Philippe Op de Beeck erklärt der TREND-REPORT-Redaktion die Bedeutung von Mobility Hubs.

Herr Op de Beeck, welchen Beitrag leisten Sie im Kontext von Smart Citys?

In Ballungsräumen wird ein erheblicher Teil des Verkehrs durch die Parkplatzsuche verursacht. In Deutschland dauert die Parkplatzsuche der APCOA PARKING Studie zufolge im Durchschnitt zehn Minuten. Dabei werden zusätzlich 4,5 Kilometer zurückgelegt. Jede Suche belastet die Umwelt mit 1,3 Kilogramm CO2-Ausstoß. Durch digitale Unterstützung könnte jeder Autofahrer genau wissen, wo ein freier Parkplatz zu finden ist. Ein Ziel der Smart City ist daher die weitgehende Vermeidung des Parksuchverkehrs.

APCOA hat bereits zu Beginn des vergangenen Jahres die APCOA FLOW App auf Basis einer eigens für seine europäischen Märkte entwickelten, offenen und skalierbaren digitalen Plattform erfolgreich auf den Markt gebracht. Bereits zum Start können Kunden in 200 ausgewählten APCOA Parkhäusern mit mehr als 100.000 Stellplätzen in ganz Deutschland ohne Ticket ein- und ausfahren sowie bargeldlos bezahlen. Die App findet das nächstgelegene Parkhaus am finalen Reiseziel und navigiert den Fahrer dorthin. Die Garage erkennt das Fahrzeug berührungslos und die Schranken öffnen automatisch

Philippe Op de Beek: Parkhäuser werden neben dem klassischen Parken von Fahrzeugen zum Dreh- und Angelpunkt für verschiedene Mobilitäts- und mobilitätsnaher Dienstleistungen genutzt.

Wie nutzen Sie die Möglichkeiten der Digitalisierung für Ihre Parkhäuser?

Die Intermodalität gilt als zentraler Bestandteil moderner Mobilitätskonzepte. Dazu werden Verkehrsknotenpunkte benötigt, die den schnellen und einfachen Umstieg ermöglichen – den sogenannten Mobility-Hubs. Unterstützt werden diese Knotenpunkte in der Smart City durch digitale Buchungs- und Reservierungs- sowie durch Guidance-Systeme.

Parkflächen im urbanen Umfeld werden zunehmend an Relevanz gewinnen. Das liegt an einer stärker diversifizierten Nutzung und einer erweiterten Zahl an Dienstleistungen, die dort einer wachsenden Zahl von Kundengruppen angeboten werden. Parkhäuser werden neben dem klassischen Parken von Fahrzeugen zum Dreh- und Angelpunkt für verschiedene Mobilitäts- und mobilitätsnaher Dienstleistungen genutzt: als Standort für „Shared Mobility“-Verkehrsmittel  Räder, Roller, Kickscooter, Pkw – für das elektrische Laden von Fahrzeugen, z.B. Car-Sharing-Flotten, Mietfahrzeugflotten, private Pkw, als Umschlagplatz und Ausgangspunkt für die Verteilung von Gütern auf der letzten Meile, oder als Abholstation von Waren durch den Einsatz von „Lockerboards“. Das verstehen wir unter einem Mobility-Hub, wobei der Mix sowie die individuelle Ausprägung stark vom jeweiligen Mikrostandort eines jeden Parkhauses abhängen werden.

Wie stark werden Parkhäuser heutzutage schon alternativ genutzt, zum Beispiel für City-Logistik? Welche weiteren Nutzungen sind denkbar?

An einer Vielzahl von APCOA-Standorten ist bereits eine Ladeinfrastruktur verfügbar. Das Parkhaus fungiert damit bereits als Tankstelle. Eine zunehmende Rolle wird aus unserer Sicht zudem das Thema Logistik haben. Neben den ersten Pilotobjekten in Stuttgart für das Projekt „Park_up“, bei dem eine Feinverteilung von Paketen mit elektrischen Cargo-bikes auf der letzten Meile erfolgt, ist eine mittelfristige Ausweitung dieses Konzeptes in Form von City-Distributions-Kooperationen geplant. Ebenfalls bereits im Einsatz sind Amazon-Abholstationen an APCOA-Standorten in England und Deutschland. Die Nutzung unserer Parkhäuser als intermodale Mobilitätshubs, äquivalent zu der Kooperation mit der BVG, ist ebenfalls avisiert. Entsprechende Partnerschaften mit Mobilitätsanbietern unterschiedlichster Couleur laufen bereits uns sollen weiter ausgebaut werden. Die Basis all dieser Entwicklungen ist unsere offene digital und skalierbare Plattform, über die alle Prozesse hinsichtlich der Buchung, des Zugangs und der Abrechnung erfolgen. Die Relevanz und Visibilität der Parkhäuser im urbanen Kontext wird so weiter erhöht werden.

Durch die Transformation der Parkhäuser in Hubs sichert APCOA für Ihre Eigentümer die Werthaltigkeit und langfristige Perspektive der Assets ab. Wir haben eine Studie an 5.000 unserer größten Standorte durchgeführt und festgestellt, dass mehr als 40% dieser Parkhäuser für mindestens einen alternativen Anwendungsfall geeignet sind.

Welche Technologien sind in Zukunft denkbar?

Aktuell wird ein neu erbautes Forschungsparkhaus am Flughafen Braunschweig unter anderem von APCOA als Testfeld für Parkvorgänge in verschiedenen Automatisierungsstufen genutzt. Ziel sind standardisierte Lösungen für die Qualifizierung und Zertifizierung einer digitalen Infrastruktur im Parkhaus. Zunächst wird das ein manuelles Fahren bis zu Drop-Off-Zonen sein, in denen Fahrer ihre Fahrzeuge verlassen. Das Fahrzeug fährt dann autonom zu vorreservierten, dezidiert für autonom Fahrzeuge ausgewiesenen Parkbuchten und parkt ebenfalls autonom ein. Zunächst wird aber die Gretchenfrage zu beantworten sein, wer oder was denn die proprietäre Intelligent für autonomes Fahren und Parken im Parkhaus besitzt – das Fahrzeug oder eben das Parkhaus selbst. In Abhängig davon werden sich die korrelierenden Techniken und digitalen Services ergeben.

In Zukunft wird das Parkhaus zudem auch an den autonomen Luftverkehr anbinden. Wie nah die Zukunft ist, das zeigt ein aktuelles Beispiel aus Dubai: Dort flog im vergangenen Jahr erstmals ein autonomes Lufttaxi durch den innerstädtischen Raum. Für mehrere Minuten war der elektrische Minihubschrauber in der Luft – unfallfrei, allerdings noch unbemannt. In dem von dem deutschen Unternehmen Volocopter entwickelten Prototyp werden zukünftig zwei Personen Platz finden. Das Ziel des Unternehmens ist ein komplettes Ökosystem für urbane Lufttaxidienste. Durch dieses Konzept kommt auch Parkhäusern eine neue Funktion zuteil: Die Dächer dienen dann als Start- und Landeflächen. Die sogenannten „Volo-Ports“ ermöglichen dem Lufttaxisystem den Zugang zu stark frequentierten Zielen innerhalb der Städte.

Weiterführende Informationen unter: https://www.apcoa.com/

CC BY-ND 4.0 DE

 

 

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