„Kooperative Wertschöpfung im Blick haben“
Im Nachgang zur Hannover Messe sprach die TREND REPORT-Redaktion mit Lumir Boureanu, Geschäftsführer der Eurodata Tec. Das Unternehmen bietet insbesondere dem Mittelstand Hilfestellung beim Weg zum digitalen Geschäftsmodell. Dies ist zentraler Bestandteil des Mottos der diesjährigen HannoverMesse: die „Integrated Industry“.
Herr Boureanu, die Hannover Messe hatte in diesem Jahr das Motto „Integrated Industry“. Was verbinden Sie damit?
Ich verbinde das Stichwort Digitalisierung damit. Die Digitalisierung lässt Branchengrenzen verschwimmen, senkt Eintrittsbarrieren und verändert den Wettbewerb so, dass neue Märkte entstehen. In diesen, so entstandenen Ökosystemen, wiederum etablieren sich neue, disruptive Geschäftsmodelle. Hier kommen dann auch gleich zwei Arten der „Integrated Industry“ zum Tragen: Zum einen die vertikale Vernetzung innerhalb eines Unternehmen, die sich auf eine schnellere Produktentwicklung und Produktionsprozesse konzentriert. Zum anderen die horizontale Vernetzung von Prozessteilnehmern, die über die Unternehmensgrenzen hinausgeht. So entstehen ganz neue Wertschöpfungsketten, die sich durch Flexibilität, Transparenz und Echtzeit-Steuerung auszeichnen und kooperative Geschäftsmodelle möglich machen – ganzheitliche Lösungen für mehr Kundenzufriedenheit und –loyalität.
Welchen Weg muss dafür insbesondere der Mittelstand noch gehen?
Bei den meisten mittelständischen Unternehmen steht nach wie vor das Produkt im Mittelpunkt. Beim „Integrated-Industry-Ansatz“ dagegen geht es um ganzheitliche Konzepte und Services, die nicht im Alleingang umgesetzt werden können. Aber gerade das ist für deutsche Mittelständler eine überaus attraktive Möglichkeit, sich zu differenzieren. Hier können sie ihre vorhandene Kernkompetenz mit neuen Industrie-4.0-Technologien erweitern; sie können strategische Partnerschaften eingehen und völlig neue Wege gehen. Das Problem ist allerdings, dass diese Vorstellung dem bisherigen Branchenverständnis widerspricht und dieses oft nur schwer überwunden wird. Man muss aber auch zugeben, dass im Kontext von Industrie 4.0 noch einige Fragen offen sind – beispielsweise rechtliche Fragen, Haftungsfragen, Sicherheitskonzepte und fehlende Standards, so dass man dem Mittelstand seine derzeitige Zurückhaltung durchaus nachsehen sollte.
Eine aktuelle Studie sieht Deutschland auf einem guten Weg beim Thema Industrie 4.0. Tatsächlich ist auch Asien bereits sehr weit. Wie können deutsche Unternehmen, insbesondere im Maschinen- und Anlagenbau, den Vorsprung halten?
Grundsätzlich ist der deutsche Mittelstand als Dienstleister für die digitale Industrie sehr gut aufgestellt. Wenn man zudem die Experimentierfreudigkeit, den hohen Automatisierungsgrad sowie die solide Kapitalausstattung dazu zählt, kann man nur sagen, dass der deutsche Mittelstand die besten Voraussetzungen hat, beim Thema Industrie 4.0 ganz vorne mitzuspielen. Die hochspezialisierten, mittelständischen Unternehmen sind in der Lage, weitere, strategische Partnerschaften zu schließen und sich innovativ auszurichten. Dazu gehört vor allem, die bisher fertigungszentrierten, digitalen Services auf das gesamte Unternehmen und darüber hinaus zu erweitern. Basierend auf vorhandenen Datenanalysen und Vorhersagen kann der Mittelstand neue Geschäftsmodelle, die sogenannten Betreibermodelle, etablieren. Diese sind für die Kunden auch noch wesentlich attraktiver, denn jetzt kaufen sie nicht mehr nur eine Maschine, sondern einen Service oder gar eine User Experience. Damit der deutsche Mittelstand sich diesen Vorsprung erhält oder ihn sogar ausbaut, muss sich die Branchenkultur ändern. Sie muss stärker in die Richtung einer kooperativen Wertschöpfung gehen und den Kunden und seine Bedürfnisse immer fest im Blick haben.
Stichwort Innovationen durch Digitalisierung: Wie helfen Sie Ihren Kunden in diesem Kontext?
Unser Unternehmen hat eine Fünf-stufige-Vorgehensweise aufgestellt, die Organisationen dabei hilft, eigene digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Wir haben analysiert welche Aspekte unabdingbar sind und daraus ein Konzept entwickelt, das die Unternehmen wie eine Art Grundgerüst für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle einsetzen können. Neben den technischen Rahmenbedingungen werden auch die vorhandenen Businesskonzepte berücksichtigt und natürlich auch das zukünftige Geschäftsmodell. Für die technische Umsetzung der digitalen Transformation bieten wir unseren Kunden zudem auch Softwareprodukte zur Daten- und Prozessintegration, sowie eventbasierte Transparenz. Unsere Plattform edbic ermöglicht beispielweise die Anbindung aller Akteure, sei es ein Unternehmen, SW-Systeme, Maschinen oder Personen. Komplementär dazu wertet unser edpem alle generierten Events kontextbasiert aus und kann so, regelgestützt, weitere Aktionen anzusteuern bzw. veranlassen. Das Gesamtbild wird durch unsere Data Scientists und Analytics abgerundet. Somit können wir unseren Kunden den Wechsel zu digitalen Geschäftsmodelle enorm erleichtern. Diese neuen Services sind wirklich etwas Besonderes, denn sie verbinden die physische und die digitale Welt ganz smart miteinander. Deshalb werden diese Services auch Smart Services genannt.
Weitere Informationen unter:
www.eurodata.de
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