KI revolutioniert die Arbeitswelt

Die KI-Revolution in der Arbeitswelt ist in vollem Gange. Doch wie können Unternehmen sicherstellen, dass die Transformation für alle Beteiligten zum Erfolg wird? Ein Gastbeitrag von Kate Field, Global Head Human and Social Sustainability bei der British Standards Institution, beleuchtet die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen. Er zeigt auf, wie KI-Tools die Produktivität steigern, flexibleres Arbeiten ermöglichen und die Unternehmenskultur stärken können. Gleichzeitig betont er aber auch die Bedeutung von Transparenz, ganzheitlicher Betrachtung und umfassenden Schulungsprogrammen.

Autorin: Kate Field, Global Head Human and Social Sustainability, BSI

 

 

Eine neue Studie der internationalen Normierungsorganisation British Standards Institution (BSI), zeigt, dass fast neun von zehn Führungskräften in Deutschland (86 %) die Veränderung von Bürojobs durch KI erwarten. Vier Fünftel (79 %) gehen sogar davon aus, dass solche Tätigkeiten komplett ersetzt werden. Gleichzeitig herrscht ein weit verbreiteter Optimismus über die positiven Auswirkungen von KI-Tools auf die Produktivität. 84 % der Befragten erkennen an, dass Unternehmen einen Wettbewerbsnachteil haben werden, wenn sie nicht in diese Tools investieren. Die KI-Transformation ist also bereits in vollem Gange, doch wie kann sichergestellt werden, dass sie sich zu einer fortschrittlichen Kraft für Einzelpersonen, Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes entwickelt?

KI-Tools können den Mitarbeitenden auf verschiedene Weise zugutekommen, was wiederum dazu beiträgt, Unternehmen zu stärken und Produktivität und Leistung zu steigern.

Leistungsmanagement einer der ersten Bereiche beim Einsatz von KI-Tools

Einer der ersten Bereiche, die es beim Einsatz von KI-Tools zu berücksichtigen gilt, ist das Leistungsmanagement. 73 % der Führungskräfte in Deutschland sagen, dass KI bereits zur Unterstützung in diesem Bereich eingesetzt wird. KI-Tools könnten ein umfassendes Bild der Arbeit eines Mitarbeitenden liefern und das Feedback von Kolleg*innen fortlaufend sammeln und analysieren. Sichtbareres und unmittelbareres Feedback könnte einen Kulturwandel vorantreiben. So können beispielsweise Leistungsveränderungen in Echtzeit eingeführt werden, anstatt nur bei jährlichen Bewertungen.

Neben den Vorteilen gilt es aber auch wichtige Überlegungen zur Transparenz zu vollziehen: Es muss für die Mitarbeitenden nachvollziehbar sein, welche Plattformen überwacht werden und wie Aspekte wie der Ton einer E-Mail oder die Häufigkeit des Versendens von Nachrichten berücksichtigt werden. Es besteht ansonsten die Gefahr, es könnte negative Auswirkungen auf die Unternehmenskultur und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden haben, wenn jedes Wort und jede Nachricht von einer KI analysiert wird. Der daraus entstehende Druck wäre enorm. Schließlich machen viele Mitarbeitenden sporadisch auch mal einen Fehler oder versenden eine unüberlegte E-Mail. Aber nicht jeder Fehltritt erfordert eine Eskalation, der Kontext ist entscheidend. Neurodivergente Arbeitnehmer, also Menschen mit beispielsweise Autismus oder ADHS, verwenden möglicherweise Sprache auf eine andere Weise. Arbeitnehmende, die eine Fremdsprache nutzen, könnten außerdem benachteiligt sein. Deshalb ist es wichtig sicherzustellen, dass ein auf Grundlage aktueller demografischer Profile trainiertes KI-System solche Dinge berücksichtigt.

Zweitens könnte KI eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung eines flexiblen Arbeitsplatzes spielen. Auch die Neugestaltung von Tätigkeiten abseits des traditionellen 9-bis-5-Jobs wäre denkbar. Das bedeutet, KI zu nutzen, um zu untersuchen, wie Aufgaben erledigt werden und ob es bessere Möglichkeiten gibt, diese zu erfüllen. Verschiedene Unternehmensbereiche wie Marketing, Kundenservice und Vertrieb könnten beispielsweise besser miteinander verknüpft werden. So ließe sich ein effektiverer Informationsaustausch erreichen, anstatt jedes Mal von vorne zu beginnen.

KI könnte zwar eintönige oder untergeordnete Aufgaben übernehmen, hätte aber zur Folge, dass den Menschen die anspruchsvollsten Komponenten überlassen bleiben. Ihre Arbeitsbelastung würde somit eher intensiviert als reduziert. Um das Wohlbefinden bei der Arbeit zu unterstützen und Burnout oder Stress zu vermeiden, muss ganzheitlich darüber nachgedacht werden, wie KI den gesamten Job verbessern kann. Ziel sollte es sein, einen zukunftsfähigen Arbeitsplatz zu gestalten, an dem sich alle weiterentwickeln können.

Upskilling als Basis der KI-Transformation

Die Schulung der Mitarbeitenden im Umgang mit KI-Tools ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Derzeit sagen 83 % der Führungskräfte in Deutschland, dass ihr Unternehmen Lern- und Entwicklungsprogramme für KI-Schulungen anbietet. Aber weniger als die Hälfte (38 %) gibt an, dass sie von einem nennenswerten Umfang an formellen oder informellen Schulungen wissen, die von ihrem Unternehmen angeboten werden, um die Mitarbeitenden bei der sicheren, ethischen und effektiven Nutzung von KI-Tools zu unterstützen. Zweifellos ist es wichtig, Mitarbeitende im Umgang mit einem Tool zu schulen, das sie verwenden oder mit dem sie interagieren werden. Ein umfassendes Schulungsprogramm kann dazu beitragen, KI auf positive Weise einzuführen, sodass sie den Menschen und ihrer Arbeit zugutekommt. Bemerkenswert ist, dass 89 % der Führungskräfte in Deutschland sagen, dass KI-Schulungen für Mitarbeitende wichtig sind – eine viel höhere Zahl als tatsächlich umgesetzt wird. Diese Lücke zu schließen, wird für die Transformation entscheidend sein.

Gleichzeitig bleibt zu berücksichtigen, dass eine Schulung nicht gleich der tatsächlichen Kompetenz ist. Ein umfassendes Programm würde einbeziehen, wo KI im Unternehmen eingesetzt wird. Es würde in verschiedenen Formaten angeboten, um unterschiedlichen Lernstilen und Zugänglichkeitsanforderungen gerecht zu werden. Außerdem sollte es die Mitarbeitenden einbinden, um sicherzustellen, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden. Wenn Schulungen nur zum Abhaken durchgeführt werden, bleiben die erhofften Vorteile meist aus. Da sich KI rasant entwickelt, ist kontinuierliches Lernen wichtig. Nur so können neue Fähigkeiten entwickelt und die Tools selbst verbessert werden.

KI-gestützte Technologien haben das Potenzial, die Art und Weise, wie gearbeitet wird, in allen Branchen und Märkten zu verändern. Sie werden beeinflussen, wie Unternehmen Mitarbeitende einstellen, Leistung managen, Angestellte schulen und vieles mehr. Effektiv eingesetzt, hat KI das Potenzial, Unternehmen vielfältiger zu machen, die direkte Führung von Mitarbeitenden zu transformieren und flexibleres Arbeiten zu ermöglichen. Gleichzeitig müssen darüber nachgedacht werden, wie menschliche Kreativität, Einfallsreichtum, kritisches Denken und Zusammenarbeit beibehalten werden können. KI kann genutzt werden, um Effizienz und Produktivität zu steigern. Wenn sie mit menschlicher Einsicht, Empathie und Mitgefühl kombiniert wird, können die Unternehmenskultur gestärkt und Innovationen gefördert werden.