In sechs Szenarien spielt das Projekt Strategische Vorausschau des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mögliche Zukünfte unseres Landes durch.

Besonders angesichts der in den letzten Jahren aufkommenden neuen Herausforderungen wie Digitalisierung, Klimawandel, Urbanisierung oder aufkeimendem Nationalismus fragen sich viele Menschen: Wie wollen wir in Zukunft weiterleben? In der Studie „Zukunft der Wertvorstellungen der Menschen in unserem Land“ hat das Projekt Strategische Vorausschau diese Frage gestellt und aus den Ergebnissen Szenarien entwickelt: Wie könnten Megatrends wie Abschottung, ökologische Revolution oder ein politisches Bewertungssystem unsere Zukunft verändern? Herausgekommen sind sechs beispielhafte Szenarien, die die Vielfalt der möglichen Zukünfte unseres Landes verdeutlichen:

Szenario 1 – Der Europäische Weg: Europa geht einen eigenen Weg: In den 2030ern ist Deutschland eingebettet in ein handlungsfähiges Europa, das eine nachhaltige und innovationsfreudige Agenda vorantreibt, um sich im harten globalen Wettbewerb zu behaupten. Dabei wird der European Green Deal zum Leitfaden. Außerhalb der europäischen Gemeinschaft verhärten sich allerdings die Grenzen im weltweiten Wettbewerb. Es gibt Versuche von Außen, die europäische Gemeinschaft zu untergraben. Deutsche und andere Europäer stellen aber zunehmend ihre europäische Identität vor ihre nationale.

Szenario 2 – Wettbewerbsmodus: Wettbewerb als Handlungsmaxime: In den 2030ern ist Deutschland geprägt von einer dynamischen Leistungsgesellschaft und einem hohen Maß an Eigeninitiative in der Bevölkerung. Diese Eigeninitiative wird gezielt mit Gründungsprogrammen gefördert. Leistung steht dabei an erster Stelle, körperliche Fitness und Ellenbogenmentalität werden lieber gesehen als Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft. Menschen, die das neue Tempo nicht mitgehen können, werden zu Verlierern, was zu einer Spaltung der Gesellschaft und zu großen Klassenunterschieden führt.

Szenario 3 – Rückkehr der Blockstaaten: Abschottung statt Exportnation: In den 2030ern ist Deutschland durch einen weltweiten Nationalismus geprägt von sozialen Herausforderungen und einem schwierigen geopolitischen Umfeld mit konkurrierenden Blöcken. Gegenseitiges Misstrauen und Angst vor (Cyber)-Kriegen dominieren. Die Globalisierung wird zurückgedreht, was dazu führt, dass die Klimakrise weniger gravierend ausfällt, als befürchtet. Deutschland als Exportnation wird von diesen Entwicklungen jedoch wirtschaftlich schwer getroffen, was zur Verarmung eines Großteils der Bevölkerung führt.

Szenario 4 – Tempounterschiede: Ungewollte Bumerangeffekte: In den 2030ern hat der Standort Deutschland den Anschluss an die Spitze der Weltwirtschaft durch fehlenden Reformwillen verpasst. Vor allem ländliche Gebiete verarmen zunehmend, während in den Städten innovative Zentren entstehen. Viele Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren. Ihre Perspektivlosigkeit führt zu einem Fatalismus, Entscheidungen werden vermehrt digitalen Assistenten überlassen. Viele ziehen
sich in eine virtuelle Welt zurück, was durch immer noch vorhandene Filterblaseneffekte zu einer Verstärkung polarisierender Tendenzen führt.

Szenario 5 – Das Bonus-System: Neue Zahlenfixierung: In den 2030er Jahren übernimmt ein digitales, partizipativ ausverhandeltes Punktesystem eine zentrale politisch-gesellschaftliche Steuerungsfunktion. Vorbildliches Verhalten wie soziales Engagement schlägt sich unmittelbar in gesellschaftlichen Vorteilen nieder. Gerade die aufgrund der Klimakrise dringend notwendigen Maßnahmen lassen sich durch ein solches Belohnungssystem politisch gut steuern. Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist ohne die Teilnahme am Bonussystem kaum noch möglich, wodurch die Freiwilligkeit nur noch theoretisch vorhanden ist. Auch daher formiert sich stellenweise Widerstand gegen das System.

Szenario 6 – Ökologische Regionalisierung: Experimentierfieber: In den 2030er Jahren zielen soziale Innovationen auf einen zunehmend ökologischen Lebensstil ab. Viele Leute ziehen aufs Land, um ihr Leben zum Beispiel durch regionale Selbstversorgung nachhaltiger gestalten zu können. Der durchschnittliche Lebensstandard nach heutigen Maßstäben nimmt ab, zugunsten einer umwelt- sozial- und klimaverträglichen Gesellschaft. Die Mehrzahl der Menschen strebt nicht mehr nach materiellen Werten, stattdessen steht die Gemeinschaft an erster Stelle. Mit dem Nebeneffekt, dass ehrenamtliches Engagement, vereinfacht durch die zunehmende Automatisierung von Jobs, immer mehr vorausgesetzt und immer weniger freiwillig wird. Die hochaufgelösten Bilder zu allen sechs Szenarien, weiteres Informationsmaterial und Zitate von Beteiligten finden Sie hier zum Download oder, zusammen mit der Kurz- und Langfassung der Studie, unter vorausschau.de.

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