New Work – Mindset des Enablements
Als Mitarbeiter- bzw. Employee-Enablement wird die Praxis beschrieben, Mitarbeiter möglichst vielseitig zu schulen, um sie so im Arbeitsalltag polyvalenter zu machen. Enablement befähigt Mitarbeiter, fortgeschrittene Aufgaben auszuführen und komplexe Tasks zu meistern. Dadurch können Aufgaben im Laufe der Zeit immer flexibler delegiert werden, Kompetenz-Hierarchien verflachen und die Mitarbeiter bekommen das berechtigte Gefühl, dass in sie investiert wird, was die Wertschätzung ihrerseits dem Unternehmen gegenüber stärkt. Enablement sorgt für hohe Bindungsraten, da eine solche Unterstützung den Mitarbeitern das Gefühl gibt, dass ihre Leistung anerkannt wird.
Katrin Seidel ist systemischer Coach für Mitarbeiter und Führungskräfte und begeisterte Unternehmerin. Seit 22 Jahren ist sie in der Führung der europaweit agierenden Trainingscompany bfkm GmbH tätig und somit selbst tagtäglich mit den Herausforderungen des Führungsalltags konfrontiert. Ihre Einblicke und Einschätzungen zum Thema Employee Enablement teilt sie in diesem Gastbeitrag.
Warum Enablement so wichtig ist
Mitarbeiterförderung ist gleichzusetzen mit Unternehmensförderung! Enablement ist insofern nicht nur als ein bisschen Imagepflege zu verstehen, sondern als wichtiger Grundstein für eine gesunde Unternehmenskultur. Zudem ist Enablement auch aus strategischer Sicht ein wertvolles Attribut für Unternehmen, um ihre Attraktivität für potenzielle Bewerber zu erhöhen und um Mitarbeiter effizienter zu binden. Gerade in Zeiten, in denen ganze Branchen händeringend um Auszubildende und Fachkräfte kämpfen müssen, sollte jedem klar sein, dass sich der Wettbewerb um fähige, engagierte Mitarbeiter in Zukunft tendenziell eher verschärfen als entspannen wird.
In die eigenen Mitarbeiter zu investieren und ihnen mehr Aufgaben anzuvertrauen, ist also nicht nur eine Maßnahme, die das Unternehmen für Bewerber attraktiver macht. Es ist auch strategisch wünschenswert, da der etablierte Mitarbeiterstamm durch breit gefächerte Qualifikationen qualitativ solider aufgestellt wird. “Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter werden damit sukzessive verbessert, was eigenständiges Arbeiten und Entscheidungskompetenz vor Ort erhöht. Das entschlackt nicht nur die Abläufe und erhöht die Performance. Auch der Zusammenhalt unter den Mitarbeitern wird potenziell gefördert, wodurch wiederum die Bindung an das Unternehmen gestärkt wird.”, so Katrin Seidel.
Vorteile von Mitarbeiter Enablement im Überblick
Die Zeiten, in denen Unternehmer (gelinde gesagt) noch recht trocken vom „Humankapital“ sprechen konnten, sind im Wesentlichen vorüber. Und gerade ein schlechter Ruf als Arbeitgeber spricht sich heute schneller herum denn je. Nicht zuletzt, weil es jedem offen steht, sich im Internet zu Unternehmen und deren Bewertung aus Arbeitnehmersicht zu informieren. In die eigenen Mitarbeiter gezielt zu investieren – und das nicht nur mit schönen Worten – ist in manchen Branchen mittlerweile ein regelrechter Sachzwang. Allerdings auch einer, der Früchte trägt:
- Enablement ist gleich Empowerment – Kompetente, gut ausgebildete Mitarbeiter können Außergewöhnliches leisten, das Beste aus sich herausholen und im Unternehmen etwas bewegen. Das bewirkt, dass sie eben dort auch eine Zukunft für sich sehen. Umgekehrt steigt die Frustration, wenn Mitarbeiter, die sich für die Unternehmensvision und -werte begeistern, ihrer Arbeit nicht gewachsen sind oder aufgrund von zu geringer Qualifikation im monotonen Arbeitstrott versacken.
- Höhere Produktivität steigert Umsatzchancen – Gezielte Schulungen können die Produktivität und Eigenständigkeit der Mitarbeiter steigern. Dies spiegelt sich in deren Denken und Handeln wider. Gut ausgebildete Mitarbeiter agieren effizienter, zielgerichteter und selbstbewusster. Eine gesteigerte Mitarbeiterkompetenz verbessert die Qualität der Arbeit, was sich letztlich positiv auf Aspekte wie Kundenkommunikation, Vertrieb und Umsatz auswirkt.
- Bindung an Stelle von Fluktuation – Hohe Fluktuationsraten im Mitarbeiterstab verursachen Kosten, da ständig neue Mitarbeiter gesucht und ausgebildet werden müssen. Nicht zuletzt sind sie oft ein klares Indiz für unzufriedene Mitarbeiter. Es muss demnach im Interesse des Unternehmens liegen, Leistungsträger langfristig zu binden. Eine gute Mitarbeiterführung und engagiertes Enablement kann dafür die Weichen stellen.
Arbeitgebermarketing und Unternehmenskultur – Einen vielseitig qualifizierten sowie kompetenten Kern an Mitarbeitern zu haben, verbessert nicht nur die unternehmerische Resilienz gegen personelle Engpässe. Mit der Zeit wird auch die Qualität der innerbetrieblichen Ausbildung immer besser. Kompetente und qualifizierte Mitarbeiter können neuen Mitarbeitern und Auszubildenden wesentlich mehr vermitteln, wenn sie selbst diesbezüglich auf einem soliden Fundament stehen. Dies steigert die Attraktivität und den Ruf als Arbeitgeber!
Fazit – Enablement für Team Building und agiles Arbeiten
Mitarbeiter müssen Eigenverantwortung lernen, um ihr Können und Wissen flexibel und gewinnbringend einzusetzen und sich mit anderen (Kollegen sowie Kunden) zu vernetzen. Diese Eigenverantwortung wird durch gezielte Fort- und Weiterbildungen befeuert. Vor allem aber erhöht mehr Eigenverantwortung die unternehmerische Agilität im Arbeitsalltag.
Eine agile Arbeitsteilung bedeutet eine substanzielle Veränderung. Kompetenzen werden erhöht und interne Hierarchien verflacht. Ein solcher Wandlungsprozesse kann durchaus zunächst auf innere Widerstände stoßen. Gewohnheiten, bisherige Kompetenzbereiche sowie Pfadabhängigkeiten verursachen möglicherweise eine Neigung der Mitarbeiter, sich gegen Wandlung (und sei sie noch so positiv) zu sträuben. Nicht zuletzt kann auf der Führungsebene eine zunehmend agile Unternehmensführung auch einen Verlust an Führungskraft implizieren. Doch wenn alle im Unternehmen lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen, wird sich das mittelfristig für Führungskräfte als entlastender Vorteil erweisen. Wenn alle in der Breite ermutigt und befähigt werden, auch im Angesicht dynamischer Entwicklungen und Probleme, flexibel und lösungsorientiert zu handeln, steigert das im Endeffekt den Anteil aller am unternehmerischen Erfolg. Ein besseres Feedback, im Sinne der Unternehmenskultur, ist kaum vorstellbar!
Über die Autorin
Katrin Seidel ist systemischer Coach für Mitarbeiter und Führungskräfte und begeisterte Unternehmerin. Seit 22 Jahren ist sie in der Führung der europaweit agierenden Trainingscompany bfkm GmbH tätig und somit selbst tagtäglich mit den Herausforderungen des Führungsalltags konfrontiert. Sie ist der festen Überzeugung, dass Frauen in ihre weibliche Kraft der Führung und Männer in ihre männliche Führungskraft kommen müssen, um den Arbeitsalltag neu für sich und die Mitarbeiter/innen zu gestalten. Die Themen Führung, neue Führung, Wandel der Arbeitswelt, Agilität und tiefe persönliche Weiterentwicklung von Führungskräften liegen Katrin Seidel besonders am Herzen. Die bfkm GmbH präsentiert sich heute unter ihrer Leitung als kompetenter Qualifizierungsanbieter und progressiver Organisationsentwickler. Das 9-köpfige Mitarbeiter- und 100-köpfige Trainerteam trainiert, berät und coacht pro Jahr um die 12.000 Seminarteilnehmer. Katrin Seidel setzt sich auch in der Nachwuchsförderung ein und initiierte in diesem Zusammenhang 2006 den Azubiwettbewerb „Young Professionals – Talente im Dialog“, um junge Menschen für Ausbildungsberufe im Dialogmarketing zu begeistern. Außerhalb des Berufs engagierte sie sich viele Jahre lang als Vorstandsmitglied der Saaleschule für „Inklusion“ und „individuelles Lernen“ für Kinder.
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