Handel mit Zukunft
800 Milliarden US-Dollar soll das Metaverse-Geschäft schon im Jahr 2024 umfassen. Was bedeutet das für den Handel in Zukunft?
Ready Player One? Haben Sie den Film gesehen? Meiner Meinung nach einer der besten und verständlichsten Darstellungen des Metaverse, wenn man nicht schon „Second Life“ gespielt hat. Was als Konzept in der Gaming-Branche begann, hat sich zu einem völlig anderen 3D-Universum entwickelt, das als Metaverse bekannt ist. Und jedes Unternehmen im Technologie- oder Unterhaltungssektor will ein Stück davon haben. Momentan sind rund 14 Metaversen am Start, die Sie jetzt schon betreten können. Die Grundlagen des Metaverse sind virtuell, wie eine digitale Welt, die im Realen nicht existiert. So nutzt auch das Metaverse die neuen Technologien von der Blockchain über Augmented Reality bis hin zur künstlichen Intelligenz. Sobald Sie sich selbst über Ihre Augmented Reality-Brille einloggen, können Sie zum Beispiel virtuelle Grundstücke und Sportschuhe kaufen. Entweder um diese Sachen in der realen Welt zu tragen oder Sie statten Ihren persönlichen Avatar damit aus.
Das Metaversum ist auch die treibende Kraft hinter Metas Kauf von Oculus VR und seinem Virtual World / Meeting Space, neben vielen, vielen anderen Projekten wie AR-Brillen, Brain-to-Machine-Schnittstellen und -Kommunikation.So beschreibt zum Beispiel Matthew Ball die nachfolgenden Kernattribute, die identifiziert wurden: Das Metaverse wird nie geschlossen sein und es macht keine Pause oder braucht einen Neustart. Dezentral und weltweit aufgesetzt, besteht es aus etlichen Rechnern und Serverfarmen. Genau wie im „wirklichen Leben“, wird das Metaverse eine lebendige Erfahrung sein, die für jeden konsistent und in Echtzeit existiert. Es wird keine Obergrenze für die Anzahl der gleichzeitigen Nutzer geben, während gleichzeitig jedem Nutzer ein individuelles Gefühl der „Präsenz“ vermittelt wird – jeder kann ein Teil des Metaverse sein und an einem bestimmten Ereignis/Ort/einer bestimmten Aktivität gemeinsam, zur gleichen Zeit und mit individueller Handlungsfähigkeit teilnehmen.
„… jedes Unternehmen im Technologie- oder Unterhaltungssektor will ein Stück davon haben.“
Das Metaverse wird eine voll funktionsfähige Wirtschaft sein – Einzelpersonen und Unternehmen werden in der Lage sein, ein unglaublich breites Spektrum an „Arbeit“ zu schaffen, zu besitzen, zu investieren, zu verkaufen und dafür belohnt zu werden, die einen „Wert“ erzeugt, der von anderen anerkannt wird. Das Metaversum ist bevölkert von „Inhalten“ und „Erlebnissen“, die von unglaublich vielen Beteiligten geschaffen und betrieben werden, von denen einige unabhängige Einzelpersonen sind, während es sich bei anderen um informell organisierte Gruppen oder kommerziell ausgerichtete Unternehmen handeln könnte.
Metaversum und der Handel
Wie gerade beschrieben wird es zwei Erscheinungsformen von Produkten geben. Das eine ist physisch, das andere digital. Wenn der Händler im Metaverse neue Sportschuhe verkauft, können diese bereits morgen physisch per Paketservice vor Ihrer Haustüre stehen. Zusätzlich erhalten Kunden ein digitales Abbild davon, sodass Kunden ihren eigenen Avatar damit ausrüsten können.
Natürlich können diese digitalen Werke auch wieder verkauft werden. Um ein eindeutiges und unteilbares digitales Werk zu schützen, stehen neue Technologien wie zum Beispiel Non-Fungible Token (NFT) zur Verfügung. Ein Non-Fungible Token (NFT) ist ein „kryptografisch eindeutiges, unteilbares, unersetzbares und überprüfbares Token, das einen bestimmten Gegenstand, sei er digital oder physisch, in einer Blockchain repräsentiert. Während NFTs mit der Blockchain dieselbe Technologie benutzen wie Kryptowährungen, sind sie im Unterschied zu diesen einmalig und nicht teilbar (non-fungible, dts.: „nicht austauschbar“).
Aber welche Chancen bieten sich nun für den Handel und für Marken? Zum Beispiel soll das Re-Source-Projekt von Adidas und Prada an den Erfolg von „Into the Metaverse“ anknüpfen. Das erste NFT-Projekt von Adidas Originals startete im Dezember 2021 in Zusammenarbeit mit Gmoney, Punks Comic und Bored Ape Yacht Club und verteilte 30.000 NFTs an über 21.000 Käufer. Adidas Originals und Prada können so auf dieser Dynamik aufbauen und weiter erforschen, wie Marken die physische Welt überwinden können, um in virtuellen Räumen neue Resonanz zu finden.
Auch Walmart möchte von Anfang an dabei sein und hat Ende 2021 sieben Anträge beim US-Patentamt eingereicht, darunter Anträge für eine Kryptowährung, NFT und ein VR-Game. Demnach geht es darum, einen Online-Marktplatz für den Kauf und den Verkauf von digitalen Waren zu schaffen, die durch Non Fungible Token, kurz NFT, authentifiziert werden. Vordenker Frank Rehme beschreibt es ganz einfach so: „Das große Potenzial liegt also darin, in dieser eskapistischen Welt ganz neue Einkaufserlebnisse im Bereich eCommerce zu schaffen. Sein wir doch mal ehrlich: Heutige Onlineshops unterscheiden sich nur unwesentlich von denen vor 20 Jahren. Listendarstellungen, die weit von einer inspirativen Shoppingwelt entfernt sind. Innovation ist dringend notwendig: Genau das steckt in Metaverse.“
Am Rande notiert:
Metaverse is rising
Das Metaverse wird jeden von uns in eine „verkörperte“ oder „virtuelle“ oder „3D“-Version des Internets versetzen. Neue Chancen und Berufe werden ermöglicht. Bis 2024 soll dieser Markt voraussichtlich um ca. 800 Milliarden Dollar wachsen. Für Händler:innen gilt es, die Weichen für die Zukunft zu stellen. In Zukunft können echte Umsätze durch den Verkauf digitaler Produkte erzielt werden. Drei bekannte Plattformen:
The Sandbox: ein auf Ethereum basierendes dezentralisiertes NFT-Gaming-Metaverse. Es können Virtual-Reality-NFTs erstellt, verkauft und monetarisiert werden.
Metahero: die Plattform von Wolf Digital World ist das Tor zur Metaverse. Unterstützt wird die Ultra-HD-Metascanning-Technologie und es verfügt über ein leistungsstarkes Krypto-Token mit dem Namen $HERO.
Upland: ein NFT-Metaverse, dass die reale Welt abbildet. Es entwickelt sich zu der bedeutendsten und dynamischsten Blockchain-basierten Wirtschaft unter den Metaversen.
Weiterlesen unter:
www.trendreport.de/metaverse
Digitale Handelskommunikation |
Mehr dazu im Interview mit Benjamin Thym, Offerista Group |
In diesem Kontext betont Benjamin Thym von Offerista Group im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir sind stets offen und affin für neue Trends und Innovationen und sind froh, als First Mover neue Welten abseits der etablierten Kanäle zusammen mit unseren Kunden austesten zu dürfen. Mit unseren ersten Kampagnen im Metaverse erschließen wir uns früh einen neuen, zukunftsträchtigen Kanal, der künftig weiter an Bedeutung gewinnen wird. Mit dem Eintauchen in das Metaverse können wir für unsere Kunden neue Zielgruppen erschließen und ihre Sichtbarkeit weiter ausbauen.“
Gipfeltreffen der digitalen Handelsszene |
Lesen Sie mehr im Interview mit Verena Schlüpmann, K5 GmbH |
Transformation im Handel
Vom 29. bis 30. Juni 2022 öffnet nach pandemiebedingter Pause im Estrel, Berlin wieder die K5 Future Retail Conference ihre Pforten. Die K5 in Berlin ist die Leitveranstaltung des digitalen Handels in der DACH-Region. Im Rahmen der K5 Future Retail Conference thematisieren auf verschiedenen Stages mehr als 150 Speaker, Macher und Innovatoren der deutschen E-Commerce Szene aktuelle Situationen und Trends der digitalen Handelsszene. Im Fokus steht dabei immer die Frage, wie sich kleine Händler zwischen den Big Playern der Branche am besten platzieren und behaupten können. Ein Plattform-Update, Wachstumsstrategien und Investmentausblicke sowie zahlreiche themenspezifische Masterclasses runden das Programm der K5-Konferenz perfekt ab. Im Rahmen der Messe präsentieren sich außerdem mehr als 100 Aussteller aus den Bereichen Marketing, Operations, Strategy und Tech mit ihren aktuellen Produkten, Dienstleistungen und Lösungen.
Verena Schlüpmann, erklärt uns in diesem Kontext: „Zum zehnten Mal bringen wir nach zweijähriger Pause endlich wieder die Entscheider:innen und Macher:innen im Online-Handel zusammen. Unsere Plattform beschäftigt sich grundsätzlich mit der Transformation im Handel bzw. wie der Handel von morgen aussieht und was das für die Strategie und das weitere Wachstum für 2025 und darüber hinaus bedeutet. Inhaltlich fokussieren wir uns dieses Jahr unter anderem auf Themen wie Plattformökonomie, Sustainability, Metaverse und natürlich auf die Herausforderung der Verknüpfung von offline und online. Ganz besonders freue ich mich aber auf unser diesjähriges Female in Retail Forum, welches zum ersten Mal stattfindet.“
Welthandel in der Krise
Handelsunternehmen, Supply Chain Manager und Einkäufer stehen angesichts des schnellen technischen und gesellschaftlichen Fortschritts vor großen Umbrüchen. Der Krieg in der Ukraine und globale Trends wie Automatisierung, Digitalisierung oder die neuen Regeln im Kontext einer sozialverträglichen Lieferkette transformieren die Branche mit Druck, eröffnen aber auch neue Möglichkeiten. Der Einkauf und die digitale Transformation spielen eine wichtige Rolle in den Unternehmen, Hands-on-Mentalität und hohe Innovationskraft sind gefragt, um effiziente und nachhaltige Einkaufslösungen umzusetzen und für die Lieferkettensicherheit zu sorgen. Gerade der momentane Lockdown in Shanghai und der Russland-Ukraine-Konflikt haben die internationalen Lieferketten kräftig durcheinandergewirbelt. Ein wirklich sehr ungünstiger Zeitpunkt für das neue Lieferkettengesetz (LkSG), das es ab dem 1. Januar 2023 für Unternehmen mit mindestens 3 000 Arbeitnehmern und Sitz in Deutschland zu beachten gilt. Ab dem 1. Januar 2024 gilt dann das Lieferkettengesetz zusätzlich für alle Unternehmer mit mehr als 1 000 Arbeitnehmern.
Das Lieferketten-Gesetz versteht sich als Sorgfaltspflichtengesetz. Es legt menschenrechtliche Sorgfaltspflichten für alle Unternehmer fest, mit dem Ziel, die internationale Menschenrechtslage und die Einhaltung von Umwelt-Standards zu verbessern. Diese Sorgfaltspflichten betreffen das Management der gesamten Lieferkette. Dazu kommt noch das am 23. Februar 2022 die EU-Kommission ihren Vorschlag für ein Gesetz über Nachhaltigkeitspflichten von Unternehmen, das sogenannte EU-Lieferkettengesetz vorgelegt. Das EU-Lieferkettengesetz geht deutlich über das ab Januar 2023 geltende deutsche Lieferkettengesetz (LkSG) hinaus, weswegen sich Unternehmen bei der Umsetzung der Maßnahmen an den EU-Regelungen orientieren sollten, um spätere Nachbesserungen zu vermeiden.
Am Rande notiert:
Verpackung 2.0
Ab dem 1. Juli 2022 gilt in Deutschland die Registrierungspflicht im Verpackungsregister LUCID für jedes Unternehmen, das in Deutschland verpackte Ware in Verkehr bringt. Mit der Novelle des Verpackungsgesetzes reagiert der Gesetzgeber auf massive Veränderungen im Markt mit Auswirkungen auf die Verpackungen. Der Onlinehandel und der To-Go-Konsum stehen im Fokus der Neuerungen. Die EU entwickelt ihre Verpackungsrichtlinie weiter. Es werden Mehrwegquoten, definierte Standards für die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und der Ausbau des Rezyklateinsatzes erwartet.
Weiterlesen unter:
trendreport.de/Novelle-des-Verpackungsgesetzes
Handelsunternehmen, Supply Chain Manager und Einkäufer stehen angesichts des schnellen technischen und gesellschaftlichen Fortschritts vor großen Umbrüchen. Der Krieg in der Ukraine und globale Trends wie Automatisierung, Digitalisierung oder die neuen Regeln im Kontext einer sozialverträglichen Lieferkette transformieren die Branche mit Druck, eröffnen aber auch neue Möglichkeiten. Der Einkauf und die digitale Transformation spielen eine wichtige Rolle in den Unternehmen, Hands-on-Mentalität und hohe Innovationskraft sind gefragt, um effiziente und nachhaltige Einkaufslösungen umzusetzen und für die Lieferkettensicherheit zu sorgen. Gerade der momentane Lockdown in Shanghai und der Russland-Ukraine-Konflikt haben die internationalen Lieferketten kräftig durcheinandergewirbelt. Ein wirklich sehr ungünstiger Zeitpunkt für das neue Lieferkettengesetz (LkSG), das es ab dem 1. Januar 2023 für Unternehmen mit mindestens 3 000 Arbeitnehmern und Sitz in Deutschland zu beachten gilt. Ab dem 1. Januar 2024 gilt dann das Lieferkettengesetz zusätzlich für alle Unternehmer mit mehr als 1 000 Arbeitnehmern.
„Das EU-Lieferkettengesetz geht deutlich über das ab Januar 2023 geltende deutsche Lieferkettengesetz (LkSG) hinaus.“
Das Lieferketten-Gesetz versteht sich als Sorgfaltspflichtengesetz. Es legt menschenrechtliche Sorgfaltspflichten für alle Unternehmer fest, mit dem Ziel, die internationale Menschenrechtslage und die Einhaltung von Umwelt-Standards zu verbessern. Diese Sorgfaltspflichten betreffen das Management der gesamten Lieferkette. Dazu kommt noch das am 23. Februar 2022 die EU-Kommission ihren Vorschlag für ein Gesetz über Nachhaltigkeitspflichten von Unternehmen, das sogenannte EU-Lieferkettengesetz vorgelegt. Das EU-Lieferkettengesetz geht deutlich über das ab Januar 2023 geltende deutsche Lieferkettengesetz (LkSG) hinaus, weswegen sich Unternehmen bei der Umsetzung der Maßnahmen an den EU-Regelungen orientieren sollten, um spätere Nachbesserungen zu vermeiden.
Die jährlichen Unternehmensberichte zur LkSG-Umsetzung beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle müssen spätestens bis zum April 2024 vorliegen. Unternehmen sollten jetzt handeln und die verbleibende Zeit gut nutzen, um die organisatorischen und technologischen Weichen für ein wirksames Lieferantenrisikomanagement zu stellen. Ein erster Schritt liegt in der Schaffung von Transparenz über die Menschenrechtskonformität der Lieferanten und Vorlieferanten.
Doch Unternehmen sollten die neuen Regelungen des Lieferkettengesetztes auch zur Diversifikation und damit als Wettbewerbsvorteil auf den globalen Märkten nutzen, denn die Zeiten von Greenwashing sind vorbei.
von Bernhard Haselbauer
b.haselbauer@trendreport.de