Der Arbeitsplatz als Assistent
Stellen Sie sich vor, auf Ihrem Desktop öffnen sich kurz vor einem wichtigen Telefonat alle hierfür notwendigen Dokumente. Über diese und andere Anwendungsmöglichkeiten künstlicher Intelligenz (AI) sprach die TREND-REPORT-Redaktion mit Oliver Bendig, CEO der Matrix 42 AG.
Herr Bendig, wie wird AI unsere Arbeitsweise in Zukunft verändern?
Generell wird Arbeiten durch AI einfacher werden. Apps, Daten und Dokumente werden automatisch auf dem gerade genutzten Arbeitsgerät zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung gestellt. Der digitale Arbeitsplatz wird somit Fragen zum Status eines Projekts oder dem nächsten Meeting beantworten, bevor wir diese überhaupt gestellt haben.
Darüber hinaus wird die Arbeitsumgebung stärker automatisiert und einfacher werden. Denken Sie beispielsweise an die Konferenzraum-Steuerung mittels Smart-Office-Szenarien: So wird beim Eintritt in einen Besprechungsraum beispielsweise automatisch eine Telefonkonferenz gestartet und die entsprechenden Teilnehmer schon angewählt.
Eine AI, die meine Präferenzen kennt, die weiß, wann ich an welchem Ort an welchem Gerät und an welchen Projekten arbeite, kann vorab schon die Dokumente öffnen, die ich benötige. Sie kann Änderungen darin hervorheben, kann mich an meine Termine erinnern und mir auch dafür schon vorab alle wichtigen Daten zusammentragen. Alle wiederkehrenden Prozesse kann die AI schon automatisiert durchführen. So bleibt mehr Zeit für Kreativität, das Entwickeln neuer Ideen und Geschäftsmodelle, die das Unternehmen vorantreiben.
„Alle wiederkehrenden Prozesse kann die AI schon automatisiert durchführen,“ betont Oliver Bendig. „So bleibt mehr Zeit für Kreativität, das Entwickeln neuer Ideen und Geschäftsmodelle.“
Auch bei der Fehlerbehebung eröffnet AI ganz neue Möglichkeiten.
Beispiel: Einem Mitarbeiter wird auf seinem Endgerät eine kryptische Fehlermeldung angezeigt. Durch Bilderkennung und Machine-Learning kann ein AI-basiertes Service-Management die Fehlermeldung selbst erkennen, ggf. sogar selbst beheben. Auch über Chat-Bots oder per Voice-Control können Mitarbeiter ihre Anfragen an die IT-Abteilung richten, welche automatisch passende Lösungen sucht und ausführt. Wir stellen solche Lösungen als „Zero Call Resolutions“ zur Verfügung.
Für die geschilderten Prozesse muss das System den Mitarbeiter kennen. Welche Probleme entstehen dadurch im Bereich Datenschutz und im Zuge der EU-DSGVO?
Auf Datenschutz legten wir bei unseren Lösungen schon vor der DSGVO einen besonderen Wert im Sinne von „Privacy by Design“. Einerseits bedeutet dies, dass unsere Lösungen sehr transparent sind und der Anwender jederzeit weiß, wie seine Daten von der IT genutzt werden. Andererseits kann er diese Daten nach seinem Ermessen einschränken. Stellen Sie sich das wie eine Art Schieberegler vor, den man zwischen Privacy auf der einen Seite und Flexibilität bzw. automatisierte Services auf der anderen Seite einstellen kann.
Entstehen durch die zunehmende Digitalisierung des Arbeitsplatzes nicht auch mehr Risiken im Hinblick auf IT-Security?
Tatsächlich ist es so, dass gerade AI beim Thema Security ganz neue Herausforderungen, aber auch neue Möglichkeiten bietet. Wir sprechen bereits über Assistenzsysteme, die das Nutzungsverhalten eines Anwenders und von technischen Prozessen analysieren.
Genau hier ist auch der Ansatzpunkt für eine moderne Absicherung von digitalen Arbeitsplätzen. Der größte Angriffsvektor für Viren und Erpressersoftware ist heutzutage der Endpoint bzw. der digitale Arbeitsplatz. Damit geht einher, dass das Gerät besonders schützenswert ist. Da Viren und Malware sich heute innerhalb von Minuten verändern, sind neue Security-Konzepte für Unternehmen nötig.
Über moderne Endpoint-Security-Lösungen kann z. B. in Echtzeit untypisches, verdächtiges Verhalten auf einem PC oder Laptop identifiziert werden und die Security-Lösung kann mittels Machine-Learning selbständig Schutzmaßnahmen ergreifen. Das heißt, es geht nicht mehr darum, noch höhere Sicherheitszäune um die IT zu bauen, sondern zu akzeptieren, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es ein Eindringling auf mein Endgerät schafft. Sobald die Schadsoftware dann auszubrechen droht, wird sie einfach automatisch isoliert und neutralisiert.
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