitsmethoden frühzeitig definiert und abgesprochen werden. Dank schnellerer Ergebnisse, hoher Flexibilität und einer frühzeitigen Fehlererkennung lassen sich so schnell bewährte Best-Practice-Ansätze etablieren, um die zuvor entwickelten Komponenten aus verschiedenen Bereichen zu nutzen. Ein Beispiel ist die Trennung der Infrastruktur und der Konfiguration des Betriebssystems, um verschiedene Komponenten auf verschiedenen Umgebungen wiederholt einzusetzen.

Ab nun stehen alle Komponenten und Voraussetzungen zur Verfügung, um die Richtung der Reise festzulegen. Mit Red Hat Ansible Tower aus der Red Hat Ansible Automation Platform werden alle Bedingungen erfüllt, um mit dem Team in die gleiche Richtung zu gehen. Die zuvor genannte Versionsverwaltung bietet in Kombination mit Red Hat Ansible Tower nun die Möglichkeit, die zuvor entwickelten Playbooks als Workflow abzubilden. Durch eine zentrale Administration und die Verfügbarkeit eines kompletten Audit-Trails erkennt man, wer wann welchen Schritt gemacht hat. Die gewonnenen Erkenntnisse können durch das „Role Based Access Control“-Konzept mit „Verbot für Fußgänger“- und „Gehweg“-Schildern individuell angepasst werden. Möchte man bestimmte Wegstrecken überspringen oder es weiteren Personen ermöglichen, den Weg mitzugehen, erlaubt es die REST-API-Schnittstelle von Red Hat Ansible Tower und die darüber eingehende Standardisierung Tools zur Bereitstellung – wie zum Beispiel ein Bestellportal für vorhandene Ansible-Workflows – einzubinden.

Kommen einem bereits bei der Wegplanung Zweifel, ob der Weg sicher umsetzbar ist, sollte man während der Architekturplanung ein komplettes Staging-System etablieren, um jede Änderung im Vorfeld über eine QA-Umgebung zu testen. „Entweder es läuft alles oder gar nichts“ hört sich am Anfang etwas drastisch an. Geht man aber tiefer darauf ein und merkt, dass individuelle Fehler und Arbeit reduziert werden können, stellt man schnell fest, dass die Aussage im Kern sehr positiv zu betrachten ist. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass alle Anpassungen, die in die produktive Umgebung eingespielt werden, in der Testumgebung erfolgreich getestet wurden. Im gleichen Schritt sollte man nicht die Bereitstellung einer Development-Umgebung vergessen, um sowohl die Infrastruktur als auch die einzelnen Services ohne große Beschränkungen zu entwickeln.

Können angeforderte Ressourcen oder Services nun fortan mittels Ansible vollautomatisiert bereitgestellt werden, kann die gewonnene Zeit in die Bereitstellung der Produktiv-Umgebungen investiert werden, um den Weg in Richtung Betrieb einzuschlagen und die dazugehörige Landschaft zu genießen.

Die zuvor genannten Komponenten ermöglichen es ab jetzt, die Umgebung kontinuierlich zu optimieren. Möchte man die Codequalität erhöhen, gibt es Methoden, um den Quellcode der Ansible-Integration zu analysieren und automatisch zu testen. Auch der Weg in Richtung Sicherheit kann durch Anpassungen bereits vorhandener Workflow-Schritte oder die Erweiterung dieser fast ohne Zeitverlust auf allen Systemen nachträglich integriert werden.

Mit den bisher genannten Schritten erreichen Unternehmen eine standardisierte Automatisierung – egal ob es um die Bereitstellung von Ressourcen wie virtuelle Maschinen oder um zur Verfügung gestellte Services geht. Das Ziel der Infrastruktur-Automatisierung ist nun erreicht.

* Der Autor Thomas Bludau ist Head of Competence Center Infrastructure as Code bei der SVA


Über den Autor

Thomas Bludau beschäftigt sich seit Jahren mit der Standardisierung in der IT. Durch sein breites Wissen im Datacenter-Umfeld hat er mit der Architekturplanung die initiale Entwicklung der von Red Hat supporteten Ansible-Rollen für SAP-Umgebungen angestoßen und ist aktuell mit dem Thema unterwegs, wie die Automatisierung in Unternehmen erfolgreich eingeführt werden kann.


Weitere Informationen unter:
https://www.sva.de/de/solutions/agile-it/infrastructure-code-configuration-management

Dezentrale Kontobücher: Die Zukunft der Finanzbranche

Distributed-Ledger-Technologien verfügen über ein riesiges Potential. In der europäischen Finanzbranche könnten sie in den kommenden Jahren für einige Innovationen sorgen, sagt Maren Schmitz, Partnerin und Leiterin des Asset Management Beratungsgeschäfts bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Im Januar 2009 entwickelte ein Programmierer unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise den Bitcoin. Gespeichert auf verschlüsselten Ledger in einem dezentralen Netzwerk, sollte die digitale Währung bei der Vermeidung künftiger Krisen helfen und für mehr Transparenz, Sicherheit und Vertrauen im Finanzsystem sorgen. Inwieweit ihr das bisher gelungen ist, wird kontrovers diskutiert, doch dürfte klar sein: Für die Verbreitung der Distributed Ledger Technologie (DLT) hat der Bitcoin eine zentrale Rolle gespielt. Auch spätere Weiterentwicklungen der Technologie, wie Smart Contracts oder Security-Token, entstanden in seinem Fahrwasser. Mit Smart Contracts können Nutzer ihr Geld digital programmieren, was ihnen zum Beispiel die automatische Ausführung von Transaktionen unter vorab definierten Bedingungen ermöglicht. Security-Tokens werden für den Handel und die Verwaltung von Eigentumsrechten genutzt und kommen völlig ohne Intermediäre aus.

Mit Blick auf das kommende Jahrzehnt gilt die Distributed-Ledger-Technologie als eine der wichtigsten Innovationen für die Finanzbranche. Nach Schätzungen des Nachrichtenblogs The Daily Hodl könnte das Marktvolumen von Kryptowährungen und Security-Token 2024 bereits bei etwa 1,4 Billionen Euro liegen. Eine Berechnung, die von einer allmählichen Erschließung breiterer Anwendungsfelder ausgeht, was angesichts der zahlreichen Herausforderungen in der Branche und den vielfältigen Lösungsmöglichkeiten der Technologie nicht unwahrscheinlich ist. Ob schnellere Zahlungen, bessere Compliance-Prozesse oder die effizientere Abwicklung von Finanzdienstleistungen – mit einem dezentralen Ledger ist vieles möglich. Was der Technologie bisher allerdings noch zu ihrem Durchbruch gefehlt hat, sind etablierte Finanzdienstleister, die den Sprung vom Nischenexperiment zur Massenanwendung wagen – auch in Europa. Doch das könnte sich bald ändern, wie eine kürzlich von KPMG durchgeführte Branchenumfrage nahelegt. Sie nennt drei zentrale Gründe, die die Entwicklung bei europäischen Finanzdienstleistern deutlich beschleunigen werden.

  1. Erst kommt die Regulatorik, dann die Anwendung in der Breite

In unseren Gesprächen mit professionellen Finanzdienstleistern aus dem europäischen Banken- und Finanzsektor hat sich gezeigt, dass der Hauptgrund für fehlende Investitionen in DLT-Lösungen noch immer auf Unklarheiten bei der Regulatorik zurückzuführen ist. So gaben viele der befragten Finanzdienstleister an, derzeit noch mit der regulatorischen Überprüfung geeigneter Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle beschäftigt zu sein. Europäische Gesetzesinitiativen, wie das Gesetz über Elektronische Wertpapiere, werden diesen Prozess jedoch zunehmend beschleunigen und für Rechtssicherheit und damit für kalkulierbare Risiken und erste Investitionen sorgen. Das gleiche gilt auch für den digitalen Euro, der als allgemein anerkanntes Austauschmedium und dezentraler Ledger mit hoher Vertrauenswürdigkeit zu einer Initialzündung bei Smart Contracts und Security-Token führen dürfte.

  1. Der Wegfall von Intermediären spart Zeit und Kosten

Durch den Wegfall von Intermediären haben DLT-Lösungen das Potential, Finanzmärkte zu vereinfachen und ihre operative Effizienz zu verbessern. Zurzeit werden Transaktionen in der Finanzbranche für gewöhnlich mit mehr als zwei Intermediären abgewickelt, wobei in der Vermögensverwaltung viele Prozesse noch immer manuell stattfinden. Anders mit einem dezentralen Ledger, der den unmittelbar beteiligten Parteien Zugang zu einer gemeinsamen Datenbank bietet, auf der Transaktionen transparent und sicher durchgeführt werden können. Mittels Smart Contracts lassen sich darüber hinaus beliebige Vereinbarungen im Ledger kodieren und automatisch umsetzen. Auch ermöglicht der dezentrale Ledger den Parteien einen Echtzeit-Zugang zu den Transaktionsdaten und vermeidet so Abwicklungsrisiken und die damit verbundenen Kosten. Das Effizienzversprechen, das von der Technologie ausgeht, ist also groß: Laut KPMG-Meinungsbild zielen über 80 Prozent der Finanzdienstleister bei Investitionen in die Blockchain auf operative Effizienzgewinne ab.

  1. Neue Märkte bieten enorme Wachstumschancen

Digitale Vermögenswerte haben das Potenzial, völlig neue Einnahmequellen für Banken und Vermögensverwalter zu erschließen. Ob Immobilien, Anleihen, Aktien oder Kunstwerke – mit der Tokenisierung von Vermögenwerten wird der Handel vereinfacht, der Zugang für neue Kundengruppen ausgeweitet und gleichzeitig das Vertrauen zwischen Verwahrern und Anlegern gestärkt. Ein Segment, in dem sich das zeitnah bemerkbar machen wird, sind Krypto-Märkte. Nach dem jüngsten Hype erwarten wir hier einen deutlichen Anstieg der Kundennachfrage bei Blockchain-Produkten. Im Bereich von Anleihen und Fonds wird die Tokenisierung dagegen stark von dem Gesetz über Elektronische Wertpapiere und der Einführung eines Krypto-Registers abhängen. Großes Interesse besteht laut KPMG-Meinungsbild auch an den Bereichen Asset Servicing, Krypto-Fonds und Krypto-Custody. Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich mit der Digitalisierung von physischen und immateriellen Vermögenswerten eine riesige Chance zur Einführung neuer Produkte und zur Diversifizierung von Portfolios auftun wird.

Neben europäischen Finanzdienstleistern wissen das allerdings auch ausländische Konkurrenten und disruptive Fintechs, die den Innovationsdruck auf die Branche stetig erhöhen. Dabei werden von den heimischen Unternehmen vor allem hochspezialisierte Dienstleister als Bedrohung angesehen, wie unsere Umfrage deutlich macht. Um ihnen gegenüber nicht ins Hintertreffen zu geraten, muss schnell gehandelt werden. Die passenden Umweltbedingungen dafür werden mit einem stabilen Regulierungsrahmen auf EU-Ebene und dem Digitalen Euro gerade geschaffen. Für die europäischen Banken und Vermögensverwalter gilt es deshalb jetzt verstärkt in praktisches Know-how für digitale Vermögenswerte zu investieren, sei es durch die Einrichtung spezialisierter Teams, die Zusammenarbeit mit Krypto-Fintechs oder durch direkte Investitionen in Start-ups. Wie schon vor zwölf Jahren bei der Einführung des Bitcoins könnte sich die Krise erneut als Katalysator erweisen, weshalb der während der Pandemie eingeschlagenen Digitalisierungspfad genutzt werden sollte, um dezentralen Ledgern entschieden zum Durchbruch zu verhelfen.

Maren Schmitz ist Partnerin bei KPMG im Bereich Financial Services und Leiterin des Asset Management Beratungsgeschäfts in Deutschland.

Weitere Informationen unter:
https://home.kpmg/de/de/home/contacts/s/maren-schmitz.html

Cloud Compliance: Den Wald trotz der vielen Bäume sehen

Wie nicht nur IT-Verantwortliche mit Automatisierungslösungen für Cloud Compliance den Überblick behalten können, beschreibt Claas Tews, Senior IT-Consultant bei der orange networks GmbH.

Immer mehr, immer schneller: Dieses allumfassende Motto macht auch vor Nutzern von Cloud-Diensten keinen Halt. Denn steigende Compliance-Anforderungen erfordern ein professionelleres Management der geltenden Regularien und damit verbundenen Anforderungen. Unternehmen, die ihre Daten in die Cloud migriert haben, sollten sich also keinesfalls frei von Sorgen wähnen. Zwar vermitteln Cloud-Anbieter nicht selten den Eindruck, Nutzer müssten sich nach Vertragsabschluss weder um Abos noch um Lizenzen kümmern, die Gefahr eines unkontrollierten Anstiegs der Cloud-Kosten besteht aber meist sehr wohl. Sprich, die Unternehmen selbst sind verantwortlich für die Sicherheit der Daten in der Cloud; gleiches gilt für das Einhalten von Compliance-Anforderungen. Um hier Abhilfe zu schaffen, können Firmen auf eine automatisierte Lösung setzen.

IT-Verantwortliche sind gefragt

Die Eigenverantwortung der Unternehmen bringt mit sich, dass alle Mitarbeiter die für das Unternehmen geltenden Vorschriften, Regelungen und Verfahren einhalten müssen. Dazu gehören (unter anderem): Alle Beteiligten sind verpflichtet, die Sicherheitsrichtlinien sowie die aktuellen Verschlüsselungsstandards des Unternehmens zu beachten, nicht konforme Ressourcen zu ermitteln und wenn nötig Gegenmaßnahmen in die Wege zu leiten. Hier als Verantwortlicher den Überblick zu bewahren, ist leichter gesagt als getan – mit einer automatisierten Lösung, die bezüglich Nutzerverhalten und Ressourcen in Echtzeit berichtet, ist das aber kein Hexenwerk mehr.

Wirtschaftliche Schäden durch Nicht-Einhaltung

Das Limit von Cloud-Vereinbarungen wird nicht selten überschritten – ohne eine regelmäßige Überprüfung der selbst definierten Ressourcen-Nutzungsgrenzen, so aufwendig diese auch sein mag, passiert dies schnell. Für Unternehmen kann das jedoch verheerend sein. Denn zu hohe Compliance-Werte, Vertragsverletzungen oder ein unkontrollierter Kostenanstieg können große wirtschaftliche Schäden verursachen.

Um in (mehreren) Cloud-Umgebungen den Überblick zu behalten, sind bei Unternehmen nicht nur spezielles Know-how gefragt, sondern auch Automatisierungslösungen. Diese unterstützen die IT- und Compliance-Verantwortlichen und tragen dafür Sorge, dass Governance und Datenschutz rechtssicher eingehalten werden. Die Frage ist also nicht länger, ob Unternehmen eine Compliance-Lösung benötigen, sondern, wie sie die Vorteile aus einer solchen Lösung bestmöglich ausschöpfen können. Doch welche Möglichkeiten gibt es und was müssen Unternehmen beachten?

Automatisierungslösungen für Cloud Compliance bieten einen hierarchischen Überblick. Quelle: orange networks GmbH

Alle Ebenen absichern

Wichtig ist: Sowohl auf Infrastruktur- als auch auf Datenebene sollten Unternehmen in puncto Compliance-Regelungen und Vorschriften handeln:

Infrastruktur-Ebene

Auf Infrastruktur-Ebene ist der Cloud Navigator von orange networks eine mögliche Lösung, um Unternehmen zu entlasten und die Compliance-Prozesse in der Cloud smart, zentral und automatisiert zu steuern. Die Lösung automatisiert die Überprüfung von Unternehmens- und Sicherheitsrichtlinien in der Cloud Computing Plattform von Azure. Zugleich bietet sie einen zentralen und übergreifenden Report über die Azure Ressourcen in allen Subscriptions und verhindert zudem Verstöße auf Basis von Azure Policies. Die Aspekte Security, Konfiguration und Budget behält der Cloud Navigator dabei fest im Blick – im Ernstfall kann er erhebliche Kosten verhindern.

Für einen tieferen Einstieg in die einzelnen Cloud-Ebenen gibt es in der Lösung Cloud Navigator ein mehrseitiges Dashboard, hier im Bild die so genannten Key Performance Indicators. Quelle: orange networks GmbH

Auf einem mehrseitigen Dashboard mit diversen Funktionen gibt die Lösung eine ausführliche Übersicht über das gesamte Compliance Management – gleichzeitig weist sie die User auf eventuellen Handlungsbedarf hin. Während beispielsweise die Seite Control Overview eine detaillierte Übersicht der Verstöße pro Regel/Control enthält, liefert die Seite Role Assignments eine Übersicht der vergebenen Berechtigungen (RBAC-Rollen) in der gesamten Azure-Umgebung. Die branchenneutrale Lösung können all diejenigen Unternehmen in Betracht ziehen, die ein effizientes und zuverlässiges Cloud Compliance Management System einsetzen möchten.

Daten-Ebene

Die Datenbestände in Unternehmen wachsen exponentiell an. Daher wird es für die IT- und Compliance-Teams der Unternehmen zunehmend herausfordernder, alle Daten im Blick zu behalten und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Genauso wichtig wie die Infrastruktur-Ebene ist daher die Daten-Ebene – Verfügbarkeit, Besitz, Vollständigkeit und Qualität von Unternehmensdaten entscheiden über Geschäftseffizienz und Kostenoptimierung mit.


Die Lösung NetApp Cloud Data Sense bietet auf Basis leistungsstarker KI-Algorithmen automatisierte Kontrollen und Berichte über die Daten – und das unabhängig von Hersteller, Technologie, Cloud und Protokoll. Damit stellen sich Unternehmen in puncto Datenverfügbarkeit, -besitz, -vollständigkeit und -qualität sicher auf. Sie können so zum einen Potenziale für Kosteneinsparungen aufdecken, zum anderen haben sie die Möglichkeit, Compliance- und Datenschutzprobleme zu identifizieren und Optimierungsmöglichkeiten zu finden. Für einen umfassenden Überblick bildet ein Dashboard jede Ebene des Datenbestands ab. Egal, ob die Daten also bereits in der Cloud sind oder kurz vor dem Umzug in die Cloud stehen – Unternehmen erhalten zu jedem Zeitpunkt einen sicheren und übergreifenden Überblick. NetApp Cloud Data Sense ist zudem als Tool mit dem Cloud Navigator kombinierbar – IT- und Compliance Teams haben somit den Überblick in Echtzeit und die Kontrolle über den Umgang mit sensiblen Daten.

Mit der Zuweisung von Rollen werden Verantwortlichkeiten geschaffen und damit das Bewusstsein für Cloud Compliance unternehmensweit gestärkt. Quelle: orange networks GmbH

Orientierungshilfe im Compliance-Labyrinth

Automatisierte Lösungen sind der Schlüssel zum Erfolg, wollen Unternehmen die Compliance-Richtlinien auf allen Ebenen ohne viel Aufwand einhalten und im Auge behalten. Haben Unternehmen noch keine Compliance-Lösung, sollten sie also schleunigst nachrüsten. Denn wie schon John F. Kennedy sagte: „Man sollte sein Dach reparieren, während die Sonne noch scheint.“

Umfassendere Einblicke ins Thema liefert das Logicalis-Whitepaper: „Mit Compliance in die Cloud – auf Infrastruktur- und Datenebene.“

Über den Autor:

Claas Tews ist Senior IT-Consultant bei orange networks. Er ist seit sieben Jahren in der IT-Branche tätig und hat sich vor sechs Jahren als IT-Berater auf Microsoft-Technologien spezialisiert. Sein Schwerpunkt lag anfänglich im Bereich System Center, heute liegt er in den Azure-Bereichen Automatisierung, Security und Governance/Compliance. Tews ist als Azure Solution Architect und Azure Security Engineer zertifiziert, womit er seine Expertise unterstreicht.

Weitere Informationen unter:
www.de.logicalis.com

Digitalisiert euch KMU!

Der Digital Shift in der Wirtschaft dauert bereits einige Jahre an. Doch erst in der Coronakrise wurden auch kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) mit begrenzten Finanzmitteln zur digitalen Transformation gedrängt. Darin liegt jedoch ihre große Chance – denn Prozesse digitalisieren zahlt sich buchstäblich aus.

Der Mittelstand wurde 2020 überrumpelt – von Corona und dem damit einhergehenden Digitalisierungsschub. Viele Unternehmen standen plötzlich vor unerwarteten Herausforderungen: Laptops anschaffen, virtuelles Netzwerk (VPN) einrichten, Führen aus der Ferne, Kund:innen abseits der bisherigen Wege erreichen. Alles wurde scheinbar teurer und aufwendiger. So hielten einige KMU zunächst an alten Strukturen fest. Dass das nicht lange gut gehen konnte, zeigten schon bald massive Umsatzeinbußen. Laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag von American Express standen Anfang 2021 mehr als ein Drittel (36 Prozent) der befragten Unternehmen vor wirtschaftlichen Herausforderungen und Umsatzeinbußen und hatten in der Folge mit reduzierter Liquidität zu kämpfen.

Im Verlauf der Corona-Monate konnten wir bei American Express beobachten, dass sich das Einkaufsverhalten unserer Firmenkund:innen veränderte. Im Vergleich zum Vorjahr ging das Ausgabenvolumen im Großhandel stark zurück, während sich die Ausgaben für digitales Marketing mehr als verdreifachten. Die IT-Ausgaben stiegen um mehr als 50 Prozent und die Inanspruchnahme von Dienstleistungen wie IT-Beratungen nahmen um mehr als 30 Prozent zu. Die Unternehmer:innen merkten, dass sie neue Einnahmequellen finden und sich an die neue Normalität anpassen müssen.

Gewinner und Verlierer

Diejenigen KMU, die in der Lage waren, sich schnell auf die neue Situation einzustellen, überstanden die Krise besser und konnten in vielen Fällen sogar wachsen. Andere Unternehmen waren von der Geschwindigkeit der Entwicklungen zunächst überfordert. Gerade Kleinunternehmer:innen mit begrenzten finanziellen Mitteln und ohne Zugang zu digitalen Marktplätzen mussten schwierige Entscheidungen treffen: Was wird jetzt am dringendsten benötigt, wo müssen wir sofort investieren, was können wir aufschieben?

Aus den Gesprächen mit unseren Kund:innen konnten wir zwei große Herausforderungen heraushören: Erstens, wie man am besten die unerwarteten Investitionen angeht, und zweitens, dass ihnen Finanzierungsexperten fehlen. Sie suchten regelrecht nach Hilfestellung, nicht zuletzt in Finanzierungsfragen, aber auch in wirtschaftlichen und personellen Belangen. Es war an der Zeit, Prozesse neu zu denken.


„Es gibt viele SaaS-Optionen für KMU, bei denen man mit einer kostenlosen Testphase oder einem Basisplan beginnen und sich schrittweise einarbeiten kann.“

Linh Bergen-Peters

Autorin:

Linh Bergen-Peters,
Vice President & General Manager für das Firmenkundengeschäft Deutschland und Österreich bei American Express

Prozesse von Anfang bis Ende digitalisieren

Eine Digitalstrategie muss immer End-to-End betrachtet werden – also von den internen IT-Prozessen bis hin zu dem, was der Endverbraucher:innen auf seinem Bildschirm sieht. In dieser Strategie muss immer der Mensch – ob Mitarbeiter:in oder Kund:in – im Mittelpunkt stehen. Denn seit einigen Jahren setzt sich ein Trend durch, den die IT-Industrie „Consumerization“ nennt. Internetnutzer:innen sind daran gewöhnt, über Apps mit einem Klick einzukaufen und Geschäfte abzuwickeln. Was auf privater Ebene gelernt ist, erwartet man nun auch als Business-Kund:in. Entsprechend müssen Geschäftsprozesse im B2B-Bereich schlank und digital aufgesetzt sein.

Nehmen wir einen Finanzdienstleister wie American Express: Unsere Kund:innen erwarten, dass sie ihre Kreditkarte per Smartphone online und mit wenigen Klicks beantragen können. Ebenso läuft unsere Personen-Identifizierung per Video-Ident. Niemand muss ein PDF ausfüllen oder gar einen Brief verschicken. Jeder Prozess ist auf maximale Convenience und das beste Kund:innenerlebnis ausgerichtet. Diese Prämisse lässt sich auf nahezu jede Branche anwenden. Unternehmen, die ihre Kundenbetreuung verschlanken und digitalisieren, werden einen doppelt positiven Effekt erzielen: Sie steigern interne Effizienz und bieten gleichzeitig ein verbessertes Erlebnis

Keine Angst vor der Cloud

An einer zukunftsfähigen Digitalisierungsstrategie geht kein Weg an Software-as-a-Service (SaaS) vorbei. Die in der Cloud gehosteten Anwendungen und Projektmanagement-Tools erleichtern Abläufe im Tagesgeschäft. Die immer wieder geäußerten Sicherheitsbedenken gegenüber der Cloud sind unbegründet. Im Gegenteil: Es gibt diverse Server, die in Deutschland gehostet werden, sodass sie potenziell noch sicherer sind als On-premise-Lösungen, also Unternehmen-intern gehostete Server.

Neulinge und Skeptiker:innen können in Sachen Cloud erstmal klein anfangen. Es gibt viele SaaS-Optionen für KMU, bei denen man mit einer kostenlosen Testphase oder einem Basisplan beginnen und sich schrittweise einarbeiten kann.

Digitalisierung schont personelle Ressourcen

In die End-to-End-Strategie gehört auch das Thema Personal. Eine digitale Ausrichtung kann hier wertvolle Ressourcen freischaufeln. Digitalisierte Prozesse ersetzen manuelle Aufgaben, etwa in der internen Finanzabwicklung. Ein Beispiel: Viele Unternehmen verwenden immer noch Papierrechnungen und einfache Excel-Programme, um Ausgaben zu verwalten und Konten zu verfolgen. Durch die Umstellung auf eine digitale Lösung lassen sich Arbeitsabläufe straffen, manuelle Arbeitsstunden einsparen und sicherstellen, dass Rechnungen rechtzeitig an Kunden versandt und pünktlich bezahlt werden. Ein weiterer Vorteil digitaler Buchhaltungssysteme ist die Möglichkeit, Analysen durchzuführen und Reports zur Unternehmensentwicklung zu erstellen.

Smarte Finanzierung mit Kreditkarte

In einem herausfordernden wirtschaftlichen Klima sollte auch immer ein Augenmerk auf dem Liquiditäts- und Finanzmanagement liegen. KMU sollten verschiedene Optionen in Betracht ziehen, um ihre Liquidität sicherzustellen. Denn so bitter es ist: Mangelndes Kapital ist der Hauptgrund für das Scheitern von Unternehmen. Seit Corona gilt mehr denn je, auf verschiedene Finanzierungslösungen zu setzen, einschließlich solcher mit verlängerten Zahlungsfristen. Bei American Express geben wir zwei Monate Zeit, die Rechnungen zu begleichen. Dazu ermöglichen die Karten die kontaktlose Zahlung, die immer stärker gefragt ist. Das waren gerade in den letzten eineinhalb Jahren für viele unserer Neukunden ausschlaggebende Argumente ­– und gab ihnen so ein gewisses Maß an Sicherheit in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.

Drei Schlüsselbereiche für die digitale Transformation

Fassen wir zusammen: Die Digitalstrategie muss das gesamte Unternehmen umfassen, individuell aufgesetzt werden und solide finanziert sein. Daraus ergeben sich drei Schlüsselbereiche:

1. Kundenmanagement

Für die effiziente Akquise sowie Bestandskund:innen-Betreuung ist ein digitales Customer-Relations-Management-System (CRM) unerlässlich. Im digitalen Service können zudem verschiedene Servicekanäle, wie Support-Chats, die Optimierung der Kundeninteraktionen unterstützen.

2. Backend-Prozesse

Insbesondere in der Buchhaltung mit ihren wiederholenden manuellen Prozessen wie Rechnungsstellungen und Gehaltsabrechnungen, lassen sich viele Abläufe digital effizienter gestalten. Auch die virtuelle Kommunikation sollte unternehmensweit barrierefrei möglich sein, z. B. via Videokonferenzen und interne Chatrooms.

3. Mitarbeitermanagement

Cloud-basiertes Projektmanagement ermöglicht eine agilere Zusammenarbeit von Teams, zum Beispiel mit Kanbans, virtuellen Whiteboards und Live-Aktualisierung von Dokumenten. Das ist effizienter als das Hin- und Herschicken von Excel-basierten Projektplänen oder Dokumenten per E-Mail. Zu guter Letzt lässt sich mit den entsprechenden Softwaretools die Personalverwaltung effizienter aufstellen.

Digitalisiert euch!

Die vergangenen Monate haben den KMU deutlich vor Augen geführt, dass die Digitalisierung von Prozessen für einen effizienten und effektiven Betrieb unerlässlich ist. Wir beobachten, dass der Digitalisierungswille jetzt so richtig an Fahrt aufnimmt. Die meisten KMU blicken daher zuversichtlich und mit klaren Zielen auf die kommenden Monate: Umsatzeinbußen ausgleichen, neue Geschäftsmodelle und Märkte erschließen, bestehende Produktfelder und Services ausbauen.

www.amex.de/businessinsights

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Die Lieferantenbeziehung vom ersten Tag an stärken

Warum Unternehmen in Lieferantenbeziehungsmanagement investieren sollten und so ihre Lieferkette stärken


Autor: Mikkel Hippe Brun
Co-Founder und Senior Vice President, Greater China bei Tradeshift

Wie jede Beziehung erfordert auch die Partnerschaft mit Lieferanten Pflege, Zusammenarbeit und Investitionen. Für einen reibungslosen Geschäftsbetrieb ist es entscheidend, dass Lieferanten die Anforderungen erfüllen und ihre Versprechen einhalten.

Ein Netzwerk aus vertrauenswürdigen Lieferanten baut Spannungen ab und fördert eine belastbare Lieferkette. Wie bewerkstelligen Unternehmen das am besten? Wie lassen sich Beziehungen pflegen, ohne eine gegenseitige Abhängigkeit zu schaffen?

Die Antwort ist ein professionellen Lieferantenbeziehungsmanagement (Supplier-Relationship-Management, SRM).

Lieferantenbeziehungen richtig angehen

Wenn Unternehmen die Feinheiten ihrer Lieferantenbeziehungen verstehen, können sie und ihre Lieferanten besser auf die Bedürfnisse des jeweils anderen eingehen und Möglichkeiten zur Verbesserung finden. Auf drei Hauptbereiche sollten Unternehmen sich konzentrieren:

  1. Bewertung der Beziehung
    Dieser Bereich umfasst sowohl die Erstbewertung als auch die laufende Bewertung aktueller Lieferanten. Bevor Unternehmen eine Partnerschaft mit einem Lieferanten eingehen, müssen sie bewerten, ob er die Anforderungen erfüllt. Ist er in der Lage, Bestellungen pünktlich und in guter Qualität zu liefern? Verfügt er über eine starke Kommunikationsstruktur? Ist er zuverlässig?

    Ist die Entscheidung gefallen, sollten Unternehmen die Effektivität des Lieferanten beständig prüfen. Erbringt er die erwarteten Leistungen? Oder hinkt er in bestimmten Bereichen hinterher? Keine Geschäftsbeziehung funktioniert auf Dauer, wenn Verantwortlichkeiten, Bedürfnisse und Erwartungen nicht regelmäßig kommuniziert und untereinander abgestimmt werden.

  2. Pflege der Partnerschaft
    Unternehmen und Lieferanten können ihre Partnerschaft durch eine transparente, kommunikative und kooperative Beziehung stärken. Es mag sich unangenehm anfühlen, Bedürfnisse und Erwartungen mit einem Lieferanten zu besprechen. Aber dies ist ein Gespräch, von dem beide Parteien profitieren. Als kritische Komponente für den gemeinsamen Erfolg ist es wichtig, eine ehrliche Kommunikation aufzubauen. Wenn sowohl das Unternehmen als auch der Lieferant sich ändernde Bedürfnisse und Erwartungen mitteilen, stärkt dies die gegenseitige Beziehung und schafft eine authentische Verbindung.

  3. Wertschöpfung
    Unternehmen und ihre Lieferanten sollten immer auf der Suche nach Möglichkeiten sein, ihrer Beziehung zusätzlichen Wert zu verleihen. Sie sollten die Prozesse auf Lücken oder potenzielle Hindernisse analysieren und Bereiche benennen, bei denen Verbesserungsbedarf besteht.  Wo kann der Lieferant durch Produktlinienerweiterungen oder Produktivitätssteigerungen einen Mehrwert schaffen?
    Der Wert unterstreicht die Beziehung zwischen dem Lieferanten und dem Unternehmen. Er ist beständig – im Gegensatz zu den Anforderungen an die Partnerschaft, die sich im Laufe des Lebenszyklus ändern können.

 Warum sich die Investition lohnt: Vorteile von SRM

Unternehmen, die eine effektive SRM-Strategie umsetzen, profitieren von den folgenden Vorteilen:  

Lieferantenbasis effektiv verwalten

Globalisierte Geschäftsprozesse ermöglichen es Unternehmen, sich mit Lieferanten auf der ganzen Welt zu verbinden. Sobald die Anzahl der verfügbaren Lieferanten steigt, erhöht sich auch der Verwaltungsaufwand. Für viele Unternehmen bedeutet dies, dass ihre Geschäftsprozesse komplexer und anspruchsvoller werden. Den Lebenszyklus von Hunderten von Lieferanten zu verwalten und gleichzeitig gute, starke Beziehungen zu wichtigen Lieferanten aufzubauen und zu pflegen, ist keine leichte Aufgabe. Wenn Unternehmen sicherstellen, dass ihr Lieferantenmanagementprozess ein Beziehungsmanagement beinhaltet, wird es einfacher, die wachsende Lieferantenbasis zu verwalten.

Wert schaffen und Kosten reduzieren

Um das Top-Management zufrieden zu stellen, müssen Führungskräfte den Wert jeder Geschäftsbeziehung nachweisen. Es gilt schnell und effizient Kosteneinsparungsmöglichkeiten innerhalb der Lieferkette zu identifizieren. Die Leistung der Lieferanten steht auf dem Prüfstand, da sie sich direkt auf den Gewinn des Unternehmens auswirkt. Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie wichtig es für Unternehmen ist, schnell auf gestörte Märkte zu reagieren und Ausgaben einzusparen, wo immer es möglich ist. Erhöht sich der Wert der Lieferantenbeziehung können beispielsweise Bestände an Rohmaterialien, Halbfertigprodukten und Fertigprodukten, die ein Unternehmen aus Sicherheitsdenken über den Bedarf vorhält, reduziert werden.

Gezielte Datenanalyse für Effizienzsteigerungen

Mit dem Wachstum des Lieferantenstamms wächst auch die Menge der verwertbaren Informationen. Um den Zeitaufwand für die Datenerfassung und -analyse gering zu halten, sollten Unternehmen wertvolle Informationen und Daten über die Lebenszyklen ihrer Lieferanten rationalisieren. Die Anzahl der Lieferanten, zu denen Unternehmen gute Beziehungen haben, korreliert direkt mit ihrer Fähigkeit, Daten zu rationalisieren, effektiv zu analysieren und einen Plan für weitere Effizienzsteigerungen zu erstellen.

Compliance in der Lieferkette einhalten

Die Nichteinhaltung von Vorschriften ist eine der größten finanziellen Belastungen für Unternehmen. Daher ist die Sicherstellung der Compliance-Einhaltung ein wichtiges Schlüsselelement bei der Verwaltung von Lieferantenbeziehungen. Mit einem Lieferantenmanagementsystem können Unternehmen in Echtzeit sehen, welche ihrer Lieferanten die Compliance einhalten und welche nicht.

Risikovermeidung und Frühwarnzeichen

Wenn Unternehmen ihren Lieferantenstamm erweitern, erhöht sich auch das Risiko. Je komplizierter Prozesse und Lieferkette werden, desto größer sind auch die Risiken. Eine Möglichkeit, damit umzugehen, besteht darin, in den Aufbau einer starken Lieferantenbeziehung zu investieren. Mit einem Lieferantenmanagementprozess können Unternehmen das Risikopotenzial frühzeitig einschätzen und Zeit sowie Kosten minimieren.  

Einblicke + Echtzeit-Transaktionsdaten = Wert vom ersten Tag an

Von einem starken Prozess für das Management von Lieferantenbeziehungen profitieren Unternehmen genauso wie Lieferanten. Wenn Unternehmen mit ihren Lieferanten eng zusammenarbeiten, kommt die daraus resultierende stabile Beziehung beiden Organisationen zugute. Die Nutzung eines Prozesses, der die Kommunikation fördert, Vertrauen schafft und Transparenz bietet, kann eines der wichtigsten Mittel sein, um die Lieferkette zu stärken.

Globale, digitale Netzwerke bieten Unternehmen und Lieferanten neben einem benutzerfreundlichem Dashboard vor allem zusätzliche Transparenz, einen Einblick in Transaktions- und Zahlungsanalysen, Kommunikation in Echtzeit und Mehrwert Services wie beispielsweise Steuerberechnung, grenzüberschreitende 24-Stunden-Zahlungen, Firmenzahlungen, Betrugsbekämpfung, Auftragszusammenarbeit, Erkennung von Zwangs- und Kinderarbeit etc. Der Wert der Lieferantenbeziehung erhöht sich damit direkt vom ersten Tag an.

Checkliste für das Lieferanten-Onboarding (auf Englisch): https://hub.tradeshift.com/supplier-management/supplier-onboarding-checklist

Autor Mikkel Hippe Brun

Mikkel Hippe Brun ist Co-Founder und Senior Vice President, Greater China bei Tradeshift, einer globalen Handelsplattform, die Käufer und Verkäufer miteinander verbindet. Er ist außerdem CEO und General Manager von Tradeshift China, das sowohl inländischen als auch ausländischen Unternehmen, die in China tätig sind, Zugang zur Tradeshift-Plattform bietet.

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KI – Schlüsselelement für ein personalisiertes Kundenerlebnis

Von Maren Horn

Wenn es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz geht, sind manche Marketingfachleute noch zurückhaltend. Doch dafür besteht kein Grund. Mit der richtigen Strategie meistern Unternehmen den Einstieg ins KI-gestützte Marketing und können damit ihren Kunden ein verbessertes personalisiertes Erlebnis bieten.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird auch im Marketingumfeld immer relevanter, die vielen Chatbots zeugen davon. Sie vereinfachen das Leben von Kunden und Kundenbetreuern: Letztere müssen wiederkehrende Fragen nicht mehr manuell beantworten und Erstere profitieren von einem unmittelbaren Service ­– auch außerhalb des regulären Geschäftsbetriebs.

Google Ads sind ein weiteres Beispiel: Die Vorhersage der Konversionsrate eines Werbeformats zeigt den Einsatz KI-gestützter Verfahren in seiner einfachsten Form. Und auch Facebook verwendet KI zur Anzeige von Nachrichten, auf die Nutzerinnen und Nutzer am ehesten reagieren. Um es kurz zu machen: Marketingfachleute setzen bereits regelmäßig auf KI, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Die Technik hilft auch in anderen Bereichen. Marketingabteilungen können damit sich wiederholende Aufgaben automatisieren, etwa um alle Arten von Kundendaten zu erfassen und um Zielgruppen exakt festzulegen und anzupassen. Außerdem hilft KI, datengestützte Entscheidungen zu treffen. Marketingfachleute müssen sich also nicht nur auf ihr Bauchgefühl verlassen.

Trotzdem sollten Unternehmen den Einsatz von KI kritisch begleiten und für eine erfolgreiche Einführung folgende Herangehensweisen nutzen.


„KI ist ein wesentlicher Bestandteil von Personalisierungsambitionen.“

Maren Horn

Autorin:

Maren Horn
Client Service Director bei Macaw
(Quelle: Macaw)

Balance anstreben

Grundsätzlich gilt: Wenn Unternehmen sämtliche Prozesse automatisieren, entfällt der menschliche Faktor, aber wenn sie nur manuelle Verfahren verwenden, wird die Firma ineffizient und ineffektiv. Es geht also darum, die richtige Balance zwischen Mensch und Technik zu finden.

KI kann beispielsweise die Inhalte für die Suchmaschinenoptimierung generieren oder regelmäßige Marketingberichte erstellen. Dadurch haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Zeit, innovative Marketingkampagnen aufzusetzen.

Das Beispiel Chatbots offenbart, dass die Nutzung von KI keine Einbahnstraße ist. In manchen Fällen schätzen Kunden den Kontakt mit einem echten Menschen: Sie möchten mit jemandem sprechen, der wirklich zuhört und ihnen persönlich sagt, was sie tun sollen.

Für den Einsatz von KI-gestützten Verfahren im Marketing gilt daher die Maxime: „Digitalisieren, wo möglich, aber menschlicher Umgang, wo erwünscht“.

Verwendungszweck von Daten bestimmen

Für eine erfolgreiche KI-gestützte Erfassung und Auswertung von Nutzungs- und Kundendaten benötigen Unternehmen eine Datenstrategie. Welche Erkenntnisse sollen aus den Daten gezogen werden? Sollen sie Informationen darüber liefern, an welchem Punkt der Customer Journey der Kunde abbricht? Oder ist von Interesse, wie Kunden auf die Website gelangen? Welche Daten werden benötigt, um diese Informationen extrahieren zu können?

Eine Datenstrategie sorgt also dafür, dass Unternehmen aus Informationen sinnvolle Schlüsse ziehen können mit dem Ziel, Kunden ein personalisiertes Erlebnis zu bieten: kein generischer Content-Push mehr, sondern Ansprache des Kunden mit exakt passenden Inhalten, zum perfekten Zeitpunkt und über den richtigen Kanal.

KI im Marketing – einfach loslegen

Wie erwähnt, nutzen Marketer bereits täglich Künstliche Intelligenz ­– in vielen Fällen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ganz zu schweigen von all den KI-Anwendungen, die – teils auch unbewusst – im privaten Umfeld zum Einsatz kommen: die Serien- und Filmvorschläge von Netflix oder die Discover Weekly Playlist von Spotify.

All diese Angebote basieren auf dem Verhalten der Anwenderinnen und Anwender, mit denen Unternehmen deren Profil verfeinern und damit ein personalisiertes Kundenerlebnis bieten.

Zahlreiche Marketing-Tools und -Anwendungen umfassen inzwischen leistungsfähige KI-Funktionen: ein idealer Weg, um mit Künstlicher Intelligenz auf leicht zugängliche Weise zu beginnen.

Einsatz von KI verbessert die Personalisierung

Ein personalisiertes Kundenerlebnis ist eine Herausforderung, der sich Konsumgüterhersteller schon seit Jahren stellen müssen. Auch im B2B-Bereich nimmt die Bedeutung dieses Themas zu. Mit Künstlicher Intelligenz können Marketingexpertinnen und -experten zeitaufwändige, sich wiederholende Aufgaben automatisieren und das Kundenerlebnis optimal personalisieren.

Dagegen werden sie mit ausschließlich manuellen Verfahren niemals in der Lage sein, personalisierte Inhalte in großem Umfang anzubieten. Automatisiert und mit Hilfe trainierter Algorithmen und gut entwickelter Modelle ist dies möglich. KI ist daher ein wesentlicher Bestandteil von Personalisierungsambitionen. Sie schafft im Marketing mehr Zeit für Kreativität und Wertschöpfung.

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SAP-Automatisierung? Ohne Ansible undenkbar!

Gastbeitrag

Kaum etwas ist für IT-Abteilungen dieser Tage von so großem Wert wie eine reibungslose IT-Automatisierung. Denn mit der voranschreitenden Digitalisierung wachsen nicht nur ihre Aufgabenbereiche, sondern auch die Anforderungen an ihre Services. Automatisierung hilft ihnen dabei, diese Services schneller, zuverlässiger und mit weniger Fehlern bereitzustellen und im Tagesgeschäft mehr Zeit für Innovationsprojekte freizuschaufeln. Als unentbehrlicher Helfer hat sich dabei Ansible etabliert – das Open-Source-Tool rollt Software aus, installiert Patches, passt Konfigurationen von Servern, Storage-Systemen und Netzwerkgeräten an und verwaltet Bereitstellungs-, Konfigurations- und Orchestrierungsprozesse in Container- und Cloud-Umgebungen.

Auch im SAP-Bereich ist Ansible längst angekommen und ein mächtiges Werkzeug bei der automatisierten Einrichtung und Verwaltung individueller Systeme. So lässt sich der zeitaufwändige und komplexe Standard-Installationsprozess von HANA beispielsweise mit Ansible beschleunigen, aber dennoch nach den Vorgaben der SAP Notes durchführen – von der Konfiguration des Betriebssystems über die Installation und Einrichtung von HANA bis zur Validierung und kundenspezifischen Anpassung.

Das funktioniert sowohl in traditionellen Infrastrukturen als auch in Container-Umgebungen und hybriden Clouds. Anschließend unterstützt Ansible auch bei den sogenannten Day 2 Operations, also dem normalen Geschäftsbetrieb, etwa durch die Automatisierung des Patch- und Clustermanagements und die Automatisierung von Tests.

Autor Peter Körner

Peter Körner ist Business Development Manager Open Hybrid Cloud SAP Solutions bei Red Hat

Die automatisierten Abläufe können IT-Abteilungen viel Zeit sparen und unterstützen sichere, reproduzierbare Deployments und kleinere Wartungsfenster. Doch die Automatisierung mit Ansible beschränkt sich nicht allein auf die Infrastrukturebene und erstreckt sich auch auf Prozesse in den SAP-Anwendungen selbst: das Anlegen von Benutzern und die Vergabe von Rechten, ja, sogar eine Automatisierung von Tätigkeiten, die normalerweise über das SAP-GUI erfolgen, ist im Zusammenspiel mit RPA-Technologien möglich. So unterstützt Ansible nicht nur IT-Abteilungen, sondern auch Anwender aus den Fachbereichen.


„Wegen der Vielzahl und der hohen Komplexität der Systeme sind die Algorithmen inzwischen viel besser darin, Probleme aufzuspüren, nach deren Ursachen zu forschen und sie zu beheben, als Menschen. „

Peter Körner

Automatisierung – Ende-zu-Ende, und nicht in Silos

Ansible bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre gesamte IT-Landschaft bis hin zur Einbindung der Fachbereiche mit einem einzigen Tool zu automatisieren. Als Enterprise-Lösung stellt Red Hat Ansible Automation Platform neben der eigentlichen Ansible-Engine weitere Komponenten bereit. Diese erleichtern eine Zusammenarbeit in großen oder verteilten Teams, erlauben einen schnellen Einstieg mit vordefinierten Rollen und Modulen, liefern Auswertungen zu Betriebszeiten und Nutzungsmustern von Anwendungen und Services und stellen Schnittstellen bereit, sodass Ansible-Playbooks von allen Systemen für alle Anwender nutzbar sind.

APIs und Integrationen helfen Unternehmen dabei, Self-Service-Portale aufzusetzen und Silogrenzen zu durchbrechen. Denn die Automatisierung einzelner Abläufe ist nur ein erster Schritt und führt, wenn zentrale und standardisierte Prozesse über System- und Abteilungsgrenzen hinweg fehlen, letztlich zu einem Automatisierungswildwuchs. Konzentrieren sich Abteilungen allein auf die Automatisierung ihrer eigenen Anwendungen, entstehen zudem automatisierte Silos – mehr nicht. Mit Red Hat Ansible Automation Platform leistet dagegen jeder Bereich seinen Beitrag zu einer Ende-zu-Ende-Automatisierung und stellt ihn in einem Service-Katalog bereit, damit Brücken zwischen SAP- und Nicht-SAP-Systemen entstehen.

Automatisierung mit KI-Hilfe

Wie in viele anderen Bereichen ist KI inzwischen auch beim IT-Betrieb angekommen und unterstützt als AIOps, Artificial Intelligence for IT-Operations, dabei auch den SAP-Betrieb. Wegen der Vielzahl und der hohen Komplexität der Systeme sind die Algorithmen inzwischen viel besser darin, Probleme aufzuspüren, nach deren Ursachen zu forschen und sie zu beheben, als Menschen. Die Automatisierung dabei kann Ansible beisteuern.

Im Falle von Red Hat Ansible Automation Platform liefert Red Hat Insights die Analysen und erkennt Konfigurations- und Sicherheitsprobleme und erstellt die passenden Ansible-Playbooks, die dann die notwendigen Anpassungen vornehmen. Red Hat Insights bringt von Haus aus mehr als 600 Regeln mit, viele davon spezifisch für SAP-Umgebungen, und trägt so seinen Teil zu einem sichereren und stabileren SAP-Betrieb bei. Letztlich führt bei der SAP-Automatisierung kein Weg mehr an Ansible vorbei, weshalb das Thema auch auf dem AnsibleFest 2021 (29. bis 30. September) und dem DSAG Jahreskongress 2021 (20. bis 24. September) im Fokus stehen wird.

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Silos sind ein überflüssiger Bremsklotz der IT-Automatisierung

Autor: Oliver Weise *

In den IT-Abteilungen weltweit werden neue Gespenster gesichtet und sorgen dort für Aufregung: die Automatisierungs-Silos. Dabei sind die gefürchteten Silo-Landschaften eher ein Relikt aus der alten Zeit von Legacy und Client/Server, die durch automatisierte Software-getriebene Rechenzentren beseitigt werden sollten. Aber neue Silos konterkarieren dieses schöne Bild. Sie sind das Ergebnis eines Automations-Wildwuchses, bei dem sich einzelne Abteilungen oder Mitarbeiter unkoordiniert nur mit der Automatisierung ihrer eigenen Anwendungsfälle beschäftigen. Die fatale Konsequenz ist eine neue Form von Schatten-IT mit einer kontraproduktiven Vielfalt von Automatisierungs-Techniken und -Konzepten. Mit der Folge, dass moderne IT-Infrastrukturen genauso schwierig und aufwändig zu betreiben und zu warten sind wie ihre manuell aufgesetzten Vorgänger.

Dabei ist Automatisierung so wichtig – um nicht zu sagen über-lebenswichtig. Ohne sie sind Rechenzentren in Zukunft nicht mehr mit vertretbarem Aufwand zu betreiben. Zu dem durch die Digitalisierung aller Lebensbereiche getriebenen Datenwachstum kommt als zusätzlicher Wachstumstreiber verstärkt Edge Computing mit den Daten von Milliarden weltweit installierten IoT-Geräten dazu. Der herkömmliche Rechenzentrumsbetrieb stößt damit endgültig an seine Grenzen. In diesem Kontext erscheint die Automatisierung als einzig sinnvolle Konsequenz. Und die kann nur gelingen, wenn Tools und Konzepte zentralisiert, oder zumindest koordiniert eingesetzt werden. Die mit Automations-Servern mögliche Transparenz wird jedoch oft durch Inflexibilität im Einsatz erkauft. Neben der Automatisierungs-Software bereitet auch Nutz-Software Probleme, die auf manuelle Betriebstätigkeiten hin konzipiert wurde und so einen automatisierten Einsatz erschwert oder sogar verhindert. Sie sollte daher rasch von den Einkaufslisten verschwinden. Wer den Ausweg darin sieht, sich an einen Public Cloud Provider zu binden und dessen Automatisierungs-Tools einzusetzen, muss sich im Klaren darüber sein, dass sie proprietär sind. Wenn der Provider dann die Spielregeln ändert, egal ob Technologien, Preislisten oder beides, drohen die gefürchteten Abhängigkeiten des Vendor-Lockin. Also Multi-Cloud? Klingt erstmal logisch, steigert aber die Komplexität und letztlich auch wieder die Abhängigkeiten. Deshalb ist es hier sinnvoll, auf Provider-unabhängige Cloud-Plattformen zu setzen.

Je mehr Automations-Code erzeugt und je größer die Projekte werden, desto mehr werden Strategien gebraucht, um sie zu organisieren und wartungsfähig zu halten. Das kann gelingen, wenn zur IT-Automation Methoden der Software-Entwicklung wie Modularisierung, Parametrisierung oder Versionsverwaltung genutzt werden. Zu einer geeigneten Plattform dafür hat sich Kubernetes entwickelt. In Verbindung mit dem Betriebsmodell GitOps kann Kubernetes faktisch die Aufgaben eines zentralen Automatisierungs-Servers erfüllen, der durch Operatoren im Eigenbau auch Aufgaben außerhalb seiner eigenen Domäne übernehmen kann. In einem zukünftigen Schritt ist eine automatisierte Codeanalyse denkbar, etwa um Schwachstellen aufzudecken. Die Palette solcher potenzieller Sekundärfunktionalitäten ist riesig. Sie werden aber genauso wie die Primärfunktionen nur dann sinnvoll und effizient nutzbar sein, wenn die Automatisierungs-Silos schneller wieder verschwinden als sie aufgetaucht sind.

* Oliver Weise ist Principal Software Engineer bei Consol Software in München

Ihr wollt mehr Visionäre? Dann schafft den Doktortitel ab

Dr. Gero Decker gilt als Vordenker. Er ist Co-founder & CEO von Signavio und General Manager Business Process Intelligence bei SAP

Dr. Gero Decker rät Start-ups, „lauter“ zu kommunizieren. Bildquelle: Signavio

Es sind die Visionäre, die das Wirtschaftsgeschehen eines Landes prägen, in den USA etwa Jeff Bezos, Elon Musk, Larry Page oder Mark Zuckerberg. Vielleicht sind sie laut, non-konformistisch und manchmal auch unbeliebt, aber aus ihren Ideen sprießen große Innovationen, die die Welt verändern.

Und wo sind die deutschen Hightech-Pendants?

Es gab sie – vor einiger Zeit: Hasso Plattner zum Beispiel, und es gibt sie auch heute noch, schließlich gilt Deutschland als Innovationsweltmeister und gibt Rekordbeträge für Forschung und Entwicklung aus. Aber zum Leidwesen vieler ist die deutsche Kultur auch eine zurückhaltende: Mit unserem Selbstbild als Tüftler, Dichter und Denker favorisieren wir Gewissenhaftigkeit und Besonnenheit, und so treten unsere Visionäre vielleicht einfach nur etwas leiser auf als die Kollegen aus den USA. Im Zeitalter der Digitalisierung, in der die Innovationstaktrate schwindelerregende Höhen erreicht und Unternehmen ihre Produkte fast marktschreierisch vorstellen müssen, um nicht vom Wettbewerb eingeholt zu werden, ist Zurückhaltung in der Kommunikation allerdings nicht unbedingt die größte aller Tugenden.

Noch weniger tugendreich ist sie bei der Unternehmensgründung. So kommt es, dass wir nicht nur in der Kommunikation erhebliche Defizite gegenüber den USA haben. Bei der sogenannten Early-stage Entrepreneurial Activity ist deren Bevölkerung pro Kopf fast drei Mal öfter involviert als wir (1), US-Amerikaner rufen also deutlich mehr Start-ups ins Leben als Deutsche. Unsere Identität als gewissenhafte und akribische Entwickler ist uns so wichtig, dass wir die pragmatische Unternehmensgründung manchmal aus den Augen verlieren – die ja notwendig ist, um unsere Ideen und die daraus entstehenden Produkte am Ende zu vermarkten.

Die Anzahl der Unternehmensgründungen bestätigt diesen Zustand: seit Anfang des Jahrtausends hat sie kaum zugenommen. Und doch gibt es eine gute Nachricht, denn die Rahmenbedingungen für ein Start-up schätzen Deutsche heute deutlich besser ein als damals (2). Der Grund ist womöglich die ausgefeiltere Unterstützung durch Förderprogramme und Finanzierungsmöglichkeiten (3). Und auch die Hochschulen engagieren sich – unterstützt von der Wirtschaft – zunehmend bei der Gründungsberatung, schaffen Netzwerke und tragen so zum positiven Stimmungsbild bei.

Weil viele Einrichtungen noch in alten Strukturen oder Denkweisen verhaften sind, sind sie gleichzeitig auch Bremser, wenn sie ihren Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern die Promotion ans Herz legen: sie passt ach so gut zu unserer Denker-Mentalität. Ich kontestiere allerdings und behaupte: ein Doktortitel ist überflüssig und eine große Verschwendung von Lebenszeit und Energie. Die besten Ideen kommen in jungen Jahren und der Elan ist verpufft, wenn Doktoranden mit 30 oder 35 Eltern geworden sind und keine finanziellen Risiken mehr eingehen wollen. Die USA machen es richtig mit ihrer pragmatischen Macher-Mentalität! Und wie: Vor lauter Tatendrang haben Michael Dell, Bill Gates oder Steve Jobs nicht einmal ihren regulären Uni-Abschluss abwarten können. Wie wir wissen, sind sie deswegen alles andere als gescheitert.

Aber das Bewusstsein verändert sich, vor allem hält uns die Globalisierung den Spiegel vor, zeigt uns das Potenzial von Start-ups und motiviert uns. Und bei all den verbesserten Rahmenbedingungen kann niemand mehr behaupten, es gäbe strukturelle Nachteile und der Standort Deutschland hinke hinterher, ganz im Gegenteil. Nicht nur die Unterstützung von Staat, Hochschulen und Wirtschaft, auch der hervorragende Bildungsstand, vergleichsweise günstige Lohnkosten und eine geringe Mitarbeiterfluktuation machen Deutschland und deutsche Start-ups mittlerweile sehr attraktiv für Investoren aus aller Welt. Beispiel Berlin: Hier ist ein Ökosystem mit einer gigantischen Sogwirkung entstanden, das neben New York, London oder Paris zu den größten Start-up-Hotspots weltweit gehört, auch wenn es in vergangenen Jahren international Federn lassen musste (4). Im Mittelpunkt stehen jedenfalls Hightech-Kompetenzbereiche wie Fintech, KI, Big Data, Analytics oder Prozessmanagement.

Das sind auch Bereiche, in denen Gründer und Gründerinnen mit Migrationshintergrund glänzen, denn die große Mehrheit von ihnen hat nicht nur einen akademischen Abschluss, sondern verfügt auch über umfangreiches MINT-Wissen (5). Diese Gruppe trägt übrigens erheblich zur Diversität und damit Innovationsfähigkeit von Start-ups bei. Dass in einer heterogenen Umgebung bessere Ideen entstehen als in einer homogenen, liegt auf der Hand. Kleine Notiz am Rande: Gründer und Gründerinnen mit Migrationshintergrund favorisieren eindeutig Berlin als Start-up-Ökosystem, sie gründen ihre Unternehmen dort zweimal öfter als im Rest der Republik; rühmliche Abweichler sind – die leisen – Uğur Şahin und Özlem Türeci, die Biontech in Mainz aufgebaut haben (6).

Ich rechne damit, dass die Anzahl der Unternehmensgründungen in Deutschland dem positiven Stimmungsbild für Start-ups folgen und aufgrund der Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren stark ansteigen wird – und ansteigen muss, denn mit Südkorea, Japan und China gibt es New Kids on the Block, die ihren Teil vom Kuchen abhaben wollen und deshalb richtig Gas geben. Hinzu kommt, dass unsere alteingesessenen Industrien, allen voran die Automobilindustrie, vermutlich an Bedeutung verlieren werden (7). Wett zu machen ist dieser Rückgang lediglich mit innovativen Start-ups auf breiter Front, und zwar in den globalen Wachstumsmärkten.

Vorerst haben wir noch einen komfortablen Innovations-, Forschungs- und strukturellen Vorsprung, und wir sollten ihn mindestens halten, besser noch ausbauen. Wenn wir das schaffen, sind in spätestens 15 Jahren unsere deutschen Visionäre zumindest im Hightech-Umfeld auch wieder sichtbar – vorausgesetzt, sie treten etwas lauter auf als bisher.

Quellen:

(1) Global Entrepreneurship Monitor 2019/2020

(2) Global Entrepreneurship Monitor 2001-2006 und 2008-2019

(3) Joachim-Herz-Stiftung: Warum gründen Deutschlands Forscherinnen nicht, 2021

(4) The Global Startup Ecosystem Report 2020

(5) Migrant Founders Monitor, 2021

(6) https://de.wikipedia.org/wiki/Biontech

(7) AlixPartners Disruption Index

Nachhaltigkeit als kultureller Wert

Jacqueline Bourke interpretiert für trendreport.de die Ergebnisse der Visual GPS-Studie. Bildquelle: iStock

Jacqueline Bourke, Director Creative Insights bei iStock, beschreibt in ihrem Gastbeitrag, inwieweit Nachhaltigkeit in der Markenkommunikation sinnvoll besetzt werden kann. Da es kein größeres Thema für die unterschiedlichen Generationen gibt, beziehen sie die Nachhaltigkeit einer Marke in ihre Einkaufsentscheidungen mit ein – wenn auch unterschiedlich stark. Daher muss jedwede Kommunikation von Marken und Händlern, die sie zum Komplex Nachhaltigkeit generieren, „der Wahrheit entsprechen“, also mit echten Unternehmenswerten unterfüttert sein, wie sie ausführt.

Trotz der anhaltenden Pandemie gehören der Klimawandel und das Thema Nachhaltigkeit nach wie vor zu den Hauptanliegen der Konsumentinnen und Konsumenten. Laut unserer aktuellen Visual GPS-Studie erwarten 82 Prozent der Deutschen, dass Unternehmen und Marken in ihrer gesamten Werbung und Kommunikation Umweltfragen im Blick haben – und zwar über alle Größen und Branchen hinweg. Das spiegelt sich auch in den jüngsten deutschen Suchanfragen auf iStock wider: Begriffe wie „erneuerbare Energien“ sind hier um 65 Prozent und „Zero Waste“ um 34 Prozent gestiegen.

Doch während Greta Thunberg oder Luisa Neubauer zu den Gesichtern des Klima-Aktivismus für die Jugend wurden, ist es ein Irrtum zu glauben, dass sich nur die Generation Z für die Umwelt einsetzt. Tatsächlich gaben 84 Prozent der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher aller Altersgruppen an, dass ihnen Nachhaltigkeit bei den Unternehmen, deren Produkte sie in ihre Kaufentscheidung einbeziehen, wichtig ist. Auf der Grundlage der Ergebnisse unserer jüngsten Visual GPS-Studie, die sich mit den Schlüsselfaktoren für die Entscheidungsfindung von Verbraucherinnen und Verbrauchern befasst und auf die Frage eingeht, wie sich dies auf ihre visuellen Vorlieben auswirkt, haben wir die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Generationen in Europa näher untersucht.
Das hilft zu verstehen, was Nachhaltigkeit für sie bedeutet und welche Art von visuellen Inhalten sie am meisten ansprechen.

Die Baby Boomer

Unsere Untersuchung ergab, dass die Baby Boomer am meisten auf visuelle Darstellungen von Umweltauswirkungen von individuellem Handeln reagieren. Sie bevorzugen Bilder, die die direkten Folgen von Umweltproblemen auf Menschen, Tiere und die Natur zeigen. Insgesamt haben sie mehr Vertrauen in individuelle Maßnahmen wie Recycling und die Vermeidung von Einwegplastik sowie in Aktivitäten gemeinnütziger Organisationen und gesellschaftlicher Gruppen.
Unsere jüngsten Untersuchungen haben gezeigt, dass in Deutschland 54 Prozent der Generation X und der Baby Boomer umweltfreundliche Produkte verwenden, während es bei der jüngeren Generation (Millennials und Gen Z) nur 40 Prozent sind. Die deutsche Generation X sowie die Baby Boomer übertreffen dabei ihre Pendants auf der ganzen Welt, wo weniger als die Hälfte (46 Prozent) angeben, dass sie umweltfreundliche Produkte verwenden.

Die Generation X

Interessanterweise reagiert die Generation X am stärksten auf visuelle Darstellungen von nachhaltigen Investitionen für die Zukunft. Sie befindet sich derzeit in einer Lebensphase, in der viele von ihnen Kinder haben oder Führungsverantwortung im Beruf übernehmen, so dass sie nachhaltiges Handeln auch in der Zukunft beeinflussen kann. Unseren Untersuchungen zufolge ist sie jedoch am skeptischsten, was die Fähigkeit der Wirtschaft angeht, Gutes für die Umwelt zu tun. Gleichzeitig ist sie aber auch die Generation, die sich am stärksten für nachhaltige Investitionen engagiert.
In Deutschland ist die ältere Generation (Gen X und Baby Boomer) eher bereit, Dinge wiederzuverwenden oder aus zweiter Hand zu erwerben, anstatt sie neu zu kaufen: 51 Prozent stimmen dem zu, verglichen mit nur 42 Prozent der jüngeren Konsumenten (Millennials und Gen Z) sowie 46 Prozent der Gen X und Baby Boomer weltweit.

Die Millennials

Unseren Untersuchungen zufolge reagieren Millennials am stärksten auf visuelle Darstellungen von nachhaltigem Konsum von der Quelle bis zum Geschäft. Diese Altersgruppe möchte das Gesamtbild verstehen, wenn es darum geht, was sie kauft – wo die Produkte herkommen und wie sie hergestellt, verpackt und vertrieben werden. Wo die älteren Generationen Recycling gut finden, zeigen unsere Daten, dass nachhaltiges Wirtschaften eher den Nerv der Millennials trifft. Laut unserer Studie glauben 31 Prozent der Millennials weltweit und fast ebenso viele in Deutschland, dass die Beschaffung ethisch korrekt produzierter Materialien und Herstellungsverfahren die beste Art und Weise ist, auf die ein Unternehmen sein Engagement für Nachhaltigkeit zeigen kann. Insbesondere ethisch korrekte Herstellungspraktiken scheinen bei allen Generationen Anklang zu finden.

Die Generation Z

Es überrascht wahrscheinlich nicht, dass die Generation Z am meisten auf visuelle Darstellungen kollektiver Verantwortung anspricht, die Menschen für gemeinsame Projekte und Aktionen zusammenbringt. Die jüngere Generation bevorzugt Bilder, die eine Geschichte mit Umweltbezug erzählen, ein Gefühl von globalem Handeln vermitteln und echte menschliche Emotionen einfangen. Sie übertragen den Medien mehr Verantwortung und glauben daran, dass Technologie nachhaltiges Handeln unterstützen kann. Sie haben vielleicht nicht so viel Kaufkraft wie die älteren Generationen, aber sie sehen sich dennoch als Einflussnehmer mit moralischem Anspruch und Katalysator für Veränderungen. Bei der Frage nach dem, was Unternehmen tun können, um ihr Engagement für Nachhaltigkeit zu zeigen, sind fast zwei Fünftel (39 Prozent) der jüngeren Generation in Deutschland (Gen Z und Millennials) der Meinung, dass Unternehmen Nachhaltigkeit in ihr Unternehmensleitbild aufnehmen sollten. Weltweit sind weniger als ein Drittel (27 Prozent) der Gen Z und Millennials dieser Meinung.

Die Zukunft beginnt jetzt

Wie unsere Untersuchungen zeigen, ist Nachhaltigkeit in allen Generationen zu einem festen kulturellen Wert geworden, bei dem erwartet wird, dass Unternehmen jeder Größe ihn übernehmen. Die Suchanfragen nach „Circular Economy“ sind bei iStock um 79 Prozent und nach „Nachhaltigkeit“ um 23 Prozent gestiegen. 33 Prozent der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher gaben außerdem an, dass sie im letzten Jahr eine Marke boykottiert haben, die ihren Werten zuwiderlief. Doch unser Visual GPS hat auch ergeben, dass nicht alle Generationen auf dieselben visuellen Inhalte gleichermaßen reagieren. Je nach Zielgruppe sollten Unternehmen und Marken dies bei der Auswahl ihres Bildmaterials unbedingt beachten. Während ältere Generationen eher die Möglichkeiten zum Recycling oder zur Wiederverwendung bestimmter Produkte sehen möchten, ist es den Millennials wichtiger, nachhaltiges Handeln dargestellt zu wissen – und zwar vom nachhaltigen Wirtschaften bis hin zu umweltfreundlichen Investitionen. Die jüngste Generation, nämlich die Gen Z, versteht die Thematik eher als eine kollektive Aufgabe. Wer sie erreichen will, sollte gemäß der „Fridays for Future“-Bewegung eher auf Bilder setzen, die Menschen zeigen, die sich gemeinsam für eine bessere Welt einsetzen. Dadurch eröffnen sich Unternehmen die Chance, den Bedürfnissen ihrer verschiedenen Zielgruppen gerecht zu werden und somit ihr Engagement im Vergleich zur Konkurrenz deutlich zu fördern.


Weitere Informationen unter:
https://www.istockphoto.com/de

Kundenservice via WLAN

Viele kleine Geschäfte, wie etwa der örtliche Friseursalon oder das Restaurant ums Eck, nutzen das eigene WLAN hauptsächlich zur Unterhaltung der Kunden. Dabei kann mit wenig Aufwand aus dem einfachen drahtlosen Netzwerk ein hilfreiches Werkzeug konfiguriert werden, mit dessen Hilfe der Kundenservice verbessert, die Erkenntnisse fürs Marketing und die Sicherheit ausgebaut werden kann. Gregor Stegen verantwortet für den SaaS-Anbieter Plume aus Palo Alto das Business Development in Europa sowie den globalen Deal Desk und stand uns für ein Hintergrundgespräch zur Verfügung.

In den letzten Monaten hat sich das Leben für viele Menschen wieder innerhalb gewisser Grenzen normalisiert. Geschäfte haben geöffnet, man kann Essen gehen und sich die Haare schneiden lassen. Die meisten dieser Unternehmen bieten ihren Kunden dabei die Möglichkeit, kostenlos das hauseigene WLAN zu nutzen.

Dass das drahtlose Netzwerk mit minimalem Aufwand aber weitaus mehr kann als nur Verbindungen zwischen lokalen Geräten und dem Internet herzustellen, ist wohl längst nicht allen Unternehmern klar. Dabei können zusätzliche Services die Kundenzufriedenheit und damit die Kundenbindung verbessern, den Marketingerfolg steigern und die Sicherheit im Laden erhöhen. Doch die Angst vor hohen Kosten für den Erwerb und der Aufwand für den Betrieb einer entsprechenden Lösung lässt kleine Firmen zögern. „Wir sehen uns immer wieder mit Befürchtungen der Kunden konfrontiert, dass Services auf Basis des eigenen WLANs erhebliche Investitionen bedeuten“, berichtet Gregor Stegen, Director Business Development Europe bei Plume. „Doch ist das unbegründet. Selbst mit kleinen Budgets und wenig Verwaltung lässt sich viel erreichen.“

Wichtig ist, dass sich kleine Unternehmen bei der Betrachtung der Optionen die Möglichkeiten des WLANs besser zu nutzen, auf Lösungen konzentrieren, die weder große Budgets noch umfangreiches Know-how erfordern, sondern ihnen ermöglichen, sich voll auf das Tagesgeschäft zu konzentrieren. Die IT muss nebenbei ohne großen Aufwand funktionieren.

Und genau für das Tagesgeschäft ist es von größter Bedeutung die Kunden zu kennen, erklärt Gregor Stegen: „Wer ist Stammkunde und wer zum ersten Mal im Laden? Ein mit entsprechenden Services ausgestattetes WLAN kann Stammkunden und Neukunden, die das WLAN nutzen, unterscheiden. Zudem lässt sich damit auch die Häufigkeit ihrer Besuche erkennen. Weitere Aspekte sind Datennutzung und Aufenthaltsdauer des einzelnen Kunden. Unternehmen können so Änderungen im Besucherverhalten schnell und zeitnah erkennen.“ Auf Wunsch haben Kunden vor Ort über ein eigenes Markenportal Zugriff auf ein spezielles Gästenetzwerk, in dem der Bandbreitenbedarf aller Kunden je nach Endgerät und verwendeter Applikation automatisch optimiert wird.

Mehr Sicherheit

Gregor Stegen zeigt die Potenziale einer WLAN-Lösung auf. Quelle Foto: di matti

Dass bei aller Erkenntnis und Kundenbindung die digitale Sicherheit nicht leiden darf, versteht sich von selbst. Eine moderne Lösung wie WorkPass des US-Anbieters Plume ermöglicht dabei bereits in der Konfiguration die Option das Netzwerk in drei separate Zonen einzuteilen: für Gäste, Mitarbeiter und das Backoffice. Zusätzliche Sicherheit entsteht durch den Schutz des Netzwerks vor potenziellen Schwachstellen sowohl bei den Smartphones (der Kunden und der Mitarbeiter) als auch smart IoT-Devices, die sich in immer größerer Zahl in den Geschäften und in der Nutzung bei privaten Endkunden finden. Diese Geräte können automatisch vom Netzwerk isoliert werden und stellen damit keine Gefahr mehr dar.

Zusätzlich spielt ein weiterer Aspekt bei der Sicherheit im WLAN eine Rolle, wie uns der Experte schildert: „Die eigenständige Verbesserung der Sicherheit durch KI: Schließlich sollen die Inhaber und Betreiber der Läden ihr Kerngeschäft vorantreiben und auch in Sachen Sicherheit durch selbstlernende Lösungen entlastet werden. Dies kann beispielsweise auf Basis vorangegangener Konfrontationen mit bösartigen Inhalten umgesetzt werden. Auf diese Weise steigt automatisch für alle Nutzer des Netzwerks die Sicherheit.“

WLAN als Bewegungsmelder

Unterschätzt wird häufig, dass das WLAN im Laden auch die physische Sicherheit verbessern kann. So kann das drahtlose Netzwerk auch dazu dienen, Bewegungen im Geschäft zu erkennen. Erkennt die Lösung auf Basis des WLAN dann Bewegungen, die außerhalb der Öffnungszeiten stattfinden, kann ein Alarm ausgelöst werden.

Umgekehrt besteht auch die Möglichkeit auf diese Weise herauszufinden, welche Bereiche des Ladens zu welchem Zeitpunkt besonders stark oder nur wenig frequentiert werden.

„Auch daraus können die Besitzer dann Schlüsse ziehen, wie sie die Platzierung der Produkte für die Kunden und den Einsatz der Mitarbeiter zeitlich und lokal – gerade in größeren Läden –optimieren können“, führt Stegen aus.

Dass eine solche Lösung auch für einfachere Aufgaben genutzt werden sollte, ist dann weniger überraschend – beispielsweise das Mitarbeiter-Zeitmanagement und die Zugriffsrechte der Angestellten auf die IT-Systemen, den Zugang zum Geschäft und ähnliches mehr.

Das gilt ebenso für die Optimierung des WLAN-Empfangs im Geschäft. „So sollte die Software in der Lage sein, nicht nur die Grundversorgung – „WLAN vorhanden“ – sicherzustellen, sondern auch Veränderungen im Netzwerk zu erkennen und auch hier, auf Basis des maschinellen Lernens, eigenständig an gleichmäßig gutem Zugang zum Netzwerk überall im Geschäft zu sorgen“, sagt Stegen.

Durch die Nutzung einer intelligenten Lösung, die die Möglichkeiten eines WLAN signifikant erweitert, wird aus dem drahtlosen Netzwerk nicht länger nur ein Anhängsel notwendiger Dienste am Kunden, sondern zu einem wichtigen Hilfsmittel der Kundenbindung, Sicherheit und Administration gerade für kleine Unternehmen mit eigenem Ladengeschäft.

Weitere Informationen unter:
https://www.plume.com/de/products/workpass/

Bereitschaft wecken für Veränderung

Miriam Engel plädiert dafür, bei Veränderungsprozessen den Menschen Zeit zu geben.

Miriam Engel ist Kommunikationswirtin, Führungstrainerin und zertifizierte Personalentwicklerin. Fokus ihrer Arbeit ist Führungsentwicklung und Mitarbeiterkommunikation. In ihrem Gastbeitrag zeigt sie auf, warum Veränderungsprozesse immer auch menschliche Ängste auslösen können – und wie aus einem Einschnitt ein positiver Veränderungsmoment werden kann.

Zeiten heraufziehender Gefahren, Krisen, fordern die menschliche Kommunikation besonders heraus. Die letzten Monate haben gezeigt, dass es wichtig ist, Veränderungen in Geschäftsprozessen, in der Zusammenarbeit, im eigenen Mindset proaktiv anzugehen. Nahezu alle Organisationen mussten sich umstellen und die meisten von ihnen sind bis heute in der kulturellen und strukturellen Findungsphase für ein New Normal. Je mehr sich unsere Welt verändert, desto verletzlicher empfinden wir sie. Das erzeugt Ängste, unwillkommene Gefühle; und wer nicht gelernt hat, konstruktiv mit ihnen umzugehen, läuft Gefahr, durch angstgeleitetes Handeln falsche, ungewünschte Wirkungen zu erzielen. Denn je größer die Angst ist, desto höher steigt beispielsweise die Bereitschaft, auf der einen Seite Fehler zu bestrafen und auf der anderen Seite, Fehler zu vermeiden, so dass eine Entscheidungs- und Handlungslähmung daraus entsteht.
Unternehmen müssen also viel mehr zu „Managern von Veränderung“ werden. Wenn wir in der jüngsten Zeit eines gelernt haben, so wissen wir heute, dass es nicht ausreicht, einen Wandel rational zu begründen. Der Verstand entscheidet nicht über die Annahme von Wandel – es sind die Emotionen, die die Veränderungsbereitschaft und das Verhalten steuern. Kurz: Emotionale Betroffenheit führt zur Bereitschaft und Initiative, Verantwortung zu übernehmen. Und Letztere sind wichtig, bei allen Beteiligten zu aktivieren, bei Unternehmerinnen und Unternehmern und allen Mitarbeitenden. Die Fragen, die sich daraus ergeben, lauten also: Wie können Unternehmer und Unternehmerinnen „Ja“ zur Veränderung sagen und ihre jeweiligen Mitarbeitenden so mitnehmen, das auch diese Veränderungen mittragen – sie sogar aktiv fordern / fördern bzw. adaptieren?

Der nicht ganz einfache Drahtseilakt besteht darin, Betroffenheit zu erzeugen, ohne Furcht auszulösen. Furcht führt (noch mehr) zu Unsicherheit und hemmt Entscheidungen und Handlungsvermögen. Wer diffuse Angst oder sogar konkrete Furcht hat, z. B. vor Arbeitsplatzverlust, wird sich schützen und versuchen Fehler zu vermeiden, um nicht unangenehm aufzufallen. Auf Führungskräfte treffen daher Anforderungen von zwei Seiten: einerseits, die eigene „Ohnmacht“ anzuerkennen und mit ihr umzugehen als auch, die ihnen anvertrauten Mitarbeiter auf einen Zukunftskurs zu lenken, der ihnen Orientierung und Sicherheit bietet und darüber hinaus motivierend wirkt.

Veränderungsprozesse vs. Verharrungsmomentum

Während der Eine schon gestaltet, steht die Andere noch unter Schock – oder umgekehrt. Sich von Gewohnheiten, Verhalten oder Sichtweisen zu trennen, erfordert zuerst eine innere Veränderung. Bevor wie einer bestehenden Form eine neue Gestalt geben, müssen wir uns von der alten verabschieden. Der englische Ökonom John Maynard Keynes hat es einmal so formuliert: „Die Schwierigkeit der Welt besteht nicht darin, Leute zu bewegen, neue Ideen anzunehmen, sondern alte zu vergessen.“ Der äußere Wandel verursacht eine innere Transformation. Damit meine ich einen inneren psychologischen Prozess, mit dem sich eine Person an einen äußeren Wandel anpasst.

Tiefgreifende Veränderungen im Leben sind fast immer mit Schwierigkeiten, inneren Schmerzen verbunden. Ein entscheidender Unterschied besteht darin, ob der Wandel ein persönliches Motiv trifft, sprich angestrebt war, oder ob er „von außen“ aufgezwungen wird. Die heutige, durch Corona verstärkte Situation des Wandels trifft ausnahmslos alle Menschen, die in bestimmten wirtschaftlichen und/oder gesellschaftlichen Bereichen aufgefordert sind, sich anzupassen und mit zu verändern. Für die meisten Menschen ist dieser Prozess mit Verlustgefühlen verbunden und die Bereitschaft zum eigenen Umdenken und der eigenen Umorganisation ist sehr unterschiedlich motiviert, bis hin zur Verweigerung.


Buchempfehlung:
Miriam Engel
Besser führen – Mit Haltung und Vertrauen zu Loyalität
UVK, München, 2021, 24,99 Euro
170 Seiten, ISBN: 978-3739830728

Fokus der Arbeit von Miriam Engel ist Führungsentwicklung und Mitarbeiterkommunikation. Die Expertin für loyale Führung und Zusammenarbeit bietet Mentoring und Leadership-Programme mit Zertifizierung in der gesamten D-A-CH-Region an. Ihr Podcast 7-Minuten-loyaler stürmte im Januar 2019 die iTunes Wirtschafts-Charts.

Sie hat neben dem Buch „Besser führen“ auch bereits den praxisorientierten Ratgeber „Royal führen, loyal handeln: Nachhaltige Wertschöpfung für Ihr Unternehmen“ veröffentlicht.


Die Reaktionen auf die vielschichtigen Umstellungen rufen unterschiedlichste Reaktionen hervor, die teilweise übertrieben wirken, zum Beispiel, wenn jemand im Zorn verweilt. Dabei bezieht sich die Reaktion in der Regel nicht auf die Tatsache der veränderten Arbeitswelt, sondern auf die innere Transformation, die mit der Verabschiedung und dem Verlust von Gewohntem verbunden ist. Starke Überreaktionen sind häufig auf diese drei Gründe zurückzuführen:

  1. Die Wachstumsschmerzen sind zu stark
    Setzen wir eine innere Transformation mit dem persönlichen Reifeprozess und Wachstum gleich, können wir die emotionale Last erahnen. Manchem fällt es hier leichter, rational zu bleiben, um schmerzhaften Emotionen aus dem Weg zu gehen. Führungskräfte richten sich an den Verstand der Mitarbeitenden und erhoffen sich, mit weniger Gefühlsausbrüchen konfrontiert zu werden. Doch Appelle an die Vernunft erzielen erfahrungsgemäß nur eine geringe Wirkung, logische Argumente erfassen Ängste und Verlustschmerzen nicht. Das Gegenteil ist oft der Fall, dann nämlich, wenn ein Mangel an Einfühlungsvermögen empfunden und erst recht dagegen rebelliert wird.
  2. Der Verlust ist von höherer Bedeutung
    In Deutschland gab es eine Zeit, in der Unternehmen eine Politik der scheinbar absoluten Arbeitsplatzsicherheit verfolgten. Wer sich nichts zuschulden kommen ließ, wusste sich abgesichert. Dann kamen unvorhergesehene Marktentwicklungen, die solche Unternehmen doch zwangen, Personal abzubauen. Die heftigen Reaktionen der Betroffenen beruhten hier auf deren Kultur der quasi unantastbaren Sicherheit. Der Verlust dieser Gewissheit fand auf einer weit höheren Ebene statt als der Zugehörigkeit zu einer Firma, es kratzte an deren Werte und vielleicht sogar deren Identität.
  3. Schlechte Erfahrungen
    Ein dritter Grund für außergewöhnlich starke Emotionen sind negativ geprägte Erfahrungen mit Veränderungsprozessen in der Vergangenheit. Heute hat nahezu jeder Berufstätige schon einmal Umstrukturierungen, Fusionen oder Unternehmenssanierungen miterlebt. Neurowissenschaftler unterscheiden zwischen dem primären und dem sekundären Emotionssystem. Das primäre Emotionssystem beruht auf den sechs angeborenen Grundgefühlen Freude, Angst, Trauer, Wut, Überraschung und Ekel. Das sekundäre Emotionssystem basiert auf den Verknüpfungen von Emotionen mit spezifischen, autobiografischen Informationen. Mussten Mitarbeitende in Vergangenheit beispielsweise miterleben, wie als „harmlos“ angekündigte Prozessveränderungen eine riesige Umstrukturierung zur Folge hatten, werden sie folglich kaum noch einmal neutral reagieren können, wenn „kleine Anpassungen“ kundgetan werden. Je nachdem, mit welchem starken Gefühl ein früheres unangenehmes Ereignis verknüpft worden ist, wird dieses heute wieder aktiviert, sobald eine Vorhersage auf vergleichbarem Boden fußt.

Es gibt also oft einen „guten“, nachvollziehbaren Grund für ein Verhalten. Spielt sich bei Mitarbeitenden Angst, Zorn, Wut oder Trauer ab, ist es nicht sinnvoll, Druck auf sie auszuüben. Leider erlebe ich das in Wandelprozessen häufig. Als Führungskraft im mittleren Management sollten Sie Druck, der möglicherweise auf Sie ausgeübt wird, nicht ungefiltert nach unten weitergeben. Lassen Sie zumindest den am stärksten betroffenen Mitarbeitenden etwas Zeit, sich mit der veränderten Situation auseinanderzusetzen und planen Sie Gesprächstermine ein. Viele Führungskräfte beschäftigen sich in kritischen Wandelphasen lieber damit, neue Strukturen und Abläufe zu planen, weil sie sich auf diesem Gebiet sicher fühlen. Ihre beste Investition ist so einem Moment jedoch die Zeit in ihre Mitarbeitenden. Mancher Manager mag jetzt denken: Mich fragt ja auch keiner, wie ich das finde.“ Diese Einstellung hat jedoch nichts mit Führung zu tun.
Wir kommen nicht umhin, uns mit der eigenen Haltung auseinanderzusetzen. Gute Führungskräfte bringen die emotionale Intelligenz mit, sich die eigenen Gefühle, und die Gefühle des anvertrauten Teams, bewusst zu machen und damit umzugehen. Das emotionale Eingehen auf die Mitarbeitenden hat dabei nichts mit Händchenhalten zu tun, sondern es baut Widerstände ab und ermöglicht den Wandel in der Praxis erst.

Neben Zufriedenheit im Team und mit dem eigenen Vorgesetzten ist besonders die positive Wirkung psychologischer Sicherheit sowohl auf Leistungsmerkmale als auch auf die Innovationsfähigkeit attraktiv. Ausgangspunkt dafür ist zunächst die eigene innere Haltung, die direkt die Wirksamkeit des gemeinsamen Arbeitens und die Erfolge beeinflusst. Natürlich ist die psychologische Sicherheit des gesamten Teams wichtig, die zum Beispiel durch eine kooperative Entscheidungsfindung gestärkt werden kann. Sammeln Sie zu einem konkret zu verändernden Prozessschritt Zahlen, Daten und Fakten, die Ihre Idee oder Lösung unterstützen und begründen. In Ihrer Teamrunde bewerten Ihre Teammitglieder anhand von transparenten Kriterien, die Sie dann gemeinsam besprechen und ein Fazit ziehen. Folgende Fragen sind dafür nützlich:

  • Welche Vor- und Nachteile sehen wir?
  • Welche Konsequenzen folgen aus dieser Entscheidung?
  • Welche Auswirkung hat das auf die beteiligten Personen?
  • Welche möglichen Risiken müssen beachtet werden?
  • Welche Überzeugungen stehen hinter dieser Entscheidung?

In meinem Buch Besser führen – Mit Haltung und Vertrauen zu Loyalität geht es um psychologische Sicherheit und weitere Erfolgsfaktoren zur Steigerung der Veränderungs- und Leistungsbereitschaft von Mitarbeitenden und was die Führungskraft dazu beitragen kann – lebensnah, konkret und praxiserprobt.

Weitere Informationen unter:
https://loyalworks.de/

Die Zukunft der Arbeitswelt

ADP wirft regelmäßig einen Blick auf die Arbeitswelt. Natürlich ist die diesjährige Studie geprägt von den Ereignissen rund um die Pandemie. Gastautor Henri Schmidt, Senior Director Implementation & Business Development Germany & Poland bei ADP, erläutert, worauf sich Unternehmen einstellen müssen.

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt stark verändert und dazu geführt, dass viele Menschen härter als je zuvor und unter anderen Bedingungen arbeiten mussten. Sie verdeutlichte, dass es andere produktive Arbeitsweisen gibt, aber auch, dass mehr getan werden muss, um Vielfalt, Gleichberechtigung und Work-Life-Balance zu gewährleisten. Deshalb ist es wahrscheinlich und wichtig, dass einige Veränderungen in manchen Bereichen auch nach dem Ende der Pandemie bestehen bleiben.

Work-Life Balance und Wohlbefinden als Priorität

Die COVID-19-Krise hatte sowohl auf die körperliche als auch auf die mentale Gesundheit der Menschen große Auswirkungen. ADPs Studie People at Work 2021: A Global Workforce View offenbart, dass sie Menschen vor große Schwierigkeiten stellte. 8,51% der Arbeitnehmer*innen in Deutschland bezeichnete die Bewältigung von Stress als ihre größte Herausforderung. Es ist auch wichtig zu betonen, dass mehr Frauen als Männer dies angegeben haben. Die möglichen Gründe dafür sind vielzählig. Einer davon ist die starke Belastung durch Kinderbetreuung und Homeschooling. In Deutschland gab trotz des Bedarfs an Hilfe nur etwa die Hälfte (46,32%) an, dass die Firma ihr Wohlbefinden unterstützt, was verdeutlicht, dass weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen.
Dennoch haben die Menschen bewiesen, dass sie trotz der kritischen Situation produktiv sein können. In der Tat offenbarte unsere Studie, dass diejenigen, die im Homeoffice arbeiten, nicht häufiger als ihre Kollegen am Arbeitsplatz berichten, dass die Aufrechterhaltung der Produktivität für sie eine große Herausforderung darstellt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie dies sagen, ist mit 10% im Vergleich zu 13% weltweit sogar geringfügig kleiner. Frauen geben nämlich weniger häufig als Männer an, dass ihnen ihre Vorgesetzten mehr Flexibilität gewähren, als es die Unternehmensrichtlinie vorsieht (33,09% im Vergleich zu 29,48%). Insbesondere Mütter scheinen zu kurz zu kommen, denn die Umfrageergebnisse lassen darauf schließen, dass Müttern weniger Flexibilität zugestanden wird als Vätern und Erwerbstätigen ohne Kinder. Während 36,72% der Väter berichten, dass ihnen ihre Vorgesetzten mehr Flexibilität ermöglichen als es die Unternehmensrichtlinie vorschreibt, sind es bei den Müttern nur 28,03%. Außerdem berichten 31,57%, dass die Zeiterfassung und Anwesenheit genauer als je zuvor überwacht werden. Das ist ein Trend, der gestoppt werden muss.

Diese Ergebnisse zeigen, dass die Lage für alle schwierig ist, vor allem aber für Frauen. Da sich die Wirtschaft wieder erholt, besteht die Hoffnung, dass dieser Fortschritt bessere Bedingungen schaffen wird. Beschäftigte haben ihre Fähigkeiten selbst inmitten einer Pandemie unter Beweis gestellt. Deshalb wäre es wichtig, sie zu belohnen und zu unterstützen. Es ist inzwischen klar, dass sich das Angebot flexibler Arbeitsmodelle positiv auf die Produktivität auswirkt. Personalverantwortliche sollten daher in Zukunft eher bereit sein, andere Gehaltsmodelle in Betracht zu ziehen oder flexible Arbeitszeiten und Homeoffice anzubieten. Unterstützung bei der Kinderbetreuung muss sich etablieren. Bei der Festsetzung der Gehaltshöhe sollte nicht mehr allein die Präsenzzeit zugrunde gelegt werden, sondern auch die Leistung, ebenso wie Kollegialität und gute Zusammenarbeit. Wenn die Zeiterfassung und die Anwesenheit zu sehr kontrolliert werden, riskieren Arbeitgebende, die Gefühle von Stress und Angst zu verstärken.

Manager*innen, die proaktive Schritte unternehmen, um ihre Mitarbeiter*innen zu unterstützen und zu motivieren, werden deren Widerstandsfähigkeit erhöhen und können die Auswirkungen von COVID-19 auf den Arbeitsplatz von einer Bedrohung in eine Chance verwandeln. Eine neue Art von Führungskraft ist erforderlich, die eine hohe Affinität zu modernen Kommunikationsmitteln hat und die ihren Mitarbeiter*innen vertraut. Die Wahrnehmung von Vertrauen spielt eine entscheidende Rolle für die Loyalität und das Engagement von Arbeitnehmer*innen, was sich wiederum auf die Produktivität und die Bindung von Talenten auswirkt. Firmen sollten auf die Bedürfnisse ihrer Arbeitnehmer*innen Rücksicht nehmen und konstruktive Maßnahmen und Initiativen ergreifen, um eine echte Work-Life-Balance zu ermöglichen und Burn-out zu vermeiden.

Die Corona-Pandemie als Digitalisierungsbooster

Neue Technologien haben durch COVID einen riesigen Schub bekommen. Beispiele sind die Erfolge von Microsoft, Zoom und Workforce-Management-Lösungen. Laut unserer Studie fühlen sich zwar über die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer*innen (53,9%) befähigt, flexiblere Arbeitsregelungen in Anspruch zu nehmen. 23% der Mitarbeiter*innen gaben jedoch an, dass ihr Unternehmen nicht die für die Telearbeit erforderliche Ausrüstung bereitstellt. Die Pandemie hat gezeigt, dass sich die Menschen schnell an andere Arbeitsformen anpassen, aber damit die Belegschaft erfolgreich sein kann, muss sie mit den entsprechenden Mitteln ausgestattet werden.

Die Lösung für Unternehmen liegt in der Automatisierung der Prozesse, sodass sich Menschen wieder um die Anliegen der Menschen kümmern können.

Wir sind immer noch am Anfang der Reise. Zukünftig dürfen wir also sehr wahrscheinlich auf bessere technische Voraussetzungen hoffen. Künstliche Intelligenz, Roboter Prozessautomatisierung und Blockchain sind Stichworte, die uns weiter begleiten werden. Die Treiber dafür sind vielfältig, vor allem dürfen wir nicht die demographische Entwicklung vergessen. In vielen Ländern wird die Bevölkerung älter und es stehen weniger Arbeitskräfte zur Verfügung. Gleichzeitig sollen Wirtschaft und Wohlstand weiterwachsen. Es tut sich also eine Produktivitätslücke auf, die nur durch Technologie geschlossen werden kann. Auch durch die Tatsache, dass nach Jahren des Offshoring, also die Verlagerung der Arbeitskräfte ins Ausland, nun wieder eine Tendenz in die entgegengesetzte Richtung besteht, muss und wird sich die Technologisierung beschleunigen.

Wir werden auch gerade im Bereich der Rekrutierung mehr Software-Lösungen sehen, die auf Basis von Eigenschaften und Verhalten von Kandidat*innen Rekrutierungsprozesse „automatisieren“. Inwiefern die deutsche Gesetzgebung hier Schritt halten kann, wird sich zeigen. Bewerbungsgespräche, Einstellungen und Onboarding finden bereits über Videokonferenzen statt, wodurch beide Seiten vor große Schwierigkeiten gestellt werden, weil die Authentizität leidet. Im Rekrutierungsprozess wird es immer wichtiger, das perfekte Match zwischen Stelle und Bewerber*in hinzubekommen. Hier wird Künstliche Intelligenz helfen. Auf Basis von Erfahrungswerten aus der Vergangenheit wird ausgewertet, welche Profile gut oder schlecht zusammenpassen. Das macht es dann möglich, optimale Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.

Statt Geschäftsreisen zu unternehmen, um Meetings abzuhalten, wird wohl häufiger auf Tools zur Videotelefonie, wie zum Beispiel Microsoft Teams, Skype oder Zoom ausgewichen. Geschäftsreisen werden allerdings nicht vollständig ersetzt. Im Moment gehen wir davon aus, dass ca. 50-60% des Prä-COVID-Niveaus wieder erreicht wird. Dennoch sehen wir einen deutlichen Rückgang der Geschäftsreisen. Der Grund ist einfach: wir haben alle zusammen bewiesen, dass es eben auch anders geht. Das ist gut für die Umwelt und schafft eine enorme Flexibilität. Reisebereitschaft wird für viele Jobs nicht mehr vorausgesetzt. Dies bietet vor allem für Familien neue Perspektiven.

Rekrutierung aus der Distanz als große Chance für mehr Vielfalt

Telearbeit und die Nutzung zahlreicher Online-Tools und Videokonferenzplattformen eröffnen Unternehmen neue Möglichkeiten, eine diversere Belegschaft einzustellen. Homeoffice ermöglicht es, Vielfalt und Inklusion zu fördern, indem Menschen mit unterschiedlichem sozio-ökonomischem, geografischem und kulturellem Hintergrund eingestellt werden können. Vor der Pandemie war die Suche nach neuen Kandidat*innen auf einen bestimmten geografischen Standort beschränkt. Dank der zahlreichen digitalen und technologischen Tools können Personalverantwortliche jedoch auch Personen einstellen, die in einer anderen Stadt oder sogar in einem anderen Land leben. Unternehmen sind nicht mehr darauf beschränkt, lokale Talente zu rekrutieren und haben eine viel größere Chance, jemanden zu finden, der genau die Fähigkeiten, die Erfahrung und die Persönlichkeit mitbringt, die das Unternehmen braucht. Die Einstellung von Mitarbeiter*innen aus anderen Ländern und Kulturen bringt neue Perspektiven ein und trägt dazu bei, eine breit aufgestellte Gruppe von Fachleuten zu schaffen, mit denen Innovationen möglich sind.

Durch die Einstellung von Mitarbeiter*innen, die von zu Hause aus arbeiten können, unterstützen Firmen außerdem die Gemeinschaft und Familien. Viele Eltern oder Betreuer*innen suchen nach Flexibilität, da sie aufgrund der Pandemie mehr familiäre Verpflichtungen haben. Die flexibleren Arbeitszeiten und der wegfallende Arbeitsweg machen den Job attraktiver für hochqualifizierte Kandidat*innen, die sich sonst vielleicht trotz ihrer Fachkenntnisse nicht für die Stelle beworben hätten. Dennoch stellt die Online-Rekrutierung auch eine Herausforderung für alle Beteiligten dar. So war die Umstellung schwieriger für Personen, die noch nicht über alle technischen Fähigkeiten verfügten, die für die Telearbeit erforderlich sind. Da die Bedeutung von Technologien in unserem Leben wächst, werden diese Fähigkeiten auch nach der Krise entscheidend bei der Einstellung von Mitarbeiter*innen sein. Daher müssen sich Bewerber*innen weiterhin über die neuesten technologischen Fortschritte informieren, um auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Zukunft der Arbeitswelt sieht vielversprechend aus. Es ist an der Zeit, dass das Wohlergehen der Belegschaft in den Mittelpunkt gestellt wird. Insgesamt gibt es mehr Chancen als Risiken. Man muss aber etwas dafür tun, damit sich die positiven Effekte sowohl für Arbeitnehmer*innen als auch für Führungskräfte einstellen.

Weitere Informationen unter:
https://www.de-adp.com/

Es ist Zeit für neue soziale Netzwerke

Facebook, LinkedIn und Twitter nehmen noch immer einen großen Stellenwert in der sozialen Kommunikation ein. Für das jeweilige Individuum ist das eine Art externer Vernetzung. Das neue soziale Netzwerk „Soulside“ möchte nun den einzelnen mit sich selbst vernetzen, damit man sich selbst besser kennen lernt. Denn auch das ist ein Phänomen der Digitalisierung, dass der Kontakt nach innen und außen breiter aber oberflächlicher wird. Das Gefühl für das „Selbst“ kann verloren gehen. Wir sprachen mit den Gründern Thomas Groß und Alexander Büchler über eine Idee, deren Zeit gekommen scheint.

Warum denken Sie, dass es Zeit für eine neue Generation von sozialen Netzwerken ist?
Thomas Groß: Durch die Digitalisierung treten immer häufiger persönliche Krisen auf. So wie die Quarterlife-Crisis ein Phänomen ist, das immer präsenter in der Öffentlichkeit wird. Früher kannte man nur die Midlife-Crisis. Die erste Depression kommt aber heute immer früher.
E Life-Coach Ran Zilca schreibt: „So ist das Durchschnittsalter für den Beginn einer Depression von Anfang 50, wo es vor 30 Jahren lag, auf Mitte 20 gesunken, und es wird erwartet, dass es weiter sinkt.“
Die aktuellen sozialen Medien a la Facebook und Instagram haben ihren Zweck erfüllt und Menschen mit- und untereinander verbunden. Dies hat Menschen und Unternehmen enorme Vorteile gebracht. Wir glauben, dass nun eine Ära beginnt, in der sich Menschen mit und zu sich selbst, ihrem Selbstbild und ihrer Identität verbinden.
Der erste Schritt mehr über sich selbst zu erfahren ist sich von außen zu betrachten und zu reflektieren. Wir bieten unseren Nutzern einen Life-Service. Sie fühlen sich besser, nachdem sie ihre Gefühle ausgedrückt und ihre Situation reflektiert und besprochen haben.

Was genau können wir uns unter „3D-Räumen für Kommunikation“ vorstellen?
Alexander Büchler: Unser 3D-Raum, Sie können ihn sich wie Instagram vorstellen, nur besteht dieser aus 4 Wänden und dem Raum dazwischen. Sie können Bilder hochladen, 3D-Objekte im Raum platzieren und sie animieren, Musik hinzufügen, an den Wänden malen und Aufkleber verwenden. Gefühle können mit Symbolen, Bewegung von Objekten und eigenen Bildern ausgedrückt werden. Es entsteht ein Bild aus Gedanken und Gefühlen.

Wie kann Ihr Ansatz Unternehmen helfen?
Thomas Groß: Durch Soulside erhalten Unternehmen eine digitale Kultur- und Erlebnisfläche. Es öffnet sich ein realer Raum in der digitalen Welt, in dem man interagieren kann. So zu sagen ein digitales Umfeld mit einer Storyline, die der Marketingleiter selbst inszenieren kann. Soulside bietet einen 3-dimensionalen Flagshipstore, der es ermöglicht, die Markenphilosophie, die Historie oder die neuen Produkte des Unternehmens zu präsentieren. Dazu kommt die Möglichkeit eines interaktiven Showrooms mit direkter Kauffunktion. Nutzer können die Markenwerte der Unternehmen erleben und sich in Streams/Feeds zu Marken-Themen äußern. User und Marken kommunizieren so direkt miteinander. Das bedeutet, dass ein Unternehmen seine Community tatsächlich kennt und nicht wie bei anderen Social Media Plattformen mit den Usern nur in einem anonymen Kontakt stehen.
Das ist komplettes Neuland für das Online Marketing.



Welche Rolle spielen neue Technologien wie die Blockchain oder KI dabei?
Thomas Groß: Die KI erstellt generative visuelle Elemente und Musik passend zu den Emotionen der Nutzer und hilft sich besser auszudrücken. Nach dem Prinzip „Feel Good“ KI passt sie sich auf die Vorlieben der Nutzer an. KI wird nicht genutzt um Werbung optimal zu streuen, sondern um den User den besten Content zu liefern!
Aktuell sehen wir noch keinen Anwendungsfall für Blockchain. Zwar gehen wir im Bereich der Zahlungsmethoden völlig neue Wege, ob wir dabei Blockchain als technologische Funktion benötigen, steht noch offen. Vielmehr werden wir auf Blockchain basierte Zahlungstechnologien setzen die wir als Multi-Payment Provider integrieren wollen.

Gerade die „Platzhirsche“ unter den sozialen Netzwerken haben in den letzten Monaten viele Fehler gemacht im Hinblick auf den Datenschutz. Wieso sollte Ihnen das besser gelingen?
Alexander Büchler: Wir verkaufen die Daten unserer Kunden nicht. Unser Geschäftsmodell ist es eine Plattform bereitzustellen auf der sich Unternehmen in einem Interaktiven Raum präsentieren können um mit Kunden zu kommunizieren und zu kollaborieren. Das soll heißen, dass wir die User Daten nicht dafür nutzen, „klassische“ Werbung von Unternehmen auf Basis von User-Profilen zu streuen.
Wir nutzen die User-Daten vielmehr dafür, um mit Unternehmen und deren Zielmärkten gemeinsam Produkte und Services zu entwickeln, welche den Persönlichkeitsstrukturen und Wünsche der User in der jeweiligen Unternehmensphase entsprechen.

Welchen Themen will sich Soulside widmen?
Thomas Groß: Werte, Wünsche, Emotionen und Visionen der Menschen liegen uns am Herzen. Bei uns kann man all das visuell inszenieren, interpretieren und darüber diskutieren. Wir möchten unseren Teil dazu beitragen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern durch unsere Methoden und Tools die Entwicklung der Menschen positiv zu prägen. Wir nutzen Social Media nicht um unsere zukünftigen Gewinne zu maximieren. Wir nutzen Social Media um die „Welt“, deren Menschen und vor allem die Jugend auf Ihrem Weg positiv zu begleiten.
Für Unternehmen wollen wir völlig neue Möglichkeiten öffnen. Soulside steht in der Kommunikation nicht zwischen Usern und Unternehmen sondern fördert die direkte Kommunikation miteinander.

Soulside wurde bislang komplett aus Eigenmitteln finanziert. Wie ist es Ihnen bislang gelungen gerade ohne Fremdmittel die Plattform aufzubauen und welche Pläne verfolgen Sie für die Zukunft?
Alexander Büchler: Wir haben bereits in der Vergangenheit erfolgreich Unternehmen entwickelt und erfolgreich verkauft. Dies hat uns den notwendigen finanziellen Rahmen gegeben, unser „Herzensprojekt“ Soulside in Ruhe entwickeln zu können. Unser Ziel war es, den ersten Schritt unabhängig und frei von jeglicher Verbindlichkeiten zu gehen. Nur aus der Ruhe und Besonnenheit heraus entstehen die besten Konzepte, die es dann gilt mit voller Intensität technisch zu realisieren und in einen breiten und schnellen Roll Out zu bringen.
Erst wenn wir einen erweiterten Roll Out verzeichnen können, steht ein IPO als nächster Schritt der Unternehmensentwicklung um Raum.

Weitere Informationen unter:
https://www.soulside.app/?lang=de

Streng vertrauliche Informationen der Pharmabranche teilen

Digitale Collaboration setzt auch das Teilen von Informationen voraus. Aber wie funktioniert das bei hochsensiblen Informationen. In einem Anwendungsbeispiel beschreiben wir, wie Unternehmen sogar Investorenverhandlungen und Impfstoffformeln in einer „kontrollierten Umgebung“ teilen können.

Das Mainzer Biotechnologieunternehmen BioNTech – seit Anfang 2020 weltbekannt – setzt bereits seit mehreren Jahren auf Lösungen auf sichere Datenräume, um digitale Informationen vertraulich zu teilen und einen hochsicheren Kommunikationskanal mit externen Stakeholdern bereitzustellen.

BioNTech wurde einer breiten Öffentlichkeit durch die forcierte Entwicklung eines mRNA-Impfstoffs gegen das humane Coronavirus SARS-CoV-2 bekannt. Allerdings ist das Mainzer Unternehmen bereits 2008 gegründet worden und betreibt seitdem intensive Forschungen. 2020 wurde das Vakzin zur Immunisierung gegen das Coronavirus als erstes Produkt der Firma zugelassen. Bereits vorher, im Jahr 2019, erfolgte der Börsengang in den USA an der Technologiebörse Nasdaq, der einen Bruttoerlös von 150 Millionen Dollar einbrachte. Dieses Initial Public Offering war dabei nur eine der Finanzierungsmethoden, die BioNTech benötigte, um die Weiterentwicklung von etwa 20 Medikamenten in der Pipeline zu finanzieren.
Die Finanzierung über Banken oder Direktinvestitionen von Kapitalgebern setzt den Austausch vertraulicher Informationen voraus. BioNTech verwendete dazu – beispielsweise für die konsortialführenden Banken – die hochsicheren Services der Brainloop AG. Das Biotechnologieunternehmen greift bereits seit 2015 auf die Angebote von Brainloop zurück, um vertrauliche Dokumente bereitzustellen. Dies dient der Sicherung geistigen Eigentums, der Auslizensierung und vielem mehr.

Sichere Investorenverhandlungen

Gegen Ende des zweiten Quartals 2020 konnte BioNTech eine weitere erfolgreiche Kapitalerhöhung durchführen. Im Juni desselben Jahres gaben außerdem die Europäische Investitionsbank (EIB) und BioNTech eine Fremdkapitalfinanzierung zur Unterstützung der Entwicklung des Impfstoff-Programms bekannt. Mit diesem Kredit sollte es dem Unternehmen ermöglicht werden, seine Produktionskapazitäten möglichst rasch der enormen Nachfrage nach Impfstoff anzupassen. Im zweiten Quartal 2020 beteiligten sich zudem die Unternehmen Pfizer und Fosun Pharma an BioNTech.
Im Vorfeld derartiger Beteiligungen sind umfangreiche, vertrauliche Absprachen notwendig. Dank der Lösung von Brainloop konnte BioNTech für jede Investorenrunde projektspezifische Datenräume eröffnen. Die entsprechenden Personen erhielten direkt aus der Brainloop-Umgebung heraus eine Einladungs-Mail mit den entsprechenden Zugriffsrechten und Berechtigungen. Die Verantwortlichen bei BioNTech heben besonders hervor, dass diese Berechtigung sehr granular vergeben werden kann. Damit müssen zu Beginn einer Verhandlung nur die Informationen geteilt werden, die zu diesem Zeitpunkt auch notwendig sind.

Flexible und nutzerfreundliche Anwendung

Für den konkreten Anwendungsfall der Investorensuche konnte BioNTech in einem ersten Schritt Dokumente nur zur Ansicht freigeben, nicht aber zum Herunterladen. Über den Audit-Trail dieser speziell geschaffenen Datenräume war außerdem genau ersichtlich, wer sich welches Dokument angesehen hatte. Falls nun ein potenzieller Kapitalgeber weiteres Interesse bekundete, konnte diesem in einem anderen Datenraum weiteres Material bereitgestellt werden. Die Zugriffsrechte lassen sich so je nach aktuellem Stand der Verhandlung individuell anpassen.
Die einfache Bedienbarkeit der Brainloop-Lösung war für BioNTech ein wichtiges Entscheidungskriterium. Nutzer benötigten nur ein einfaches Training und sind anschließend in der Lage, die Sicherheitskonzepte eigenverantwortlich zu verwalten und die benötigten Dokumente bereitzustellen. Da die Lösung browser-basiert arbeitet, konnte jeder Nutzer direkt und ohne aufwendige Installation loslegen.

Biontech lieferte einen der ersten mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 und wurde damit international bekannt.

Höchste Datensicherheit

Datenschutz und der Schutz von geistigem Eigentum haben für Pharmaunternehmen oberste Priorität. Die Brainloop-Lösung entspricht diesen Anforderungen optimal, da sie über alle notwendigen Zertifizierungen zur Sicherstellung des Daten- und Informationsschutzes verfügt und Daten ausschließlich in deutschen Rechenzentren gespeichert werden. Dank dieser Features erhält BioNTech eine sehr sichere und dennoch effiziente Datenraumlösung zum Teilen hochvertraulicher Information in der Pharmabranche.

Weitere Informationen unter:
www.brainloop.de

RPA im Finanzwesen

RPA im Finanzwesen: die Wahrheit hinter dem Hype

Gastbeitrag von Mayk Tilinski

Bots können eine große und zunehmende Anzahl manueller Aufgaben im Finanzwesen übernehmen. Ihre Fähigkeit, Zeit und Geld zu sparen und gleichzeitig die Genauigkeit und Compliance zu verbessern, ist unübertroffen. Viele CFOs sind noch dabei, die Möglichkeiten der Robotic Process Automation (RPA) in ihren Abteilungen zu verankern, aber in diesem Fall sollten sie den Sprung wagen.

Mit Blick auf die Welt nach der Pandemie planen immer mehr CFOs, Prozesse zu digitalisieren, Arbeitsabläufe zukunftssicher zu gestalten und ihre Finanzteams so produktiv wie möglich zu machen. Ein Technologiebereich, der in der Finanzbranche immer mehr in den Fokus rückt, ist die Robotic Process Automation (RPA). Laut der aktuellen Studie „The Forrester Wave™: Robotic Process Automation, Q1 2021″(1) wollen Kunden bestehende Bot-Umgebungen skalieren und den Umfang ihrer Automatisierungsprojekte über klassische Desktop-basierte Aufgaben hinaus auf komplexere Prozesse ausweiten.

Die Realität ist, dass Finanzteams tagtäglich mit komplexen Prozessen beschäftigt sind, von denen die große Mehrheit reif für die Automatisierung ist. RPA ermöglicht es Finanzteams, Software-Bots einzusetzen, um die Automatisierung von arbeitsintensiven Prozessen zu unterstützen und eine neue Ära des digitalen Arbeitens zu schaffen.

Wie Bots Mitarbeiter unterstützen

Bots sind im Wesentlichen digitale Assistenten, die die menschliche Intelligenz ergänzen. Sie passen sich automatisch an, indem sie aus früheren Fehlern lernen und so die laufende Analyse von strukturierten und unstrukturierten Daten verstehen lernen. Dies optimiert die Effizienz in Arbeitsabläufen rund um die Kreditbearbeitung, Finanzberichterstattung, Lieferantenfakturierung, Policenverwaltung, Rechnungsstellung und Inkasso. Intelligente Bot-Assistenten können bestimmte Muster erkennen, Entscheidungen vorhersagen und dem Benutzer schließlich Empfehlungen anbieten.

Bots sind mittlerweile so konzipiert, dass sie eine breite Palette von arbeitsintensiven Prozessen abdecken, wie z. B. Procure-to-Pay, Order-to-Cash und Record-to-Report. RPA wird auch von CFOs eingesetzt, um Budgetgenehmigungen einzuholen, Fusionen zu berücksichtigen, Mitarbeiterplanung und Compliance-Anforderungen zu erfüllen. All dies spart den Mitarbeitern Zeit für die größeren analytischen Aufgaben und macht Finanzteams produktiver. Dadurch ergeben sich Vorteile für CFOs in Bezug auf Genauigkeit und Compliance.


„Um die besten Ergebnisse mit RPA zu erzielen, müssen CFOs als ersten Schritt ihre ausgewählten Geschäftsprozesse intern optimieren.“



Mayk Tilinski

Wie man zum Ziel kommt

Um die besten Ergebnisse mit RPA zu erzielen, müssen CFOs als ersten Schritt ihre ausgewählten Geschäftsprozesse intern optimieren. Indem sie sich die Zeit nehmen, die bestehenden Prozesse zu bewerten, können Unternehmen die Bereiche identifizieren, die entwickelt werden müssen, um das Volumen zu skalieren. Die Schaffung der richtigen Grundlagen – einschließlich der Unterstützung durch das Senior Management, ein robustes Prozessmanagement zur Auswahl und Priorisierung der richtigen Prozesse und agile Geschäftspraktiken – ist ein Muss.

Bei der Einführung von RPA sollten die zeitliche Gewichtung erfahrungsgemäß bei 30 Prozent für die Prozessidentifikation und 70 Prozent für die Implementierung und Wertrealisierung liegen. In der Anfangsphase ist es jedoch wahrscheinlich, dass der größte Teil der Zeit für die reine Prozessidentifikation aufgewendet wird, bis das RPA-Projekt intern an Fahrt gewinnt. Die Abbildung der einzelnen Schritte eines bestimmten Prozesses ist entscheidend für die Unterstützung des Prozessidentifikationszyklus. Es ist wichtig, einen klaren Überblick über die Organisation und die ausgeführten Geschäftsprozesse zu haben. Die gute Nachricht ist, dass es heute Technologie gibt, um die Aktivitäten in einem Unternehmen abzubilden und innerhalb weniger Tage die Prozesse zu identifizieren, die geeignet für eine Automatisierung sind.  Das Managementteam kann dann auf Basis der intern gewonnenen Daten Entscheidungen zur Automatisierung treffen.

Es ist entscheidend, einen ganzheitlichen, durchgängigen Ansatz zu verfolgen: von der Prozessfindung über die Implementierung bis hin zur Bewertung des ROI und der Auswirkungen. Letztendlich kann RPA jede Art von Daten aufnehmen, verarbeiten, ausführen und die Nutzung effizienter gestalten. RPA birgt viele Vorteile für Finanzteams. Dieses Mal ist der Hype echt.

Quellennachweis: — https://go.kryonsystems.com/forrester-wave-kryon-recognized-as-a-leader-in-rpa

Über den Autor

Mayk Tilinski ist Vice President EMEA von Kryon Systems, einem RPA-Anbieter dessen Lösung weltweit eingesetzt wird. Er hat über 20 Jahre Erfahrung im Bereich Enterprise Consulting & Enterprise Software (Banken, Versicherungen, Telekomunikation). Seitens Kryon ist er vertrieblich verantwortlich für Business Development EMEA und CEE Enterprise Customer.  Zuvor war er bei Kofax, CSC (DXC) und Cirquent (NTTDATA) und beriet Kunden bei Ihrer Digitalen Transformation. Der Diplombetriebswirt doziert zum Thema RPA an der Steinbeis Hochschule, SCMT.

https://kryonsystems.de/

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https://www.shutterstock.com/de/image-vector/rpa-robotic-process-automation-innovation-technology-1478844341

RPA in der Cloud

RPA in der Cloud: Was Unternehmen darüber wissen sollten

Gastbeitrag von Mayk Tilinski

In der Technologiebranche ist Wandel ein fester Bestandteil. Jede neue geschäftliche Herausforderung bietet Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Manchmal ist es jedoch notwendig innezuhalten und zu den Anfängen zurückblicken, um den besten Weg nach vorne zu finden. Dies ist der Fall bei RPA in der Cloud.

In ihren Anfängen wurde die robotergestützte Prozessautomatisierung (RPA) für den lokalen (On-Premise-) Einsatz entwickelt. Im „Büro von gestern“ erledigten Mitarbeiter fast die gesamte Arbeit vor Ort und auf Desktop-PCs. Also wurde die RPA-Architektur geschaffen, um diese übliche Struktur zu unterstützen. In der heutigen digitalisierten Welt arbeiten die Mitarbeiter von überall und an jedem Ort. Sie können zu Hause, in Hotels, in Cafés, in Flugzeugen und auf einer Vielzahl von mobilen Geräten produktiv und effizient sein. Insbesondere die notwendigen Vorkehrungen zur Bekämpfung von COVID-19 haben das Thema Home-Office und Remote Arbeit wieder verstärkt in den Vordergrund gerückt.

Der schnelle technologische Fortschritt kann die Bemühungen behindern neue Funktionen zu bestehenden Produkten hinzuzufügen. Die Migration von Systemen in die Cloud stellt die gleiche Herausforderung dar. Aber es ist notwendig, um mit der heutigen Arbeitsweise Schritt zu halten.

Eine neue Infrastruktur für die Arbeitsmodelle der Zukunft

Für einige Anbieter bedeutet die Entwicklung von Software-as-a-Service (SaaS), dass sie bestehende Produkte nehmen und so lange anpassen, bis sie mit der Cloud funktionieren. Das ist ein Weg, aber es gibt auch einen anderen: Die zugrundeliegende Basis der Automatisierung zu rekonstruieren und etwas Neues zu bauen, das speziell auf die Anforderungen moderner Unternehmen zugeschnitten ist. Die heutige Arbeitsumgebung mag ein Hybrid aus Vor-Ort- und Remote-Mitarbeitern sein, aber wie sieht es mit dem Büro von morgen aus?

Cloudbasierte RPA-Dienste als Innovationen von Morgen

Naturkatastrophen und globale Pandemien sind nicht die einzigen Ereignisse, die die Geschäftskontinuität stören. In einer immer aktiven, globalen Wirtschaft ist die Ausfallzeit der Feind. Menschliches Versagen verursachte eine sechstägige Blockade des Suezkanals, einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt. Diese Verzögerung führten zu einem Handelsverlust von 9,6 Milliarden US-Dollar. Ob es sich um einige Stunden oder mehrere Tage handelt. Kein Unternehmen kann es sich leisten, dass seine Geschäftsprozesse ausfallen. Auch nicht vorübergehend.

Mit cloudbasierten Diensten können Mitarbeiter von jedem Ort mit Internetanschluss auf Daten und Dienste zugreifen. Apps, Programme und Informationen werden in der Cloud gespeichert. Unternehmen gibt dies nicht nur die Möglichkeit, RPA flexibler und breiter zu nutzen, um die Effizienz der Abteilung zu verbessern, sondern entlastet sie bei Hardware-Investitionen und IT-Wartung. Das Cloud-Modell funktioniert so gut, dass laut einer aktuellen Studie der Everest Group 90 Prozent der Unternehmen bereits auf cloudbasierte Dienste in einzelnen Bereichen setzen.

Sicherheit gewährleisten

ISO 27701 könnte der erste weit verbreitete Datenschutzstandard für RPA-Anbieter werden.

Die Norm ist für jedes RPA-Unternehmen, das in Europa tätig ist, aufgrund der Datenschutz-Grundverordnung (General Data Protection Regulation, GDPR) oder jeder anderen Region mit ähnlichen Datenschutzbestimmungen unerlässlich. RPA-Anbieter sollten sich dazu verpflichten, ein Höchstmaß an Informationssicherheit zu gewährleisten. Eine gute cloudbasierte RPA-Lösung sichert das Kundenvertrauen und ist nach den wichtigsten weltweiten Sicherheitsstandards zertifiziert.

Vorteile von cloudbasierter RPA

Die Vorteile der Cloud-Nutzung für RPA sind bereits zu Beginn der Bereitstellung von Automatisierungslösungen sichtbar. Remote-Installationen machen zeitaufwändige Vor-Ort-Implementierungen und Investitionen in Berater überflüssig. Sie können schnell aktiviert werden bei gleichzeitiger Minimierung der Gesamtbetriebskosten im Unternehmen. Eine Deloitte-Umfrage ergab, dass sich die Investition in RPA in den meisten Fällen in weniger als 12 Monaten amortisieren. Da immer mehr Unternehmen die Vorteile der Cloud nutzen wird diese Zahl weiter sinken.

Richtig verwendet, ermöglicht cloudbasierte RPA einen höheren ROI, vollständige Prozesstransparenz, höhere Produktivität und bessere Mitarbeiter- und Kundenerfahrungen. Die Remote-Verwaltung erleichtert die Orchestrierung von Implementierungen und ermöglicht es Unternehmen die Skalierung je nach Arbeitsvolumen flexibel anzupassen.

Es ist nicht nur die Kostenreduzierung oder verbesserte Effizienz der Cloud, sondern vor allem auch die verbesserte Agilität, die geringere Abhängigkeit von der IT sowie die Widerstandsfähigkeit gegenüber Unterbrechungen, die die erfolgreiche Einführung in Unternehmen vorantreibt

Mehr als nur ein paar Bots

Unternehmen aller Größenordnungen setzen RPA ein, nutzen die Automatisierung aber nicht ausreichend. Eine große Anzahl von ihnen setzt fünf, zehn oder fünfzehn Bots ein. Das ist eine niedrige Zahl, verglichen damit, wie viele sich wiederholende Arbeitsabläufe in den Unternehmen anfallen. Um die Vorteile von RPA in der Cloud umfassend zu nutzen, ist eine Gesamtlösung erforderlich, die schnell skaliert werden kann.

Bei RPA geht es nicht nur um die Automatisierung von Workflows und den Einsatz von Bots. Es geht darum, jeden Aspekt des Unternehmens intelligent für die Automatisierung zu bewerten. Process Discovery sollte ein wesentlicher Bestandteil von RPA-as-a-Service sein. Es reicht nicht aus, einen Workflow zu automatisieren. Es gilt vor allem herauszufinden, welche Workflows sich für die Automatisierung eignen. Das sind oft mehr, als vielen Unternehmen bewusst ist.

Hier gibt es bereits innovative Entwicklungen und Lösungselemente, mit denen Unternehmen hohe Kosten und viel Zeit einsparen können. Process Discovery in Echtzeit beobachtet und analysiert einzelne Prozessabfolgen sowie Workflows und empfiehlt Automatisierungsschritte. Diese intelligente Form der Prozess-Aufdeckung läuft im Hintergrund automatisiert ab, ist direkt einsatzbereit und verringert den Zeitaufwand von Wochen oder Monaten auf wenige Tage.

Eine vereinfachte Benutzeroberfläche, Low-Code-Entwicklung und andere benutzerfreundliche Funktionen ermöglichen Unternehmen die empfohlenen Automatisierungen zügig umzusetzen. Nach der Bereitstellung für alle Mitarbeiter erfolgen Orchestrierung und Optimierung weiterhin in Echtzeit. Unternehmen können bei Bedarf schnell auf neue geschäftliche Anforderungen oder erhöhtes Arbeitsvolumen reagieren. 

Wohin die RPA-Reise geht

Die Fakten und Zahlen rund um RPA sind beeindruckend, aber was bedeuten sie wirklich? Was treibt Unternehmen an? Kostensenkungen, eingesparte Arbeitsstunden, erhöhte Effizienz – alles läuft auf dasselbe hinaus: Zeit. Unternehmen wollen gerne mehr Geld in weniger Zeit verdienen. Viele Mitarbeiter möchten weniger Zeit für mühsame, aber notwendige Routinen aufwenden und sich stattdessen auf wertschaffende Tätigkeiten konzentrieren. RPA ermöglicht das.

Durch die Wahl von Produkten, die nicht an die Cloud angepasst sind, sondern für die Cloud entwickelt wurden, und durch die Nutzung der Zugänglichkeit, Flexibilität und erhöhten Zuverlässigkeit von Software-as-a-Service (SaaS) können Unternehmen die Rolle von RPA am heutigen und zukünftigen Arbeitsplatz neu mitgestalten.

Über den Autor

Mayk Tilinski

Mayk Tilinski ist Vice President EMEA von Kryon Systems, einem RPA-Anbieter dessen Lösung weltweit eingesetzt wird. Er hat über 20 Jahre Erfahrung im Bereich Enterprise Consulting & Enterprise Software (Banken, Versicherungen, Telekomunikation). Seitens Kryon ist er vertrieblich verantwortlich für Business Development EMEA und CEE Enterprise Customer.  Zuvor war er bei Kofax, CSC (DXC) und Cirquent (NTTDATA) und beriet Kunden bei Ihrer Digitalen Transformation. Der Diplombetriebswirt doziert zum Thema RPA an der Steinbeis Hochschule, SCMT.

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