Die digitale Bedrohung: Neue Strategien für die Cybersicherheit in deutschen Unternehmen

Gastbeitrag von Ingo Lalla, Vorstand Vertrieb und Marketing SpaceNet AG

 

Dass Daten das neue Gold darstellen und digitale Infrastrukturen das Rückgrat der modernen Wirtschaft bilden, ist heute so wahr wie nie. Doch gleichzeitig werden in der Digitalisierung immer stärker digitale Königreiche und Kolonien sichtbar. Die EU verliert dabei zunehmend an Einfluss und wird abhängiger von externen Technologien. Das sieht man besonders beim Thema KI: Während wir in Europa noch regulieren, treiben andere Nationen die Entwicklung mit Hochdruck voran. Den technologischen Rückstand, insbesondere bei KI-Chips, werden wir nicht mehr aufholen – und das, bevor KI überhaupt in ihrer vollen Dimension angekommen ist.

Die erschreckende Realität der Cyberbedrohungen: 267 Milliarden Euro Schaden pro Jahr, allein in Deutschland

Die Zahlen sind brutal: Acht von zehn Unternehmen in Deutschland wurden in den vergangenen zwölf Monaten Opfer von Cyberangriffen – eine unfassbare Quote. Der wirtschaftliche Schaden? Satte 267 Milliarden Euro. Und doch wird IT-Sicherheit in vielen Unternehmen weiterhin als reines IT-Problem abgetan, statt als existenzielle Bedrohung betrachtet.

Ingo Lalla betont: „Die Macht von Cyberangriffen nimmt zu: Vom einfachen Script Kiddie über professionelle Cyberkriminelle bis hin zu staatlich gesteuerten Angreifern.“

 

Die geopolitische Lage verschärft die Bedrohungslage zusätzlich. Die transatlantische Partnerschaft, die für Technologie und Sicherheit essenziell ist, zeigt Risse – ein klares Commitment bleibt aus. Parallel intensiviert sich der Austausch zwischen den USA und Russland. Die Konsequenz: Wir werden erleben, dass Angriffe auf die EU in Stärke und Frequenz zunehmen. Cyberangriffe erfolgen meist seriell, weil Ressourcen begrenzt sind. Ein aktuelles Beispiel ist die jüngste Angriffswelle auf ÖPNV-Gesellschaften – eine Bedrohung, die wir bei SpaceNet für unsere Kunden erfolgreich abgewehrt haben.

Von Script Kiddies bis zu staatlich gesteuerten Angriffen: Die Eskalationsspirale von Cyberbedrohungen

Die Macht von Cyberangriffen nimmt zu: Vom einfachen Script Kiddie über professionelle Cyberkriminelle bis hin zu staatlich gesteuerten Angreifern. Es dürfte klar sein, wie die Ressourcenverteilung für diese Gruppen aussieht – mit dramatischen Folgen für Unternehmen und kritische Infrastrukturen.

Claudia Plattner, Chefin des Bundesamts für IT-Sicherheit, beschreibt treffend die aktuelle Entwicklung im Handelsblatt: „Wir sehen eine regelrechte Angreifer-Industrie.“ Sie warnt vor immer raffinierteren Angriffsmethoden, die sich systematisch professionalisieren und den Akteuren enorme Ressourcen zur Verfügung stellen. Dabei spiele ein sogenanntes „Russian Playbook“ eine zentrale Rolle, das Muster für groß angelegte Cyberattacken liefere.

 

 

Ein weiteres Beispiel ist der Angriff im Zusammenhang mit der Münchner Sicherheitskonferenz, über den der Bayerische Rundfunk berichtete. Prorussische Hacker griffen Behörden an – ein gezieltes politisches Signal. Diese Entwicklungen zeigen, dass Cybersicherheit nicht nur ein technisches Thema ist, sondern eine geopolitische Dimension hat.

Datensouveränität: Warum amerikanische Anbieter keine Garantie sind

Ein Punkt, der oft übersehen wird, ist die Datensouveränität. Viele Unternehmen vertrauen ihre Daten amerikanischen Anbietern an – doch angesichts der aktuellen politischen Lage in den USA ist das ein Risiko. Kann ein amerikanischer Anbieter unter den aktuellen geopolitischen Spannungen wirklich garantieren, dass europäische Daten unangetastet bleiben? Wohl kaum. Umso wichtiger ist es, auf unabhängige, starke Partner zu setzen.

Bewährte Sicherheitskonzepte: Security by Design und Zero Trust

Angesichts der Bedrohungslage reicht es nicht mehr, Sicherheit nachträglich „aufzupfropfen“. Ich plädiere klar für ein radikales Umdenken: Security by Design muss der Standard sein, nicht die Ausnahme.

Ich frage mich oft: Warum bauen wir Burgen mit stabilen Mauern, aber digitale Infrastrukturen mit offenen Türen? Der Zero-Trust-Ansatz ist längst kein Geheimtipp mehr, sondern sollte die neue Normalität sein – denn Vertrauen ist in der digitalen Welt der Feind der Sicherheit.

Cybersicherheit ist Chefsache – doch das Business ignoriert sie

Seitdem Cyberangriffe erstmals im Allianz Risk Barometer aufgetaucht sind, haben sie sich ununterbrochen in den Top 3 der größten Geschäftsrisiken gehalten. Und doch wird das Thema fast ausschließlich in IT-Abteilungen diskutiert. Geschäftsführungen und Vorstände sehen das Thema oft als erledigt an, wenn ein IT-Sicherheitsbeauftragter oder ein CISO installiert ist. Doch das ist ein fataler Trugschluss.

Ich sehe das immer wieder: Wenn ich über IT-Sicherheit spreche, rede ich nicht mit den Business Ownern oder Geschäftsführern, sondern mit IT-Sicherheitsbeauftragten. Doch das reicht nicht! Security muss von Anfang an in die Geschäftsstrategie integriert werden. Wer IT-Sicherheit nicht zur Chefsache macht, handelt fahrlässig.

Innovative Lösungsansätze für umfassende Sicherheit

Die Wahrheit ist: Viele Unternehmen sind mit der Komplexität von Cybersecurity überfordert. Deshalb brauchen wir Managed Security Service Provider (MSSPs), die rund um die Uhr Bedrohungen überwachen und Sicherheitslücken schließen – bevor sie ausgenutzt werden.

  • 360-Grad-Security-Scans – Wissen Sie wirklich, wo Ihre Schwachstellen liegen?
  • 24/7-Überwachung – Cyberkriminelle schlafen nicht, Ihr Schutz sollte es auch nicht.
  • Threat Intelligence – Wer die Taktiken der Angreifer kennt, kann sich besser verteidigen.
  • Cloud Security – Sicherheit endet nicht an der Unternehmensgrenze.
  • Compliance-Management – Wer Datenschutz nicht ernst nimmt, wird es bald teuer bezahlen.

Der Weg in eine sichere digitale Zukunft

Die Bedrohung durch Cyberangriffe wird nicht verschwinden – sie wird sich weiter verschärfen. Unternehmen, die jetzt nicht investieren, werden später einen hohen Preis zahlen.

Ich bin überzeugt: Sicherheit ist kein Kostenfaktor, sondern die Voraussetzung für Innovation und Erfolg. Wer darauf verzichtet, wird nicht nur Opfer von Cyberkriminellen, sondern auch von der eigenen Nachlässigkeit.

Die Bitkom-Studie ist ein Weckruf – aber hören wir wirklich hin? Wer nicht in Cybersicherheit investiert, wird in der digitalen Wirtschaft nicht bestehen. Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen – für die Sicherheit unserer Unternehmen, unserer Wirtschaft und unserer digitalen Zukunft.

 

Über unseren Autor:

Ingo Lalla kommt vom Cyber Security Spezialisten Myra Security, wo er als Vice President Sales DACH für Kunden aus der Finanzindustrie, dem Gesundheitssektor sowie für kritische Dienstleister und den Government-Bereich verantwortlich war.

Bei SpaceNet wird er als Vorstand Vertrieb und Marketing unter anderem den Ausbau der IT-Security-Sparte sowie der neuen Cloud Services der SpaceNet verantworten. Ingo Lalla hat mehr als 20 Jahre nationale und internationale Vertriebserfahrung für digitale Service Provider verschiedener Branchen mit Fokus auf Cyber Security, Cloud Services, Content Distributions Netzwerke und OTT (Over-the-top content).

Zuvor war er Commercial Director bei deltatre, dem führenden Technologie Provider für Sport und Entertainment, Sales Director CEE beim Content Distributor Limelight Networks (jetzt Edgio) und Vice President IPTV & Platform Services bei arvato mobile GmbH.

 

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