Öffentlicher Nahverkehr kann durch neue Technologien deutlich rentabler werden

Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) gilt bisher als Zuschussgeschäft: Jedes Jahr erhalten die Betreiber mehr als 3 Milliarden Euro aus öffentlichen Kassen, um ihre Kosten zu decken. Der aktuelle Kostendeckungsgrad liegt im Schnitt bei 76 Prozent. Doch das könnte sich mithilfe neuer Technologien bald ändern. In Metropolen ist sogar ein gewinnbringender Betrieb möglich, so das Ergebnis der neuen Roland Berger-Studie „Nahverkehr rechnet sich – Wie Verkehrsbetriebe durch neue Technologien rentabler wirtschaften können“.

„Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, den öffentlichen Nahverkehr rentabler und gleichzeitig für die Kunden attraktiver zu gestalten“, erklärt Tobias Schönberg, Partner von Roland Berger. Das reicht von der Automatisierung und Elektrifizierung der Fahrzeugflotte über den Einsatz von Robo-Shuttles und Ride-Pooling bis hin zur Nutzung von Echtzeitdaten, etwa zur Reparatur- und Wartungsplanung.

„Nicht alles ist schon einsatz- und marktreif“, sagt Schönberg, „aber die Entwicklung schreitet schnell voran und die neuen Technologien eröffnen dem öffentlichen Nahverkehr große Chancen, seine Effizienz zu steigern.“ Der Einsatz neuer Technologien könnte in Metropolen zu Kosteneinsparungen von bis zu 390 Millionen Euro führen.

Sieben Ansätze, um Kosten zu senken

Die Roland Berger-Experten haben sieben Ansätze identifiziert, die zu mehr Effizienz in drei zentralen Bereichen des ÖPNV-Betriebs führen können: Fahrzeugbeschaffung, Betrieb und Verkehrssteuerung sowie Marketing und Vertrieb. Jeder Ansatz hat ein unterschiedliches Effizienzpotenzial: Am rentabelsten ist der Einsatz von Echtzeitdaten. Dabei werden technische Fahrzeugdaten direkt an die Verkehrsbetreiber übermittelt, um Probleme schnell zu beheben und lange Wartungsintervalle zu vermeiden (Predictive Maintenance). Allein dadurch lässt sich die Kostendeckung in Metropolen um 7 Prozentpunkte steigern.

Ebenso rentabel ist der Einsatz von flexiblen Robo-Shuttles, etwa auf schlecht ausgelasteten Strecken; dadurch kann sich die Kostendeckung in Großstädten um 5 Prozentpunkte verbessern. Weitere Möglichkeiten bieten die Automatisierung der Flotte, Elektrobusse, Ride-Pooling- und Mobility-as-a-Service-Angebote sowie eine bessere Steuerung der Kapazitäten und der Nachfrage. „Setzen Städte alle vorgeschlagenen Ansätze zeitgleich um, könnte sich die Kostendeckung je nach Größe der Stadt um 10 bis 30 Prozentpunkte verbessern“, prognostiziert Andreas Schwilling, Partner von Roland Berger. „Damit ließe sich der öffentliche Verkehrsbetrieb zumindest in den Metropolen rentabel betreiben – ohne Nachteile für die Kunden.“

Dies setzt allerdings ein Umdenken voraus. Die Städte sollten ein klares übergeordnetes Ziel haben: ein möglichst effizientes Gesamtsystem für urbane Mobilität. „Sämtliche öffentliche Verkehrsmittel sollten weiterhin gesamthaft gedacht und als ein vernetztes System gestaltet werden“, sagt Schönberg. „Dann profitieren alle: sowohl die Betreiber, egal ob öffentlich oder privatwirtschaftlich, als auch die Nutzer.“

Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen:
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Bildquelle / Lizenz: Photo by Ant Rozetsky on Unsplash; Dies ist eine Pressemitteilung von RolandBerger