„Über den Tellerrand hinausblicken“

Wir sprachen mit Arjan van Staveren, Country Manager Germany bei Snowflake, wie Unternehmen mit übergreifenden Datenplattformen Wettbewerbspotenziale erschließen können. Dazu gehört in jedem Fall seiner Meinung nach die unternehmensübergreifende Kooperation bei Datenpools.

Unternehmen brauchen einen Chief Data Officer und Cloud-Datenplattformen für die Herausforderungen der Zukunft, fasst Arjen van Staveren zusammen.

KI und lernende Algorithmen brauchen vor allem eins: Trainingsdaten. Inwiefern hilft eine Datenplattform in der Cloud, dieses Ziel schneller zu erreichen?
Moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz und Machine Learning brauchen nicht nur sehr große Datenmengen, um effektiv zu trainieren. Sie brauchen vor allem auch verschiedene Dimensionen von Informationen, um beispielsweise die Zahlen des Vertriebs mit denen des Marketingteams in Zusammenhang bringen und etwaige Schwachstellen oder Optimierungspotenziale erkennen zu können. Mit traditionellen, statischen Altsystemen ist es jedoch kaum möglich, diese Fülle und Vielfältigkeit bereitzustellen. Sie halten die Daten der einzelnen Standorte und Abteilungen innerhalb eines Unternehmens in Silos gefangen und können deshalb nicht ohne Weiteres von KI und Co. genutzt werden.
Eine Cloud-Datenplattform kann dieses Problem nachhaltig lösen. Aufgrund der barrierefreien Infrastruktur können alle verfügbaren Informationen abteilungs- und standortübergreifend genutzt werden – und das auch noch nahezu in Echtzeit. Doch eine Cloud-Datenplattform bringt noch weitere Vorteile mit sich, die für das Training moderner Technologien mindestens ebenso unverzichtbar sind: Einerseits kann die Aufbereitung direkt in der Plattform stattfinden, sodass stets das Format bereitsteht, das benötigt wird. Andererseits lässt sich die Rechenleistung hier flexibel hoch- und runterskalieren, sodass KI-Technologien und lernende Algorithmen auf quasi unendliche Ressourcen zurückgreifen können. Gerade im Trainingsprozess ist das äußerst wichtig, da es immer wieder zu einem hohen Leistungsbedarf kommen kann. Ein Unternehmen, das darauf nicht vorbereitet ist, wird sich schnell über Verzögerungen und fehlende Rechenkapazitäten ärgern müssen.

Könnten Sie sich vorstellen, dass Unternehmen künftig Ihre Daten „zusammenlegen“ in gemeinsamen Datenräumen, um Trainingsdaten schneller bereit stellen zu können und Verzerrungen zu minimieren?
Interne Daten mit anderen – auch der Konkurrenz – zu teilen, gehört bei vielen Unternehmen bereits zum Standard. Gründe dafür gibt es viele: Zum einen können sie auf diese Weise darauf verzichten, selbst einen entsprechenden Datenpool aufbauen zu müssen. Das wäre extrem zeit- und kostenintensiv, weshalb es vor allem für Startups, aber auch für etablierte Firmen, die vielleicht in neue Geschäftszweige investieren möchten, eine praktische Option darstellt, auf die bereits bestehenden Daten anderer zurückzugreifen. Zum anderen bietet dies die Chance, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken – und das ist es, was es braucht, um wirklich effektiv und fortschrittlich sein zu können. Wer immer nur in seinem eigenen Dunstkreis agiert und die immer selben Daten nutzt, wird auch mithilfe der schlausten Technologien zu keinen neuen Erkenntnissen gelangen.
Damit das Teilen von Unternehmensinformationen in der Praxis funktionieren kann, führt kein Weg an der Nutzung einer Cloud-Datenplattform vorbei. Sie erlaubt es zwar, dass auch Dritte sicher auf die Daten zugreifen und diese für ihre eigenen Zwecke einsetzen können, verhindert aber gleichzeitig, dass diese kopiert, gelöscht oder verschoben werden. Nur so lässt sich sicherstellen, dass alle Daten stets am Ursprungsort verbleiben und nicht verschiedene Versionen im Umlauf sind. Das gewährleistet, dass es nur eine Single Source of Truth gibt.
Wie wichtig diese ist, zeigt der Datensatz zum globalen Covid-19-Impffortschritt von Starschema. Der Datensatz, der über den Data Marketplace von Snowflake bereitgestellt wird, soll mehr Transparenz im Kontext der Pandemie schaffen und gibt beispielsweise Auskunft, welche Impfstoffe derzeit eingesetzt werden. Um besser planen und Engpässe vermeiden zu können, ist es unbedingt notwendig, dass die bereitgestellten Informationen stets in qualitativ hochwertiger und aktueller Form vorliegen. Das kann nur sichergestellt werden, wenn keine veralteten Versionen im Umlauf sind. Nur dann können andere Akteure wie beispielsweise Behörden und Impfzentren, aber auch Unternehmen einen tatsächlichen Mehrwert aus den Daten generieren.

Daten werden in Ökosystemen „zusammengelegt“ und ausgetauscht. So wird z.B. das Auto künftig ein rollendes Datenökosystem, Immobilien und Industrieanlagen sowieso. Was müssen Unternehmen nun in die Wege leiten, um effektiv daran zu partizipieren?
Wie eingangs bereits erwähnt, braucht es immer verschiedene Datendimensionen, um den Ansprüchen unserer modernen und vernetzten Umwelt gerecht zu werden. Im Falle des Autos wird es somit in Zukunft nicht mehr nur wichtig sein, auf unmittelbare Informationen wie die Fahrtgeschwindigkeit zugreifen zu können. Um dem Fahrer und anderen Verkehrsteilnehmern die größtmögliche Sicherheit bieten und Risiken bereits im Vorfeld abschätzen zu können, spielen auch andere Parameter wie zum Beispiel das Wetter, Außentemperatur und Luftdruck eine wichtige Rolle. Hat das Auto die Möglichkeit, auf externe, meteorologische Informationen wie diese zuzugreifen, kann es beispielsweise auch den verlängerten Bremsweg auf nasser Fahrbahn einkalkulieren und auf diese Weise einen Unfall verhindern. Selbstverständlich ist das nur einer von vielen Wegen, wie Daten innerhalb der neuen Ökosysteme zum Einsatz kommen können. Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos.
Doch mithilfe einer Cloud-Datenplattform können Unternehmen nicht nur die Daten Dritter abrufen. Sie bietet ihnen auch die Chance, ihre eigenen Daten zu monetarisieren und sich dadurch eine neue Einnahmequelle zu eröffnen. Bevor die Daten zum Verkauf angeboten werden können, gibt es aber einige Dinge zu beachten. Die intern gesammelten Rohdaten sind nämlich in der Regel zu ungepflegt. Aus diesem Grund ist es zunächst notwendig, sie zu entschlüsseln, zusammenzuführen und zu bereinigen. Dank einer Cloud-Datenplattform sind hierfür keine zusätzlichen Tools nötig. Stattdessen kann die Aufbereitung der Daten direkt vor Ort stattfinden, was eine Bereitstellung und damit auch die Monetarisierung schnell und unkompliziert macht.

Braucht es in Zukunft in den Unternehmen einen Chief Data Officer?
Die Antwort auf diese Frage ist so kurz wie simpel und lautet: Ja, definitiv! Vor einigen Jahren war es noch eher der Chief Digital Officer, der als unerlässlich galt, doch die Entwicklung schreitet immer schneller voran – und das über alle Branchen hinweg. Inzwischen besteht die Herausforderung nicht mehr darin, digitale Prozesse zu etablieren und die notwendige Infrastruktur zu schaffen, um selbst große Datenmengen zu sammeln. Viel wichtiger ist es stattdessen geworden, sich selbst in die Lage zu versetzen, diese gewinnbringend nutzen zu können. Und deshalb führt für Unternehmen kein Weg daran vorbei, sich um einen eigenen Chief Data Officer zu bemühen.
Branchen wie die der Versicherungen oder auch das Bankwesen basieren schon seit jeher auf Daten. Um etwaige Risiken oder aufkommende Trends noch besser prognostizieren zu können, ist es jedoch wichtig, dass Daten gut zugänglich sind. Das bedeutet nicht, dass jedem Mitarbeiter der Zugriff gewährt werden muss, in jedem Fall jedoch jenen, die diese für ihre tägliche Arbeit benötigen. Und vielmehr noch als das: Schon heute ist das der entscheidende Faktor, der Unternehmen dabei hilft, sich von der Konkurrenz abzusetzen. Die wichtigste Aufgabe des Chief Data Officers ist es deshalb, sich für die Demokratisierung der Daten einzusetzen. Auch die Fortbildung der einzelnen Abteilungen sollte für ihn ein mindestens ebenso großes Anliegen sein. Hier ist es wichtig, das Training der Datenkompetenz als festen Bestandteil zu etablieren, dem im Arbeitsalltag genügend Zeit eingeräumt wird. Denn Unternehmen können nicht davon ausgehen, dass ihre Mitarbeiter sich in ihrer Freizeit darum bemühen. Je mehr Menschen sicher mit Daten umgehen und diese auf die richtige Art und Weise analysieren und kommunizieren können, desto größer ist jedoch der Spielraum für Innovationen und kreative Ideen. Der Chief Data Officer hat bei diesem essentiellen Wandel den Hut auf und spielt deshalb die Schlüsselrolle bei der Digitalisierung eines jeden Unternehmens.

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