Den eigenen digitalen Reifegrad messen
Nikolai Stoyanov, Geschäftsführer der perXoom GmbH, langjähriger Trainer und Berater bei ibo, hat kürzlich ein Minimum Viable Product (MVP) gelauncht, mit dem es Mitarbeitern möglich wird, ihre Fähigkeiten für die digitale Transformation zu beurteilen. Der Ansatz gleicht einem Assessment, das sehr viel Aufschluss über die eigenen Möglichkeiten und Perspektiven bietet. Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen: Auch die menschlichen Fähigkeiten werden gefragt sein – nicht nur die Fähigkeit, Code zu schreiben. Genauso wie es Softwareentwickler und KI-Experten braucht, werden Experten im Umgang mit dem Menschen, Experten für Leadership und Change-Management benötigt, wie Stoyanov im nachfolgenden Interview mit der TREND-REPORT-Redaktion ausführt.
Herr Stoyanov, wie spielen Bildung und digitaler Wandel zusammen?
Der digitale Wandel hat eine enorme Auswirkung auf unser Arbeitsumfeld. Viele Arbeitsplätze verändern sich gravierend, andere werden in absehbarer Zeit nicht mehr existieren. Die Anforderungen von Unternehmen an ihren Mitarbeiter ändern sich natürlich auch und zwar in einer sehr hohen Intensität. Das Lernen und der Aufbau von Fähigkeiten und Kompetenzen sind der Schlüssel für eine gelungene digitale Transformation. Für die MitarbeiterInnen bedeutet digitale Fitness mehr Sicherheit und Erfüllung in der Arbeitswelt von morgen. Für die Unternehmen stellt die digitale Fitness ihrer Mitarbeiter eine Garantie dar, dass sie sicher und erfolgreich die digitale Transformation meistern.
Welche Rolle spielt eine Plattform wie perXoom in diesem Kontext?
Die Digitalisierung ermöglicht uns einen unglaublichen Zugang zu Wissen. Wir haben viele Möglichkeiten von den besten Experten zu lernen, unsere Erfahrungen zu teilen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren und uns mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Diese Vernetzung, den Austausch von Erfahrungen und Expertise, das gegenseitige voneinander lernen und profitieren nennen wir ein Lern-Ökosystem. Unsere Plattform organisiert und unterstützt den Aufbau von solchen Lern-Ökosystemen.
Wie analysieren Sie den Status Quo und den Wissensbedarf bei Menschen und Organisationen? Welche Schlüsse lassen sich aus den Ergebnissen ableiten?
Zunächst mal geht es uns darum, für Menschen und Unternehmen eine Orientierung zu bieten: Welche digitale Kompetenzen brauche ich überhaupt? Wo stehe ich oder mein Unternehmen im Vergleich zu den so genannten „digital Leader“, also digitalen Vorreitern? Welcher Handlungsbedarf besteht für mich? Nach einer Analyse der eigenen digitalen Expertise und der aktuellen Aufgabenbereiche erhält jeder einzelne User unserer Plattform Vorschläge für seine individuelle Lernreise – Videos, Blogs, Expertentreffen, Seminare, etc.
Die Ergebnisse aus der Analyse können auch im Unternehmenskontext vielfältig verwendet werden. Z.B. für die Erstellung von Personalentwicklungsstrategien, für die Besetzung von Projekten, für Skill- und Talentmanagement und vieles mehr.
Nicht jeder wird und will Data Scientist oder KI-Experte werden. Wie kann perXoom weiterhelfen, die eigenen Qualitäten im Kontext der Digitalen Transformation zu beurteilen?
Die digitale Transformation besteht aus mehr als nur Technik. Neben technischen Spezialisten brauchen wir Expertise in Bereichen wie Leadership, Management, Vertrieb, Produktentwicklung, etc. Auch der Umgang mit dem Menschen in der Digitalisierung gewinnt an Bedeutung. Und damit steigt der Bedarf an Wissen und Expertise in Themen wie Change-Management, Stressbewältigung und Resilienz, Coaching, etc. Zusammenfassend – es gibt viele Bereiche in denen auch Nicht-IT-Spezialisten Verwirklichung und Erfüllung finden. Um die eigenen Stärken besser einzuschätzen kann z.B. eine Persönlichkeitsanalyse helfen. Oder auch ganz einfach – Neues lernen, ausprobieren und wenn es einem Spaß und Freude bereitet – einfach weitermachen.
Sie bringen sehr viele Erfahrungen aus der agilen Organisation mit. Wie agil gehen Sie selbst bei der Entwicklung vor? Wie könnten nächste Ausbaustufen aussehen?
Agiles Vorgehen bedeutet für uns vor allem folgendes: Kurzzyklisches Vorgehen, Nutzer aktiv einbeziehen, Fokus auf den Funktionalitäten, die für den Nutzer den höchsten Mehrwert darstellen.
Im Detail heißt es: Wir arbeiten in 1-wöchigen Sprints und verifizieren unsere Anforderungen und Ergebnissen mit ausgewählten Nutzern. Mit dem ersten Minimum Viable Product haben wir den Kreis unserer Testnutzer erweitert und zusätzliches Feedback gesammelt. Dieses Feedback bestimmt die Entwicklung für die nächsten 4 Wochen. Konkret – die nächsten 4 Wochen arbeiten wir an der Vereinfachung unserer Digital Fitness Tests und an der Verbesserung des Lernerlebnisses.
Technisch betrachtet ist in der Entwicklung einfach alles möglich. Deshalb versuchen wir mit Methoden wie z.B. Customer Journey und Design Thinking den Fokus auf bestimmte Zielgruppen und Technologien zu legen.
Sie haben perXoom als eigenständiges Unternehmen ausgegründet. Was waren die Beweggründe dazu?
Wir haben zuerst innerhalb der ibo Akademie ein Projekt angefangen und den Bedarf an digitalen Kompetenzen bei unseren bisherigen Kunden evaluiert. Wir haben ca. 400 Kundenbefragungen und Interviews durchgeführt, Prototypen erstellt und verifiziert. Am Ende dieses Projektes haben wir festgestellt, dass wir ein neues Geschäftsmodell brauchen, um die Kundenbedürfnisse zu erfüllen – nämlich eine Plattform zum Aufbau und Teilen von Wissen. Die Entscheidung perXoom als eigenständiges Unternehmen zu führen war die logische Konsequenz dieser Erkenntnis und sichert uns mehr Flexibilität und Geschwindigkeit in der Entscheidungsfindung und Umsetzung.
Welche „Lernkurve“ haben Sie selbst in den vergangenen Monaten bestritten?
Für mich persönlich waren die letzten Monate mit unglaublich vielen Erlebnissen, Erkenntnissen und Erfahrungen verbunden. Technisch wie fachlich habe ich sehr viele neue Themen für mich entdeckt, deshalb kann ich diese Lernkurve als sehr steil bezeichnen. Wenn ich nur ein Aspekt daraus hervorheben sollte, dann ist es die Offenheit, mit der unsere potenzielle Kunden, Experten, Partner und Mitgestalter ihre Erfahrungen, Ideen und Wünsche mitgeteilt haben. Während der Entstehung von perXoom haben wir ein großartiges Lern-Ökosystem entstehen lassen, das jeden einzelnen von uns persönlich und fachlich bisher weitergebracht hat. Diese steile Lernkurve gibt mir die Energie, solche Lern-Ökosysteme auch für andere Menschen und Unternehmen zu erschaffen.
Wenn Sie für die Entwicklung einen Wunsch frei hätten…
… wäre es, Wissen öffentlich zugänglich und bezahlbar für alle Menschen zu machen.
Weitere Informationen unter:
https://perxoom.com
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