Drei Tage Wochenende
Dies ist ein Gastbeitrag von Steven van Tuijl, General Manager der ADP Deutschland
Was würden Sie mit Ihrer gewonnen Zeit machen? Eine viertätige Arbeitswoche klingt wie ein Traum und ist in aller Munde. ADP hat die Fakten gesammelt, die Sie bei der nächsten Diskussion mitreden lassen.
„The Workforce View in Europe“, eine jährlich erscheinende Studie von ADP, belegt in ihrer Ausgabe für 2019: Mehr als die Hälfte der europäischen Arbeitnehmer würde sich für eine viertägige Arbeitswoche entscheiden, wenn sie die Wahl hätte. Was zunächst wie das Wunschdenken von abhängig Beschäftigten und ein schlechtes Geschäft für Arbeitgeber klingt, ist in den meisten Fällen eher das Gegenteil: Praktische Erfahrungen mit einer verkürzten Arbeitszeit haben gezeigt, dass Mitarbeiter in der Mehrzahl der Fälle genauso viel erreichen und eine bessere Work-Life-Balance erzielen können.
Dieser Ansatz ist also eine Win-win-Situation und passt besser zu den widersprüchlichen Anforderungen durch privates Leben und Beruf. Eine viertägige Arbeitswoche könnte also einen großen Beitrag zur Schaffung einer besseren Arbeitswelt leisten, in der jeder beruflich und persönlich sein volles Potenzial entfalten kann. Stellen Sie sich vor, was es für Auswirkungen bei der Gleichstellung am Arbeitsplatz haben könnte? Paaren könnte es erleichtert werden, familiäre Verpflichtungen zu bewältigen und so könnten mehr Frauen die beruflichen Möglichkeiten voll ausschöpfen.
Längere Arbeitszeiten könnten für Unternehmen zwar kurzfristig von Nutzen sein, haben jedoch gravierende negative Auswirkungen auf Motivation, Engagement, Bindung und Produktivität. Schließlich sind Berufs- und Privatleben miteinander verzahnt: Mehr als die Hälfte der deutschen Beschäftigten gab bei der von ADP beauftragten Befragung an, dass sich ihr persönliches Leben auf ihre Leistung bei der Arbeit auswirkt.
Die bessere Hälfte – was wäre, wenn Sie Ihren Job mit Ihrem Kollegen teilen?
Einen weiteren gangbaren Weg zu mehr Zeit für eine verbesserte Work-Life-Balance bereitet das Jobsharing. Viele Arbeitgeber sehen hier zwar noch vor allem die organisatorischen und logistischen Nachteile, die entstehen können, wenn ein Vollzeitjob in zwei Teilzeitstellen aufgeteilt wird. Diese werden jedoch mit ein wenig Fingerspitzengefühl durch Effizienz- und Produktivitätsgewinne mehr als ausgeglichen. Wussten Sie, dass es kaum Anhaltspunkte dafür gibt, dass Menschen, die durchgehend mehr arbeiten, einen besseren Job machen?
Das Aufteilen eines Arbeitsplatzes verbessert auch die Ausgangsgrundlage für Unternehmen, die sich mit dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel herumschlagen müssen. Denn gerade für Fachkräfte in der Mitte ihrer Karriere ist das Jobsharing eine äußerst interessante Methode, Geldverdienen und familiäre Verpflichtungen unter den Hut zu bringen, die die Vollzeitbeschäftigung nicht anbieten kann. Unternehmen, die Jobsharing ermöglichen, sind so in der Lage, Mitarbeiter für sich zu gewinnen, die ansonsten konkurrierende Angebote in Betracht ziehen würden. Ähnlich lässt sich übrigens auch bei der Mitarbeiterbindung argumentieren. Denn wenn aus der zu knappen Freizeit mangelnde Motivation wird, sinkt nicht nur die Produktivität, sondern es verstärkt sich auch der Wunsch, den Arbeitsplatz beim aktuellen Arbeitgeber dauerhaft zu verlassen.
Mein Schreibtisch ist dein Schreibtisch
Ohne Zweifel, unser Leben ist heute für immer mehr Menschen digital bestimmt. Social Media und digitales Entertainment prägen die Freizeit, wir spielen, informieren uns und flirten per Mausklick, Tippen und Wischen. Ebenso sieht die Berufswelt aus: Akten und Kommunikation, Aufträge und Services – alles digital.
Diese Konstellation öffnet das Tor zu einer neuen Arbeitsform: dem Desk Sharing. Hinter diesem Anglizismus verbirgt sich nichts anderes, als dass für Beschäftigte innerhalb ihres Tätigkeitsbereichs weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter existieren. Die Mitarbeiter können ‚ihren‘ Arbeitsplatz täglich je nach aktuellem Bedarf frei selbst bestimmen. Dies funktioniert am besten, wenn unterschiedliche Arbeitsorte wie Büros, Teamflächen oder Home-Office-Plätze zur Verfügung stehen.
Desk Sharing bietet nicht nur mehr Flexibilität für Arbeitnehmer und -geber, sondern kann durchaus auch als Team-Building-Maßnahme verstanden werden. Zudem begegnen sich Mitarbeiter und Führungskräfte auf Augenhöhe, da sie im gleichen Büro sitzen, und die Flexibilität des Arbeitsortes geht zunehmend mit einer zeitlichen Entgrenzung einher.
„Kollege“ Roboter
Eines der zentralen Themen beim Blick in die Arbeitswelt der Zukunft ist die Automatisierung, die sich Jahr für Jahr beschleunigt und pessimistischen Berichten zufolge in den nächsten Jahren Tausende menschlicher Arbeitnehmer ersetzen wird. Dies schürt Unsicherheiten: So zeigte sich mehr als die Hälfte der im Rahmen der ADP-Studie befragten europäischen Arbeitnehmer davon überzeugt, dass die Automatisierung in den nächsten Jahren erhebliche Veränderungen in der Arbeitswelt bewirken werde. Knapp jeder Dritte befürchtet, dass Roboter mittelfristig Jobs von Menschen gänzlich übernehmen könnten. Könnten Sie sich das bei Ihrem Arbeitsplatz vorstellen?
Der Arbeitsplatz der Zukunft wird anders sein. Da die Automatisierung allgegenwärtig in den Köpfen der Beschäftigten ist und häufig als Bedrohung für den eigenen Arbeitsplatz wahrgenommen wird, ist es für Unternehmen im Rahmen der Mitarbeiterbindung und -motivation eminent wichtig, anstehende Veränderungen in diese Richtung klar zu kommunizieren. Und zwar im Vorfeld. Denn mehr Roboter bedeuten nicht zwangsläufig, dass Mitarbeiter überflüssig werden. Durch die Automatisierung werden neue Stellen geschaffen, während sich andere Rollen erheblich verändern. Arbeitgeber sollten also ihre Mitarbeiter entsprechend qualifizieren, damit diese so schnell wie möglich bereit sind, Seite an Seite mit Maschinen zu arbeiten. Ob Roboter irgendwann auch um drei Tage Wochenende bitten?
Über den Autor
Steven van Tuijl ist General Manager der ADP Deutschland. In dieser Funktion ist er für das operative Geschäft in Deutschland verantwortlich. Steven kam 2011 zur ADP als Director Customer Services in der Schweiz. Danach war er verantwortlich für Implementierung, Customer Services und Business Development für die Region 2SP (Spanien, Portugal, Polen und die Schweiz). In 2014 zog Steven mit seiner Frau und seinen 3 Kindern nach Deutschland um, wo er zuerst den Bereich Implementierung und danach Customer Services leitete. Im Februar 2016 wurde Steven zum Vorsitzenden der Geschäftsführung der ADP Deutschland ernannt.
Steven hat über 15 Jahre Berufserfahrung im Vertrieb und in unterschiedlichen kundenbezogenen Positionen in den Niederlanden, der Schweiz und in Deutschland gesammelt und war vor seinem Eintritt bei der ADP 5 Jahre im Executive Recruitment bei Michael Page tätig. Er spricht Englisch, Deutsch, Niederländisch und Französisch.
Quellen und weitere Informationen
• „Office Analytics“, Fraunhofer IAO, 2018
https://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/presse-und-medien/aktuelles/2013-fuer-jeden-arbeitstypen-das-passende-buero.html
• „The Workforce View in Europe 2019“, ADP, 2019
https://www.de-adp.com/hr-einblicke-themen-trends/mitarbeiterbindung-talentmanagement/workforce-view-2019/
• „Die Entwicklung der Arbeitswelt 2.0“, ADP, o.J.
https://ch.new.international.adp.com/assets/vfs/Account-109205/ADP-CH-DE-Responsive/de-evolutionofwork-2.0-infographic-final.pdf
• „Weißbuch Arbeiten 4.0“, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2016
https://www.bmas.de/DE/Service/Medien/Publikationen/a883-weissbuch.html