Digitale Job-Skills im Future Talent Camp entwickeln

Wir sprachen mit Simone Stein-Lücke, Gründerin und Geschäftsführerin der BG3000 Service GmbH und Lorenz Beringer, Gründer und Geschäftsführer der LOBECO GmbH zum Joint Venture Future Talent Camp. Die ersten Future Talent Camps laufen im Herbst an. Darin lernen Auszubildende und Young Professionals in sechs Wochen die Möglichkeiten von Social Media im Unternehmenskontext kennen und wenden ihr frisch erworbenes Knowhow sofort praktisch in motivierenden Challenges an.

Was war die Idee hinter dem Future Talent Camp?
Lorenz Beringer: Mit dem Future Talent Camp möchten wir das digitale Knowhow von jungen Beschäftigten in Unternehmen fördern. Das Verständnis für digitale Plattformen, digitale Medienkompetenz ist im Zuge der immer weiter fortschreitenden Digitalisierung in jeder Branche ein zentraler Wettbewerbsfaktor. Die Young Talents der Unternehmen sind mit digitalen Medien aufgewachsen und sind durch dieses Grundverständnis prädestiniert zum Sprachrohr des Unternehmens in der digitalen Welt zu werden. Dieses Grundverständnis wird mit der langjährigen Expertise unserer Speaker des Future Talent Camps gefördert. Theoretische Wissensvermittlung mit Best-Practice-Cases aus der Praxis formen den ganzheitlichen Ansatz in der digitalen Bildung junger Talente.
Simone Stein-Lücke: Nur jeder fünfte Deutsche traut der Politik zu, Deutschland in eine digitale Zukunft führen zu können. Bei den unter Dreißigjährigen stimmt sogar nur jeder siebte zu, was aus einer bundesweiten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA hervorgeht. Sogar zwei von drei Deutschen sagen, dass die Bildungspolitik zu wenig unternimmt, um bei Jugendlichen Digitalkompetenzen auszubilden. Das ist natürlich ein alarmierender Wake-Up-Call und führt uns vor Augen, wie sehr die Digitale Bildung in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben ist. Das wollen wir mit dem Future Talent Camp ändern. Die Unternehmen haben es selbst in der Hand, ihre jungen Talente für die digitale Arbeitswelt fit zu machen. Das Future Talent Camp stellt der Wirtschaft sehr systematisch und praxisnah digitale Bildung für Auszubildende und junge MitarbeiterInnen zur Verfügung.

Im Mai startete dieses Joint Venture zwischen BG3000 und LOBECO. Was bringen Sie als Partner jeweils ein?
Simone Stein-Lücke: Die BG3000 hat in den letzten sechs Jahren bundesweit die digitalen Skills von mehr als 30.000 SchülerInnen, LehrerInnen, SchulleiterInnen und Azubis in über 250 Camps trainiert. Mit großem Erfolg, wie die Wiederbuchungsquote von 96 Prozent bestätigt. Auf dem Gebiet Internetkontextbildung schließen wir Lücken in der Förderung digitaler Kompetenzen. Wir wissen, wo die jungen Talente derzeit stehen und welches Rüstzeug sie brauchen, um sich in der digitalen Geschäftswelt zurechtzufinden. Aus passiven Internet-Konsumenten werden in unseren Camps kreative Gestalter, die Verantwortung als Markenbotschafter in der Social Media Unternehmenskommunikation übernehmen können. LOBECO inspiriert die Young Talents mit brandaktuellen Best-Practice-Beispielen aus dem Agentur-Alltag.
Lorenz Beringer: Gemeinsam, mit gebündelter Expertise aus der langjährigen Erfahrung in digitaler Wissensvermittlung der BG3000 und uns, LOBECO, einer der führenden Social Media Agenturen, können wir das digitale Knowhow der jungen Talente von Unternehmen auf ein neues Level heben. LOBECO setzt seinen Fokus auf die digitale Markenkommunikation und treibt die Transformation von Geschäftsmodellen weltweit voran. Durch die Standorte München, Zürich und Shanghai können globale Innovationen und Trends schnell aufgenommen und in neue Cases adaptiert werden, um so die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen weiter auszubauen. Hier sehen wir die Bedürfnisse anderer Unternehmen – wir von LOBECO möchten ihnen durch die Young Talents helfen und unser Wissen aus der Digitalwelt weitergeben.

Wir wollen nicht im Stillstand verharren und darauf warten, dass die Digitalisierung vom Himmel fällt.

Simone Stein Lücke

Welche Erfahrungen nehmen Sie aus dem Pilotprojekt mit?
Lorenz Beringer: Der Testdrive des Future Talent Camps war ein großer Erfolg! Wir konnten nicht nur unsere Expertise vermitteln, sondern auch sehr viel Input der Young Talents mitnehmen. Nach jedem Modul hatten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, Feedback zu geben – sowohl zu dem Inhalt des Moduls als auch zu den Speakern. Dieses Feedback wurde von uns ausgewertet und für den Start des Basic Camps im Herbst umgesetzt, um die jungen Talente noch besser digital auszubilden. Ein sehr wichtiges Learning, das wir ziehen konnten, ist, dass die Young Talents bereits ein gutes Grundverständnis der digitalen Medien aufweisen, welches wir noch verfeinern können. Es kamen spannende Diskussionen zustande, die definitiv einen Mehrwert für die Young Talents, aber auch für uns haben.
Simone Stein-Lücke: Der Pilot hat unsere Erfahrungen und die Ergebnisse der Studie bestätigt: Die Young Talents sind als Digital Natives grundsätzlich sehr vertraut mit digitalen Medien, bewegen sich aber im digitalen Business-Kontext oftmals noch sehr unbedarft. Wöchentliche Challenges motivieren die Teilnehmenden, ihr frisch erworbenes Know-how direkt umzusetzen und ihre Ergebnisse zu präsentieren. Unsere Erfahrung ist, dass die Camps ein positives Mindset für die digitale Transformation vermitteln und die Young Talents sich schnell neue digitale Skills aneignen. Wichtig war es auch, uns im Vorfeld genau zu informieren, wo in Unternehmen der Schuh drückt und wie wir unser Angebot bestmöglich gliedern. Jedes Unternehmen, jede Branche hat ihre eigenen Herausforderungen. Mit den Erfahrungen aus dem Pilot-Camp können wir unser Schulungsangebot passgenau ausgestalten.

Könnten Sie sich vorstellen, dass sich weitere Unternehmen mit der jeweils eigenen Expertise einbringen könnten?
Simone Stein-Lücke: Wir von der BG3000 können auf einen Pool von über 130 TrainerInnen zugreifen. Die Inhalte reichen von Hate Speech und Fake News über Live-Hacking bis hin zu Gaming und Social Media Management. Wir stehen mit unseren Speakern ständig im Dialog und arbeiten ununterbrochen daran, unseren Referenten-Pool zu erweitern, aber auch auf den Prüfstand zu stellen. Wir verfolgen Trends und Diskurse, um ganz individuelle Schulungsbedarfe thematisch abdecken zu können.
Lorenz Beringer: Da die digitale Welt einem ständigen Wandel unterliegt und neue Felder erschlossen werden, gibt es natürlich auch immer tiefgreifendere Expertise. Wir sind aktuell mit unseren Speakern aus unterschiedlichen Bereichen sehr gut aufgestellt, schließen aber natürlich nicht aus, zu einem späteren Zeitpunkt dieses Repertoire zu erweitern. Die Digitalisierung bringt die Voraussetzung mit, sich auf Neues einzulassen und schnell reagieren zu können. Daher wäre es falsch zu denken, dass wir schon jetzt für die Zukunft optimal aufgestellt sind – schließlich ist die Zukunft uns allen noch unbekannt, weshalb wir uns auf die Gegenwart konzentrieren, um diese bestmöglich zu gestalten.

Die Digitalisierung bringt die Voraussetzung mit, sich auf Neues einzulassen und schnell reagieren zu können.

Lorenz Beringer

Braucht es mehr Unternehmen, die sich wieder mehr in „überbetrieblicher Ausbildung“ engagieren? Gerade vor dem Hintergrund von Technologien wie künstlicher Intelligenz und zunehmender Automatisierung in allen Tätigkeitsbereichen im Unternehmen?
Lorenz Beringer: Definitiv. Dazu benötigt es nicht zwingend große Innovationen wie künstliche Intelligenz oder zunehmende Automatisierung. Hier reichen bereits alltägliche Neuerungen, die in jedem Unternehmen, egal ob klein-,mittel- oder großständig, zu finden sind, wie zum Beispiel die demographische Veränderung der Kunden eines Unternehmens. Die bereits existierende oder nachrückende junge Generation informiert sich auf völlig anderen Wegen, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Die digitalen Medien, seien es Webseiten, Social-Media-Kanäle oder Foren sind die neuen Informationsquellen potentieller Kunden und lösen TV, Radio und Zeitungen zu einem Großteil ab. Über die neuen Kanäle ist jeder Nutzer zum Absender geworden.
Ist ein Unternehmen in den digitalen Medien gar nicht oder nicht ausreichend vertreten, rückt dieses Unternehmen bei vielen Kunden nicht in den Interessenshorizont und ist auf kurze oder lange Sicht nicht mehr wettbewerbsfähig. Daher sollte es im Interesse aller Unternehmen liegen, die digitale Bildung im eigenen Unternehmen voranzutreiben.
Simone Stein-Lücke: Ja, es ist ganz wichtig, dass sich Unternehmen dieser Aufgabe stellen und selbst Verantwortung übernehmen. Digitale Bildung steht in Deutschland noch ganz am Anfang. Es gibt zwar viele Modellprojekte, aber systematisch ist weder in der schulischen Bildung noch in der Berufsausbildung bisher etwas passiert. Wir wollen nicht im Stillstand verharren und darauf warten, dass die Digitalisierung vom Himmel fällt, sondern Unternehmen motivieren, selbst den ersten Schritt zu gehen. Ob Pandemie oder nicht, ist es wichtig in die Weiterbildung zu investieren, sich als Unternehmen für die eigenen Mitarbeitenden zu engagieren. Wer auch morgen fähige Fachkräfte braucht, sollte sich heute intensiv um seine jungen Talente kümmern.

Weitere Informationen unter:
http://www.futuretalentcamp.de/