Nachhaltige Kooperationen mit Sinn
Die TREND REPORT Redaktion im Gespräch mit Peter Naumann Vorstand Wald- und Umweltpolitik beim Bergwaldprojekt e.V., über Unternehmenskooperationen und den erhalt von Biodiversität und Ökosystemen in Europa.
Herr Naumann, welche Mission verfolgen Sie mit dem Bergwaldprojekt?
Das Bergwaldprojekt e.V. widmet sich dem Schutz und der Revitalisierung von Ökosystemen, indem es Freiwilligenarbeit in Deutschlands Wäldern und Mooren organisiert. Konkret heißt das: Wir pflanzen Bäume und vernässen Moore. Durch diese Einsätze sensibilisieren wir unsere Teilnehmer*innen für die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Unser Ziel ist ein Umdenken der Gesellschaft in Hinblick auf den Umgang mit den vorhandenen Ressourcen.
„Wir müssen verstehen, dass wir alle Teil der Natur sind“
Peter Naumann Vorstand Wald- und Umweltpolitik beim Bergwaldprojekt e.V. erläutert: „Kooperationen mit Partnern wie BusinessBike und Kroll Cosmetics verdeutlichen zudem, wie wirkungsvoll nachhaltige Unternehmenspartnerschaften im Bereich Naturschutz sein können.
Wie kann ich mich daran beteiligen?
Das Bergwaldprojekt bietet die Möglichkeit, sich aktiv an den verschiedenen Naturschutzarbeiten zu beteiligen – zum Beispiel an Pflanzaktionen. Freiwillige können sich in Wochenprojekten für Erwachsene, Familien und Jugendliche, in integrativen Projektwochen, Suffizienzprojekten und speziellen Frauenprojekten engagieren. Das geschieht in der Regel wochenweise. Zudem laden wir zu öffentlichen Pflanztagen ein, wo man – ganz unverbindlich – für einen Tag Teil des Bergwaldprojekts sein kann.
Wie können sich Unternehmen an Ihren Projekten beteiligen und welche Benefits entstehen daraus?
Unternehmenskooperationen ermöglichen es Firmen, sich aktiv und finanziell an Projekten zum Erhalt von Biodiversität und Ökosystemen zu beteiligen. Dabei bekennen sich die unterstützenden Unternehmen zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens und der Sustainable Development Goals und werden regelmäßig über die Projektentwicklungen informiert. Bild- und Textdokumentationen stehen für abgestimmte Kommunikationszwecke bereit, insbesondere im Rahmen der EU-Taxonomie.
Das Herzstück der Kooperation: Bei den Corporate-Volunteering-Tagen erleben die Mitarbeitenden direkt den aktiven Einsatz für die Natur. Sie lernen neue Facetten der Nachhaltigkeit kennen.
Gib es schon Beispiele dazu?
Das Bergwaldprojekt arbeitet seit vielen Jahren mit der Deutschen Bahn in unterschiedlichen Bereichen zusammen und es besteht auch eine langjährige Partnerschaft mit bahnbonus. Das bedeutet Fahrgäste können durch Spenden ihrer bahnbonus Prämienpunkte aktiv zur Erhaltung und Wiederherstellung heimischer Waldökosysteme beitragen. Kooperationen mit Partnern wie BusinessBike und Kroll Cosmetics verdeutlichen zudem, wie wirkungsvoll nachhaltige Unternehmenspartnerschaften im Bereich Naturschutz sein können.
Was muss jetzt konkret unternommen werden, um unsere Wälder fit für die Zukunft zu machen?
Der Zustand unserer Wälder ist alarmierend. Der letzte Waldzustandsbericht zeigt, dass vier von fünf Bäumen erkrankt sind, und die Bundeswaldinventur IV weist darauf hin, dass der Wald neuerdings eine Kohlenstoffquelle statt einer Senke ist. Dabei sind Wälder essenziell für Wasserspeicherung, Biodiversität, Kühlung, Holzlieferung, Kohlenstoffbindung und Erholung. Naturnahe Wiederbewaldung und der Umbau mit heimischen Mischbaumarten sind entscheidend für resiliente Wälder. Erhöhte Diversität und professionelles Jagdmanagement fördern stabile, artenreiche Wälder. Eine vorsichtige Waldpflege mit Kronenschluss hilft, die Waldinnentemperaturen zu senken und Kühlfunktionen zu erhalten.
Welche Projekte und Events stehen für 2025 noch an?
2025 planen wir die bisher größte Projektsaison mit 205 Einsatzwochen an 111 unterschiedlichen Orten. Dazu kommen zahlreiche Corporate-Volunteering-Veranstaltungen für Unternehmen sowie öffentliche Pflanz- und Pflegetage, wie das Neihaufescht in Braunlage, das zugleich unser 35-jähriges Jubiläum feiert. In dieser Zeit werden wir über 5.000 Menschen in Wälder, Moore und Freilandbiotope einbinden, um einen entscheidenden Beitrag zur Wiederherstellung dieser Ökosysteme zu leisten und das Bewusstsein für unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu stärken.
Weitere Infos unter:
Bergwaldprojekt e.V. auf LinkedIn
Über Peter Naumann:
Seit 2019 ist Peter Naumann Mitglied des Vorstandes und Sprecher für Wald- und Umweltpolitik. In dieser Funktion verfolgt er das Ziel, das gesellschaftliche Bewusstsein für ein nachhaltiges Leben im Einklang mit der Natur zu fördern.
Er will zum demokratischen Diskurs über die Wege und Möglichkeiten einer sozial- ökologischen Transformation beitragen. Fundiertes Wissen und wissenschaftlich belegte Zusammenhänge bilden dafür die Grundlage – frei von ideologischen Identifikationen und der Interessensvertretungen einzelner gesellschaft- licher Gruppen.
Peter Naumann absolvierte eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner und studierte anschließend Forstwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. 1988 stieß er zum Bergwaldprojekt und war dort seit 1992 federführend am Aufbau des deutschen Vereins beteiligt.
Über das Bergwaldprojekt:
Seit 35 Jahren ist das Bergwaldprojekt mit tausenden Freiwilligen deutschlandweit im Einsatz für die Erhaltung und die Wiederherstellung von Ökosystemen. Unter fachkundiger Anleitung werden Moore wiedervernässt, Bach- und Flussufer renaturiert, Schutzwälder saniert, standortheimische Bäume zur natürlichen Waldentwicklung gepflanzt, Biotope im Offenland gepflegt und viele weitere Maßnahmen durchgeführt, um die Biodiversität zu erhalten. Bei den Arbeiten wird der Reichtum und die Schönheit der Natur erlebt. Den Teilnehmenden werden die Zusammenhänge in der Natur und unsere Verbundenheit mit der Natur nähergebracht. Wir wollen die akuten Bedrohungen der natürlichen Lebensgrundlagen bewusst machen und für einen sorgsamen Umgang mit den Ressourcen sensibilisieren.