Blockchain-Potenziale für ein klimafreundliches Finanzwesen
Finanzinstitute können Web3-Technologien nutzen, Zahlungsmittel mit natürlichen Ressourcen zu koppeln und um so Nachhaltigkeit und Regeneration in den Mittelpunkt des Wirtschaftssystems zu stellen. Lesen Sie, wie Blockchain-Technologie dabei hilft, das Klimaproblem des Finanzwesens zu lösen.
von Dr. Markus Franke, Partner bei cLabs, der an Celo arbeitet und Dr. Slobodan Sudaric, Partner bei cLabs, der an der Climate Collective Initiative arbeitet.
Wenn es um Geld geht, haben sich die Menschen im Laufe der Geschichte hauptsächlich auf dessen Verwendung als Tauschmittel, Wertaufbewahrungsmittel und Rechnungseinheit konzentriert. In der Verwendung von Geld als Zahlungsmittel war die Menschheit kreativ, von Tierhäuten und Muscheln, über Papier- und Metallwährungen, zu elektronischem Geld auf Bankkonten.
In seiner Funktion hat sich das Geld aber im Großen und Ganzen in den letzten Jahrhunderten nicht viel verändert. Betrachtet man es als eine Technologie so dient Geld heute denselben Zwecken wie etwa im 17. Jahrhundert. Das ist bemerkenswert, denn während die Menschen überall hart daran gearbeitet haben, fast alles rund um das Geld zu erneuern, wurde funktionale Innovation im Bereich Währung weitestgehend ignoriert. Wie kann es sein, dass in einer Welt, in der wir uns darauf konzentrieren, fast alles besser, einfacher und nachhaltiger zu machen, das Geld nicht näher betrachtet und verbessert wird?
Und, was in Anbetracht des Klimawandels noch wichtiger ist, warum haben wir uns keine Gedanken über seine negativen Auswirkungen auf die Umwelt gemacht? Da wir immer mehr über die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels lernen, müssen wir uns darauf konzentrieren, den Klimaschutz zu einem zentralen Merkmal des Geldes und des globalen Finanzsystems, einschließlich der damit verbundenen Kapitalströme, zu machen.
Neue Technologien können dabei helfen Währungen nachhaltiger zu gestalten und in Umlauf zu bringen, beispielsweise durch die Nutzung nachhaltiger
Blockchain-Technologie. Entgegen dem, was uns manche Schlagzeilen weismachen wollen, ist nicht jede Blockchain schlecht für’s Klima. Im Gegenteil, Blockchain-Technologie ermöglicht es Menschen überall auf der Erde, auf eine Weise zu handeln, die nicht nur umweltfreundlich ist, sondern auch die Auswirkungen des Klimawandels umkehrt, anstatt zur Krise beizutragen.
Geld kostet oft zu viel.
— Ralph Waldo Emerson
Das ökologische Problem des Finanzwesens
Wenn wir die Worte „gesunde Wirtschaft“ hören, denken wir sofort an ein wachsendes BIP, hohe Beschäftigungszahlen und Verbrauchervertrauen. Kurz: eine Steigerung von Produktion und Konsum. Diese Definition lässt jedoch die hohen Kosten außer Acht, wie unser Planet für eine florierende Wirtschaft zahlt. Sie ignoriert die negativen Auswirkungen unseres wirtschaftlichen Handelns auf unsere Umwelt etwa durch Verschmutzung und den Verbrauch natürlicher Ressourcen.
Wir sollten uns eingestehen, dass Geld und die täglichen Kapitalflüsse unseres globalen Finanzsystems in hohem Maße zu unserer derzeitigen ökologischen Krise beitragen. Laut einem im April veröffentlichten Bericht des CDP, einer gemeinnützigen Organisation, die sich durch Forschung für eine nachhaltige Wirtschaft einsetzt, sind die Treibhausgasemissionen, die mit den Investitions- und Kreditaktivitäten der Finanzinstitute verbunden sind, im Durchschnitt mehr als 700 Mal höher als ihre direkten Emissionen.
Geld, wie wir es heute kennen, folgt blind dem, was die Wirtschaft tut – es fungiert als Schmiermittel, dessen Angebot sich ausdehnt und schrumpft, je nach den Bedürfnissen der Wirtschaft. Es bietet keine Funktionen, um beispielsweise die mit der Nutzung verbundenen ökologischen Kosten zu berücksichtigen. Digitale Währungen hingegen können in dieser Hinsicht „intelligent“ sein. Sie können nicht nur der Nachfrage der Wirtschaft nach Zahlungsmitteln dienen, sondern auch dem Umweltschutz und der ökologischen Regeneration.
Aufbau nachhaltiger Währungen und Finanzprozesse auf der Blockchain
Blockchain-Technologie kann und wird die Welt verändern. Dessen sind wir uns sicher, denn sie ermöglicht Innovationen in der Art und Weise, wie wir tagtäglich Transaktionen durchführen.
Dank der Blockchain-Technologie sind wir in der Lage, Kryptowährungen zu schaffen, die, wenn sie weit verbreitet sind, dazu beitragen könnten, unsere aktuelle ökologische Krise zu überwinden.
Smart Contracts und algorithmische Währungsreserven ermöglichen digitale Währungen, die durch natürliche Ressourcen – sogenanntes Naturkapital – gedeckt sind. Ein Beispiel hierfür sind die nachhaltigen Mento Stablecoins der Celo-Blockchain. Zahlungsmittel, die durch Naturkapital gedeckt sind, können dazu beitragen, ein Zahlungssystem zu schaffen, in dem jedes Wirtschaftswachstum und damit verbundener Anstieg des Zahlungsverkehrs zum Anstieg der Währungsreserve aus natürlichen Ressourcen und damit zur Erhaltung und Regeneration dieser Ressourcen führt.
Während die Idee naturkapitalgedeckter Währungen für viele neu ist, wurde sie ursprünglich von Charles Eisenstein in seinem Buch Sacred Economics vorgestellt. Eisenstein hat beobachtet, dass historisch betrachtet der Wert einer Währung von den Gütern abgeleitet wurde, die die Währung decken. Dies erzeugte wiederum einen Anreiz, diese Güter vermehrt zu erzeugen und bereitzustellen.
Als Geld beispielsweise durch Gold gedeckt war, wurde die Anhäufung von Gold zur obersten Priorität. Gold zu schürfen war wie Geld drucken. Als Geld durch Viehbestand gedeckt war, vergrößerten Viehzüchter ihre Herden. Warum also, so schlug Eisenstein vor, decken wir unser Geld nicht mit Dingen, die wir schätzen und die immer knapper werden – unberührte Wälder, saubere Flüsse, saubere Luft usw.. Warum eigentlich nicht?
Die Wirtschaft von morgen gestalten
Die Welt muss das Konzept “gesunde Wirtschaft” neu denken. Dabei darf es nicht nur um Produktion und Konsum gehen, sondern um den ökologischen Zustand unseres Planeten an sich. Neue Technologien wie die Blockchain geben uns die Möglichkeit, über Nachhaltigkeit hinaus zur Regeneration unserer Umwelt beizutragen.
Erfahren Sie mehr darüber, wie Celo und andere Finanz- und Wirtschaftsorganisationen im Rahmen der Initiative Climate Collective gemeinsam gegen den Klimawandel vorgehen.
Über die Autoren:
Dr. Markus Franke ist Partner bei cLabs und arbeitet an Celo. Celo hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Finanzsystem aufzubauen, das die Voraussetzungen für Wohlstand für alle schafft.
Dr. Franke konzentriert sich auf Forschung, Plattformökonomie undStabilität. Er arbeitet seit über 15 Jahren an der Schnittstelle von Finanzen, Wirtschaft und Forschung bei verschiedenen Unternehmen, darunter J.P.Morgan, Merrill Lynch, risklab, AllianzGI und verschiedenen Forschungseinrichtungen wie der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Columbia Business School in New York und der Hong Kong University of Science and Technology. Er hat einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften.
Dr. Markus Franke bei LinkedIn
Dr. Slobodan Sudaric ist Partner bei cLabs, wo er das Team für regenerative Wirtschaft leitet und die Climate Collective Initiative koordiniert. Seine Arbeit konzentriert sich auf Reservemanagement und die Schaffung innovativer Tokenmodelle an der Schnittstelle von Blockchain, Ökonomie, und Climate-Tech. Bevor er in den Blockchain-Bereich einstieg, arbeitete Dr. Sudaric bei NERA Economic Consulting, wo er Unternehmen, Anwaltskanzleien und öffentliche Einrichtungen in den Bereichen Wettbewerb, Regulierung und Marktdesign beriet, mit einem Schwerpunkt auf dem Energiesektor. Vor seiner Beratertätigkeit, arbeitete er in unterschiedlichen Positionen im Forschungs- und Finanzsektor. Er promovierte in Industrieökonomie und angewandter Spieltheorie an der Humboldt-Universität zu Berlin und erwarb einen Master-Abschluss in Finanzwirtschaft an der London School of Economics.
Dr. Slobodan Sudaric on LinkedIn