Lieferkettengesetz: So wichtig wird grüne Logistik
Autor: Leonardo Uch
Während der Coronakrise im vergangenen Jahr fand sich die Logistikbranche vor nie dagewesenen Herausforderungen wieder. Die Bedeutung krisensicherer Lieferketten trat niemals deutlicher hervor. Im selben Jahr diskutierte man in der Bundesrepublik die Einführung des Lieferkettengesetzes, das Ausbeutungsfreiheit in globalen Supply Chains sicherstellen soll. Anfang 2021 wurde mit diesem Ziel das Lieferkettengesetz (LKG) verabschiedet, das bundesweit 2023 in Kraft tritt. Negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sollen durch nachhaltige Lieferketten vermieden werden. Wer ist von dem neuen Gesetz betroffen? Was droht bei Verstoß und wie grün lassen sich Lieferketten gestalten?
Nachhaltige Supply Chain: Das fordert das LKG
Das deutsche Lieferkettengesetz gilt ab dem ersten Januar 2023 für alle inländischen Betriebe mit über 3.000 Arbeitnehmern. Genau ein Jahr später betrifft es auch Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten. Durch eine Risikoanalyse im Sinne der Due-Diligence-Strategie soll die gesamte Wertschöpfungskette auf die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards geprüft werden. Neben einem wirksamen Risiko-Management müssen hierzu Beschwerde-Mechanismen eingerichtet werden. Die unternehmerische Sorgfaltspflicht ist durch die Gesetzgebung erstmals an jeder Stelle der Lieferkette verbindlich geregelt. Verstöße gegen das Gesetz sollen streng abgestraft werden. Sanktionen von bis zu zwei Prozent des Jahresumsatzes werden diskutiert.
Zur Realisierung des LKG erhalten Betriebe, wo nötig, behördliche Unterstützung. Anders als zahlreiche KMUs sind mittelbare Zulieferer innerhalb der Lieferkette nicht direkt von den Regelungen betroffen. Indirekt kommt auf sie trotzdem Handlungsbedarf zu, falls Auftraggeber Kenntnis von einer Missachtung der menschenrechtlichen oder umwelttechnischen Standards erhalten – durch die abgestufte Sorgfaltspflicht. Den mitunter bedeutendsten Druck zu einer nachhaltigen Gestaltung der Arbeitsabläufe spürt man mit dem Gesetz im Hinblick auf Logistik- und Transportprozesse. Schon vor der LKG-Diskussion legten zunehmend mehr Verbraucher besonderen Wert auf grüne Lieferketten. Wie umweltschonende Logistik funktionieren kann, konnten Anbieter wie everstox mit dezentraler Lagerlogistik und verkürzten Lieferwegen unlängst demonstrieren.
Grüne Lieferkette: Wie man die Herausforderung meistert
Unternehmen mit umweltfreundlicher Logistik sind besser auf die Einhaltung der bald schon gesetzlich festgelegten Umweltvorschriften vorbereitet. Abgesehen davon kann grüne Logistik schon seit Jahren Produkt- und Unternehmenswerte stärken. Nicht nur werden Betriebe damit der Erwartungshaltung von Kunden und Mitarbeitern gerecht. Auch Kostenvorteile sind mit nachhaltigen Lieferketten verbunden. Ein besonderes Augenmerk legen grüne Logistik-Strategien auf CO2- und Treibhausgasemissionen im Transport. Die Nutzung fossiler Brennstoffe ist für logistische Prozesse noch immer unumgänglich. Zum klassischen Kraftverkehr gibt es bislang zu wenige Alternativen, um fossile Brennstoffe komplett zu ersetzen.
Zugunsten der Nachhaltigkeit muss die Logistik trotzdem Veränderungen planen. Eine eingehende Analyse der Ausgangssituation bildet die Basis, um passende Nachhaltigkeitsstrategien mit festen Logistik-Zielen zu entwickeln. Dabei ist es wichtig, die jeweiligen Ziele an der allgemeinen Geschäftsstrategie des Unternehmens auszurichten, um eine klare Kommunikation zu ermöglichen. Damit Mitarbeiter motiviert bleiben, sollte die Zielsetzung außerdem realistisch bleiben.
Als Einzelziel lohnt beispielsweise
- Ressourcensparen mit geleasten statt gekauften Lagerbehältern.
- eine Emissionsausgleich-Zahlung als Klimaschutz-Beitrag.
- die Implementierung CO2-reduzierter Logistikdienstleistungen und umweltschonender Technologien.
- gesteigerte Energieeffizienz im Lager.
- die Reduktion von Verpackungsmaterial.
- der Einsatz von Mehrweg-Verpackungen.
- die Emissionsreduktion eigener Fahrzeuge und Anlagen.
- Müllreduktion.
- die Umstellung auf klimafreundliche Herstellungsverfahren.
- die Konzentration auf nahe angesiedelte Lieferanten.
Einzelziele wie diese tragen zur Annäherung an das größere Ziel bei. Die passende Menge der richtigen Dinge soll unter möglichst geringen Emissionen am richtigen Ort ressourcenschonend zur Verfügung gestellt werden. Und zwar zum passenden Zeitpunkt, in angemessener Qualität und zu wirtschaftlichem Preis.
Öko-Logistik: Weshalb sie künftig so wichtig ist
Laut dem Fraunhofer-Institut gehen fünf Prozent aller weltweiten Emissionen auf Logistik zurück. Ohne möglichst ökologisch gestaltete Prozesse wird der deutsche Wirtschaftssektor daher keine Dekarbonisierung erreichen. Die Politik versucht die Umstellung auf eine kohlenstoffneutrale Wirtschaft durch kontinuierliche Gesetzesanpassungen schon seit Jahren voranzutreiben. Als klimapolitisch wichtigstes Vorhaben gilt aktuell das Klimaschutzprogramm 2030, das mit dem Klimaschutzgesetz und seinen Anpassungen beschlossen wurde. Neben einer 55-prozentigen Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes sind bis 2030 der Kohleausstieg und ein Mobilitätsumbau vorgesehen.
Als wichtigste Herausforderung für die Realisierung im Unternehmen gilt neben hohem Margendruck und fehlender Infrastruktur die Ausrichtung des Investitionsbudgets auf das Kerngeschäft. Teils mangelt es auch am Know-how. Nichtsdestotrotz können umweltschonende Maßnahmen neben einem besseren Image eine Effizienzsteigerung mit reduziertem Verbrauch und sinkender Kostenbelastung erzielen. Deshalb sind sie laut Experten einer der wichtigsten Zukunftstrends in der Logistik.
Grüne Logistik im Jahresvergleich
Im Jahr 2010 war mehr als die Hälfte aller Logistik-Entscheider im Hinblick auf nachhaltige Logistik-Prozesse laut einer Umfrage nicht investitionsbereit. Das hat sich Schritt für Schritt geändert. Vor allem, weil soziale und ökologische Verantwortung zu einem zunehmend wichtigen Kaufkriterium geworden ist. Bereits im Jahr 2014 spielte Öko-Logistik lediglich bei einem Fünftel der Entscheider keine wesentliche Rolle.
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