Lingomatik als Zukunftstechnologie

Readbox-CEO Ralf Biesemeier (© readbox/Willi Weber)

Dies ist ein Gastbeitrag von Ralf Biesemeier, Geschäftsführer und Gründer von readbox in Dortmund  

Rund zehn Jahre ist es gerade mal her, dass das erste iPhone den Smartphone-Boom auslöste. Mittlerweile besitzen in Deutschland etwa 80 Prozent der Verbraucher eine dieser digitalen Universalmaschinen. Eine unglaubliche Entwicklung innerhalb nur einer einzigen Dekade: Smartphones haben der Digitalisierung noch einmal einen wesentlichen Schub gegeben – plötzlich ist das Internet mobil, Daten und Anwendungen überall und sofort verfüg- und nutzbar; angeblich verbringen Nutzer bereits ein Drittel des Tages vor – oder hinter – ihrem Smartphone.

So hat das mobile Internet unsere Welt in nur zehn Jahren erheblich verändert: Es gibt ganz neue Arten von Unfällen im Straßenverkehr. Vor allem aber hat die Digitalisierung schon heute zu ganz neuen Sitten und Gebräuchen im Kommunikations-, Informations- und Einkaufsverhalten geführt. Früher, im Prä-Smartphonium, waren Fachgeschäfte und Fachverkäufer die ersten Ansprechpartner beim Einkaufen. Sie kannten das Angebot, wussten Bescheid über Preise, über Vor- und Nachteile des Sortiments. Egal ob es um eine Waschmaschine, ein Buch oder eine Urlaubsreise ging, konnte und musste man sich auf ihr Know-how und ihre Erfahrung verlassen. Das hat sich in Zeiten des überall und jederzeit verfügbaren Zugangs zum Web grundlegend verändert: Die Informationen über das Warenangebot kommen direkt aus dem Web, das Zugang zu allen möglichen Quellen und damit hohe Transparenz über die Angebote schafft. Nun entscheiden Google, Facebook und Amazon darüber, welche Produkte dem Kunden gezeigt und empfohlen werden. Algorithmen machen das Geschäft. Fachverkäufer spielen für die Sichtbarkeit, das Entdecken und Bewerten von Produkten so gut wie keine Rolle mehr.

Für die Anbieter, egal um welche Waren es geht, ist daher heute von entscheidender Bedeutung, die eigenen Kompetenzen, Prozesse und Infrastruktur an die veränderten Anforderungen anzupassen: Nicht das Fachwissen eines Verkäufers schafft die Verbindung zwischen Kunden und Waren sondern allein die Findbarkeit im Web, den Suchmaschinen und Empfehlungsmechanismen der Plattformen und Seiten, mit denen die (potenziellen) Kunden interagieren. Und Findbarkeit heißt konkret: Texte und Bilder. Sie sind es, die in der Digital Economy verkaufen: Fotos und Videos von Hersteller und Kunden, Produktbeschreibungen, Erfahrungsberichte von Nutzern, Bewertungen vielleicht auch Geschichten rund um ein Produkt.

Redaktionell erstellte Texte funktionieren heute allerdings nicht mehr. Zum einen wegen des schieren Überangebots in einer globalen, digitalen Welt. Zum anderen weil Produktinformationen auch noch in den richtigen Kontext gestellt werden müssen – „Relevanz“ ist hier der Schlüsselbegriff, und er ist leicht erklärt: Das Kommunikations-, Such- und Rechercheverhalten, die Reaktion auf bestimmte Impulse und Begriffe – das alles unterscheidet sich von Mensch zu Mensch, von Situation zu Situation. Und entsprechend unterscheidet sich auch die „Resonanzfähigkeit“ einer Botschaft: Je besser sie in den jeweiligen Kontext passt, umso mehr wird sie als relevant empfunden und umso mehr führt sie zu einer Aktion – zur Interaktion mit der Produktempfehlung und letztlich zum Kaufimpuls.

In der entwickelten Digital Economy kann das nur automatisiert erfolgen. Weil die – richtigen! –Texte und Bilder die Produkte verkaufen, kommt es entscheidend auf die Algorithmen an. Das gilt für alle Branchen und alle Produkte. Buch- und Zeitungsverlage haben dabei einen großen Vorteil: Ihr Produkt ist schon selbst Text. Während bei Kühlschränken und Urlaubsreisen der Content erst noch erstellt werden muss, lassen sich hier mittels Software aus dem Inhalt der Bücher automatisch passende Schlagwörter und Beschreibungen ableiten. Sie bieten – in den Kontext gesetzt mit Umfeldanalysen und Suchprofilen der Plattformen und Netzwerke im Internet – die jeweils passende, sprich: resonanzfähigste, Botschaft. Das ist „Lingomatik“, die Verbindung von Linguistik für die textuelle Analyse und von Neuroinformatik für intelligenzbasierte Verfahren der Automatisierung. Sie wird im Verlagswesen zu einer Grundlagen-technologie werden, die dafür sorgt, dass das Verlagswesen den An-schluss in der Digital Economy nicht verliert.

Weitere Informationen unter:
http://www.readbox.net/

CC BY-SA 4.0 DE

 
 
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