E-Commerce 2022: Die Weichen für die Zukunft stellen
Benoît Boudier, Head of Business Development for Regional Businesses bei Worldline, beschreibt, warum Zahlungslösungen dem Kundenverhalten entsprechen sollten.
Einfach, praktisch und eine riesige Produktvielfalt – der Online-Handel boomt schon seit Jahren. Die diversen Lockdowns und Einschränkungen in Folge der COVID-19-Pandemie haben dieser Entwicklung nochmal zusätzlichen Antrieb verliehen. Benoît Boudier, Head of Business Development for Regional Businesses bei Worldline, blickt auf die Veränderungen im E-Commerce der letzten Jahre und verrät, welche Optionen Unternehmen inzwischen nutzen, um den Bezahlprozess für ihre Kunden bequem zu gestalten. Denn auch die Bezahlung muss beim Online-Einkaufserlebnis einfach und praktisch sein.
Trotz aller Vorhersagen, dass die Verbraucher nach monatelangen Einschränkungen wieder verstärkt in die Geschäfte strömen werden, ist der E-Commerce im vergangenen Jahr erneut stark gewachsen: Laut dem Branchenverband BEVH stieg der Umsatz in Deutschland im Jahr 2021 um 19 Prozent auf 99,1 Milliarden Euro. Und auch auf europäischer Ebene zeichnet sich ein weiteres Rekordjahr ab, nachdem sich der Umsatz im ersten Pandemiejahr 2020 bereits auf 757 Milliarden Euro belief. E-Commerce entwickelt sich zur vorherrschenden Form des Einkaufens – und Händler müssen jetzt die Gunst der Stunde nutzen.
Das Kaufverhalten ändert sich
Verbraucher suchen online weiterhin gute Produkte zum besten Preis. Allerdings hat sich die Art und Weise, wie sie online einkaufen, stark verändert: E-Commerce ist heute nicht mehr ein einzelnes Verkaufserlebnis, sondern vielmehr eine Reihe von Berührungspunkten über verschiedene Kanäle. Händler müssen all ihre Online- und Omnichannel-Initiativen an diese Realität anpassen und Kunden dort abholen, wo sie sind.
So machen Smartphones und Tablets inzwischen mehr als die Hälfte der E-Commerce-Transaktionen in Europa aus. Entsprechend sollte die mobile Erfahrung bei jeder E-Commerce-Strategie im Mittelpunkt stehen. Dies gilt gerade auch im Hinblick auf den Bezahlvorgang: Kunden wollen ihre Daten ohne großen Aufwand mit wenigen Klicks eingeben oder direkt mobile Geldbörsen und andere Zahlungsformen wie Paypal nutzen können. Der Transaktionswert von digitalen und mobilen Zahlungen ist in Europa in den letzten drei Jahren um 30 Prozent gestiegen.
Gleichzeitig werden bestimmte Shopping-Tage auch in Deutschland immer wichtiger. Black Friday und Cyber Monday sind aus den USA herübergeschwappt, während der Singles Day mit Ursprung in China auch langsam hierzulande Fuß fasst. Die hohen Preisnachlässe sorgen dafür, dass die Anzahl der Online-Bestellungen massiv in die Höhe schießt. Am letztjährigen Black Friday konnte Worldline etwa beobachten, dass die Zahl der Transaktionen um 40 Prozent höher war als an einem durchschnittlichen Freitag im Jahr 2021.
Mehr Optionen, mehr Sicherheit
Eine der wichtigsten Neuerungen der letzten Jahre war sicherlich das Aufkommen von Buy Now, Pay Later (BNPL)-Diensten. Noch gelten sie als Nischenangebote, da auf sie in 2020 nur 2,5 Prozent der Transaktionen entfallen sind. Jedoch wachsen sie rasant, da immer mehr und große E-Commerce-Anbieter BNPL-Optionen anbieten und sie für Kunden zu einem wichtigen Kaufkriterium werden.
Auch Abonnements stehen hoch im Kurs, sie verzeichnen eine Umsatzsteigerung von mehr als 400 Prozent. Immer mehr Unternehmen – von Streaming-Anbietern bis zu Lebensmittelhändlern – machen sich wiederkehrende Zahlungen zunutze, um die Flexibilität zu gewährleisten, die im E-Commerce erwartet wird. Damit erfolgt ein wachsender Teil der Zahlungen automatisch und wird nicht mehr manuell ausgelöst. Für Online-Händler ergeben sich daraus neue Möglichkeiten, Einnahmen zu sichern und zusätzliche zu generieren.
Zudem ist Betrug im E-Commerce weiterhin ein wichtiges Thema, denn die Betrüger sind während der Pandemie nicht untätig geblieben. Neue Lösungen zur Authentifizierung bieten jedoch mehr Schutz denn je bei Online-Käufen: Die Einführung von 3DSv2 in Europa sorgt für eine zusätzliche Sicherheitsebene und verlagert die Haftung von Händlern auf Banken. Die Lösung sendet wichtige Daten, wie die Lieferadresse, die Geräte-ID des Kunden und den bisherigen Transaktionsverlauf, an die Bank des Karteninhabers. Die Bank beurteilt das Risiko und ermöglicht entweder die Transaktion schnell und reibungslos oder fordert weitere Angaben vom Kunden an. Die Authentifizierung läuft dabei im Hintergrund ab, ohne dass der Kunde bemerkt, dass 3DSv2 eingesetzt wird.
Der nächste Schritt
In den vergangenen zwei Jahren blieb vielen E-Commerce-Händlern wenig anderes übrig, als auf äußere Umstände zu reagieren. Sie mussten schnell ihre Kapazitäten erhöhen, um die steigende Nachfrage zu befriedigen, und mit den Schwierigkeiten zurechtkommen, die mit dem Betrieb eines Unternehmens während einer Pandemie verbunden sind. Lösungen, die kurzfristig umsetzbar waren – Pay-by-Click, Click-and-Collect, BNPL oder Abonnements – gewannen in dieser Zeit enorm an Bedeutung. Jetzt müssen sie aber einen langfristigen Plan entwickeln.
In diesem Zusammenhang sollten Händler über strategische Veränderungen nachdenken, etwa die Konsolidierung ihrer Acquirer und Zahlungsgateways, um Kosten zu sparen. Sie können auch Expansionspläne, etwa ins Ausland, oder die Entwicklung neuer Produktlinien als Geschäftsziele für die kommenden Monate und Jahre definieren.
Dabei muss ihnen allerdings bewusst sein, dass sich der Wettbewerb im Online-Handel intensiviert. Entsprechend sollte der Fokus auch auf der Implementation neuer Technologien liegen: Mit diesen können Anbieter ihren Kunden neue Erfahrungen wie Live-E-Commerce sowie Einkaufserlebnisse in einer virtuellen oder erweiterten Welt (Virtual oder Augmented Reality, VR und AR) wie dem Metaverse bieten. Wer diese und künftige Trends erkennt und in sie investiert, kann sich von seinen Wettbewerbern abheben und Kunden einzigartige Online-Einkaufserlebnisse bieten. Die Voraussetzung hierfür: die Wahl der richtigen Plattform und einfache, bequeme Bezahlmöglichkeiten.
Über den Autoren
Mit fast 20 Jahren Erfahrung im Bereich E-Commerce, elektronischem Zahlungsverkehr und mobilem Marketing, konzentriert sich Benoît Boudier, Head of Business Development for Regional Businesses bei Worldline, auf die Bereitstellung innovativer Zahlungslösungen für Unternehmen jeder Größe in 31 Ländern. Zuvor war er in leitender Position bei Ingenico tätig und unterstützte Händler beim Ausbau ihres Online-Geschäfts in Europa.