Wohin mit dem Geld?
Das Thema Kapitalanlage ist komplexer denn je, doch es gibt auch Chancen am Beginn einer neuen Wirtschaftsära.
Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist die Welt in Aufruhr. Nie dagewesene Sanktionen sollen die russische Wirtschaft zum Zusammenbruch führen, sorgen aber durch das wirtschaftliche Geflecht gegenseitiger Abhängigkeiten auch für Panik an den Märkten. Kurse purzeln, Preise steigen und Anleger haben es immer schwerer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Frage, „Wohin mit dem Geld?“ scheint daher drängender als jemals zuvor.
Gold, als klassische Krisenwährung, erreichte bereits zu Beginn des Krieges ein neues Allzeithoch und gilt weiterhin als sicherer Hafen. Medial im Fokus stehen vor allem die Energieträger Öl und Gas, während andere Rohstoffe im Mainstream weniger diskutiert werden. Dabei ist dieser Markt besonders volatil. Am 8. März setzte die Londoner Metallbörse den Nickelhandel aus. Nachdem sich der Preis in der Vorwoche durch befürchtete Sanktionen mehr als vervierfachte und sich allein am 8. März nochmals verdoppelte, sah sich die Börse zu diesem Schritt gezwungen, um Ruhe in den Markt zu bringen. Zehn Prozent des weltweiten Nickelbedarfs kommen aus Russland und für 15 bis 20 Prozent des Nickelangebots in Batteriequalität ist allein das russische Unternehmen Nornickel verantwortlich.
Die Fondsboutique Commodity Capital nimmt durch ihre Anlagephilosophie möglichst viel Risiko aus dem an sich volatilen Rohstoffsektor. „Als einfaches Beispiel kann hier sicherlich genannt werden, dass wir bereits seit Jahren politische Risiken minimieren“, führt Dana Kallasch aus. „So investieren wir weder in Afrika, noch in China oder Russland und auch in Südamerika haben wir aufgrund der politischen Entwicklungen unsere Positionen beispielsweise in Peru oder Chile auf ein Minimum reduziert.“ Eine besondere Rolle spielt für das Unternehmen auch das Thema Nachhaltigkeit. „Wir schauen uns in der Regel all unsere Kernpositionen vor Ort an und führen teilweise mehrmals site visits durch“, erläutert die Mitgründerin. Neben der Geologie und der Infrastruktur steht hierbei insbesondere auch die Beziehung der lokalen Bevölkerung zum Unternehmen für uns im Vordergrund.“ Schließlich ist ein gutes soziales Miteinander wichtig für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens.
„Kaum sind Kryptowährungen im Mainstream angekommen, sind mit NFTs (Non-fungible Token) ganz neue Anlagemöglichkeiten im Kryptokosmos entstanden.“
Am Rande notiert
Kryptowährungen
Bitcoin, Ethereum, IOTA, Litecoin, Ripple, Dash, Tether, Cardano, Monero, Dogecoin: Kryptowährungen bieten vielfältige Möglichkeiten weit über ihre Funktion als reine Zahlungsmittel hinaus. Welche Funktionen und Organisationen sich hinter den bekanntesten Token verbergen und warum das Proof-of-Stake-Verfahren eine echte Alternative zum energieintensiven Proof-of-Work ist, welches beispielsweise dem Bitcoin zugrunde liegt, erfahren Sie auf:
In unserer vernetzten Welt geraten aber nicht nur physische, sondern immer häufiger auch digitale Güter in das Visier der Anleger. Eine Sonderrolle nehmen Kryptowährungen seit Beginn des Krieges ein. Denn während Russland durch Sanktionen weitgehend vom globalen Finanzsystem ausgeschlossen ist und der Rubel sich im freien Fall befindet, könnten Kryptowährungen die Lage im Land stabilisieren. Wo Zahlungsdienstleister wie Visa, Mastercard, American Express, Apple Pay, Google Pay und PayPal ihre Geschäftsbeziehungen gekappt haben, können die meisten Russen ihre Geldgeschäfte über Krypto-Börsen durchführen. Gesetzlich angeordnete Sanktionen sorgen dafür, dass wenigstens einige Oligarchen keinen Zugang mehr zu ihren digitalen Devisen haben.
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Rohstoffinvestment mit Rendite und Sicherheit |
Welche Auswirkungen eine Hyperinflation auf den Kryptomarkt haben könnte, zeigt ein Blick auf die jüngere Geschichte Venezuelas. Dash – so etwas wie eine schnellere Version des Bitcoins – wurde in kürzester Zeit zu einem der beliebtesten Zahlungsmittel im Land. Am 1. November 2017, am Vorabend der Wirtschaftskrise, war ein Dash noch 271,56 US-Dollar wert. Bis zum 20. Dezember 2017 wuchs der Wechselkurs auf 1550,85 US-Dollar an, was einem Wertzuwachs von 571 Prozent in weniger als zwei Monaten entspricht. Wird sich die Geschichte jetzt wiederholen oder verhindern weitere im Raum stehende Sanktionen eine solche Entwicklung?
Nahezu sicher scheint der Bullenmarkt bei der zweitgrößten Kryptowährung Ethereum. Nach Angaben der Ethereum Foundation soll im zweiten Halbjahr die Umstellung der Währung auf das Proof-of-Stake-Verfahren erfolgen. Anders als bei der bisher genutzten Proof-of-Work-Methode ist dann kein hoher Energieaufwand mehr nötig, um neue Coins zu kreieren und die Sicherheit der Blockchain zu gewährleisten. In Anbetracht der sich zuspitzenden Energiekrise und des Trends zur nachhaltigen Kapitalanlage dürfte der Ethereum-Kurs in die Höhe schießen.
Kaum sind Kryptowährungen im Mainstream angekommen, sind mit NFTs (Non-fungible Token) ganz neue Anlagemöglichkeiten im Kryptokosmos entstanden. Die Token werden dabei verwendet, um das Eigentum an digitalen Vermögenswerten zu repräsentieren und können nur durch Kryptowährungen erworben werden. Betrug der durchschnittliche tägliche Gesamtumsatz des Marktes 2020 noch etwa 183 121 US-Dollar, stieg er bereits 2021 auf 28 Millionen an. Besonders begehrt waren dabei digitale Kunstwerke. Mike Winkelmann, der unter seinem Pseudonym Beeple besser bekannt ist, stieg mit einem Paukenschlag in die Top Drei der noch lebenden Künstler auf. Sein Werk „Everydays – The First 5000 Days“ versteigerte er als NFT bei Christie’s für einen Gegenwert von 69 Millionen US-Dollar.
NFTs bieten durch eingebaute Smart Contracts die Möglichkeit, dass die Künstler automatisch auch bei jedem Wiederverkauf des Werks am Gewinn beteiligt werden. Das macht NFTs auch für Spendenaktionen interessant, da die Organisationen, denen das Geld zugutekommt, so ebenfalls mehrfach profitiert. Pussy-Riot-Mitglied Nadeschda Tolokonnikowa initiierte basierend auf dieser Idee eine NFT-Kollektion, durch dessen Erlöse bereits mehrere Millionen Dollar für ukrainische NGOs gesammelt werden konnten.
von Andreas Fuhrich
a.fuhrich@trendreport.de