Biometric Payments

Wir sprachen mit Dr. Rolf Werner, Head of DACH bei Cognizant inwieweit sich biometrische Methoden bei Zahlverfahren realisieren lassen.

Dr. Rolf Werner sieht biometrische Zahl- und Authentifizierungsverfahren vor allem vor dem Hintergrund von mehr Sicherheit für Endverbraucher.

Welche Möglichkeiten bieten Technologien, die sich auf biometrische Daten stützen bei der Kartenzahlung und in anderen Bereichen? Welche Missbrauchspotenziale sind denkbar?
Der Fortschritt der letzten Jahre im Bereich biometrischer Technologien ist rasant und die Fehlerquote der Technologie ist sehr gering. Biometrische Technologien bieten eine ganze Reihe an Vorteilen für Unternehmen und KundInnen in diversen Branchen, vor allem in Bezug auf die Sicherheit von Konten und als Vertrauensbasis in einer immer digitaler werdenden Umwelt. Sie können beispielsweise eingesetzt werden in den Bereichen Sicherheit und Strafverfolgung, Grenzkontrolle und Überwachung, digitale Kontoeröffnung bei Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen und physische, logische Zugangskontrollen. Mit einem Umsatz von voraussichtlich 18,6 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2026 ist das Potenzial des Marktes enorm.
Die Risiken beim Missbrauch biometrischer Daten sind enorm, da die Daten über längere Zeit oder dauerhaft missbraucht werden können. Zudem hat die Person, die über die Daten verfügt, Zugriff auf alle Anbieter, die die Identifikation mit biometrischen Daten anbieten, während man oft unterschiedliche Passwörter für unterschiedliche Anbieter nutzt. Ein Passwort kann zudem schnell geändert oder zurückgesetzt werden, wohingegen man biometrische Daten nicht einfach ändern kann.

Wie werden die biometrischen Daten der KundInnen geschützt und inwieweit ermöglichen biometrische Merkmale mehr Personalisierung im Bankgeschäft?
Biometrische Daten sind personenbezogene Daten, da sie sich auf eine identifizierte oder identifizierbare Person beziehen. In Europa bietet die Allgemeine Datenschutzverordnung einen strengen Rahmen für den Datenschutz. Die Möglichkeit, biometrische Daten für Personalisierungszwecke zu verwenden, setzt voraus, dass die betroffene Person ihre ausdrückliche Zustimmung zur Verarbeitung personenbezogener Daten für den angegebenen Zweck gibt.
Außerdem enthält die GDPR (General Data Protection Regulation) eine weit gefasste Definition biometrischer Daten und erlaubt es den Mitgliedstaaten, auf nationaler Ebene zusätzliche Bedingungen und Einschränkungen festzulegen. Dies bedeutet, dass Unternehmen, die den Einsatz von verhaltensbiometrischen Daten in Erwägung ziehen, sicherstellen müssen, dass ihre Verarbeitung im Einklang mit den Datenschutzbestimmungen steht.
Durch den Einsatz von Biometrie im Bankgeschäft ist es möglich die Konten der BankkundInnen persönlicher zu schützen. Nur sie selbst können auf ihren Account mit ihren persönlichen biometrischen Merkmalen wie dem Fingerabdruck oder der Iris zugreifen. Die Technologien bieten einen wichtigen Sicherheits- und Vertrauensfaktor, da das Bankkonto und die damit verbundenen Transaktionen besonders zu schützende Daten einer Person darstellen.

Lohnt sich die Technologie, auch unter Berücksichtigung der Einführungskosten der entsprechenden Terminals? Welche Vorteile haben die EndnutzerInnen?
Die Einführung biometrischer Technologien ist nicht günstig; High-End-Systeme kosten bis zu 10.000 Dollar, aber mit höheren Akzeptanzraten wird der Preis weiter sinken. Der Business Case in Bezug auf Kosten, Nutzen und Risiken variiert aber von Anwendungsfall zu Anwendungsfall. Im Falle einer Zugangskontrollanwendung für ein Kernkraftwerk beispielsweise möchte man nicht, dass jemand zufällig eintritt, und muss in einen starken, mehrschichtigen biometrischen Authentifizierungsmechanismus investieren. Im Bereich des Zahlungsverkehrs ist der Geschäftsnutzen bei hohen Zahlungen größer als bei Zahlungen mit kleinen Beträgen und hohem Volumen. Insgesamt müssen nicht nur die Wünschbarkeit und die technische Machbarkeit, sondern auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit und die Investitionsrentabilität für jeden Anwendungsfall individuell analysiert werden.
Für die EndnutzerInnen bietet sie beispielsweise die Möglichkeit, Zahlungen zu beschleunigen, Warteschlangen zu verkürzen und mehr Sicherheit zu bieten als eine herkömmliche Kredit- oder Debitkarte. Laut einer Studie des Zahlungsanbieters Klarna aus dem Jahr 2021 besteht jedoch eine gewisse Skepsis gegenüber der Biometrie im Zahlungsverkehr, vor allem bei den Deutschen, denn im Vergleich zu anderen Nationen ziehen nur 2 % der Befragten aus Deutschland neue Zahlungsmöglichkeiten den bekannten Methoden vor.


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